Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 37|
16. September 2011 A 1923M
oad Fuad lächelt und bittet, auf seiner girlandenge- schmückten Fahrrad-Rikscha Platz zu nehmen. Er schwingt sich auf den Sattel, schaltet das batteriebe- triebene Radio ein, und zur Musik von „I want to break free“ radelt er bei beginnendem Tropenregen durch die Altstadt von Melaka. Der Gassenhauer der Rockband Queen steht in Kontrast zur gemächlichen Tour durch die schwülheiße Stadt.Rikscha fahren heute nur noch Tou- risten, erzählt Moad, während er sich geschickt durch den für südost- asiatische Verhältnisse disziplinier- ten Verkehr schlängelt. Der Weg führt vom Melaka-Fluss an der 1753 von den Holländern erbauten Christ Church vorbei. Die Kirche mit der weinroten Fassade ist ei- ne der wenigen verbliebenen Zeu- gen niederländischer Kolonialherr- schaft in Malaysia. Neben der Christ Church befindet sich das ebenfalls rote Stadthuys, das ehe- malige Rathaus. An diesem Ensem- ble biegt Moad in die Jalan Hang Jebat ein. Hier beginnt das Chine- senviertel. Moad muss sich mit sei- ner Rikscha in den für den heutigen Verkehr viel zu engen Gassen behaupten und aufpassen, dass er nicht abgedrängt wird und in die teilweise offenen, knietiefen Ent- wässerungsrinnen abstürzt. Das Altstadtquartier hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Melaka als UNESCO-Weltkulturerbe aner- kannt wurde. Die Häuser sind meist nur drei Fenster breit, zwei Stock- werke hoch und erstrecken sich aber oft bis zu 100 Meter tief in den Wohnblock hinein. Der Grund für
diese Bauweise liegt in der früheren Besteuerungspraxis, die sich nach der Länge der Straßenfassade rich- tete. In den Häusern wohnen haupt- sächlich wohlhabende Nachfahren von Chinesen, die sich in Melaka seit dem 15. Jahrhundert niederge- lassen haben. Im Laufe der Jahr- hunderte verschmolz die Kultur von Malaien und Chinesen zur soge- nannten Baba-Nyonya, in der sich auch heute noch islamische und konfuzianistische Elemente in Ar- chitektur, Lebensstil und Küche wiederfinden.
Von Melaka geht die Reise quer durch das Land an die Ostküste.
Auf der stundenlangen Busfahrt sieht man statt tropischer Vielfalt nur eines: Ölpalmen in Reih und Glied. Sam, unser Reiseführer, weiß
zu berichten, dass hier vor 30 Jah- ren noch dichter Dschungel wu- cherte. Inzwischen fördert die Re- gierung den lukrativen Anbau von Ölpalmen massiv, und so entstand eine lückenlose Monokultur. Um einen hohen Ertrag zu erwirtschaf- ten, müssen die Pflanzen intensiv gedüngt und vor Schädlingen ge- schützt werden – mit den absehba- ren Folgen für die Umwelt.
Sibu ist eine kleine Insel an der Ostküste des Bundesstaates Johor.
Da es dort keinen Hafen gibt, wer- den Gäste mit kleinen Motorbooten befördert. Eine luxuriöse Ferien - anlage liegt in der vom Festland ab- gewandten Bucht. Ein schönes Plätzchen für ein paar Tage Strand - urlaub, Faulenzen, Schnorcheln in- mitten eines Naturschutzgebietes.
Die etwa 20 Bungalows liegen ver- streut auf dem Gelände mit Sicht aufs Meer und die vorgelagerten In- seln. Das Personal ist freundlich, die Gäste entspannt und der Was- serverbrauch erheblich. So berich- tet der Hotelmanager Kamarudin Kassim, dass das Grundwasser auf der Insel bedrohlich abnimmt. Aus diesem Grund sei eine Tiefenboh- rung erforderlich, um an eine Was- serader zu gelangen, die Verbin- dung mit dem Festland hat. Vor die- sem Hintergrund sind die in jeder Wohneinheit installierten Whirl- pools mit etwa 1 500 Liter Fas- sungsvermögen keine Investition in einen nachhaltigen Tourismus.
Eine weniger komfortable, aber authentischere Art das Land ken- nenzulernen, ermöglicht der Auf- enthalt in einer Gastfamilie (www.
homestaybooking.de). Die Gäste wohnen in der Regel im Haus der Familie, können an den Mahlzeiten und gegebenenfalls an dörflichen Aktivitäten teilnehmen.
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Stephan Mertens
Informationen:
Neben den Petronas-Türmen und vereinzelten his- torischen Gebäuden bietet Kuala Lumpur haupt- sächlich die Möglichkeit, günstig einzukaufen. Wer mit gefälschten Rolex-Uhren reüssieren oder bei Elektronikartikeln und Textilien ein Schnäppchen machen will, wird hier fündig. Um günstig einzu- kaufen, sollte man die Preise in Deutschland ken- nen, Garantieleistungen abfragen und hartnäckig verhandeln können.
Malaysia Airlines fliegt mehrmals pro Woche non- stop nach Kuala Lumpur.
MALAYSIA
Zwischen Tradition und Moderne
Vom UNESCO-Weltkulturerbe durch endlose Palmölplantagen zur Badeinsel:
eine Entdeckungsreise
Haus im tradio- nellen ma- layischen Stil – hier können sich Touristen für einige Tage einquartieren.
Fotos: Malaysia Tourism