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DIE FRAKTALE FABRIK UND DIE INFORMATIONSVERARBEITUNG

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Academic year: 2022

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i.~ Fraktale Unternehmen

Grundsätzliches Ziel der Bene-Lieferlogistil< ist die Einhaltung einer konstanten Lieferzeit von vier Wochen ab technischer Klärung des Auftrages mit dem Kunden. Diese konstante Lieferzeit wird dem Kunden garantiert, ohne Rücksichtnahme auf die Auftragsgröße bzw. auf die Kapazitätsauslastung des Werkes. Zur Einhaltung dieser Zusagen ist eine maximale Flexibilität der Mitarbeiter erforderlich. Dies wird zusätzlich durch ein flexibles Arbeitszeitmodell ermöglicht.

EIN WEG ZUR SELBSTVERANTWORTUNG DIE FRAKTALE FABRIK

I •..1...

gegründetBene Büromöbel, Stammwerk Waidhofen/Ybbs:1790j 681 Mitarbeiterj 948 Millionen

• • _ . ATS Umsatz; Märkte: Österreich ca. 70%,West-

8 0 rom ö bel europa ca. 20 %, Osteuropa ca. 7 %, Spotmärkte ca. 3 %;Produkte: Büromöbel (Schreibtische, Schränke, Stellwän- de, Regale), Bürostühle (Eigenfertigung und Handel), Trenn- und Schrankwandsysteme, Accessoires (Lampen, Kleiderständer, Müll- trennsysteme, Blumenständer, Konferenzeinrichtungen)

FRIEDRICH HARTNER

Dr.; war zwölf Jahre in der LKW-Branche tätig, u. a.

bei Steyr Daimler Puch AG in Steyr und bei M.A.N.

Nutzfahrzeuge AG in München; seit Januar 1995 ist er bei Bene Büromöbel KG in Waidhofen/Ybbs technischer Geschäfts- führer.

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DIE BENE-L1EFERLOGISTIK In der Vorfertigung werden Roh- teile (Teile mit hohem Bedarf, soge- nannte "Führungsteile") auf Basis von Erfahrungswerten, Auftrags- und Angebotsstand in einem Zeit- horizont von fünf Wochen vor dem geschätzten Auftragsstart gefertigt und in einem Zwischenlager abge- legt. Erst in der Zwischenfertigung beginnt die auftragsspezifische Fer- tigung. Durch Modifikation (Zu- schneiden, Beizen, Lackieren usw.) der "Führungsteile" (Zuschneiden, Bekanten, Furnieren etc.) sind in- nerhalb kurzer Zeit die restlichen 80 % (= ca. 20 % Volumen) der benötigten Bauteilvarianten verfüg- bar. Dadurch wird das Rohteillager IIFührungsteillager") erheblich re- duziert. Die Endfertigung bestehtim wesentlichen aus der Montage vor- gefertigter und in der Zwischenfer- tigung auftragsspezifisch erzeugter Teile, der Komplettierung mit Zu- kaufteilen, dem Verpacken sowie dem Verladen. Der Start der kun- denbezogenen Fertigung erfolgt neun Tage vor Auslieferung an den Kunden. Dazu klärt der Disponent

WIRTSCHAFTSINGENIEUR 37 (1997) 1

zehn Tage vor dem anvisierten An- lieferungstermin diesen mit dem Kunden telefonisch ab. Mit der Fi- xierung dieses Termins wird die Pro- duktionsreihenfolge bestimmt und ist bis zum Auslieferzeitpunkt nicht mehr veränderbar. Diese Maßnah- men waren die Voraussetzung für eine lagerlose Fertigung bei Bene.

FRAKTALE UNTERNEH- MENSBEREICHE

Zur Bewältigung des Steuerungs- aufwandes wurde die Endfertigung in produktbezogene autonomeAr- beitsgruppen geteilt. Diese ,,frakta- len" Einheiten sind nach gleichem Organisationsmuster aufgebaut.

Ausgangsbasis in der Endfertigung bei Bene waren konventionelle pro- duktbezogene Montagebänder. An diesen Montagebändern wurden nach tayloristischem Prinzip ver- schiedene Produkte wie Schie- betürschränke, Drehtürschränke, Container, Schreibtischprogramme etc. montiert. Die Bänder waren un- terschiedlichen Meisterbereichen zugeordnet. Die Mitarbeiter an den

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[iJ

Fraktale Unternehmen

DIE FRAKTALE FABRIK UND DIE INFORMATIONSVERARBEITUNG

JOSEF RACHHOLZ

Dipl. Ing.; Jahrgang 1952;

Studium der Technischen Mathematik, Zweig Infor- matik an der TU Graz;

1977 bis 1995 bei AVL-List;

seit 1995 an der HTBLA in Kaindorf/Sulm; Unterricht in den Schwerpunkten Pro;ektentwicklung und System- und Einsatzpla- nung; Senior Consultant bei der Intema Consult Graz.

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Die Kleinen fressen die Großen!- Dieses alte Sprichwort scheint zwar zur Zeit in der österreichischenIn- dustrieszene keine Gültigkeit zu haben, aber sehr viele der Großen haben den Prozeß der Teilung be- reits hinter sich. Fraktale Unter- nehmen, wie sie von Hans-Jürgen Warnecke [1) beschrieben werden, schaffen die Voraussetzung. Das Gesamtsystem ist in kleine, selbst- ähnliche, sich selbst organisierende Einheiten unterteilt. Ihre Ziele wer- den von den Unternehmenszielen abgeleitet. Sie werden permanent gemessen und bewertet. Ein lei- stungsfähiges Kommunikationssy- stem unterstützt sie bei der Zieler- reichung.

Die drastischen Veränderungen der Informationstechnologie[2] er- möglichten es jedem Fraktal, so- wohl den technischen als auch den operativen Informationsfluß in sich abzubilden. Fraktalübergreifende Prozesse können durch offene Sy- steme mit normierten Schnittstel- len durchgehend abgebildet werden.

Parametrierbare und modular auf- gebaute Standardsoftwarepakete er- möglichen den Einsatz der Werk- zeuge fraktalübergreifend, wobei die Abbildung durchgehender Ge- schäftsprozesse erleichtert wird.

Der Begriff "Objekt" im Bereich der Softwarewerkzeuge, Datenbanken und Applikationen korreliert mit dem "Objekt Fraktal". Outsourcing von nicht zum Kerngeschäft gehörenden Leistungen - unter an- derem auch der Betrieb von Infor- mationssystemen - ist kein Tabu

WIRTSCHAFTSINGENIEUR 37 (1997) 1

mehr. Die Globalisierung der Frak- tale, das virtuelle Vernetzen von Fraktalen zu temporären Kompe- tenzclustern ist durch weltum- spannende leistungsfähige Tele- kommunikation möglich gewor- den.

Gerade diese Kompetenzcluster sind aber die größte Chance für die kleinen und mittleren Betriebe in unseren Breiten.

DAS FRAKTALE UNTER- NEHMEN

Das fraktale Unternehmen ist in eine selbständig agierende Unter- nehmenseinheit gegliedert, deren Ziele und Leistung eindeutig be- schreibbar sind.

Fraktale sind durch folgende Merkmale definiert:

• Fraktale sind selbstähnlich, jedes leistet seine Dienste

• Fraktale betreiben Selbstorgani- sation - sowohl in operativer als auch in taktisch-strategischer Hinsicht

• Das Zielsystem, das sich aus den Zielen der Fraktale ergibt, muß widerspruchsfrei sein und dazu dienen, die Unternehrnensziele zu erreichen

• Fraktale sind über ein leistungs- fähiges Kommunikationssystem vernetzt. Sie bestimmen selbst Art und Umfang ihres Zugriffs auf die Daten.

• Die Leistung eines Fraktals wird ständig gemessen und bewertet.

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Fraktale Unternehmen

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SELBSTÄHNLICHKEIT

Jeder einzelne ist Unternehmer.

Er muß seine Aufgabe umfassend erfüllen wie das Unternehmen selbst. Das Fraktal muß nicht un- bedingt in der Fabrik bleiben es kann sich gänzlich

verselbstä~di­

gen. Auf zentrale Funktionen kann nicht verzichtet werden, sie müs- sen aber permanent an ihrer Dienst- leistung für den Wertschöpfungs- prozeß gemessen werden. Informa- tionen sind nicht monopolisiert, sondern verfügbar! Erforderliche Dienstleistungen von außen sind zu minimieren, wenn aber Qualität, Menge, Ressourceneinsatz, Zuver- lässigkeit und Geschwindigkeit nicht passen, muß das Fraktal die Leistung ohne zu zögern zukaufen.

Zukauf ist auch dann notwendig, wenn Leistungen benötigt werden, die nicht der Kernkompetenz des Fraktals entsprechen oder aber auf Grund der fehlenden kritischen Masse nicht kostengünstig erbracht werden können. Fraktale können ihre spezifische Kompetenz aber auch nach außen anbieten. Gerade im Forschungs- und Entwicklungs- bereich werden verstärkt virtuelle Teams gebildet, die nur im Rahmen eines Projektes bestehen und sich nach Projektende wieder auflösen.

Es gilt,

• kleine Dinge besser zu tun

• morgen stets besser zu sein als heute

• immer höhere Standards zu setzen

• alle als Kunden zu sehen.

Der radikale Reorganisationsan- satz, Business Process Reenginee- ring (BPR) ist dann notwendig, wenn bereits Gefahr im Verzug ist.

BPR führt dazu, daß Gesamtstruk- turen und -abläufe verändert wer- den. Dies ist dann die taktische und strategische Komponente der Selbstorganisation, wenn von außen Strukturierungsprozesse ange- stoßen werden. Sie scheitern aber, wenn sie nicht auch vom Inneren des Fraktals getragen werden. Wird aber Kaizen gelebt, sieht jeder ein- zelne seinen Konkurrenten im Mit- bewerb am Markt und nicht im be- nachbarten Mitarbeiter, sollte radi- kales BPR nicht notwendig sein - permanentes Micro-Reengineering genügt!

DYNAMIK UND VITALITÄT Herkömmliche Fertigungsstruk- turen - wie Segmente, Fertigungs- inseln etc. haben einen Nachteil- die Statik. Vitalität bedeutet ein

ständiges Herausfinden und Nut- zen von Erfolgsfaktoren, wobei in- nere Erfolgsfaktoren beispielsweise

• Kostensituation

• Produktionspotential

• Forschung und Entwicklung

• Führungseffizienz

• Einkaufs-/Vertriebspotential

• Finanzpotential

• Logistik

• Standort

• Personal

• Produktions- und Verkaufspro- gramm sind.

Äußere Erfolgsfaktoren hingegen sind

• Absatzmärkte

• Beschaffungsmärkte

• Wettbewerb

• Gesetzgebung.

KOMMUNIKATION UND INFORMATION

Information ist ein wesentlicher Produktionsfaktor - kein Betrieb kann sich der Informationsverar- beitung entziehen!

Es gelten folgende zwei Thesen:

• Das Unternehmen ist ein infor- mationsverarbeitendes System.

ABB. 1: INFORMATIONSFLUSS

Ideen

LKon:ep,

L De:ign

~ t • _

Auftrag Prozeß - - - - . Auslieferung

Organisatorischer

L t

Informationsfluß Produkt

Unter Kaizen wird eine ständige schrittweise Verbesserung in allen Bereichen und auf allen Ebenen - natürlich auch in jedem Fraktal - verstanden.

SELBSTORGANISATION Operative Selbstorganisation be- deutet die Anwendung angepaßter Methoden zur Beherrschung der Prozesse. Als Beispiel für den Ferti- gungsbereich können dies Kanban Fortschrittszahlen, MRP,

Ferti~

gungsleitstand bis zur ergebnisori- entierten dezentralen Fertigungs- steuerung sein - immer abhängig vom Fokus - entweder Menge oder Vielfalt. Diese operative Selbstor- ganisation muß ständig verbessert bzw. angepaßt werden. Eine sanfte aber wirkungsvolle Methode ist Kaizen.

WIRTSCHAFTSINGENIEUR 37 (1997) 1 23

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