Rose Ausländers Leben und Werk ist eine Wander- ausstellung mit dem Titel
„Ich fliege auf der Luftschau- kel Europa–Amerika–Euro- pa“ gewidmet. Die Ausstel- lung, die bis Ende März in Heidelberg zu sehen war, zeigt eine Fülle an Fotos, Do- kumenten, Notizen, Tage- büchern, Briefen und Manu- skripten.
Rosalie Bea- trice Ruth Scherzer wird am 11. Mai 1901 als Toch- ter jüdischer Eltern in Czer- nowitz gebo- ren. Sie macht Abitur, beginnt mit dem Litera- tur- und Philo- sophiestudium, schreibt heim- lich Tagebü- cher und Ge- dichte. Große wirtschaftliche Schwierigkei- ten der Familie
nach dem Tod des Vaters zwingen sie 1921 zur Aus- wanderung in die USA, wo Verwandte der Mutter leben und sie sich als Hilfsredak- teurin verdingt. Mit ihr reist ein anderer Literaturverses- sener, Ignaz Ausländer, den sie 1923 heiratet; danach er- hält sie die Staatsbürger- schaft. Beim ersten Besuch in der Heimat lernt sie den Graphologen Helios Hecht kennen, fliegt mit ihm in die Staaten zurück und betreibt die Scheidung.
Anfang 1931 kehrt sie mit Hecht nach Czernowitz zu- rück. 1934 wird Rose Aus- länder die US-Staatsbürger- schaft wegen dreijähriger Ab- wesenheit wieder aberkannt.
Sie erlebt und erleidet das Czernowitz der 40er Jahre:
Nazibesetzung, Getto, Ver- steck in finsteren Keller- löchern, Zwangsarbeit, die Todestransporte. 1946 gelingt Rose Ausländer ihre zweite Einreise in die USA, der zwei Jahre später auch die zweite
Staatsbürgerschaft folgt. Die Bekanntschaft mit der deutschen Gegenwartslyrik macht sie erst 1957 und schreibt ab jetzt auch wieder in deutsch.
Erst eine in Aussicht ge- stellte einmalige Entschädi- gung und Rente der Bundes- republik lassen die Ruhelose 1963 nach Europa „heimkeh- ren“ und 1965 nach Düs- seldorf über- siedeln. Ro- se Ausländers letzte Ge- dichte entste- hen im Kran- kenbett, das sie fast zehn Jahre hüten muß. 1986 legt die Dich- terin die Fe- der beiseite, hört mit dem Schreiben endgültig auf.
Gelassen er- wartet sie nur noch den Tod.
Die Ausstellung „Ich flie- ge auf der Luftschaukel Euro- pa–Amerika–Europa“ ist in München bis 27. Mai im Kul- turzentrum Gasteig (Infor- mationen unter Tel 0 89/
48 00 62 17) und anschlie- ßend in Bad Gandersheim, Meerburg und Ichenhausen zu sehen.
Britta Steiner-Rinneberg
Mediziner und Malerei
Die Kunstausstellung „Me- diziner und Malerei VII“ fin- det vom 10. Oktober bis 7. November in Köthen statt.
Teilnehmen können alle Ärz- tinnen und Ärzte mit Werken (Malerei, Grafik, Plastik) aus den letzten beiden Jah- ren. Abgabetermin ist der 15. Juli. Weitere Informatio- nen: Dr. P.-Achim Frey- schmidt, Bahnhofstraße 23, 31832 Springe, Tel 0 50 41/
40 15, Fax 6 16 95. Kli A-976 (64) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 16, 17. April 1998
V A R I A FREIZEIT-TIP
Rose-Ausländer-Ausstellung
Rose Ausländer im Alter von 38 Jahren Foto: Britta Steiner-Rinneberg