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Academic year: 2022

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phIakzente 2 /2009

29 Standpunkt |

Bettina Diethelm | Was haben wir uns jeweils gefreut, wenn wir nach vollbrachter Leistung von der Lehrerin ein Kleberli oder ein Stempeli ins Heft er- halten haben. Und welch eine Enttäuschung, wenn es hiess, die Leistung reiche dieses Mal nicht für den blauen Elefan- ten, sondern nur für das gelbe Blümlein. Ja, diese kleinen An reize haben uns ange- spornt. Und wir fanden es to- tal okay, für unsere Leistung etwas zu erhalten. Aber, wie sinnvoll sind Belohnungen in der Schule? Erhöhen sie tatsächlich die Lernleistung von Schüler/in- nen? Und, womit darf man überhaupt belohnen?

Seit vor kurzem der Fernsehsender futura-tv sein Experiment

«Geld für Noten» in der bernischen Gemeine Wiedlisbach gestar- tet hat, hat sich die Öffentlichkeit in einem unerwarteten Aus- mass zu diesen Fragen geäussert. Der Tenor war mehr oder weni- ger derselbe, Bildungsexpert/innen, Journalist/innen sowie der kleine Mann von der Strasse sind sich einig: Geld für gute Noten zu bezahlen, geht gar nicht. Man dürfe die Kinder auf keinen Fall dazu erziehen, nur noch für Geld anstatt für sich selber und fürs Leben zu lernen.

Selbstverständlich bleibt das hehre Ziel jeden Unterrichts, die Schüler/innen soweit zu bringen, sich den Stoff mit Interesse und Motivation anzueignen, sich neugierig in die Materie zu vertiefen und dadurch nachhaltig zu lernen. Aber wir alle wissen, dass dem nicht immer so ist. Wir wissen es, weil wir selber etliche Schulstunden «überstanden» haben, in denen uns der Schulstoff ziemlich egal war. Und jede Lehrperson kennt den leeren Blick, mit dem Schüler/innen manchmal am Fenster hängen bleiben.

Das ist Alltag und gehört ebenso zur Schule wie die 10-Uhr Pause.

Dennoch sei die Frage erlaubt, ob es nicht Mittel und Wege gibt, solche Durchhänger von aussen aufzufangen. Gerade in der Se- kundarschule, wenn Hormonschübe jegliche Appelle an die Ver- nunft abperlen lassen wie Teflon und Lernen höchstens dann noch ansatzweise cool ist, wenn es sich um Songtexte von 50 Cent handelt, aber sicher nicht bei Gedichten von Goethe.

Man konnte in den Diskussionen und Kommentaren zum Wiedlisbacher Experiment zunehmend einen moralischen Unter- ton mitschwingen hören. Die eigentliche Frage, ob denn die Lern- leistung von Schülerinnen und Schülern nicht durch externe Mo- tivatoren angekurbelt oder zumindest bei der Stange gehalten werden kann, trat etwas ins Abseits. Schade eigentlich, denn die Forschung zu incentives, wie man diese Belohnungsgeschichte

auch nennt, ist ein spannendes Feld. In seiner Arbeit von 2007 führte Bernhard Jacobs eine Analyse verschiedener empirischer Untersuchungen durch, welche sich alle mit der Frage befassten, ob und wie stark extrinsische Anreize (Geld oder Noten) kognitive Testleistungen sowie aktuelles Lernen beeinflussen. Und tat- sächlich: Belohnen funktioniert. «Gut organisierte und kontrol- lierte extrinsische Anreize» können bei vielen Schüler/innen «zu- sätzliche Motivationsreserven»1 freisetzen, so Jacobs.

Allerdings sind der Leistungssteigerung durch Anreize auch Grenzen gesetzt, insbesondere durch die Fähigkeiten der Schüler/

innen selber. Für die Lösung schwierigerer Aufgaben mehr Geld anzubieten, steigert den Output keineswegs, und als wenig för- derlich erwies sich ein Belohnungssystem im Konkurrenzverfah- ren, wenn also nur die Besten zu Potte kommen. Bessere Ergeb- nisse bringen Stücklohn oder Quoten, also Belohnung pro richtig gelöste Aufgabe oder anders ausgedrückt – individualnormbezo- gene Belohnung. Und, pay enough or don’t pay at all. Meint, symbolische Zahlungen sind zu vermeiden, sie führen zu Inakti- vität oder gar Reaktanz. Von durchschlagendem Erfolg finanziel- ler Anreize auf die Leistungssteigerung weiss allerdings keine Untersuchung zu berichten. Am ehesten sprechen wohl die intel- ligenten, aber faulen Schüler/innen darauf an, da sie realisti- scherweise Erfolg haben können.

Essen wir also die Geschichten um Wiedlisbach nicht so heiss, wie sie medial gekocht wurden. Es ist ein interessantes schuli- sches Experiment, nicht mehr und nicht weniger. Auf keinen Fall ist es ein Versuch, unsere Jugend auf kapitalistische Irrwege zu lenken.

Belohnen in der Schule soll stattfinden, es ist wichtig und als externe Rückmeldung auf die erbrachte Leistung Bestandteil der Lernmotivation. Finanzielle Anreize spielen dabei eher eine un- tergeordnete Rolle, die herkömmliche Belohnung durch Noten erwies sich in den Untersuchungen als deutlich effektiver. Und warum nicht mal ein Bonussystem ausprobieren, um leere Blicke wieder zu füllen? Einen Versuch ist es allemal wert.

Anmerkung

1 Jacobs, b. (2007), S. 28

Literatur

Jacobs, bernhard: geld und noten als extrinsische motivatoren zur verbes- serung kognitiver leistungen. medienzentrum der philosohpischen fa- kultäten der universität des Saarlandes. url: http://www.phil.uni-sb.

de/~jakobs/wwwartikel/extrinsische_motivierung/index.html (abgeru- fen am 25.4.2009)

Bettina Diethelm ist wissenschaftliche mitarbeiterin an der ph zürich und redaktorin bei ph akzente.

bettina.diethelm@phzh.ch

pay enough or Don’t pay at all!

foto vera honegger, ph zürich

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