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A936 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 144. April 2003
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ür viele Menschen ist Son- nenbaden oder die Sonnen- bank ein fester Bestandteil von Freizeit und Urlaub. Die Folge ist ein deutlicher Anstieg von Hauttumoren. Neben ma- lignen Melanomen sind vor al- lem Basalzellkarzinome (frü- her als Basaliome bezeichnet) und aktinische Keratosen si- gnifikant häufiger geworden.Das Basalzellkarzinom (BZK) tritt bevorzugt im sech- sten bis achten Lebensjahr- zehnt auf und ist mit einer Morbiditätsrate von 60 bis 100 pro 100 000 Einwohnern der häufigste Tumor des Men- schen in Deutschland. Dieser epidermale Tumor wächst ört- lich infiltrierend und destru- ierend, jedoch metastasiert er nur in Ausnahmefällen. Der häufigste Subtyp ist das solide BZK, das sich klinisch als ein breitbasig aufsitzendes, glasi- ges Knötchen von wachsarti- ger Konsistenz darstellt.
Typisch sind Teleangiekta- sien und ein perlschnurartiger Rand. Betroffen sind in erster Linie sonnenexponierte Haut- areale wie Kopf, Gesicht, Hals und Ohren bei Personen mit Hauttyp I und II. Als weitere ursächliche Faktoren nannte Prof. Thomas Ruzicka (Düs- seldorf) eine genetische Bela- stung, ionisierende Strahlen (Radioderm) sowie Immun- suppression, zum Beispiel bei Organtransplantation.
Bei der aktinischen Kera- tose (AK) handelt es sich um ein intraepidermales Carci- noma in situ, das auch von selbst wieder abheilen kann.
Diese Veränderung wird durch chronische Einwirkung von UV-B-Strahlen ausgelöst. Prä- dilektionsstellen sind daher Stirn, Kopfhaut, Nasenrücken, Ohrmuschel, Wangen, Unter- lippe (aktinische Cheilitis) und Handrücken älterer Men- schen. Das klinische Bild ist vielfältig: Es zeigen sich run- de bis ovale, scharf begrenzte, gerötete Herde mit rauher Oberfläche (erythematischer Typ), die mit Zunahme der Verhornung eine gelbliche, schmutzigbraune oder grau- schwarze Hornauflage bekom- men können (keratotischer Typ). Etwa 20 Prozent der
AK gehen ohne adäquate Behandlung in ein spinozel- luläres Karzinom über. Da die- se Plattenepithelkarzinome im Gegensatz zu BZK auch meta- stasieren, sollte eine AK voll- ständig entfernt werden.
Im Falle des BZK können die Dermatologen auf ope- rative Entfernung, Kryochir- urgie, photodynamische The- rapie, Strahlentherapie, loka- le Chemotherapie mit 5-FU
(Efudix®) oder lokale Im- muntherapie mit Imiquimod (Aldaran®) zurückgreifen. Für die Behandlung von AK zähl- te Ruzicka auf: Operation, Kryochirurgie, photodynami- sche Therapie, CO2-Laser und lokale Chemotherapie.
Die photodynamische The- rapie hat einen festen Platz in der Dermatologie. Ihre jüngste Weiterentwicklung mit der Kombination aus der Creme Metvix® und der Lichtquelle Aktilite®ist eine neue Thera- pieoption in der Behandlung des BZK und der AK, betonte Dr. Holger Petering (Hanno- ver). In der Creme mit einer Eindringtiefe von gut drei Mil- limetern ist als Wirkstoff das Aminolaevulinsäure-Derivat Methyl-Amino-Oxo-Pentano-
at (MAOP) enthalten, aus dem in der Haut durch Enzymein- wirkung ein Protoporphyrin entsteht. Dieses ist photoaktiv, und durch Lichteinwirkung verändert sich der Energiezu- stand des Moleküls. Der ange- regte Zustand hat zur Folge, dass die eingestrahlte über- schüssige Energie als sichtba- res Licht wieder abgegeben wird. Die Tumorareale fluores- zieren daher. Dadurch ist eine
fluoreszenzdiagnostische Ab- grenzung der Tumoren und die Erkennung subklinischer Tu- morvorstufen möglich.
Die eingestrahlte, über- schüssige Energie wird auch auf den Sauerstoff in den Zel- len übertragen, wodurch re- aktive Sauerstoffradikale ent- stehen, wie Singulett-O2. Die- se schädigen als starke Oxi- dativa zelluläre Strukturen wie Mitochondrien und ande- re Zellorganellen, Zytoskelett und Plasmamembran, nicht aber den Zellkern.
Da die erkrankten Haut- areale keine intakte Epider- mis mehr aufweisen und die Barrierefunktion der Haut re- duziert ist, kann MAOP leich- ter penetrieren. Aufgrund der erhöhten Stoffwechselakti-
vität proliferierender Tumor- zellen reichert sich das In- termediat Protoporphyrin im neoplastischen Gewebe an, sodass dieses besonders licht- sensibilisiert wird.
Die auf dieses Verfahren abgestimmte Lampe Aktilite ist mit Leuchtdioden als Licht- quelle ausgestattet, die kaltes Rotlicht um 634 nm emittie- ren. Dieses dringt ausreichend tief in die Haut ein und löst die photochemische Reakti- on aus. Da keine Infrarot- strahlen auftreten, ist eine Wärmebelastung ausgeschlos- sen. Aufgrund der selektiven Anreicherung des MAOP in Tumorzellen bietet die pho- todynamische Therapie mit Metvix und Aktilite eine prä- zise Zerstörung von Kanzero- sen und Präkanzerosen, ohne das umgebende gesunde Ge- webe zu beeinträchtigen. Im Vergleich zu herkömmlichen Methoden, wie der Kryochir- urgie oder lokalen Laseran- wendung, ermöglicht das neue Verfahren ein deutlich geziel- teres Vorgehen und bessere kosmetische Resultate.
Nach fachgerechter Vorbe- reitung der Tumoren durch Ablösen von Krusten und Kno- ten durch Kürettage oder Salicylsäure-haltige Salben wird Metvix-Creme aufgetra- gen; man lässt sie unter einer Okklusionsfolie drei Stunden einwirken. Danach erfolgt mit einer UV-Lampe (Schwarz- licht) die Fluoreszenzdiagno- stik.Tumorgewebe leuchtet rot auf und kann nun markiert werden. Die anschließende Be- leuchtung mit der Aktilite- Lampe zerstört die farbstoff- beladenen Tumorzellen. Die Lichteinwirkung dauert rund 15 Minuten. Nach der photo- dynamischen Therapie sollte die behandelte Haut 24 Stun- den vor Licht und Sonne ge- schützt werden. Um den best- möglichen Therapieerfolg zu erzielen, muss die Behandlung im Abstand von sieben Tagen wiederholt werden.Siegfried Hoc
Einführungs-Pressekonferenz „PDT mit Metvix® & Aktilite®: Präzisions-Therapie bei Aktinischer Keratose & Basalzellkarzi- nom“ der Firma Galderma Laboratorium GmbH in München
Photodynamische Therapie
Präzise gegen Keratosen und Karzinome
Unternehmen
Multiple aktinische Keratosen: klinisches Bild zu Beginn von zwei Sitzungen innerhalb von sieben Tagen (links) und drei Mo- nate später (rechts)
Foto:Galderma Laboratorium GmbH
Eintausch von Patronenhal- tern – Für den Patronenhalter HumaPen Ergo sind verbes- serte Patronenhalter für die 3-ml-Insulinpatronen verfüg- bar. Das Unternehmen Lilly bittet die Patienten, den alten undurchsichtigen Patronen- halter gegen den neuen durch- sichtigen auszutauschen. Bei den undurchsichtigen Patro- nenhaltern war es nach Her- stellerangaben in einigen Fäl- len zum Bruch der Patro- nenhalterzapfen gekommen.
Dies bewirkt, dass ein norma- ler Insulinfluss nicht gewähr- leistet ist. Daher muss vor je- der Insulingabe immer der Insulinfluss überprüft wer- den, wie es in der Packungs- beilage zum HumaPen Ergo beschrieben ist. Der Patronen- halter (PZN 1 44 61 69) wird bundesweit allen Apotheken kostenlos über den pharma- zeutischen Großhandel zur Verfügung gestellt.
Multiple Sklerose – Das als Zytostatikum bekannte An- thracenderivat Mitoxantron (Novantron®, Wyeth Phar- ma) ist in den USA bereits
zur First-line-Therapie bei mul- tipler Sklerose (MS) mit ge- steigerter Krankheitsaktivität zugelassen sowie bei Patien- ten, die auf eine Basistherapie mit Interferon-beta oder Gla- tirameracetat nicht gut ange- sprochen haben.
Als Ralenova®steht es nun auch in Deutschland zur Behandlung von nichtroll- stuhlpflichtigen Patienten mit sekundär-progredienter oder progressiv-schubförmiger MS zur Verfügung. Bedingung für die Anwendung ist ein EDSS- Wert (Expanded Disability Sta- tus Scale) von 3 bis einschließ- lich 6 mit und ohne überla- gernde Schübe bei Versagen oder Unverträglichkeit einer Vortherapie mit immunmo- dulatorischen Wirkstoffen (In- terferon-beta, Glatiramerace- tat) sowie das Vorliegen eines aktiven Krankheitsstadiums, definiert durch zwei Schübe oder eine EDSS-Verschlech- terung um mindestens einen Punkt innerhalb von 18 Mo- naten. Die deutsche Zulas- sung gilt mit der Auflage zur Durchführung einer weiteren klinischen Studie. EB V A R I A
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Vigabatrin: Weiterhin achten auf Gesichtsfeldeinschränkungen
Um eine adäquate augenärztliche Überwachung der mit Sa- bril® behandelten Patienten zu gewährleisten, war im Mai 1999 mit der europäischen Arzneimittelagentur (EMEA) und den nationalen Aufsichtsbehörden vereinbart wor- den, ein systematisches Beobachtungsprogramm zu eta- blieren. Dieses so genannte SCOPE-Programm (Sabril Collection of Ophthalmologic Patient Experience) ist nun abgeschlossen.
Aus diesem Anlass möchte die Firma Aventis nochmals alle Verordner von Sabril auffordern, die regelmäßigen au- genärztlichen Untersuchungen bei Ihren Patienten wie bis- her fortzuführen, so wie sie in der Fachinformation be- schrieben sind. Weiterhin bittet der Hersteller, alle Ver- dachtsfälle von Gesichtsfeldeinschränkungen sowie anderer atypischer ophthalmologischer Befunde im Verdachtszu- sammenhang mit Sabril, über das etablierte Spontan- meldewesen zu berichten. Weitere Informationen über die Bedeutung der regelmäßigen augenärztlichen Kontrollen aller mit Sabril behandelten Patienten, sowie über ein seit dem Jahr 2000 etabliertes Patientenprogramm mit Au- genarztpass, erhalten Sie direkt bei: Aventis Pharma Deutschland GmbH, Postfach 11 09, 65796 Bad Soden/Tau-
nus, Fax: 0 69/30 52 31 00. EB
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