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Akustische Resonanzanalyse zur Bestimmung der Qualität von Obst und Gemüse

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2.2010 | LANDTECHNIK

PFL ANZE UND TECHNIK

Julia Foerster, Martin Geyer, Oliver Schlüter, Peter Fey und Michael Kiefer

Akustische Resonanzanalyse zur Bestimmung der Qualität von Obst und Gemüse

In dem vorliegenden Beitrag wird das Verfahren der akustischen Resonanzanalyse vorgestellt, eine Methode, die erfolgreich in verschiedenen Industriebereichen zur Qualitätskontrolle im laufenden Fertigungsprozess eingesetzt wird. Inwiefern eine Übertragbarkeit der Methode auf die Charakterisierung der inneren Beschaffenheit pfl anzlicher Produkte möglich ist, wird zur- zeit in Zusammenarbeit zwischen dem Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V.

(ATB) und der Akustik Firma RTE, Karlsruhe, überprüft.

Schlüsselwörter

Akustische Resonanzanalyse, nicht-destruktiv, Qualität

Keywords

Acoustic resonance analysis, non-destructive, quality Abstract

Foerster, Julia; Geyer, Martin; Schlüter, Oliver; Fey, Peter and Kiefer, Michael

Acoustic resonance analysis for quality characterization of fruits and vegetables

Landtechnik 65 (2010), no. 2, pp. 96-98, 4 fi gures, 5 references

Acoustic resonance analysis is a method which is success- fully implemented in various industries for non-destructive quality assessment of different materials like roofi ng tiles or break discs in series production. The purpose of current investigation of the Leibniz-Institute for Agricultural Engi- neering Potsdam-Bornim e.V. (ATB) in association with RTE Akustik + Prueftechnik GmbH is the adaption of this method for non-destructive quality determination of fresh fruits and vegetables.

In den letzten Jahren ist, verbunden mit dem Ziel einer bewussten und gesunden Ernährung, eine Steigerung der An- sprüche von Verbrauchern an die Qualität von frischem Obst und Gemüse zu verzeichnen. Primär- und Aufbereitungsbe- triebe sind bestrebt, diesen Erwartungen gerecht zu werden.

Hochspezialisierte Maschinen ermöglichen die Detektierung äußerer, qualitätsrelevanter Parameter wie Größe, Form, Far- be oder Oberfl ächenbeschaffenheit mit hoher Geschwindigkeit und Sicherheit.

Zielsetzung

Um Verbraucherenttäuschungen aufgrund mangelnder inne- rer Qualität infolge physiologischer Fehlentwicklungen oder produktschädigender Bedingungen innerhalb des Produktions- und/oder Aufbereitungsprozesses vorzubeugen, ist eine zusätz- liche Beurteilung der inneren Beschaffenheit unerlässlich. Bei Obst und Gemüse ist die Textur ein entscheidender Faktor für die Konsumentenzufriedenheit. So wird beispielsweise ein fes- ter, knackiger Apfel vom Verbraucher als qualitativ hochwerti- ger eingestuft als ein weicher oder gar mehliger. Konventionell wird die Textur destruktiv über die Gewebefestigkeit bestimmt.

Nachteilig ist, dass diese invasiven Verfahren nur stichproben- artig durchgeführt werden können und keine Einzelprobentes- tung möglich ist.

Bestehende zerstörungsfreie Verfahren verschiedener Her- steller, die durch sanftes Anklopfen der Fruchtoberfl äche die elastischen Eigenschaften von Obst und Gemüse erfassen, kor- relieren dagegen nur bedingt mit der Festigkeitsmessung mit- hilfe von Penetrometern bzw. mit der inneren Beschaffenheit.

Das Detektieren innerer Veränderungen der Gewebestruktur, wie beispielsweise der Mehligkeit bei Äpfeln und Pfi rsichen, die maßgeblich für die Unzufriedenheit von Verbrauchern sind, ist mit diesen Messsystemen nicht möglich.

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Ein vielversprechender Ansatz um dieses Problem zu lö- sen, ist die Anwendung der akustischen Resonanzanalyse (Abbildung 1). Ausgenutzt wird dabei der physikalische Effekt, dass ein Körper nach geeigneter Anregung in bestimmten, für diesen Körper charakteristischen Frequenzen schwingt. Unter- suchungen annähernd kugelförmiger Früchte haben gezeigt, dass ein enger Zusammenhang zwischen der ersten Resonanz- frequenz und den Elastizitätseigenschaften des biologischen Ge- webes besteht, der als Indikator für das Entwicklungsstadium, den Reifezustand oder die Festigkeit verschiedener Früchte ge- nutzt werden kann [1; 2; 3].

Das Ziel der durchgeführten Untersuchungen ist der Ein- satz dieser Methode zur Charakterisierung der inneren Pro- duktbeschaffenheit.

Material und Methoden

Zur Fehlerprüfung von Industrieprodukten besteht ein Ver- fahren der Firma RTE auf der Basis der akustischen Resonanz.

Hierbei wird die bisher verwendete, subjektive, manuelle Me- thode der Prüfung von Dachziegeln durch ein standardisiertes, objektives Verfahren ersetzt. Dabei werden am Ende des Pro- duktionsprozesses die Tondachziegel auf einem Förderband an einer Prüfeinheit vorbeigeführt, akustisch angeregt und anhand eines Vergleichs des Ist-Schwingungszustand mit hin- terlegten Mustern klassifi ziert. Abbildung 2 zeigt die typische Funktionsstruktur eines akustischen Prüfsystems [4].

Die besondere Herausforderung für die Implementierung der Methode stellte das Material dar, aus dem das Untersu- chungsobjekt besteht. Die natürlichen Schwankungen im Körper üben unweigerlich Einfl uss auf das charakteristische Schwingungsverhalten aus und komplizieren dadurch die Signalauswertung [5].

Inwiefern diese Methode zum Detektieren innerer Schäden bzw. Veränderungen von pfl anzlichen Produkten geeignet ist, wird derzeit am Beispiel mehliger Äpfel überprüft. Die defi - niert gelagerten Proben werden automatisch mit einem Klöppel reproduzierbar angeregt und die mechanischen Schwingungen in der Struktur (Körperschall) oder die in die umgebende Luft abgestrahlten Schwingungen (hörbarer Luftschall: ca. 20 Hz bis 16 kHz, Ultraschall: > 16 kHz) mit Sensoren berührend oder be- rührungslos erfasst, in elektrische Signale gewandelt und über Filter und Verstärker an die nachfolgende Datenverarbeitungs- kette angepasst. Im zweiten Schritt erfolgen mit Hilfe der spezi-

ellen Software SR20 AT der Firma RTE die Merkmalsextraktion und –klassifi kation, die Grundlage für die Berechnung spezi- fi scher akustischer Kennwerte (fi nger prints) und Zuordnung von Gütemerkmalen sind. Für die spätere Klassifi zierung wird die zu bewertende Eigenschaft (mehlig/nicht mehlig) parallel dazu organoleptisch und über destruktive Verfahren bestimmt.

Grundlegende Voraussetzungen für eine erfolgreiche Über- tragung der von RTE angewendeten Methode der Dachziegel- prüfung auf Äpfel ist die Anpassung der Sensorik an die geome- trische Struktur des Prüfobjektes sowie an die herrschenden Umgebungsbedingungen. Die generelle Anregbarkeit des Pro- duktes muss möglich sein, ohne dieses dadurch zu schädigen.

Außerdem müssen die Veränderungen in der Gewebestruktur eine akustische Relevanz besitzen. Die Abbildungen 3 und 4 zeigen exemplarisch das Resonanzverhalten eines für 4 Wochen bei 20 °C und einer Luftfeuchtigkeit von 95 % gelagerten Apfels im Vergleich zum frischen Apfel. Die Verschiebungen einzelner charakteristischer Frequenzen im Leistungsspektrum (Abbil- dung 3) sowie Unterschiede im Spektrogramm (Abbildung 4) zeigen, dass die Voraussetzungen für die Übertragung des Ver- fahrens gegeben sind.

Funktionsstruktur eines akustischen Prüfsystems Fig. 2: Structure of an acoustic inspection system Abb. 2

Abb. 1

Akustische Resonanzanalyse eines Apfels

Fig. 1: Acoustic resonance analysis of an apple. Photo: ATB

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Schlussfolgerungen

Die akustische Resonanzanalyse ist ein volumenorientiertes, qualitatives Verfahren, das den Ist-Schwingungszustand mit hinterlegten Soll-Schwingungszuständen vergleicht. Mithilfe um- fangreicher mathematischer Verfahren wird bei der Analyse des charakteristischen Schwingungsverhaltens des Prüfobjektes nicht nur das Vorhandensein oder das Verändern einzelner Fre- quenzen im Leistungsspektrum geprüft, sondern auch das zeit- liche Verhalten analysiert. Veränderungen in der Gewebestruk- tur sind durch das verwendete Verfahren detektierbar. Inwiefern dies genügt, um eine ausreichend gute Klassierung im laufenden Prozess vornehmen zu können, muss zukünftig geprüft werden.

Literatur Bücher sind durch gekennzeichnet

Vervaeke, F.; Chen, H. and De Baerdemaeker, J.: Applying the acoustic [1]

impulse response technique to determine the time for harvest and storage of the apple. Int. Agrophysics 8 (1994), pp. 475–483

Liljedahl, Louis A. and Abbott, J. A.: Changes in sonic resonance of ‚Deli- [2]

cious‘ and ‚Golden Delocious‘ apples undergoing accelerated ripening.

Transactions of the ASAE 37 (1994), vol. 3, pp. 907–912

Abbott J. A.; Massie, D. R.; Upchurch, B. L. and Hruschka, W. R.: Nonde- [3]

structive sonic fi rmness measurement of apples. ASAE 38 (1995), vol. 5, pp. 1461–1466

[4] Hertlin, I.: Akustische Resonanzanalyse Band 5. Castell-Verlag GmbH, Wuppertal, 2003

Kiefer, M.: Das absolute Gehör. Akustische Prüftechnik in der Fertigung:

[5]

Herausforderungen und Lösungen. MessTec & Automation 4 (2006), S. 13–16

Autoren

Dipl.-Ing. Julia Foerster ist Doktorandin und Dr. Schlüter ist Mitarbei- ter der Abteilung „Technik im Gartenbau“ (Leitung: Dr. Martin Geyer) am Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V. (ATB), Max-Eyth- Allee 100, 14469 Potsdam, E-Mail: jfoerster@atb-potsdam.de Dipl.-Physiker Peter Fey ist Mitarbeiter und Dipl.-Inform. (FH) Mi- chael Kiefer ist Management consultant der RTE Akustik + Prüftechnik GmbH in Pfi nztal.

Danksagung

Diese Arbeit wurde gefördert vom deutschen Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung im Rahmen des Programms zur Innova- tionsförderung, Geschäftszeichen: PGI-06.01-28-1-53.053-07

Spektrogramm eines Apfels zu Beginn (B) und nach (A) einer vierwöchigen Lagerung (20 °C, RH 95 %) Fig. 4: Spectrogram of an apple before (B) and after a storage period of four weeks (20 °C, RH 95 %)

Zeit/Time [ms]

0 10

1.25 kHz

1.25 kHz 2.5 kHz

2.5 kHz 0.0 kHz

0.0 kHz

Abb. 4

Leistungsspektrum eines Apfels zu Beginn (links) und nach (rechts) einer vierwöchigen Lagerung (20 °C, RH 95 %) Fig. 3: Power spectra of an apple before (left) and after a storage period of four weeks (20 °C, RH 95 %)

Frequenz/Frequency [Hz]

Pegel/Level [mV RMS] Pegel/Level [mV RMS]

Frequenz/Frequency [Hz]

Abb. 3

0,0045 0,005 0,0055 0,006

0,0005 0,001 0,002 0,0025 0,003 0,0035 0,004

0,0015

2000 1200 1600

800 400

00 0,018

0,0190,02 0,021

0,01 0,009 0,008 0,007 0,006 0,005 0,004 0,003 0,002 0,001 0,011 0,013 0,014 0,015 0,016 0,017

0,012

0 0 400 800 1200 1600 2000

Referenzen

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