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Heiser, Jan Christoph: Interkulturelles Lernen

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Heiser, Jan Christoph: Interkulturelles Lernen 227

Rezensionen Info DaF 2/3 · 2015

angegeben wird, sind die meisten Autoren aus Niedersachsen, so dass auch Entwicklungen von dort eine Rolle spielen. Die Autoren werden am Ende des Buches kurz vorgestellt, was recht positiv ist.

Die Artikel haben unterschiedliche Längen, wobei viele wohl auch mehr noch hätten schreiben können. Hier ist die in den meisten Artikeln nicht geringe Anzahl von Literatur sehr positiv, da dies eine weitere Beschäftigung anbietet.

Nicht immer wird deutlich, dass nicht nur durch die Menschen Vielfalt deutlich wird, sondern dass auch jeder Mensch Diversität besitzt, was unterschiedliche Relevanz aufzeigt. In den meisten Artikeln wird deutlich, dass Vielfalt nicht bedeutet, dass Bewertungen entfallen. Eine große Bedeutung bekommen hierfür Menschenrechte und Menschenrechtserziehung, deren wesentliche Anteile an einer Bildung der Vielfalt auch angesprochen werden. Insgesamt ist das Buch empfehlenswert, jedoch unter der Einschränkung, dass Deutsch (DaF, DaZ) nicht in besonders großem Umfang Berücksichtigung findet.

 Heiser, Jan Christoph:

Interkulturelles Lernen. Eine pädagogische Grundlegung. Würzburg: Kö- nigshausen & Neumann, 2013. – ISBN 978-3-8260-5249-1. 400 Seiten, € 49,80 (Sebastian Chudak, Poznań / Polen)

Spätestens seit den 1970er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bis noch vor wenigen Jahren galt – trotz zahlreicher Modifikationen und einer langen Diskus- sion um und über den Begriff und das so formulierte Unterrichtsziel – die Entwicklung der sog. kommunikativen Kompetenz als das übergeordnete Ziel des Zweit- und Fremdsprachenlernens und -lehrens. In der neuesten Zeit ist aller- dings eine Änderung der Gewichtung der Ziele des Zweit-/Fremdsprachenunter- richts zu beobachten: Als sein Hauptziel betrachtet man heute vielmehr die Entwicklung der sog. interkulturellen kommunikativen Kompetenz. Zwar umfasste bereits das Ziel, das als kommunikative Kompetenz definiert wurde, neben der linguistischen Teilkompetenz immer auch noch die soziokulturelle Teilkompe- tenz, mit der das Wissen um alle Aspekte des Lebens im Land der jeweiligen Zielsprache und somit seine Kultur gemeint war. Mit dem Attribut interkulturell erfährt aber das Unterrichtsziel kommunikative Kompetenz eine erhebliche Erweite- rung. Wie jeder didaktische Ansatz bedarf auch der interkulturelle Ansatz einer entsprechenden theoretischen Fundierung. Dies ist besonders deswegen wichtig, da trotz der bereits seit Jahren geführten fachdidaktischen Diskussion der Begriff interkulturelles Lernen recht inflationär gebraucht wird, was als Mangel an Be- wusstsein dessen interpretiert werden kann, was interkulturelles Lernen eigentlich ist, welche Voraussetzungen erfüllt werden müssen, damit es stattfinden kann, welche Ergebnisse jeweils zu erwarten sind usw. Umso erfreulicher ist es, dass

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erstmals ein Buch erschienen ist, welches die pädagogische Grundlegung für das Phänomen des interkulturellen Lernens detailliert erörtert.

Das erste Kapitel des 2013 veröffentlichten Werks von Jan Christoph Heiser, das 2012 als Dissertation an der kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth eingereicht und von Prof. Dr. Lutz Koch und Prof. Dr. Otto Hansmann begutachtet wurde, widmet der Autor der Darstellung aktueller Ansätze interkul- turellen Lernens. Er präsentiert die grundlegenden Aspekte der Studien von G.

Auernheimer, C. Allemann-Ghionda, I. Gogolin / M. Krüger-Potratz, H. Grosch / W. R. Leenen, P. Mecheril, W. Nieke und A. Thomas (15–35). Anschließend analysiert er sie kritisch vor bildungstheoretischem Hintergrund (35–43). Er liefert auch einen Exkurs zum Kompetenzbegriff (43–48) sowie eine bildungstheoreti- sche Kritik an diesem, wobei er auf »problematische Konsequenzen und bildungs- theoretische Einschnitte« (48–52) verweist (hier u. a. auf den logischen Schein, die Eindimensionalität und Welt-Ferne), die sich aus seiner Verwendung ergeben.

Abschließend weist er im Fazit seines Überblicks auf die Gefahr hin, »den instrumentellen Charakter von Wissen und Können zu stark zu betonen«, wenn man »Bildung bzw. Bildungs- und Erziehungsprozesse allein mithilfe von Kom- petenz(en) zu beschreiben« versucht (53, 55). Er warnt vor der Missachtung der Autonomie und Einzigartigkeit des Individuums und betont das Fehlen ethisch- philosophischer Grundlagen in den von ihm erwähnten Ansätzen.

Im zweiten Kapitel beschäftigt sich der Autor u. a. mit dem Verhältnis, in dem Philosophie und Pädagogik zueinander stehen (56–59). Er veranschaulicht an- schließend den philosophischen Gehalt des Begriffs Interkulturalität (59–69). Er reflektiert dabei über die Bedeutung des Adjektivs interkulturell und des Präfixes inter- sowie über den Begriff Kultur. Er liefert ebenfalls einen Exkurs über die Weltphilosophie von Karl Jaspers (70–75). Im Zwischenfazit betont er ausdrück- lich die Relevanz interkultureller Philosophie im Kontext interkultureller Bildung und Erziehung (79–83).

Im dritten Kapitel gilt das Augenmerk von Heiser den Bedingungen und Möglichkeiten des Fremd- und Kulturverstehens. Er liefert hier zunächst einen Überblick über Verstehensansätze der Klassiker der Hermeneutik, darunter Kant, Schleiermacher, W. von Humboldt u. a. m. (84–119), um anschließend eine Inter- kulturelle Hermeneutik zu skizzieren (119–121), deren neue Perspektive sich seines Erachtens »ganz auf das Verstehen des Anderen als Anderen bzw. auf dessen Fremdheit konzentriert« (120). Das Kapitel wird durch den Versuch abgeschlos- sen, das interkulturelle Verstehen zu definieren (129–135). Hier wird gleichzeitig die Frage aufgeworfen, wie man denn interkulturell zu verstehen lernen kann, auf die im folgenden Kapitel eingegangen wird.

Wie bereits angedeutet, ist das vierte Kapitel dem philosophisch-pädagogischen Lernbegriff gewidmet. Es beginnt mit einer kurzen Einführung in den Lernbegriff (137–143), der sich eine ausführliche Darstellung von vier Lerntheorien anschließt.

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Rezensionen Info DaF 2/3 · 2015

Behandelt werden hier epagogischer Lernbegriff und Hermeneutik des Lernens nach G. Buck (144–162), Anfänge des Lernens nach K. Meyer-Drawe (163–181), Logik und Negativität des Lernens von L. Koch (182–217) und Anthropologie des Lernens nach K. Prange (218–241). Indem der Autor den kritischen Überblick über die genannten Theorien liefert und über ihre interkulturelle Relevanz reflektiert, bereitet er den Leser auf seine Analyse im fünften Kapitel vor.

Im fünften Kapitel unternimmt Heiser den Versuch, interkulturelles Lernen neu zu definieren. Der von ihm vorgeschlagene Lernbegriff soll »sowohl allgemeinpäda- gogischen bzw. bildungsphilosophischen und ethisch-moralischen als auch insbe- sondere interkulturellen Ansprüchen genügen« (242). Der Autor formuliert hier Thesen, die Probleme der bisherigen Definitionen auf den Punkt bringen. Er weist dabei auf das Fehlen einer entsprechenden Auseinandersetzung mit den lernthe- oretischen Grundlagen (243–249) sowie auf die vernebelnde Wirkung des Adjek- tivs interkulturell hinsichtlich des Lernbegriffs (249–253) hin. Seinen zwei Negativ- Thesen folgen zwei positive Hypothesen: »Interkulturelles Lernen ist zuallererst Lernen […] und als Grundbegriff der Pädagogik zunächst systematisch-lerntheo- retisch zu klären. […] Erst nach systematischer Darlegung des Grundbegriffs kann das Adjektiv beigefügt werden.« (243) Im Folgenden geht der Autor zur Neufor- mulierung des interkulturellen Lernens über. Dabei unterzieht er die im vierten Kapitel beschriebenen Ansätze einer ausführlichen Analyse und Kritik (256–295), um schließlich die Konsequenzen und Ziele des interkulturellen Lernens zu formulieren (296–301).

Letztere greift er im sechsten Kapitel auf. Heiser diskutiert hier Ziele wie Perspektivenwechsel, Fremdverstehen, Kulturaustausch, Gemeinschaftshandeln, die im Kontext interkulturellen Lernens genannt werden, und betont die Bedeutung des Reflexionsvermögens des jeweils lernenden Individuums und seiner Bereit- schaft zum Dialog und zur Horizonterweiterung (303–307). Besonders viel Aufmerksamkeit schenkt er dem philosophischen Grundbegriff Epoché (Überle- gung und Neugierde) und seiner Rezeption in der Pädagogik (308–322). Die Ausbildung der Haltung der Epoché betrachtet er als Ziel interkulturellen Lernens, da sie die »Aufmerksamkeit gegenüber unseren Hypothesen, Urteilen und unserem Vorwissen« und das »Bewusstsein des hypothetischen Charakters unse- rer Einschätzungen und unseres Lernvollzugs« fördert (324). Als zweites Ziel nennt er die erweiterte Denkungsart bzw. die Bildung des Gemeinsinns, die er u. a. mit Vorurteilsfreiheit und Interesse an Urteilen der Anderen gleichsetzt (325–345).

Das Kapitel schließt er dann mit einem Ausblick über den pädagogischen Lernbegriff als integralen Bestandteil einer Allgemeinen Interkulturellen Pädagogik ab (349–354).

Und schließlich unternimmt Heiser im letzten Kapitel seines Werkes den Versuch, die Frage danach zu beantworten, ob man denn Interkulturalität lehren kann. Er schlägt hier einen toleranzdidaktischen und einen moralpädagogischen Ansatz

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230 Hess-Lüttich, Ernest W. B. (Hrsg.): Sign Culture Zeichen Kultur

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vor, wobei er sich auf die »Toleranzdidaktik« W.-D. Ottos und die »ethische Didaktik« Kants stützt (362–371). Abschließend skizziert er die Implikationen der genannten Ansätze (372–378).

Interkulturelles Lernen kann mit Sicherheit als einer der größten pädagogischen Trends der letzten Zeit betrachtet werden. Interkulturalität ist gleichzeitig ein Begriff, der auch für die moderne Zweit- und Fremdsprachendidaktik von größter Relevanz ist. Für Personen, die sich mit der Anbahnung interkultureller Lern- und Bildungsprozesse befassen, ist die Auseinandersetzung mit lerntheoretischen Grundlagen der Interkulturalität durchaus empfehlenswert und kann mit Sicher- heit zur Steigerung der Qualität und Effizienz der von ihnen unternommenen Aktivitäten beitragen. Das vorliegende Werk von Jan Christoph Heiser bietet hierfür einen idealen Einstieg. Der Autor, der das Fehlen einer pädagogischen Grundlegung des interkulturellen Lernens bemängelt, liefert hier nämlich eine präzise Darstellung verschiedener Ansätze, die er kritisch hinterfragt und aus denen er schließlich auch Lernziele ableitet und didaktisch konkretisiert, die – wie er in der Einleitung zu seinem Buch schreibt – über die »Vermittlung« von Kulturstandards, cultural awareness und Ambiguitätstoleranz hinausgehen. Die Publikation ist daher nicht nur Personen zu empfehlen, die sich mit Pädagogik, Sozialpädagogik o. ä. befassen, sondern durchaus auch denjenigen, die im Bereich der Zweit- und Fremdsprachenvermittlung tätig sind.

 Hess-Lüttich, Ernest W. B. (Hrsg.):

Sign Culture Zeichen Kultur. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2012. – ISBN 978-3-8260-5067-1. 608 Seiten, € 58,00

(Udo O. H. Jung, Bonn)

Es ist für einen Berichterstatter notorisch schwierig, in der Rezension einer Schrift, die 34 Beiträge enthält – davon 21 englisch-, 12 deutsch- und einer französisch- sprachig –, das rechte Maß zwischen Auslassung, Erwähnung und Auseinander- setzung zu finden, zumal die Semiotik, um die es hier geht, ein Wissenschafts- zweig ist, der sehr wohl an das Aufgabenfeld des Fremdsprachendidaktikers heranreicht, ihm aber nie so richtig nahegekommen ist. Das Wort Fremdsprachen- unterricht taucht, wenn ich mich nicht irre, in dem hier anzuzeigenden Buch gar nicht auf. Dabei haben es Fremdsprachenlehrer und ihre Schüler allenthalben mit Zeichen und den von ihnen begründeten Kulturen zu tun, mit Piktogrammen, der anderen lingua franca neben dem Englischen, mit (Straßen-)Schildern aller Art, mit (Film-)Plakaten oder »Pedagogical Graphics«, über die der auch in diesem Band mit einer Schilderung über »The contemporary semiotic study of the mass media«

vertretene Marcel Danesi einst berichtete.

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