• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Psychosomatik in China, Laos und Vietnam: Versorgung als Exportschlager" (21.03.2008)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Psychosomatik in China, Laos und Vietnam: Versorgung als Exportschlager" (21.03.2008)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 1221. März 2008 A629

T H E M E N D E R Z E I T

D

as „Postgraduate Psychoso- cial Training for Medical Doctors“, so der offizielle Name, setzt auf ein Train-the-trainer-Kon- zept. „Mittlerweile haben wir in al- len drei Ländern eine Kerngruppe von zwei einheimischen Trainern und eine Trainingsgruppe von drei bis fünf Mitarbeitern ausgebildet“, sagt Klaus Fritzsche aus der Ab- teilung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Klinik für Psychiatrie und Psychosomatik in Freiburg. Zusammen mit Peter Scheib aus derselben Abteilung und Gerhard Schüßler von der Univer- sitätsklinik für Medizinische Psy- chologie und Psychotherapie der Universität Innsbruck betreut er das 2002 gestartete Projekt. Es ist so er- folgreich, dass die Europäische Uni- on es im Rahmen ihres sogenannten ASIA-Link-Programms fördert.

Somatoforme Störungen und Essstörungen nehmen zu

„Wir beobachten, dass psychische und psychosomatische Störungen in Ländern, die in Bezug auf Wirt- schaft und Gesundheitsvorsorge bisher als Entwicklungsländer gal- ten, stark zunehmen“, sagt Fritz- sche. Der wachsende Wohlstand für Teile der Bevölkerung sei häufig mit unsicheren und belastenden Lebensbedingungen erkauft, der Druck auf den Einzelnen steige.

„Wenn traditionelle Werte infrage gestellt werden oder verschwinden und neue gesellschaftliche Struktu- ren erst im Aufbau sind, ist die biopsychosoziale Belastung beson- ders groß“, so Fritzsche. Ein psy- chosomatischer Ansatz bei der Ge- sundheitsversorgung der Bevölke- rung sei bei vielen nicht westlichen Ländern besonders wichtig, weil psychosoziale Störungen sich in der Primärversorgung häufig eher

körperlich als seelisch zeigten.

Zum Beispiel seien für Chinesen körperliche Beschwerden aufgrund ihres Wertesystems sozial annehm- barer als eine psychische Störung.

Die sogenannten somatoformen Körperbeschwerden ohne hinrei- chenden Befund nähmen deshalb in den Schwellenländern wie China, Vietnam und Laos stark zu. Auch bislang kaum bekannte Essstörun- gen – wie Anorexie und Bulimie – tauchten vor allem bei jungen Frau- en in den Ballungsgebieten Süd- ostasiens vergleichbar oft oder so- gar häufiger auf als im Westen.

Typisch für die genannten Län- der ist im Augenblick das Neben- einander von westlicher Schul- und traditioneller Medizin, zum Bei- spiel chinesischer Heilkunde. Diese traditionelle Medizin favorisiert charakteristischerweise ein ganz- heitliches Krankheitsverständnis.

So ist ein Dualismus von Körper und Seele dem konfuzianisch den- kenden Arzt fremd. „Aber der tradi- tionellen Medizin fehlen psycholo- gische Krankheitskonzepte und vor allem psychologische Interventi- onsmethoden“, so Fritzsche. Bei- spielsweise sei es ihr fremd, die Fa- milie in das therapeutische Handeln einzubeziehen. „Wenn die psycho- soziale Problematik eine bestimmte Schwere und Komplexität erreicht, ist der traditionelle Mediziner eben- so überfordert wie der biomedizi- nisch ausgerichtete Arzt“, so die Er- fahrung des Psychosomatikers.

Hier setzt die Zusammenarbeit der deutsch-österreichischen und der asiatischen Projektpartner an.

Grundlage ist das Modell einer psychosomatischen Grundversor- gung. Diese strebt nicht die Ausbil- dung von ausschließlich psychoso- matisch arbeitenden Spezialisten an, sondern bemüht sich, die psy-

chosomatische Qualifikation der klinisch tätigen Ärzte aller Fachge- biete zu verbessern. Eine Pilotpha- se in Wuhan und Schanghai (Chi- na) mit mehr als 100 Teilnehmern zeigte, dass dieser Bottom-up-An- satz, der auf einer Weiterqualifika- tion von Internisten, Gynäkologen, Neurologen, Allgemeinärzten und anderen Ärzten beruht, nach Süd- ostasien übertragbar ist. 2006 be- gannen daher die ersten regulären Kurse in China, Vietnam und Laos.

Die Referenten kamen noch aus Deutschland und Österreich.

Bereits 2007 gaben einheimi- sche Referenten ihr erworbenes Wissen in eigenen Kursen weiter, die europäischen Referenten boten dazu Supervision und Feedback an. Ab 2008 sollen einheimische Ärzte die Kurse gänzlich eigen- ständig halten.

Mental-health-Gesetz in China

„Die Resonanz auf das Kursangebot – dreimal 20 Stunden umfasst es – ist sehr gut“, berichtet Fritzsche.

Die Teilnehmer erhielten ein Zerti- fikat, das für ihr berufliches Weiter- kommen offenbar sehr wichtig sei.

„In den nächsten Monaten geht es darum, dass Erreichte zu erhalten und weiterzuverbreiten“, so Fritz- sche. Ein besonderes Anliegen ist es, die psychosomatische Grundver- sorgung in einem neuen sogenann- ten Mental-health-Gesetz zu ver- ankern, über das in China zurzeit diskutiert werde. Aber auch danach gibt es viel zu tun: „Unsere Projekt- partner in Südostasien überlegen im Augenblick, ob wir gemeinsam ein Curriculum für eine umfassen- de Psychotherapie-Ausbildung er- arbeiten könnten“, berichtet der Freiburger Psychosomatiker. I Arne Hillienhof

PSYCHOSOMATIK IN CHINA, LAOS UND VIETNAM

Versorgung als Exportschlager

China, Laos und Vietnam sind die Partnerländer für ein Export-

und Kooperationsprojekt der besonderen Art, nämlich den Aufbau einer

psychosomatischen Grundversorgung nach deutschem Muster.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Diese möchte ich weiterentwickeln und so unsere Fachgesellschaft zu einer stabilen und für die Mitglieder loh- nenswerten Aktivität führen.. Was motiviert Sie, für

Von den Autofahrern, die zumindest hin und wieder das Mobiltelefon am Steuer nutzen, gebrauchen es 62 Prozent im Stau oder zäh fließenden Verkehr und 56 Prozent beim Warten an

Runeninschriften, Steinreli- efs und Grabfunden, zum Teil auch aus den Sagas konnte diese Epoche Norwegens lückenlos rekonstruiert wer- den und wurde im „Viking- landet“

Ein Mitgliedsverband gibt eine Mitgliederzahl an, die nicht notwen- digerweise vollständig sein muß — nach dieser Zahl richten sich der Beitrag von 2,50 Schweizer Franken

Der Luther Pass ist angelehnt an einen „echten“ Reisepass, darin findet der Gast die Kurzbeschreibungen der Spuren der Reformation in den ein- zelnen Städten und Platz für den

Die vorliegende Studie hat durch die Validierung und Prüfung von drei Fra- gebögen das Ziel, ein geeignetes Instrument für die Erfassung von Burnout bei deutschsprachigen Trainern

Risultati degli esami (PRIMA della riforma) per l’accertamento della lingua ladina per livello di competenza linguistica e sesso -

• die Prüfung für das Niveau A2 besteht aus einem Hörverständnistest, einem Leseverständnistest und einer mündlichen Prüfung. • l’esame per il livello D è