motorischen Bewegungsablauf im alpinen Skilauf, so leuchtet es ein, daß mit zunehmendem Alkoholspie- gel im Blut das Skifahren selbst sehr bald stark beeinträchtigt wird und inbesondere höhere Geschwindig- keiten ausgeschlossen sind. Vor al- lem die muskuläre Leistungsfähig- keit sinkt bereits nach geringen Al- koholmengen beträchtlich, und die automatische Balancefähigkeit führt schon bei geringen Störungen (etwa Pistenunebenheiten in der Dämme- rung) zum Sturz, ohne daß damit zwangsläufig eine Verletzung ver- bunden wäre: Gerade der angehei- terte Skifahrer rutscht meist nur seit- lich aus, wie eine von uns 1984 durchgeführte Testserie nachweisen konnte.
Mit anderen Worten: Auch wenn man sich nach einigen Schnäp- sen oder Glühweinbechern mit er- höhter Risikobereitschaft und ver- minderter Aufmerksamkeit gegen- über anderen Skifahrern oder Ge- fahrenstellen auf oder an der Piste
die Ski anschnallt, können diese Ne- gativaspekte (etwa im Gegensatz zum Straßenverkehr) von den Bewe- gungsanforderungen des Skifahrens her kaum mehr zum Tragen kom- men. Die eigentliche Gefahr eines feuchtfröhlichen Einkehrschwunges in eine Skihütte besteht vielmehr darin, beim Umtrunk die Zeit zu übersehen, die letzte Bahn zu ver- säumen und in der Dämmerung oder bei hereinbrechender Dunkelheit abfahren zu müssen — auch ein im nüchternen Zustand problemati- sches Unternehmen. Kommt es da- bei zum Sturz — häufig durch Ab- kommen vom Pistengelände —, fin- det der Alkoholisierte in der Regel in der Dunkelheit beziehungsweise im Tiefschnee seine beim Sturz los- gelösten Skier nicht mehr und macht sich zu Fuß an den Abstieg, was schließlich entweder zum Ausgleiten mit nachfolgendem Absturz oder zum erschöpften Zusammenbruch vor Erreichen des rettenden Tales führt.
Diese aus der Skiunfallfor- schung gewonnenen Erkenntnisse sind insofern von Bedeutung, als die häufig geäußerte und — wie erwähnt
— skiunfallkundlich nicht haltbare These, ein beträchtlicher Prozent- satz von Skiverletzten sei alkoholi- siert, den Blick auf die eigentlichen Probleme des Skiunfalles versperrt:
Skiunfälle geschehen vielmehr durch mangelndes Gefahrenbewußt- sein, fehlende Eigenverantwortung („Vollkaskomentalität"), mangel- hafte körperliche Vorbereitung und Mißachtung der Regeln für richtiges Fahrverhalten auf Skipisten (soge- nannte FIS-Regeln). Wer nicht erst
„apres ski" , sondern bereits wäh- rend seines Skitages alkoholische Getränke zu sich nimmt, vermiest sich vor allem selbst den Skigenuß.
Literatur im Sonderdruck zu bezie- hen über den Verfasser
Anschrift des Verfassers:
Dr. med. Franz Berghold A-5710 Kaprun • Österreich
Isolierter M. Crohn der Appendix?
Der Morbus Crohn (Enteritis regionalis) betrifft, einem Schlag- wort folgend, den Gastrointestinal- trakt von der Mundhöhle bis zum After. Vorsicht bei der Klassifika- tion granulomatöser Schleimhaut- veränderungen erscheint indes ins- besondere dann geboten, wenn es sich um einen isolierten Organbefall handelt und die „klassischen" Prä- dilektionsstellen, nämlich die Ileo- zaekalregion, nicht betroffen sind.
Die Autoren analysierten 25 Fall- mitteilungen aus Israel, die aus acht Krankenhäusern während der ver- gangenen 15 Jahre berichtet worden waren. 22 Patienten, bei denen über einen isolierten Befall der Appendix referiert worden war, konnten nach- untersucht werden. Bei einer Nach- beobachtungszeit von zwei bis 15 Jahren ergab sich in keinem Fall der Nachweis einer Crohn'schen Er- krankung. Ein Review der Weltlite- ratur ergab, daß in 93 Prozent aller
im Schrifttum mitgeteilten Fallbe- richte einer Enteritis regionalis des Wurmfortsatzes der weitere Verlauf keinen Hinweis auf diese Erkran- kung ergab. Offensichtlich handelt es sich bei der überwiegenden Mehr- zahl der Veröffentlichungen um eine chronische granulomatöse follikulä- re Appendizitis unbekannter Ätiolo- gie, die keinen nosologischen Zu- sammenhang mit dem M. Crohn er- kennen läßt.
Ariel, I., et al.: Crohn's disease isolated to the appendix. Truths and fallacies. Hum.
Pathol. 17, 1116-1121, 1986
Departments of Pathology and Surgery Hadassah University Hospital, Mount Scopus, Jerusalem
„Fenster-Periode"
für ELISA
Die Autoren dieses Berichtes weisen anhand von zwei Fallbeispie- len darauf hin, daß es während der Serokonversion bei Infektion mit dem menschlichen Immunschwäche-
FÜR SIE REFERIERT
Virus (HIV) zu einer „Fenster-Pe- riode" mit niedriger Sensitivität des ELISA-Tests kommen kann Die verschiedenen Bestätigungstests sind jedoch bereits positiv. Ein Pa- tient mit HIV-Infektion hatte mono- nukleoseähnliche Symptome, der andere litt an einer progressiven De- menz. Diese „Fenster-Periode"
wird auf zwei bis drei Wochen Dau- er geschätzt; es wurden jedoch auch gewisse klinische Situationen gefun- den, die diese Zeit verlängern kön- nen. So waren verschiedene Patien- ten mit Karzinomen Wochen bis Monate auf ELISA negativ, wäh- rend andere bestätigende Assays (z. B. der Western blot) reaktiv wa- ren. Lng
Marlink, R. G. et al.: Low Sensitivity of ELISA Testing in Early HIV Infection.
New Engl. J. Med. 315 (1987) 1549 Dr. Richard G. Marlink, Harvard School of Public Health, Boston, MA 02115, USA
A-534 (62) Dt. Ärztebl. 85, Heft 9, 3. März 1988