• Keine Ergebnisse gefunden

remittens in herrschen. die welche über die

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "remittens in herrschen. die welche über die"

Copied!
49
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

E i n ijg e s

über

die Ansichten, welche über die Febris remittens in Russland herrschen.

INAUGURALDISSERTATION

welche

, loi"!

mit Bewilligung der Hochverordneten

Medicinischen Facnltät der Kaiserlichen Universität m

Mi OHM»AT

z u r E r l a n g u n g

^ des

ö f f e n t l i c h v e r t h e i d i g e n w i r d

Julius Wfche,

Accoucheur und Mitglied der Medicinalverwaltung in Samara.

DORP A T . * 'y

G e d r u c k t b e i E. J. K a r o w , U n i r e r y i t ä t s - B u c h h ä n d l e r .

1 8 6 1 .

(2)

I m p r i m a t u r

haec dissertatio ea lege, ut, simulac typis fuerit exeusa, nume­

rus exemplorum lege praescriptus tradatur oollegio ad libros explorandos constituto.

Dorpati Lironorum d. X I X . m. Septembr. a. M D C C C L X I .

Dr. Mtuel. Buchheim,

med. ord. h. t. Decanus.

(3)

V o r w o r t ,

Beschäftigt mit einer Schrift über das Klima und die Krankheiten in der Stadt Samara, welche wahrschein- lieh in diesem Jahre im Druck erscheinen wird, fes­

selte unter andern meine Aufmerksamkeit auch die Remittens. Hiebei fand sich's, dass sie unter den Krankheiten eine Ausnahmestellung in Bezug auf die Ansichten, welche man über sie hat, einnimmt, und das veranlasste mich zur folgenden Arbeit. In jener Schrift habe ich die Remittens beschrieben, so wie ich sie in Samara beobachtet habe, und es that mir leid die Be­

schreibung jetzt nicht hiebei legen zu können, da sie

dieser Abhandlung nur als Stütze dienen würde.

(4)

Einiges über die Ansichten

9

welche über die fehrls remittens in Rnssland herrsehen.

Ich bin in Samara seit. 1852 ansässig und lernte das continuirliche und remittirende Sumpffieber erst in dieser Stadt kennen, eine genauere Kenntniss aber von seiner Natur und seinen verschiedenen Formen und Ausgängen erlangte ich erst nachdem 2 bis 3 Jahre vergangen waren. Da fiel es mir auf, dass es in den Schriften, die mir von inländischen Aerztcn über die in Russland herrschenden Krankheiten in die Hando gefallen, deren Zahl freilich nicht gross ist, durchaus keine sichere Stellung einnimmt. Mancho Schriftsteller erken­

nen das Fieber an, andere wieder nicht, und zwar sind letztere die Mehrzahl; und selbst von den nicht schreibenden Aerzten, die mir bekannt sind, gehört die überwiegende Zahl der letzten Oategoric an. Dieses sonderbare Factum bewog mich, diejenigen Schriften, die mir zu Gebote standen, etwas genauer in Bezug auf die in ihnen herrschenden Ansichten über die febris ex ma- laria continua et remittens, welche ich, der Kürze halber und um doch ihren Sumpffieberursprung anzudeuten, im Folgenden blos Remittens nennen werde, durchzugehen und das Resultat des Gefundenen mitzutheilen. Die Krankheit gehört zu denje­

nigen, die mit die meisten Individuen des menschlichen Ge­

schlechts befallen, und doch wird ihre Gegenwart, ihre Natur so oft verkannt. Ihr zu ihrem Recht zu verhelfen, wird ebenso

(5)

— 6 —

der Kenntniss ihrer geographischen "Verbreitung, wie ihrer The­

rapie nützlich sein; denn diese letztere ist hier im Innern die unsicherste von der Welt, weil die sichere Grundlage, die be­

stimmte Ansicht von der Natur der Krankheit, fehlt.

Die anzuführenden verschiedenen Schriften macheu durch­

aus nicht den Anspruch die medicinischc Literatur Russlands irgend zu präsentiren, haben sie ja doch einen ßehr verschie­

denen, mitunter sehr unbedeutenden wissenschaftlichen Werth.

Abgesehen davon, dass ich angeführt, was ich in einem BO ent­

fernten Orte wie Samara, der keinen Buchhändler, keine Biblio­

thek besitzt, erhalten konnte, lief mein Zweck nicht darauf hin­

aus Autoritäten anzuführen, sondern, den Standpunct der Noso­

graphie festhaltend, suchte ich in den verschiedensten Gegenden Russlands Zeugnisse für die Anwesenheit des Remittens und für die Art wie sie aufgefasst Avurde. Ich werde es machen wie der Botaniker, der, wo er keine vollständige Flora sammeln kann, die zur Hand wachsenden Kräuter aufliest, um an diesem Bündel den Leuten zu,zeigen, was da wächst im Lande. ,

Dass neben dem Wechselfieber eine Sumpffieberform vor­

kommt, wo der Rhythmus undeutlich ist und selbst verschwin­

det, wird wissenschaftlich nicht bestritten, denn es steht ja in allen Handbüchern; dass diese aber an diesem oder jenem Orte anwesend sei, wird factisch nicht anerkannt. E B tritt ein Zwie­

spalt zwischen dem wissenschaftlichen und factischen Bcwusst- sein zum Vorschein, der so lange ruhen wird, bis man ihn wach ruft. Der Grund dieser sonderbaren Erscheinung liegt iu der Richtung der Medicin, welche vorwiegend eine casuistische ist; man fixirt seine Aufmerksamkeit auf das Individuum und versäumt das Grosse und Umfassende im pathologischen Leben. Es giebt zwei Arten von Krankheiten, in der ersten genügen zur Erkenntniss die Symptome an einer Person, in d«r zweiten bedarf es einer grösseren Anzahl Kranken und zu-

(6)

— 7 —

gleich die Berücksichtigung der gemeinsamen Lebensverhält­

nisse des Menschen, -wie des Ganges der atmosphärischen Ein­

flüsse. Zur zweiten gehört die Remittens. Ihre Symptome ge­

nügen nicht zur Diagnose, es bedarf der Kenntniss über ihr en­

demisches Vorkommen, über ihr Verhalten zur Jahreszeit, ihre oft massenhafte Erscheinung und ihr Verhältniss zu verwandten Krankheiten. W o dieses nicht berücksichtigt worden ist, hat man die Remittens in mehre Krankheiten zersplittert, wie wir bald sehen werden, und ist in ihrer Aetiologie, nicht über das ABO, über die Gelegenheitsursachen, gekommen.

Die folgenden Schriften sind solche, wo von den Malaria­

krankheiten die Rede ist, aber immer auch von anderen Formen als der Intermittcns, zu der entweder die Verwandschaft zugege­

ben wird oder die Schwierigkeiten der Unterscheidung hervorgeho­

ben werden; oder es wird eine Uebersicht der Krankheiten und der Mortalität gegeben, dio mit der gemeinen Erfahrung der

* Medicin schwer zu vereinigen ist. Ich ging bei meiner Durchsicht jener Schriften davon aus, vorauszusetzen, dass kein Grand vor­

handen ist anzunehmen, dass dio Remittens da fehle, w o d i e l n t e r - mittens reichlich erscheint, und dass ein Sumpffieber auch ohne Rhythmus ein legitimes Sumpffieber ist und des Beinamen des un­

entwickelten, uni'egelmässigen, versteckten, verlarvten gar nicht bedarf, abgesehn davon, dass diese auch unwissenschaftlich sind, denn die Erscheinuugsgesetze in der Natur sind nicht nach dem Leisten gemacht, der den Menschen bequem ist Da ich die Mannigfaltigkeit der Form der Remittens kenne, so halte ich nichts leichter als aus ihr mehre Krankheiten zu machen, j e nach den jedes Mal vorherrschenden localen Symptomen. loh habe darum in den angegebenen Krankheiten, welche in einer 6«hr manigfaltigen Nomonclatur eingekleidet gefunden werden, denen oftVselbet alle Erklärung mangelt, nach denjenigen Merk­

malen gesucht, aus denen sich über ihre Natur etwas «ehliessen

(7)

— a -

liess. . Es liegt in der Art eines solchen Versuchs, dass man zu keiner pbjectiven Gewissheit kommen kann, ich werde mich zu­

frieden1 gehen, eine so umfassende Frage angeregt zu haben, es kann eine Discussion nicht ausbleiben und die Wahrheit wird zu Tage treten.

In dem dürftigen Material, das ich aufweisen kann, stehen mir doch Repräsentanten verschiedener Wcltgegenden zu Ge­

bote, die meisten sind Journalaufsätze, wenig selbständige Werke.

Aus dem Norden erhalten wir Kenntniss von Petersburg und Kronstadt, aus dem Innern von Moskau, Wilna, Kursk, Pol- tawa, Kiew, aus den Osten von Pensa und Orenburg, aus den Süden von Jekaterinoslaw, Nikolajef, der Krim, der L a b a - L i ­ nie, dem Kaukasus überhaupt und der kaukasisch-türkischen Grenze. Die Vertheilung ist eine sehr ungleiche und mangel­

hafte; im Allgemeinen lässt sich doch urthcilen, vorausgesetzt dass die schreibenden Aerztc die Organe der nicht schreibenden sind. Die anzuführenden Schriften bestehen theils aus officiellen Jahresberichten, die nachher in öffentliche Organe übergingen und über die Wirksamkeit der Hospitäler Bericht erstatteten, wie H e r m a n n über das Obuchow'sche Hospital, T h i e l e ­ m a n n über das Peterpaulshospital, L a n g in Kronstadt, T s c h e r - n o b a j e f in Kiew, J a e s c h e in Pensa, H e i n r i c h in Sewasto­

pol, P r e y s s im Poltawa'sehen; oder Berichte über Heeresab- theilungen im Allgemeinen,'.wie K . P o p o f f und H o d s e j e w - s k y vom kaukasischen Heere. Oder sie sind medicinisch-topo­

graphische Beschreibungen, wie von M a y d e l l in Orenburg, S a c h s in Jekaterinoslaw, P. P o p o f f von der Laba-Linie. Oder sie haben den Zweck der nosologischen Untersuchung oder Be­

trachtung, wie die Arbeiten von S o k o l o f und K i ä k o f s k y , von D i a k o n o f , L ö w e n s t e i n , H e i n r i c h über das Thal von Inkerman, G u t t z e i t Bemerkungen über das Wechselfieber,' I n o e e m z o f , T a r a s s e n k o f .

(8)

— 9 —

Die Zeit in der jene Abhandlungen geschrieben sind, ist von keinem, bedeutenden Umfange, und zwar von 1845 bis 1857;

eine chronologische Ordnung hat keinen Zweck, denn eine Ent- wickelung der Ansichten im Laufe der Zeit ist nicht voraus­

zusetzen.

(9)

1. Sokolof und Kiäkofiky, der Typhus und die Intermittens in der Südarmee in Hikolajef, vom Herbst 1855 bis zum Frühling 1856.

Die Herren hatten die Aufgabe die Ursachen der bedeu­

tenden Morbilität und Mortalität in den Hospitälern von Niko- lajef zu jener Zeit zu untersuchen, und die genannte Brochüre ist die Frucht ihrer Arbeit. Sie beginnen den pathologischen Theil mit dem Typhus und geben sich viele Mühe die Form desselben festzustellen, ohne darin glücklich zu sein. — Die Vorläufer und Begleiter der Typhuscpidemie waren im Sommer 1855 Intermittens und Durchfall, welche im Juli, August, Sep­

tember in Cholera übergingen, mit Anfang des Herbstes, Re­

mittens, Gastricismus, typhöses hitziges Fieber (wie sie den typhus abdominalis nennen), Bronchitis und Pneumonie Alle, mit Ausnahme der Intermittens, regelmässig. Im'Wintor herrschte nur Typhus, Durchfall, selten Wechsclfiebcr, im März Scorbut.

Im April gewöhnliche Frtthlingskrankhciten. — Seite 42 sprechen sie von der Entwickeluug des Typhus im Verlauf der Jahres­

zeiten: im Frühling war die Intermittens tertiana herrschend, im Sommer ebenfalls Intermittens, nur waren die freien Inter­

valle seltner, unvollständig, so dass sie eher der Remittens (no- aiaöJiHiomaH .iirxopa^Ka) ähnlich waren oder, mit ihren Worten, besser gesagt, der unregelmässigen Intermittens. Weiterhin wur­

den die Paroxysmen oder Exacerbationen unbestimmter, das Fieber heftiger, es traten Delirium, Verfall der Kräfte, Durchfall dazu. So entwickelte sich das typhöse hitzige Fieber aus der

(10)

11 -

Remittens. In .andern Fällen begann es mit Gefühl grosser Schwäche, Kopfschmerzen, Frost, darauf folgte anhaltendes Fie­

ber. Der weitere Verlauf war wie ein gewöhnliches adynami­

sches Fieber, zuletzt paralytischer Durchfall und Tod durch Erschöpfung. Nicht selten wurde das hitzige Fieber durch ei­

nige Intermittensparoxysmen plötzlich gehoben. Im Herbst, yom September bis in den halben November, wurde der Verlauf schneller, die Wechseliieberparoxysmen undeutlicher, der Durch­

fall seltner etc. Auch jetzt manchmal Uebergang in Genesung durch reichlichen Schweiss. Im Winter wurde der Typhus ganz herrschend, sehr acut, in 3 bis 4 Tagen oft schon der Tod.

Ausgezeichnet war der Verfall der Kräfte, die mangelhafte Reaction, die Neigung zu passiven Blutüberfüllungcu der Oapil- laren und zu Ausschwitzungen, auch viele Oomplicationen, welche die Genesung hinderten. Hierauf folgt die Beschreibung des' Typhus. Unter den Ausgängen ist wiederum der Ueber­

gang in Wechselneber und somit in Genesung bemerkt. Dann unter der Rubrik besonderer Charaktere des Typhus: die Nei­

gung zu Exacerbationen, Nachlässen und Recidivcn, welche auf eine rhythmische Krankheit schliessen und Zweifel an dör Wirklichkeit des Typhus aufkommen Hessen. Dio Verfasser beruhigen sich damit, dass auch Andere diese Eigentümlichkeit bemerkt haben.

Unter den anatomischen Veränderungen geben sie kein dem Typhus allein oder der Intermittens allein zukommendes Merkmal an; Unterschiede macht nur ein häufiges oder weniger häufiges Vorkommen eines" Merkmals. Von den der Malaria zukommenden charakteristischen Pigmontablagerungen ist nicht die Rede.

Nach dem Typhus gehen die Verfasser zum Weehselfieber über, zeigen dass die Gegend in und um Nikolajef alle Eigen-

»ehaften einer Sumpfficberlocalität hat, und darum diese Krank-

(11)

— 1 2 —

heit immer die herrschende ist, der gewöhnlichen Formen wird weiter nicht erwähnt, nur eine perniciöse mit Paroxysmen von 6 Tagen Dauer und einem 14 tägigen Typus beschrieben. Der Remittens, die beim Typhus sehr gut gezeichnet worden ist, wird hier, wohin sie gehört, die Ehre der Angabe nicht.

Aus dieser mit vielem Fleisse geschriebenen Abhandlung ist zu sehn wie die Herren Terfasser nicht unbefangen das auf­

nahmen und wiedergaben,, was sie fanden, sondern mit vorge- fassten Meinungen ans W e r k gingen. Der Typhus in seiner schrecklichen Gestalt fesselte sie, überwältigte ihre Einbildungs­

kraft, mit ihm beginnen sie die nosologische Beschreibung. Aber die Natur lässt sich nicht zwingen, sie dictirt selbst den W i ­ derstrebenden dio Wahrheit in die Finger, sie schreiben selbst

wider sich. Sie müssen doch mit dem anfangen, was zuerst war und zuerst wirkte, mit der Malaria, sie müßscii ihr zuge- stehn ihre zweifache Form,' die rhythmische und arhythmische und glauben ihr Vorurthcil zu retten indem sie sie als illegi­

times Kind nennen, als Krankheit der Krankheit zeichnen. Sie geben selbst an wie aus der Intermittens eine Remittens wurde und umgekehrt, wie letztere in ein typhöses Stadium überging und halten dieses für eine besondere Krankheit, das typhöse hitzige Fieber, vergessen aber dass ein Status typhosus ein allen hitzigen Fiebern gemeinsamer Symptoinencomplex ist. Sie müs­

sen auch hier die Malarianatur dieses typhösen Fiebers zuge­

ben, indem sie erzählen, dass es manchmal durch Intermittens- paroxysmen zur Heilung führte; selbst im Winter, als der T y ­ phus in seiner acutesten Gestalt wütbete, führen sie von ihm diesen Ausgang au, und unter der Rubrik seiner besonderen Charactere nennen sie obenan seine Neigung zu Exacerbationen, Nachlässen und Reoidiven, die jedem ganz vorzüglich als eine Malaria-Eigenschaft bekannt sind. In der Aetiologie unter­

scheiden sie ganz richtig die miasmatischen Ursachen und die

(12)

— 1 3 ~

aus den Lebensverhältnissen fliessenden; statt nun dem Einflüsse beider nach Massgabe ihrer Wirksamkeit ihren Antheil an dem kranken Zustande der Organismen zuzugestehn, ihn als das einfache Product dieser doppelten Einwirkungen zu betrachten, sagen sie: im Sommer herrschte das Wechselfiebor, im Winter der Typhus und im Herbst fand ein Kampf zwischen beiden statt der zum Vortheile des letzteren endete. Solche Absurdi­

täten sind die Folge ontologischer Begriffe ^ o n Krankheiten

2. Bericht der Professoren von Kiew A l f e r i e f und Kernig, kommandirt 1856 in die Südarmee, in die Krim und nach Eonstantinopel. 1. Tal. aus dem med. Journal des Kriegs­

ministeriums. Bd. 69. No. 2. Juni 1851.

Dieses ist nur der, historische Theil, den pathologischen habe ich leider nicht gesehen; darum nur Weniges von demsel­

ben. Das Ziel dieser Herren war ebenfalls jene furchtbare Krank*

heit, die im letzten west-östlichen Kriege das südliche Buss­

land und selbst Constantinopel heimgesucht hat. Sie machten deshalb die Reise vöri Odessa nach Nikolajef, Cherson, Pere- kop, Simpheropol, Baktschiserai, ins englische und französische Lager und selbst nach Constantinopel. In den russischen Or­

ten wie im französischen Lager war die Ansicht, dass die Krank­

heit der Typhus sei, die vorherrschende, nur in Sympheropol 'fanden sich einige Aerzte, die sich für ihre Malarianatur, für

Intermittens perniciosa und Remittens aussprachen. Im engli­

schen Lager war die Krankheit in F o l g e guter Vorsichtsmass- regoln nicht gewesen. Eine einigende Ansicht, sie als das Pro­

duct der Localität und der Lebensverhältnisse au betrachten, wird nicht angeführt; die Natur der Krankheit war streitig.

Dass aber die Krim reich an Wechselfiebern ist, ist welt­

bekannt, und man nennt sie selbst die krimachen Fieber. Dass

(13)

endlich die Brutstätte der Miasmen grade zwischen den Heeren lag, «eigt ein kleiner Aufsatz von W . H e i n r i c h , Oberarzt am grossen Sewastopoler Kriegshospital, der lange vor dem Kriege geschrieben ist:

3- Das Thal von Inkermann und die sopordsen Wechselfleber daselbst, in der medic. Ztg. Eusslands 1850 TSo. 38.

Das Flüsschen Tschernaja in jenem Thal fällt in den Busen von Sewastopol, sein Boden ist hier ganz sumpfig, das Wasser Gemisch von Süss- und Salz-Wasser, und hier werden haupt­

sächlich die Fieber erzeugt, weiter hinauf weniger. Schon 1787, als die Kaiserin Catherina hier war, starben von 2 Regimentern im Thal postirter Soldaten viele in Folge derselben. Die so- porösen Wechselfieber haben selten eine reine Apyrexio, der Paroxysmus geht bis an den nächsten hinan, die febr. int. sub- intrans; oder man bemerkt bloss eine Remission oder Exa­

cerbation, diej febr. interm. subcontinua. Die Diagnose dieser Formen ist schwierig, es erfolgen Verwechselungen mit Typhus bei der adynamischen Form, mit Meningitis bei der erethischen, mit Hydrocephalus acutus bei Kindern.

4. Kurze Charakteristik der Epidemie, welche in der Krim wäh­

rend des letzten Feldzuges geherrscht, von Diakonof, Arzt vom 5. Corps, aus dem med. Journal des Kriegsmini­

steriums. Bd. 68. Wo. 1. 1856 Septbr.

D i a k o n o f kannte den Typhus aus Petersburg her noch, die pemiciösen Wechselfieber aus der Moldau, beobachtete dar­

auf in der Krim die dort herrschende Krankheit vom Noyem- ber 1855 bis zum Mai 1856 in den Städten Sewastopol, Bak- tschiserai und Sympheropol und stellte sich zur Aufeabe, wie man die Krankheit nennen spU. Die Meinungen der Aerzte

(14)

- 1 0 -

waren getheilt. Die grösste Zahl russischer, alle französische»

und sardinischen Aerzte nannten sie Typhus. Wenige russische ( S e r g e i e f , D i a k o n o f ) und alle englischen perniciöscs Weeh- selfieber.

D . nimmt als einzig sicheres Zeichen des Typhus die cha­

rakteristischen Veränderungen im Darm und den mesenterialen Drüsen an, nicht aber die pathologischen Erscheinungen im Leben. Der typhöse Zustand, das typhöse Aussehn ist ihm eine Erscheinung, die vielen andern Krankheiten auch eigen ist. Der Typhus ist eine besondere Art anhaltenden Fiebers;

das krimische Fieber eine besondere Art endemischen intermit- tirenden Fiebers, dessen Haupteigenschaft aber die Abwesen­

heit reiner Apyrexien ist; es giebt nur einen Nachlass auf einige Stunden, und die Paroxysmen sind blose Exacerbationen. Die pernieiösen Formen sind selten im Vergleich mit der remit- tirenden. Diese letztere ist die häufigste, welche, wenn sie in der ersten Woche nicht gehoben wird, in den typhösen Zustand übergeht, und da wird sie dem Typhus ähnlich, und hier eben fehlten selbst erfahrene Aerzte in der Diagnose. Unter 100 Leichenöffnungen hat D . die typhösen Darmgeschwüre kein Mal gefunden. Er kommt zu dem Schluss, dass die krimische Epidemie ein bösartiges Wechselfieber, aber nicht Typhus ge­

wesen sei. Er nennt sie febris pseudo - continua oder febris in- termitt. perniciosa nach V a l l e i x . Ob der Typhus überhaupt in der Krim gewesen, darüber entscheidet er sich nicht; sagt in­

des, dass von 2000 Kranken mit* inneren Leiden y3 die genannten Wechselfieber gewesen, und von den übrigen konnte er keinen Fall bestimmt mit Typhus bezeichnen.

D i a k o n o f giebt ebenfalls die merkwürdige Thatsache an, von der schon A l f e r i e f und M e r i n g berichteten, dass eine Krankheit, die Tausende von Individuen ergriff, von einer grossen Anzahl europäischer Aerzte verschiedener Nationen be-

(15)

- 16 -

obachtet wurde, ihrer Natur nach streitig war. D i a k o n o f ge­

hörte zu der grossen Minderzahl und fasst er den Typhus auch in einen zu engen Begriff, so giebt er der Sumpffiebernatur der Krankheit ihr volles, so vielfach verkanntes Recht, vermag aber doch nicht sie so zu nennen, wie er sie beschreibt, nämlich als nachlassendes, remittirendes Fieber, welches ihr bekannter legi­

timer Name ist. Jener Zwiespalt der Meinungen ist um so * auffallender, da es eine grosse Zahl lange ansässiger Aerzte

dort nothwendig gegeben hat, welche die Natur der einheimi­

schen Krankheiten kennen mussten, von denen ich eben an H e i n r i c h ein Beispiel angeführt.

5 Jahresbericht über die Verwaltung des medic. Theils des activen Corps auf der kaukasisch-türkischen Grenze für das Jahr 1853 — 54, vom Stabdoctor Hodsejewsky in der med.

Ztg. Busslands 1856 Ko. 38.

Es scheint ein Auszug blos gegeben zu sein, denn es werden nur S Hauptkrankheitsformen angeführt, Wechselfieber, typhöse Fieber und Durchfall.

Das erste behauptet nur anfänglich die rhythmische Form wurde bald halb remittirend, complicirte sich mit Affectionen des Gehirns, der Brust, der Unterleibsorgane; es wurde ady­

namisch und aus ihm entwickelte sich der Typhus.

Er scheint das typhöse Fieber und den Typhus nicht zu unterscheiden; es wurde epidemisch, verdeckte andere Krank- und theilte ihnen seinen Character mit. Es entwickelte sich auch aus undeutlichen Anfängen, und war gleich adynamisch:

in andern Fällen gallig, mit Erbrechen und Durchfall, oder entzündlich oder faulig. Die Recidive erschienen nicht als Typhus, sondern als lentescirende Fieher oder als colliquätive Durchfälle mit deutlicher Atonie des Darmkanal». Es kam.

(16)

— 17 —

oft vor, dass der Typhus am 3.—4. Tage mit starken Schweissen ganz gehoben wurde, diese Fälle wurden nicht für typhöse Fieber, sondern als febris ephemera unter Einfluss des genius morborum augesehen: auch andere Krankheiten" nahmen den typhösen Character an, wie Brustentzündungen und Gesichts­

rosen. Alle diese Formen wurden unter die Rubrik Typhoide gesetzt. — Unter den anatomischen Veränderungen ist hervor­

zuhaben, dass der ganze Darmkanal in einem catarrhalischen Zustande gefunden wurde, belegt mit dicklichem weisslichen Exsudate, nur nicht in jedem lndividuo in allen Theilen, ausser­

dem im Ueo die Erscheinungen des Abdominaltyphus.

An Durchfall litten die meisten Kranken und er war ent­

weder 1) Symptom und Begleiter des Typhus in allen Phasen, oder 2) er hing von der üarmvcrschwäruug ab; 3) war er selb­

ständig als Dysenterie, aber auch als solcher in deutlicher Ver­

bindung mit dem Typhus. Der Character torpid, der Ausgang meist ungünstig.

Unter den ausdrücklich gegen den Typhus gebrauchten Präservativen wrid das Chinin, 8 gran auf 100 Portionen Brannt­

wein, als täglicher Genuss der Soldaten erwähnt, durch Veror­

dnung der Medicinalverwaltung. — Auch hier linden wir die­

selben Repräsentanten wieder wie in der Krim: Sumpffieber und Typhus, auch hier hat das erstero die Neigung seinen Rhythmus zu verlieren: aber wo dieser Verlust eintritt heisst die Krankheit Typhus, wenn es aber zum Status typhosus kommt, die Krankheit am 3. — 4. Tage plötzlich nach Wechsel­

fieberart durch Schweisso gehoben wird, heisst es febr. ephemera, kommt in eine neufabricirte Rubrik, Typhoid. Obgleich der Bericht sehr summarisch abgefasst ist, so ist doch schon aus der Nei­

gung des Wechselfiebers zum Uebergang in Typhus, aus der febr. ephemera zu sehen, dass die Remittens zahlreich vorhan­

den gewesen, aber weder practisch noch theoretisch geschieden

2

(17)

und hervorgehoben wurde. Auf ihre Anwesenheit weist der Durchfall hin, der ausdrücklich auch ohne Geschwüre vorkam und zwar in allen Phasen des Typhus, ebenfalle die präserva- tive Chininiverordnung gegen Typhus, also gegen ein anhalten­

des Sumpffieber.

6. Jahresbericht Uber die Krankheiten, welche im abgetheilten kaukasischen Heere vom 1. Nov. 1852 bis zum 1. Hai 1853 geherrscht haben, vom Stabdoctor K. Popof.

Die Eintheilung der uns interessirenden Krankheiten ist folgende:

Intermittens 97,162 Krk.

Typhöses Fieber . . / . . . . 3,435 „ Hitzige Fieber verschiedener Art, ohne Localisation 15,100 „ Hyppertrophie der Unterleibsorgane 3,058 „ Hydrops 3,407 „ Durchfälle 7,817 „ . Bcorbut 7,791 „ Er braucht die Benennungen typhöses Fieber, typhoidales Fieber, Typhus ohne Unterschied, wie auch H o d s e j e w s k y , dagegen S o k o l o f und K i ä k o f s k y darin bestimmt unter- scheiden.

Die Intcrmittentes des Sommers hatten oft so unmerkliche Intermissionen, dass mau sie kaum finden konnte und sie wie anhaltende hitzige Fieber mit galligem Charakter erschienen.

Ueberhaupt waren die Paroxysmen unregelmftssig und oft nicht vollständig.

Die typhösen Fiebor erschienen weniger als in anderen Jahren, theils selbständig, theils nach Wechselfiebern, vorzüglich häufig vom October bis April. Sie entwickeln sich ebenfalls aus dem Sumpfmiasma .vind aus denselben Verhältnissen wie die fotermittente», haben viel Aehnliohkeit mit einander und

(18)

— n —

gehen in einander über. Die Form war verschieden nach der Zeit und dem Charakter der Krankheiten. Im Juli, August, September, w o Wechselfieber und Durchfalle herrschen, er­

schienen sie als Abdominaltyphus; wenn entzündliche Krank­

heiten herrschen als Pnoumotyphus, beim Vorherrschen der Hirnkrankheiten als typhus cerebralis; zur Zeit des herrschen­

den Scorbuts hatte der Typhus den fauligen Charakter. Im Allgemeinen war der Chai*aktcr anfänglich erethisch, gegen Ende torpid. Von 3435 Kranken starben 632, oder 18,3%.

Die hitzigen Fieber ohne sichtliche Localisation erschienen das runde Jahr durch. Von 15,100 Kranken starben 414, oder 2,7%. Ueber das Ursächliche dieser Fieber wird kein W o r t gesagt, auch folgt keine Beschreibung. Der Tod erfolgte durch gallig entzündlichen Charakter, durch Uebergang in Entzündung der Leber, der Därme, durch Durchfall oder durch typhösen Charakter. -

Zu den Durchfällen rechnet er verschiedene, sowohl cho­

leraartige, wie dysenterische, von 7817 starben 1095, oder 14%.

Sie waren grösstenteils bei Leuten erschienen, welche an Rei­

zungen der Leber und Milz mit Hyperämie und Hypertrophie derselben nach Wechselfiebern litten.

W i r hören hiev von der Intermittens und dem Typhus dasselbe, wie bei H o d s e j e w s k y , Verschwinden der Intermis- sionen, Uebergang in einander, positiv zugestandene Entwicke- lung aus dem Sumpfmiasma sogar und finden dazu eine be­

deutende Anzahl Kranker, deren Ucbel ganz unbestimmt be­

zeichnet ist als hitziges Fieber ohne Localisation, ohne ein Wort über die Aetiologie -desselben, doch wurden auch diese typhös. W i r hören, dass die typhösen Fieber geringer auftraten im angegebenen Jahre, dadurch war man genöthigt, die einfach ohne status typhosus verlaufenden Fiebor Von denen mit einem solchen zu sondern, weil sie zu zahlreich, zu deutlich geschieden

2*

(19)

— 2 0 —

Wechselfieber 11,G48 Kranke.

galligte Fieber 1,608 Entzündungen der Leber und Milz . . . . 419 „

Hypertrophien der Leber und Milz . . . . 784 „ Hydropsien . . . 1,322 „

Scorbut 1,104 Durchfälle 1,954 hectisches Fieber 418 „

- 19,257 Kranke"

waren, wenn gleich man sich eine Blosse^ gab. Ob es zu einer wirklichen Entwicklung des Typhus gekommen, lässt sich aus der Beschreibung nicht beurtheilcn. I)a8s aber jene genannten hitzigen Fieber, und zum mindesten der grösstc Theil der ty­

phösen, der Malaria remittens angehören, daran zweifle ich nicht, und dieser Bericht kann auch als Fingerzeig für den von H o d - s e j e w s k y dienen, zur Beurtheilung der in demselben angege­

benen Krankheiten, nur dass der Typhus dort vielmehr donii- nirt, da in dem Kriegsjahre die Lebensverhältnisse viel schlim­

mere waren.

7. Sie Wechselneber an der Laba, von F. E. Pop off, med. Ztg.

Äusslands No. 33. etc. 1867.

Die Laba ist ein Nebenmiss des Kuban am nördlichen Abhango des Kaukasus, und die ganze Gregend durch Boden und Klima eine entschiedene Sumpffieberlocalitüt. W i r finden in dem-Aufsätze die Beweise dafür und ausserdem einen Bericht über die Krankheiten, welche in den dortigen Militärhospitälern im Laufe von 10 Jahren, von 1841 bis 1853 inclusiv, behandelt worden waren, wo aber die Nachrichten über 1843, 1845 und 1847 fehlen. Die Krankheiten sind folgende:

(20)

Hiebei ist die Angabe über das galligte Fieber bemerkens- werth. Ich will es mit dem Wechselfieber im Verlaufe der Jahre anführen:

1841 1842 1844 1846 1848 1849 1850 1851 1852 1853 W e c h s e l - F i b r . 150 555 1302 1260 985 1578 1340 1849 1592 1037 gafl. Fieber 290 414 602 ,131 64

Anfänglich überwog das gallige das Wcchselfieber, daraufwar es nur wenig geringer an Zahl, im nächsten Jahre kaum die Hälfte und nahm so ab, dass von 1849 an schon gar kcins mehr vor­

kommt. Sollte ein solches Verschwinden eines endemischen Fiebers, bei Zunahme des Wechselficbers, anzunehmen sein, und weDn wirklich, wie kommt es, dass der Verfasser kein W o r t über dieses Phänomen sagt?! Ich glaube nicht, dass die Krank­

heit aufgehört habe, sondern es hat sich vielmehr die Ansicht über dieselbe verändert; es ist mir sehr wahrscheinlich, dass man alhnählig immer mehr Individuen des galligen Fiebers zuni Wechsolfieber gezählt, bis man über seine Natur ganz ins Reine kam und es gar nicht mehr besonders angab. Von*dcn Wech- sclfiebern ist gesagt, dass sie im Sommer mehr quotidian waren und selbst durch in einander Laufen der Paroxysmen zu re- mittirenden und continuirlichen Fiebern wurden, ebenso dass ihre Paroxysmen sehr oft unvollständig und verschieden waren.

- W i r finden also hier wohl die directe Angabe des remitti- renden Fiebers, aber keine formelle Sonderung vom intermitti- renden, es wird als ebenbürtige Form nicht anerkannt, sondern bloss als Abweichung von der Norm.

(21)

— 2 2 —

8. Die Milchcur in den Erkältungs- und den mit diesen verbun­

denen kaltfleberartigen Krankheiten, von Prof. Dr. Jno- semzoff. Hoscau 1857.

Die bisher betrachteten Abhandlungen entnahmen ihren Stoff aus den südlichsten Gegenden Büsslands, den Ländern am schwarzen Meere und unl den Kaukasus. Jetzt wollen wir uns mehr zum Norden wenden, und zwar zunächst nach Moskau.

Der Verfasser hat freilich zunächst' nur einen therapeutischen Zweck und giebt uns keine Uebersicht von den in Moskau herr­

schenden Krankheiten, wo er 25 Jahre practicirt hatte, aber schon der Titel zeigt, dass er sich auf einem Felde bewegt, das unseren Wünschen entspricht, und es war vorauszusehn, dass er sein Object bezeichnen wird. Dieses geschieht im A l l ­ gemeinen in der Einleitung, und später in einer grossen Anzahl Krankheitsgeschichten. f

Er erzählt, dass im Beginne seiner Praxis 1835 der Krank- heitscharacter entzündlich oder von den Blutgefässen abhängig gewesen sei, von 1840 an aber cerebro- spinal geworden und 1842 schon das Gangliensystem die Herrschaft übernommen habe; das kalte Fieber war das häufigste, deutlichste und haupt­

sächlichste Zeichen derselben, es dominirte der Gangliencharac- ter oder der allgemeine Kaltfiebercharacter. Neben dem ge­

wöhnlichen regelmässigen Wechselfieber, das er in Klammern typhus tertianus, lienalis nennt, neben dem quotidianen und quartanen, nimmt er noch eine Intermittens gangliosa an.

Während der Herrschaft des cerebrospinalen Systems war die erste Krankheitsform, welche die Aufmerksamkeit besonders auf sich zog, der Rheumatismus, und die Kräfte des Kranken sanken nicht, sondern waren in der Krankheit erhöht. Als aber das sympathische Nervensystem den Character der Krank­

heiten dominirte, -trat als Form der Catarrh besonders hervor, mit bedeutender Schwäche, Abmagerung, verstärkten Absonde-

(22)

— 2 3 —

ruBgen der Haut, der Schleimhäute, der Galle und mit trübem Harn; zugleich leichter Frost, darauf folgend Hitze und Schweis».

Anfänglich war dieses unregelmässig, später -aber entwickelte sich nicht selten eine volle regelmässige Intermittens, und so ging der Catarrh in diese offene bestimmte Form über; beson­

ders wenn die Darmschleimhaut litt. Das kalte Ganglienfieber, die Cholera, der Typhus abdominalis, der Scorbut, verschiedene Blutungen, Neuralgien, consecutive convulsivo Krankheiten wa­

ren nur Symptome der Erkältungsreizung der abdominalen Gan­

glien, Welche nach jedem Catarrh, nach jeder Erkältung folg­

ten. Uebor die Bedingungen des Zustandekommens des Krank­

heitscharakters gesteht er der Medioin keine genugende Ant­

wort zu, und in den darauf folgenden 12 Puncfcen, die die R e ­ sultate seiner Beobachtung und Erfahrung angeben, kommt auch der äoeratische Satz: ich weiss nur^ dass ich nichts weiss, deut­

lich xu Tage. Später, Seite 2 5 , nennt er als Gelegenheitsursa­

che, und zwar als die bei Weibern häufigste, die Erkältung) und folglich die Erkältungskrankheiten ebenfalls als die häufig­

sten'. Die folgenden Krankheitsgosckichten sind die Belege zu dem Gesagten und weisen die mannigfaltigsten Krankheitafor- nien und Krankheiten auf, mit derselben Grundlage.

W i r brauchen das Buch nicht weiter durchzugehen, weil wir in dem Angeführten das finden, was uns in demselben in- tereseiren kann. Seite 49 giebt der Verfasser in einer Anmer­

kung an, dass es für einen Arzt mit physiologisch-anatomischer Richtung genauer sei den Krankkeitsoharacter durch eines der allgemeinen Systeme zu bestimmen und darum ändere er die Benennungen: synochaler, crethkeher und torpider Character in den \ p n den Gofässen ubhängigen, cerebro - spinalen und gan- gliöaen. Hindurch bestimmt er,; was früher schon m bemer­

ken war, dass er nämlich die Reaotiousart des Organismus mit der localuu Tendenz verwechselt. Er erw4but der ersteren wohl

(23)

— 2 4 —

indem er beim Rheumatismus sagt, dass die Kräfte erhöht ge­

wesen sein, und als der Cätarrh zur Herrschaft gelangte, Schwä­

che und Verfall der Ernährung sich besonders hervorgethan hätten, doch bringt er die Reactionsart nicht auf ihren präci- sen physiologischen Ausdruck, und drückt sich sogar unphy­

siologisch aus, in dem e r dem Organismus in der Krankheit erhöhte Kräfte zuschreibt. — W i r haben uns die Frage zu stellen, ob sich aus dem Buche auf die Anwesenheit der R e ­ mittens in Moskau schliessen lässt, und wenn j a , wie der Verfasser sie auffasst.

Es geht aus seiner Darstellung hervor, dass neben dem seit 1842 herrschenden Wechselfieber ihm eine Reizung der ab­

dominalen Granglien durch ihre Häufigkeit aufgefallen, deren Gelegenheitsursache grösstentheils Erkältung gewesen, deren Formen aber so mannigfaltig waren, dass er sie unter den Hut einer einheitlichen Krankheitsform nicht zu bringen wusste und drum als eine Allgemeinheit zu dem ihm unklaren Begriff des Krankheitscharacters stempelte. Diesen bezeichnet er: als verbunden mit grossem Schwächegefühl und grosser Abmage­

rung, mit häufiger Erkrankung der Schleimhäute, vorzüglich des Dannkanals, mit häufigeren und den verschiedensten Hyper­

ästhesien, als Fieber mit anhaltendem Typus, aber häufig über­

gehend in gewöhnliches Wechselfiebef und nennt darum auch die exquisite Form kalte Ganglienfieber. Alle diese Symptome sind eben die hauptsächlichsten der Remittens und ich hege keinen Zweifel, dass die in Rede stehende Krankheit diese selbe ist, wie ich sie in Samara gesehen und beschrieben. Die zahl­

reichen Krankengeschichten unterstützen diese Ansicht, und - zeigen eines Theils die vielfache Zerstückelung einer Krank­

heit in viele, anderen Theils ihren Anschluss an andere. I n o - s e m z off nennt sie wohl das kalte Ganglienfieber, aber man sieht nicht, dass er dem Begriff desselben denselben Umfang giebt,

(24)

— 2 5 —

.ja weiter hin in den Geschichten habe ich nicht bemerkt dass er sie als distincte Form zeichnet; die Erscheinungen fliossen ihm unmerklich in den Krankheitscharacter über und dadurch verwischen sich die Contouren des Bildes. Er giebt bestimmt ihren häufigen Uebergang in Wechselfieber an, ohne doch ihrer Sumpffiebernatur oder der natürlichen Verwandschaft beider zu erwähnen; auch des miasmatischen Ursprungs, weder der Remittens noch der Intermittens,. wird gedacht; ob er keinen Grund findet dessen zu erwähren, oder ihn negirt, bleibt zwei­

felhaft Bios die Erkältung wird als Krankheitsursache häufig genannt, ja der Darmkatarah scheint immer als Erkältungs- catarrh bezeichnet zu werden.

9. Tarassenkoff Bemerkungen über das in Mosoau herrschende Wechselneber, medic. Ztg. Bussl. 1856. No. 1.

Die mannigfaltige Forin des Sumpffiebers scheint diesen Aufsatz veranlasst zu haben. Der Verfasser erzählt, das Wech­

selfieber sei ebenso häufig als verschieden gewesen, bald lar- vjrt, bald als febris Continus, bald dem Typhus ähnlich; es tra­

ten im Paroxysmus Cholerasymptome auf, es complicirte sich mit der Ruhr und häufig waren intermittirende Neuralgien.

Man sieht, die Remittens fehlt nicht, aber man fasst ihre Erscheinungen nicht als eine zusammengehörige Form auf.

10. Die epidemische Constitution der Krankheiten in den 3 Drit­

theilen, des Jahres 1859 in Mosean, susammengestellt in der Gesellschaft praktischer Aerzte. . Jedes Drittheil be­

sonders bekannt gemacht in der moscauer medic. Zeitung von 1859 u. 60.

Diese Darstellung beginnt mit einer Angabe der Witte­

rung und darauf einer Uebersioht der hauptsächlichsten Krank-

(25)

— 2 6 —

heiten, ohne Tabellen, ohne genaue statistische Angaben für jedes einzelne Uebel. Sie ist kurz gehalten und giebt nur mehr

das Ungewöhnliche und Neue, das sich gefunden. W i r werden blos die Namen von einigen Krankheiten benutzen können:

Das l s t e Drittheil. Das 2to Dritthcil. - Das 3 t o Drittheil.'

1. Intermittens. 1. Intermittens. 1. Intermittens.

2. Typhus. 2. Typhus. 2. Typhus.

3. Magendarmcatarrh. 3. Catarrh.-rheumat. 3. Catarrh.-rheumat.

4. Rheumatismus. hitzige Fieber. hitzige Fieber.

4. Rheumatismus. 4. Catarrh.-gastrische 5. Durchfall. • Fieber.

6. Dysenterie. 5. Rheumatismus.

7. Cholera. G. Darmcatarrhe.

7- Cholera.

11. . Jahresbericht Uber das Obuchow'sche Hospital in St. Peters­

burg für 1856, med. Ztg. Russl. 1857 No. 38 — 40.

Die Eintheilung der Krankheiten ist folgende:

Kr. gest.

catarrh ahsebe Fieber \ interniittircnde Fiebor' . . . . 128 7 = 5 % rheumatische „ <• 959 typhöse Fieber: typh. exanthema j 593— 9 0n/ gastrische „ ' „ abdominal.

gestorben 38 = 3 % Cholera 720 365 Chronische Catarrhe des Dünn- und Dickdarms.

Chronische Rheumatismen und Neuralgien.

Hydrops.

Von den letzteren fehlen die Zahlenangaben.

Dio Gesammtzahl der Kranken betrug: 9688, gestorben 2214 = 2 2 %

Die Schwindsüchtigen, chronischen Lungencatarrhe, Darin- Blennorhoen und - Verschwärungen wurden mit 1517 zusam­

men angegeben und die Gestorbenen nicht, was sehr zu be­

dauern. Die chronischen Catarrhe der Darme erseheinen mit und ohne Yenchwftruag, sind hAung Ausgang »cuter Krankheit, die

(26)

Therapie ist gegen sie ohnmächtig; dennoch fehlt die Angabe der Mortalität, und die Namen jener Krankheiten, aus denen sie entstehen.

12. Jahresbericht vom Peter - Pauls - Hospitale in St. Petersburg für das Jahr 1845, von Thielmann, med. Zeitung Russlands 1846 No. 34.

Die Eintheilung der Krankheiten ist folgende:

Febris intermittens 46

„ gastrica 33

„ pituitosa 19

„ biliosa 5

„ catarrhalis 53

„ rheumatica 41 Typhus intestinalis 795

„ e x a n t h e m a t i c u s . . . 16

Die gastrischen, catarrhalischcn, rheumatischen Fieber wa­

ren sehr zahlreich, gingen meist in Abdominaltyphus über. Der Abdominaltyphus kam in den 3 ersten Monaten sporadisch vor, im April schon epidemisch und mit geringer Remission im Sommer, erreichte eine furchtbare Höhe im Herbst und Winter.

Erst im December bemerkte mau Contagiosität. Leider fehlt die Zahl der Kranken für die Monate. Die Beschreibung der Krank­

heiten und des anatomischen Befundes fehlen. Es finden sich noch Jahresberichte für 1846 und 5 1 , die ebenso gehalten sind.

13. Jahresbericht über das Seehospital in Kronstadt für das Jahr 1850, med Ztg. Bussl. 1851 Wo. 34. von Lang.

Die'Eintheilung der Krankheiten in der Tabelle ist folgende:

Kranke. Gestrb.

1. Febris cum inflammationc topica . . 2512 214 2. „ sine inflamatione t o p i c a . . . . 3251 —

(27)

Kranke. Gestorb.

3. Febris nervosa, typhus intestinalis. . 541

4. „ intermittens 82 5. „ hectica 49 6. Diarrhoea dysenteria 1068

7. Phthysis intestinalis 68 8. „ pulmonalis 665

541 177 8 2 . - 49 42 1068 41 68 60 665 511 Im Text erwähnt der Verfasser catarrhalische, gastrische, rheumatische Fieber, dann gallige Nervenfieber im Juli uud August.

Dio Vertheilung der Todten ist auffallend: Nr. 2 und 4 keine, Nr. 3 aber 3 1 % , 5 schon 8 5 % und Nr. 7 gar 88%. Zäh­

len wir diese beiden letztgenannten Rubriken mit Nr. 2 und 3 zusammen, so erhalten wir eine Mortalität von 7 % , die unge­

fähr der von Samara gleich kommt, und diese Formen sind's, unter denen die Remittens zu suchen sein wird.

14. W. Heinrich. Jahresbericht des Marinehospitals zu Sewa­

stopol vom Jahre 1847 und 1850, med. Ztg. Russl. 1849 und 1852.

In beiden Berichten giebt der Verfasser, eine tabellarische Uebersicht der Krankheiten, dio ich beide anführen will, und die abweichenden Benennungen von 1850 besonders ver­

zeichnen.

(28)

— 2 9 —

1&17

Krank. Gestb. PC . 1850

Krank. Gestb. PC .

l.Febr. c. inflamm. -

1214 24

1871 27

2. „ sine inflamm.

( top. . . F. gastr. catarrhal. 1302

— —

1820

3. „ nervosa . . Typhus . . . . 150 37 24 440 54 12,2 143 133 93 80 75 93 5. ., intermittens . 1201 25 2,0 4869 138 2,8 6. Diarrhoea et D y -

486 9 1,8 1036' 14 1,3 7. Phthises . . . Phth. laryng. pulmon

intestinalis . • 171 139 81 226 192 84

Im Bericht für 1847 giebt der Verfasser gastrisch -ca- tarrhalische Fieber an, die oft plötzlich in Wechselfieber über­

gingen. In dem für 1850 wird gesagt: die Typhen gingen im Mai in Wechsclfieber über, und im Juni war die grösste Zahl der febres gastricae — Wechselfieberkranke; zugleich sagt der Verfasser: wenn eine Intermittens in Typhus übergeht, so sei es ein Fehler der Behandlung.

W i e manche Rubriken zu verstehen sind, sieht man aus den veränderten Namen. Auffallend ist die Mortalität in ihrer Vertheilung, namentlich der Mangel der Todten in Nr. 2 , und die ungeheure Menge derselben in Nr. 4; ja, welcher Art phthi- sis intestinalis, selbst pulmonalis der Verfasser verstanden, ist nicht zu sehen. Nr. 4 ist höchst wahrscheinlich Malariaausgang, mit Nr. 2 zusammen haben sie die gewöhnliche Mortalität der Remitteifs und sogar weniger, nämlich 6,4% für 1847 und 4,8%

für 1850, wahrscheinlich gehören aber noch einige Intestinal- phtysen dazu.

(29)

15. Preyss. Bericht über das Speranski'sche Hospital zu Gross -Buromka im Gouvernement Poltawa, vom 1. Mai 1845 bis zum 1. Kai 1848. .

Der Verfasser giebt folgende sehr detaillirte Tabelle der Krankheiten.

Febris inflammatoria genuina . . . 25

„ rheumatica 209

„ catarrhalis . 132

„ gastrica saburralis 81

„ „ pituitosa 2

„ „ biliosa 6

„ „ verminosa . . . . 1

„ subnervosa 1

„ nervosa versatilis 1

„ „ stupida 7

„ „ putrida 1 Typhus abdominalis 6 Intermittens als Neurose . . . 312

Rheumatismus 251 Rheumatismus abdominis 26

2304

, Unter den Rheumen und rheumatischen Fiebern sind auch Leute gerechnet, die hypochondrisch-verstimmt, ermüdet von der Arbeit, über die verschiedensten Schmerzen klagen uud durch Erholung ohne Arznei getheilt worden waren. Die W e c h ­ selfieber sind im Sommer rheumatisch complicirt, im Herbst gastrisch, und aus diesen bildeten sich mehre Fälle nervöser Fieber, und» nur aus wenigen ein remittirendes.

Zunächst geht aus der grossen Zahl von rheumatischen Erkrankungen hervor, dass der Charakter der Reaction ein erethischer gewesen.

(30)

— 31 —

16. Jaesche. Bericht über die in den Jahren 1831 bis 1853 im Stadthospitale zu Pensa beobachteten Krankheiten. Med.

Ztg. Bussl. 1854.

*

Indem der Verfasser die einzelnen Krankheiten durchgeht, bemerkt man folgende Eintheilung:

Intermittens;

Catarahaliscjie, gastrische, rheumatische Fieber werden zusammen genannt, kein W o r t von ihrer Natur;

Typhus abdominalis;

„ exanthematicus;

Rheumatismus.

In einem früheren Bericht vom Jahre 1847 nennt er diese Krankheiten, dann noch Catarrhus laryngis et pulmonum, Diarrhoea.

17. Einiges über die Topographie von Orenburg. Dissertation von Maydell. 1849.

Der Verfasser nennt folgende Krankheiten:

Wechselfieber, nervöse Fieber, gastrische Fieber/ Typhus, gallige ' „ Cholera, catarrhalische „ Catarrhe, -

rheumatische •„ Rheumatismus, Diarrhoea.

Von ihm wird ebenfalls die Tabelle aus dem dortigen Militärhospital von 1837 —44 angegeben.

(31)

Krk. Todte. pCt.

»1. Intermittens 4585

0,9

2. Synocha 4672 46 v. 1840 J.

3. Febris gastrica . . . . 45 2 4,4 4. „ hectica . . . . 140 113 80,7 5. „ nervosa . . . . 157 8 5,0

6. Typhus 2726 -. 178 6,5

7. Diarrhoea . . . 555

8. Diarrhoea colliquat. . . 341 202 -59,2 W i r finden auch hier in der Militärtabelle jene sonderbare Mortalitätsvertheilung, die einigen zu wenig, andern zu viel giebt, und zwar letzteres zweien unselbstständigen Formen.

Wenn wir daher, durch Zweifel an der Wahrheit der Einthei­

lung bewogen, die Rubriken 2, 3, 4, 5 und 8 in Bezug auf die Sterblichkeit zusammenfassen, erhalten wir die gewöhnliche Zahl von 6,9%, welche wir von der Remittens erwarten.

18. Sachs, medicinisch- topographische Skizze von der Stadt Jekatarinoslaw und ihrer Umgebung, medic. Zeitung Buss- lands 1848.

Der Verfasser nennt als Hauptkrankheit das endemische Wechselfieber, das aber selten rein erscheine, sondern mehr mit Symptomen des Nervenfiebers, der Brust- und Unterleibsent­

zündungen, als Epilepsie und Rheumatismus; er findet auch dass Intermittens und Typhus ähnlich sind, und solche Formen nennt er nervöses Wechselfieber, und sucht den Unterschied im Typischen.

In dem Gesagten lässt sich die Remittens als anwesend in der Stadt wohl erkennen.

(32)

— 3 3 —

In den Schriften von Nr. 10 bis 17 incl. finden wir Ueber- sichten der"herrschenden Krankheiten gegeben, meist selbst in tabellarischer Form. Sie haben vieles mit einander gemein in den Angaben. So geben sie alle Intermittens, Typhus an, und dann eine Trias von Fiebern, die catarrhalischen, gastrischen, rheumatischen, welche bald als gesonderte, bald als verbundene Krankheiten angegeben werden, bald in noch mehre, wie pi- tuitosa, biliosa, verminosa, zerfallen, siehe Nr. 12 und 15. Iu Nr. 13 und 14 erhalten sie einen neuen Namen, der sie durch eine Negation, nur durch die Abwesenheit von Entzündung be­

zeichnet; dass sie es aber wirklich sind, bemerkt man bei L a n g aus dem Text, bei H e i n r i c h aus dem zweiten Bericht. Dass diese Krankheiten nicht etwa Catarrhe und Rheumen mit Fie­

ber waren, sieht man aus der gesonderten Angabe der Catarrhe und Rheumen, und aus dem Uebergehen in Typhus ( 1 2 ) , in Wechselfieber ( 1 4 ) , was man diesen Localübeln wohl nicht zu­

trauen wird. Sie waren oben ein Anderes, von unbestimmter Natur, mannigfaltiger, nicht zusammenfassbarer Form, in denen bald die Symptome des Lungen-, bald des Darm-Catarrhs, bald des Rheumatismus vorherrschten, oft 2 derselben gleichgewich-

3

19. Loewenstein, von dem epidemisch-typhösen Fieber in Wilna 1846. n. 1846, med. Ztg. Russl. 1848.

Aus dieser Abhandlung, die nicht sonderlich stark in der Beschreibung ist, hebe ich mir die uns interessirende Bemer­

kung heraus, dass nämlich das typhöse Fieber, das er dem Ty­

phus gleich setzt, dem Wechselfieber nahe verwandt sei, indem beide neben einander auftraten und in einander übergingen, und dass auch in beiden die Chinapräparate nützlich seieu.

Hier sehen wir wiederum die Remittens hervorscheinen, ohne, dass man sie präcis auffasste.

(33)

— 3 4 -

tig dastanden, dann kommt es vor, dass die Gallenproduction oder die vermehrte Schleimabsonderung zur Grundlage der Classificirnng genommen wird. Verwandt sind sie untereinander und doch nicht eins, verwandt sind sie auch mit Wechselfieber und Typhus, und auch wiederum nicht eins., Sie legen die Grundlage zu tieferschütternden Uebeln, ja selbst zu unheilbaren, wie die colliquative Diarrhoe, und haben doch unter Tausenden von Kranken keinen Todten. Man kennt die Fa,nj^lienverbindungen und die ganze Vetterschaft dieser rätb- selhaften Erscheinung und weiss von ihrer Familie nichts. Man kennt ihren Anfang und auch ihr Ende, und doch soll das Ende nicht zum Anfang gehören, und der Anfang will von seinem Ende nichts wissen. Stellt man diese, Anfang und Ende, zu­

sammen, also jene FieberdreiHeit, zü der auch die Synocha und die Febris hectica und Diarrhoea colliquatica, zu zählen, so kommt bei denjenigen Schriftstellern, welche die Gestorbenen angegeben haben, statt des Ungewöhnlichen und Ungeheuerli-.

chen eine sehr gewöhnliche Mortalität, wie in No. 13, Ii und 17 angegeben worden ist. Und hiebei ist nicht einmal der T y ­ phus zugerechnet, der zu einem Theil, wenn nicht ganz, wie ich fttr Orenburg vermuthe, dazu zu zählen sein wird. Nach allem diesen wird man begierig sein zu erfahren, aus welchen Ursa­

chen diese Krankheiten entständen. Ueber diese schweigen die meisten der genannten Schriftsteller, oder sagen im- Vorüber­

gehen ein paar Worte von Erkältung oder verdorbenem Magen;

jedenfalls habe ich bei keinem eine nur einigermassen genü­

gende Aetiologie gefunden, und bei dem massenhaften Erkran­

ken ist eine epidemische Ursache nothwendig, aber dennoch von Niemanden genannt.

Jetzt bleiben mir noch zweier Verfasser Schriften anzufüh­

ren, in denen ich Unterstützung für meine Ansicht von der B e - mittens finde.

(34)

- 3 5 -

20. W. Guttoeit in Kursk. Bemerkungen über Wechselfleber, nachlassendes Fieber und Chiningebraueh, medic. Zeitung Russl. 1850.

Der Verfasser geht die einzelnen Symptome und die Verhält­

nisse der Intermittens zu anderen Krankheiten durch; so giebt er eine Intermittens dysenterica als Complication an, wo erstere schwach, darin Darmsymptome quälend waren, die man mit Chinin allein nicht heilte, wohl aber mit Ol. ricini., Na. nitric, Calomel mit Opium, Extr. nuc. vom.; auch eine Verbindung jener mit Diarihoca, mit Rückenschmerz. V o m Typhus, der auch vor­

kommt, sagt er, dass er das Wechselfieber durchaus nicht aus- schliesse. Das remitierende Fieber ist sehr häufig, und wird da bald 'catarrhalisches, bald gastrisches, galliges, entzündliches, nervöses, typhöses genannt, das sind aber Glieder einer FaT milie. Der Character ist theils entzündlich, theils nervös ady­

namisch. Die Verwandschaft mit dem Wechselfieber sieht man:

1) aus dem Typischen der Erscheinungen, 2) den häufigen Ue- bergängen, 3) der E n t w i c k l u n g aus Wechselfieber, 4) aus der Empfindlichkeit der Leber und Milz in einzelnen Fällen oder Epidemien, 5) auch aus der Behandlung. Es gehen der Epide­

mie der Remittens Intermittcntes voran und Typhen nach.

Eine heftige Remittens mit adynamischem Character wird in Kursk febris nervosa oder typhus genannt, und es sei unmöglich jedesmal beide scheiden zu wollen. Die officiellen Berichte der Stadtkrankenhäuser des Gouvernements ergeben folgende Zahlen:

Febr. cont, var. Intermitt. Typhus. Geäammtzahl.

1843 1072 369 26 3145

1844 531 301 108 2440

1846 814 390 135 . 3537

1848 900 359 117 4592

3 *

(35)

21. Tschernobajeff, Jahresbericht über da« Militärhospital in Kiew für das Jahr 1850 und ein eben solcher für das Jahr 1852. med. Ztg. Bussl. 1851 und 1853.

Mir stand nur ein kurzer Auszug der med. Zeitung zu Gebote. Der Bericht ist sehr ausführlich und in dem med.

Journal des Kriegsministeriums abgedruckt.

W i r finden folgende uns interessireude Krankheiten an­

gegeben:

I n t e r m i t t e n s . . . 2523 Krank., 4 -Gestorb., Procente.

Remittens 1194 „ — „ — Typhus . 472 „ 113 " „ 2 3 % Diarrh. et Dysent. 900 „ 208 „ 2 3 %

Dann folgende Pluctuation der Kranken nach Monaten:

1849 Nov.

1849

Pec. 1850 Jan. Febr. März. April. Mai. Juni. Juli. Aug. Sept. Oetb.

496 525 726 545 597 558 892 712 815 1784 1576 1094 ' Im Allgemeinen war der Krankheits_charakter gastrisch­

rheumatisch mit grosser Neigung zur Asthenie. Der Abdomi­

naltyphus kam besonders im August und September vor. Im November waren die wenigsten Intermittentes (63), im August die. meisten (717> Die typhösen Fieber stiegen und fielen mit den Wechselfiebern, die Diarrhöen gingen ebenfalls mit der epidemischen Ausbreitung dieser analog, im Anfange des Juni gingen sie mehr in Dysenterie über. Viele Krankheiten, z. B.

remittirende Fieber, gingen schliesslich in Wechselfieber über.

Der 2. Bericht giebt dieselbe Krankheitseintheilüng, von der nichts zu erwähnen ist. Da findet sich aber eine charakte­

ristische Bemerkung des Redacteurs der med. Zeitung, H e i n e , dass unter die Rubrik: remittirende Fieber einfach entzündliche, catarrhalische, gastrische und rheumatische Fieber gerechnet

(36)

— 3 7 -

worden., Von 1227 Kranken dieser Art,starb keiner, vom Ty­

phus 23%.

In diesen beiden letzten Schriften finde ich ausdrücklich bestätigt, was ich bis dahin nur voraussetzte, dass nämlich wirklich viele Aerzte unter ^jenen verschiedenen Benennungen der Fieber die-febris remittens verstehen. W a s G u t t c e i t von derselben sagt stimmt so ziemlich mit dem von mir in Samara beobachteten, sogar das Ueberwiegen ihrer Zahl über die Inter­

mittens. Bei T s c h e r n o b a j e f f finden.wir wiederum jene auf­

fallende Mortalitätsvertheilung, dass von 1,194 Krank, niemand, von Typhus, Diarrh. und Dys. zu 2 3 % starben; zählen wir blos die letztere Rubrik zur Remittens, so erhalten wir 9 , 9 % und wenn beide, 1 2 % ; doch kann man letzteres nicht mit Sicherheit thun, weil wirklicher Typhus dagewesen sein kann;

docli ein Theil der Typhösen wird gewiss hex'überzunehmen sein.

In den angeführten 21 Nummern ist die Darlegung der Schriften, die mir zu Gebote standen, vollendet. Sie verbreiten sich über die Krankheiten sehr verschiedener Oertlichkeiten, wolche alle sich aber als Malariagegenden erweisen, in allen wird die Intermittens ausdrücklich genannt, und in allen finden wir Gründe die Remittens vorauszusetzen, wenn sie nicht ge­

nannt wird. Die Art, wie die Schriftsteller diese letztere be­

trachten, wollen wir nun übersichtlich zusammenfassen.

Man kann 6 Gruppen unterscheiden. In der l t e n wird der Remittens volle Anerkennung gezollt, sie auch in der Man­

nigfaltigkeit der Erscheinung als eine Einheit zusaminengefasst.

Hieher gehört blos G u t t z e i t .

In der 2ten wird sie ebenfalls vollständig anerkannt in ihrer Natur als Sumpfkrankheit, in gesonderter Form; aber der Verfasser D i a k o n o f scheint nicht] zu wissen, dass sie in der Wissenschaft lange eingebürgert einen legitimen, an ihren Ur­

sprung untl an ihre Verwandschaft erinnernden Namen hat und

(37)

— 3 8 —

einer neuen Taufe als f. pseudo-continua nicht bedarf. Auch scheint er den Typhus mehr zu beschränken, auf Kosten der Malaria, als ihm zukommt.

In der 3ten Gruppe wird sie auch ohne Weiteres aner­

kannt und genannt, aber nicht ihre Ausgänge, wie die Morta­

lität beweist. Dahin gehört der Bericht von T s c h e r n o b a j e f f . In der 4ten wird die Remittens als bloso Abweichung von der normalen Form der Intermittens betrachtet, als eine Brücko zum Typhus, j a als Typhus selbst, Hieher, gehören S o k o l o f f und K i ä k o f s k y , H o d s e j e w s k y , die beiden P o p o f f , T a r a s - s e n k o f , S a c h s , L o e w e n s t e i n .

In der 5ten wird sie als Krankheitscharacter aufgefasst von I n o s e m z o f f .

In der 6ten Grupße zerfällt sie in mehre Krankheiten, so bei den angeführten Moskauer und Petersburger Aerzten, bei H e i n r i c h , P r e y s s , J a e s c h e , M a y d e l l .

Wenn wir diese 6 Gruppen überblicken, sehen wir dass 4 von ihnen nur individuelle Ansichten präsentiren, wir können sie als schon besprochen bei Seite lassen. Dagegen" finden wir in der 4ten und 6ten Gruppe eine grössere Anzahl Aerzte ziem­

lich ähnliche Ansichten vertretend, denen ich dennoch nicht beistimmen kann. Bei diesen wollen wir etwas stehen hleiben und zusehen, woher solche wohl entstanden sein mögen.

Im Allgemeinen ist folgender Gedankengang festgehalten worden in Bezug auf die Malaria-Krankheiten.

1. Die Intermittens wird als einzig legitime Form der Malaria angesehen, das Intervall, die Apyrexie bedingt das W e ­ sen. W o die Apyrexie fehlt, da fehlt das Wesen der Malaria, oder zum mindesten ihre legale, sanctionirte, gestattete Form, sieht man ohne Apyrexie in ihr nur die Krankheit der Krank­

heit, den Krüppel im schönen Walde der schlanken Intermit- tenten, den passlosen polizeiwidrigen Flüchtling, der sich bald

(38)

— 3 9 —

unter die Typhen, die colliquativen Diarrhöen, die fiecfciischen Fieber verbirgt.

2. W i r kennen die Remittens als eine Krankheit, die sich in sehr manigfaltigen Formen prasentirt. Jedenfalls bildet dt*

Grundlage ihrer exquisiten Form das cohtinuirliche Fieber. W ö sich nun zu diesem: -

a ) Gastrische Symptome zugesellten, wie belegte Zunge, bittrer Geschmack, Stimkopfschmerz, etc. wurde die Römit- ten^ — Febris gastrica genant; waltete dabei die Schleimabson­

derung vor, pituitosa, waren Zeichen eines leichten Leberlei­

dens, vermehrter Gallenabsonderüng, febris biliosa; wurdelä reichlich Wurmer .entleert, verminosa.

b) Trat zu einer febris continua ein Catarrh der Luft­

wege, so nannte mau sie febris catarrhalis.

c) Nahmen in einem anhaltenden Fieber die Gliederschmer­

zen den Vordergrund des Krankheitsbildes ein, namentlich der Gelenke, so war die febris rheumatiea da.

dj Hatte aber das continuirliche Fieber einen starken Tur- gor der Körperoberfläche, einen vollen harten Puls, heisse Haut, brennenden rothen Urin, beschleunigten Athem, so war es of­

fenbar ein entzündliches Fieber, Synocha.

c) Fehlt aber der Turgor, ist das Ansehn bleich, der Pals , weieh, nicht voll, die Hauttemperatur Wenig erhöht oder un­

gleich vertheilt, überhaupt der Character des Fiebers »dyna­

misch, und dazu die sensiblen und motorischen Functionen ge­

stört, so wird es nervös genannt und erhält rioqh verschiedene Abstufungen, j e wach dem Zustande der Reizbarkeit, näinlioh sübnervosa, nervosa versatilis, stupida. Oder wenn es sich in~

die Lange zieht, heisst es febris nervosa lenta; wird dabei das Schwindel der Kräfte und Masse besonders, ins Auge gefasst, sb wird f. uecticä, getauft.

(39)

- 4 0 —

f) Typhus, typhöse Fieber, hitzige typhöse Fieber, ty- phoidale Fieber, Typhoide, typhus bellicus, castrensis, cerebra- lis, petechialis, abdominalis sind Namen, welche ihren Gebrauch zunächst dem status typhosus verdanken. Nach der genieinen Erfahrung ist dieser typhöse Zustand eine Erscheinung verschie­

dener fieberhafter Krankheiten und narcotischer Vergiftungen, bei welchem ein höherer oder geringerer Grad von Unbesinn- lichkeit oder Bewusstlosigkeit, Delirien, abnorme Thätigkeiten der Sinne die Hauptcharactere bilden. Diesen typhösen Zustand haben die obengenannten Schriftsteller als Hauptmerkmal und als Hauptgrund genommen eine fieberhafte Krankheit Typhus zu nennen. Es kann ein solchör aber aus sehr verschiedenen Ursachen entstehen: Istens als locale Gehirnkrankheit, wie Ent­

zündung; 2tens secundär durch einen veränderten Einfluss des Blutes aufs Gehirn, es mag nun dieses einfach fieberhaft erregt sein, wie bekanntlich manche Personen selbst in leichten Fie­

bern deliriren; oder die Mischung desselben ist abnorm, wie im Säuferwahnsinn, in der Hydrophobie, in dem wirklichen T y ­ phus, in der Malaria, in den exanthematischen Processen. Ja, es giebt selbst fieberlose Zustände wo er vorkommt, wie durch abnorme Nerventhätigkeit, bei Geisteskrankheit, oder durch pe­

ripherischen Nervenreiz, wie bei Würmern. Um nun ein ty­

phöses Fieber, einen Typhus zu bilden, bedurften viele nur ei­

nes adynamischen Fiebers und des status typhosus, diese Requi­

site genügten und jenes Fieber war fertig; ganz so wie ein Fie­

ber mit status gastricus, Oatarrh, Gliederschmerzen, eine febris gastrica, catarrhalis, rheumatica machte. Man sieht sogar wie man­

che, z. B . K . P o p o f f , im Beginn der Schilderung die Krankheit typhoidales Fieber nennt, im Laufe derselben aber sichtlich sy­

nonym typhöses Fieber und Typhus, weil er wahrscheinlich nur jene Requisite im Auge hatte. Bei der herrschenden A n ­ sicht, dass die Malaria nur in rhythmischer "Form legitim sei,

i

(40)

— 41 —

konnte ein massenhaft auftretendes adynamisches Fieber nur classificatorischo Verlegenheiten bieten, welche dann auch obige

Schriften "nicht verhehlen können, bis zum positiven Bekenntniss der Unmöglichkeit der Classification durch die febris sine inflam- matione topica. Die Krankheit war einmal da, sie musste ge­

rechtfertigt, ihr" Erscheinen motiyirt werden. Freilich passto sie nicht in den alten Kram, in die vorgebrachten Rubriken, aber Aetiologie und Symptomalogio sind biegsame Dinge; wie oft-"erkaltet man sich, ohne es zu bemerken! wie sollte ein Fieber mit einem unbestreitbaren Catarrh oder typhösen Zu­

stande nicht ein catarrhalisches oder typhöses sein? Da das Allgemeine schwieriger aufzufassen'ist als das Besondere, so war's natürlich, dass man die Krankheit zerpflückte, aus einer mehre machte, nach den hervorragenden Symptomen. Da aber die adynamische Natur derselben ihre Tücken nicht verhehlte, so kam man zu sehr unangenehmen Resultaten; ein catarrha­

lisches Fieber z. B. zieht sich unvermuthet in die Länge, ja es zeigen sich Symptome der Erschöpfung, man müsste es schon Y. hectica oder diarrhoea colliquativa oder phthysis abdominalis

nennen, und stirbt der Kranke nun, so ist er an catarrhalischem Fieber gestorben. Aber das lässt sich ja ohne Erklärung,, ohne Rechtfertigung- gar nicht erzählen, und im Hospitaldienst zieht es von der Obrigkeit eine Frage nach sich. Solchen Fatalitä­

ten vorzubeugen ist offenbar eine formelle Auskunft nöthig, wel­

che einfach darin besteht, dass man die unbequeme Krankheit, nachdem man sie quer getheilt, ebenfalls in der Lange theilt, d. b. man schneidet das Ende vom Anfang, die febr. catarrha- lis von der f. hectica etc. und sagt: dies ist Hinz und das ist Kunz, und ihr sollt nichts mit einander gemein haben, nicht einmal die Sterblichkeit. Daher jene sonderbaren Mortalitäten

t

die wir oben sahen. In Militärhospitälern wird natürlich von den practischen Obern wenig nach der Eintheilung der Krank-

(41)

— 4 2 —

heiten gefragt, so lange die Uebel .die Diensttaüglichkeit nicht berühren oder den Tod nicht nachsichziehen; in diesen'Fällen

•wird genaue Motivirung für jeden Mann verlangt, und natura lieh eine f. cat., rheum., gastr., ungenügend befunden.

Hiermit wäre angedeutet, wie ich mir jene Krankheits­

formen, oder jenes Schwanken zwischen solchen, entstanden denke, Formen, die ich nicht anzuerkennen vermag, und dar­

um mich genöthigt fand sie umzueonstruiren Bs mag darin eine Art Willkür liegen für jeden, der mit meinen Ansichten nicht congruirt. Meine Rechtfertigung will ich nicht vorenthalten.

Zur Bildung einer abgeschlossenen empyrischen Krank­

heitsform sind wir in der Wissenschaft noch lange nicht so, weit, um allen rationellen Anforderungen, die man an eine solche machen könnte, im einzelnen Falle zu genügen; doch ist man berechtigt, jedes Mal soviel als möglich zu verlangen. Eine

* Krankheitsfof m| basirt sich auf den Symptomencomplex, den Verlauf, die Ausgänge und Nachkran kheiteu, auf das Verhalten zu anderen Krankheiten, zur Zeit, zum Räume, auf die anato­

mischen Veränderungen und, leider muss ich eine Hauptsache zuletzt nennen, auf die Ursachen, weil wir von diesen ge­

wöhnlich am wenigsten wissen.

Vergleichen wir nun die Symptome jener Krankheiten, die ich der Remittens sübstituirt finde, mit dieser selbst, so wird sich erweisen, dass sie in ihr alle vorhanden sind, ohne dass ich behauptete jede Gruppe derselben, wäre für die letztere pä- thognomisch.

Beginnen wir mit den gastrischen Symptomen, wie sie sich nach einem Diätfehler mit Fieber darstellen, so sind solche be­

kanntlich Eigenthum der Malaria überhaupt, der intermittiren- den wie remittirenden Form. Sie treten zu Zeiten mehr und heftiger in den Vordergrund, begünstigt durch die Jahreszeit,

»u andere» weniger, und fehlen nur selten.

(42)

— 4 3 _

Dagegen ist ein Gästricismus, der durch einen verkehrten Speisegebrauch entstanden, mit Fieber verbunden, das selbst einen verlängerten Verlauf und ein adynamisches Stadium ein­

geht, gewiss eine seltene Krankheit, damit wird jeder erfahrene Practikel- übereinstimmen.

So gut es Eigonthümliclikeit der Malaria ist, die Darm­

schleimhaut catarrhalisch zu afficiren, obenso die Respirations­

schleimhaut; doch im Ganzen nicht so häufig wie jene, und nicht selten im späteren Verlaufe. Ob das Malariagift dazu hinreichend oder es den Organismus blos disponirt, atmosphäri­

sche Verhältnisse die eigentlichen Producenten sind, lässt sich nicht bestimmen. Jedenfalls ist ein Bronchialcatarah eine ßö häufige Zugabe des Remittens, und dem Darmcatarrh ganz pa­

rallele Erscheinung*, < ja s s m a n nicht anstehen kann, ihn als integrirenden Theil ihres Symptomencomplexes zu betrachten.

Daher ich jenes catarrhalische Fieber, das mau gesondert vom gewöhnlichen Brönchialcatarrh, aber genähert und oft verbunden mit dem gastrischen und rheumatischen Fieber, aufführt,' eben­

falls zur Remittens ziehe. Es hat offenbar dieselbe Geschichte wie das gastrische Fieber. Sein massenhaftes Auftreten ist synchronisch nicht mit den Catarrhen, sondern mit jenen Fiebern.

Die Gliederschmerzen, die ein Kranker in den Paroxys- men der Intermittens fühlt, fällt Niemand ein Rheumatismus zu nenfaen, weil sie in der Apyrexie schwinden, und "wenn nicht, der Paroxysmus ein sicheres Zeugniss der Krankheite­

gattung ist. W e n n aber oin anhaltendes Fieber mit ziemlich heftigen Gliederschmerzen auftritt, ganz besonders wenn sie die Stelle der Gelenke einnehmen, da zweifelt man nicht, eine fe­

bris rheumatica vor sich zu haben. Und dennoch ist dieses Fieber m Malariagegenden häufig nur Remittens. Oft vergeht das Fieber, aber die Schmerzen bleiben, und nun wird die

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

In ganz Europa soll mit dem Schutzgebietsnetz Natura 2000 der Rückgang der Arten gestoppt, die Biodiversität und unser Naturerbe langfristig gesichert werden.. Es besteht aus

Sind die Krankheitserreger jedoch erst in der Luft, beispielsweise von einer Person, die keine Maske trägt, dann verdunstet die Flüssigkeit in den Tröpfchen rasch und

Frau Klocke qualifi- zierte sich 2011 zur Kosmetik- fachberaterin, 2017 zur Fach- beraterin für Senioren und darf sich seit März 2019 auch Phyto-Dermazeutin nennen. »Senioren

Doch es wird nicht nur viel geschunkelt, gesungen und getanzt, auch der eine oder andere Kreppel und viele Tonnen Kamelle werden verdrückt.. Manch einer möchte dann

Auch bei neuen Marken, wie zum Beispiel A-DERMA, kön- nen Sie sicher sein, dass die Produkte ausgiebig untersucht wurden und ihre Verträglich- keit nicht erst bei der Anwen- dung

Wer sich, seine Familie, seine Volksgruppe oder sein Land dauerhaft dazu verdammt sieht, auf der Verliererstraße des globalen Wettbewerbs geparkt zu sein, wird durch

Mehr Adipöse und Depressive Während sich der Anteil an Überge- wichtigen seit der letzten Untersu- chung kaum verändert hat – bei den Männern sind es 67,1 Prozent und bei den Frauen

Das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärme- dizin äußerte jedoch „erhebliche Be- denken”, dass das Melatonin auch über die Haut ins Blut