1 Ergebnisse der Waldschadeninventur 1992
Peter Brasse!, Andreas Schwyzer
Der Zustand der Baumkronen im Schweizer Wald hat sich seit 1991 leicht verbessert. Der Anteil der Bäume mit deutlich verlichteten Kronen (mehr als 25% Nadel-/Blattverlust) ist von 19 auf 16% gesunken und erreicht somit den Stand von 1990. Der Zustand der Kronen entwickelte sich regional unterschiedlich. Er hat sich in den Voralpen praktisch nicht verändert, in den Regionen Jura, Mittelland, Alpen und auf der Alpensüdseite konnte eine zum Teil erhebliche Verbesserung festgestellt werden. Der Anteil der Bäume mit deutlich verlichteten Kronen sank auf der Alpensüdseite von 26 auf 16%. Im Mittelland ist eine Abnahme von 14 auf 9% zu verzeichnen. Im Jura wurde für die deutlich verlichteten Kronen eine Abnahme von 21 auf 17% und in den Alpen von 22 auf 20% beobachtet. Die zum Teil grossen Veränderungen des Anteils der Bäume mit 15, 20 und 25%
Nadel-/Blattverlust wird der natürlichen Variabilität zugeschrieben. Der Anteil der Bäume mit Nadel-/Blatt- verlusten von mehr als 10% hat landesweit von 68 auf 62% abgenommen. Die Entwicklung seit 1985 zeigt insgesamt einen Trend zu einem Anstieg des Anteils der Bäume mit deutlich verlichteten Kronen. Es ist aber keine wesentliche Veränderung der Mortalität zu verzeichnen. Eine Erklärung der Ursachen der beobachteten Phänomene ist mit Erhebungen allein nicht möglich.
Nadel-/Blattverlust als Vitalitätsmass
Die schweizerische Waldschadeninventur (WSI) wie auch alle anderen europäischen WSI stützen sich auf die Annahme, dass sich die Baumvitalität in der Dichte der Benadelung respektive Belaubung äussert. Mit zuneh- menderVerlichtung der Baumkronen, so wird angenom- men, nimmt die Vitalität ab. Dieser Nadel-/Blattverlust bezieht sich auf den Sollzustand einer Baumkrone, das heisst, es wird von der für den Einzelbaum theoretisch maximal möglichen Benadelung beziehungsweise Belaubung ausgegangen. Die Definition der Baumvitalität durch die Verlichtung ist in den extremen Bereichen der Skala eindeutig und einleuchtend: ein toter Baum hat alle Assimilationsorgane verloren (100% Verlust), ein vitaler Baum verfügt über ein üppiges Nadel-/Blattkleid (0%
Verlust). Zwischen diesen Extremen spiegelt die Kronenverlichtung die Vitalität der Bäume weniger deut- lich wieder. Das führt zu unterschiedlichen Auffassun- gen, ob ein Baum noch gesund oder bereits geschädigt sei.
Die im Feld taxierten Nadel- oder Blattverluste in den 5%-Klassen werden in fünf Verlichtungsstufen zusammengefasst. Diese Stufen sind international in den UN-ECE-Richtlinien der UNO und der EG vereinbart worden. Die Bezeichnungen dieser Verlichtungsstufen sind aus der folgenden Tabelle ersichtlich:
Tab. 1. Definition der Verlichtungsstufen.
Nadel-/Blattverlust Verlichtungs- Grad der Verlichtung
in Prozenten stufe nach ECE-Norm
0-10 0 keine
15-25 1 leichte
30-60 2 mittel starke
65-95 3 starke
100 4 (abgestorben)
Eine allgemeingültige Schadengrenze ist nicht be- kannt. Gemäss den europäischen Normen werden Bäume mit mehr als einem Viertel Nadel- respektive Blattverlust, d.h. die Stufen 2 bis 4, als geschädigt angesehen. Diese Verlichtungsstufen werden durch die untenstehende Serie von Fichtenkronenbildern veran- schaulicht.
7
Abb. 1. Fichte mit 0% Nadelverlust. Bäume mit Nadel-/Blatt- verlusten von 0, 5 und 10% werden in die Stufe 0, «keine Verlichtung», zusammeng~fasst.
Abb. 3. Fichte mit 30% Nadelverlust. Bäume mit Nadel-/
Blattverlusten von 30 bis 60% werden in die Stufe 2, «mittel- starke Verlichtung», eingeordnet.
Abb. 2. Fichte mit 15% Nadelverlust. Bäume mit den Nadel-/
Blattverlusten von 15, 20 und 25% werden in die Stufe 1,
«leichte Verlichtung», eingeordnet.
Abb. 4. Fichte mit 100% Nadelverlust. Bäume mit Verlusten
von > 60% werden in den Stufen 3 und 4 zusammengefasst.
Bäume in der Stufe 3 wurden in allen Inventurjahren äusserst selten beobachtet; durchschnittlich nur 0,5% aller Bäume zeigten Nadel-/Blattverluste entsprechend dieser Verlichtungs- stufe.
Ergebnisse der Inventur 1992
Nadel-/Blattverluste in den 5%-Klassen, Verteilun- gen 1985, 1991 und 1992
Die Häufigkeitsverteilungen der Bäume in den 5%-Klas- sen zeigen die Ergebnisse der Aufnahmen des Wald- zustandes im Detail. Diese Verteilungen bilden die Basis für die Darstellung der Resultate in Form von Verlichtungsstufen.
Nadelbäume mit Verlusten zwischen 20 und 50%
sind 1992 seltener als 1991 , die Verluste zwischen O und 15% entsprechend häufiger.
Etwas weniger deutlich verschiebt sich auch bei den Laubbäumen der Anteil der stärker verlichteten Bäume. Trotz der leichten Abnahme seit dem letzten Jahr bleibt die Kronentransparenz in bezug auf das Jahr 1985 auf einem relativ hohen Niveau.
Nadelholz
Gewichtete Anteile in Prozenten
30 - . - - - -- - - ~
25 ·t-- - - ---t
5 10 15 20 25 30 35/40 45/50 55/60 >60 5%-Verlustklassen
- - - 1985 - - - 1991 - - 1992
Abb. 5. Häufigkeiten der Nadelverluste in den 5%-Klassen.
Laubholz
Gewichtete Anteile in Prozenten
30-r---,
25-t=o"-"'---¾--:---1 2 0 - 1 - - - ~ " f r - - ~ , . - - - I 15+---1---=-.---"~---l
0 +---.r----.--r---.----.c----.---,-~~2-!~==I 0 5 10 15 20 25 30 35/40 45/50 55/60 >60
5%-Verlustklassen
- - - 1985 ---1991 - - 1992 Abb. 6. Häufigkeiten der Blattverluste in den 5%-Klassen.
Die Bäume in den Verlichtungsstufen
Im Gegensatz zu 1990/91 haben die Nadelbäume einen leichten Rückgang der Kronenverlichtungen gezeigt.
Dies betrifft die Stufen 1 und 2. Die Anteile in den Stufen 3 und 4 sind während allen Inventurjahren annähernd konstant und auf tiefem Niveau geblieben. Die Fichte als häufigste Baumart bestimmt das Ergebnis der Inventur massgeblich. Die grossen jährlichen Schwan- kungen in der Stufe 1 weisen darauf hin, dass diese Verlichtungsstufe zu Recht als natürliche Variabilität ausgewiesen wird.
Nadelbäume
19851 61 30
1986 48 36 3
1987 45 41 3
1988 52 33 3
1989 53 33 3
1990 37 44 2
1991 31 48 2
1992 37 46 2
CJ
0-10% Nadelverlust Stufe 0CJ
15-25% Nadelverlust Stufe 1IBl
30-60% Nadelverlust Stufe 2-
>60% Nadelverlust Stufen 3 und 4Abb. 7. Vergleich der gewichteten Anteile in den Verlichtungs- stufen 1985 bis 1992 für die Nadelbäume.
Laubbäume
19851 71
19861 55
1987 43
19881 67
19891 68
1990 45
1991 35
1992 39
C ] 0-10% Blattverlust Stufe 0
CJ
15-25% Blattverlust Stufe 1 I~ ® 30-60% Blattverlust Stufe 242
1 1 43 52
49 37
- >60% Blattverlust Stufen 3 und 4 24
26 26
Abb. 8. Vergleich der gewichteten Anteile in den Verlichtungs- stufen 1985 bis 1992 für die Laubbäume.
Nachdem die Verlichtungen von 1989 bis 1991 zugenommen hatten, haben die Laubbäume 1992 wie- der dichtere Kronen als im Vorjahr. Die jetzt achtjährige Zeitreihe von 1985 bis 1992 zeigt, dass die Anteile in den Verlichtungsstufen stark variieren. Dies gilt besonders für die Stufe 1, deren Anteil sich zwischen 24 und 52%
bewegt, aber auch für die Stufen 2 bis 4 (siehe Abb. 8).
Die Veränderungen in den Verlichtungsklassen sind beim Laubholz grösser als beim Nadelholz. Dies weist darauf hin, dass die Laubkronen sich schneller an sich ändern- de Umwelteinflüsse anpassen können.
Alle Baumarten
19851 64 28
19861 50 37
1987 44 . ' -~ 41 3
1988 57 31 2
19891 57 31
1990 39 44 2
1991 32 49 2
1992 38 46 2
CJ
0-10% Nadel-/Blattverlust Stufe 0CJ
15-25% Nadel-/Blattverlust Stufe 11ml
30-60% Nadel-/Blattverlust Stufe 2-
>60% Nadel-/Blattverlust Stufen 3 und 4Abb. 9. Vergleich der gewichteten Anteile in den Verlichtungs- stufen 1985 bis 1992 für alle Bäume.
Die Zusammenfassung der Baumarten für die Dar- stellung des Gesamtresultats gibt wohl einen generellen Überblick über den Kronenzustand im Schweizer Wald, erlaubt es aber nicht, die unterschiedlichen Reaktionen der Baumarten in den verschiedenen Regionen zu er- kennen.
Die einzelnen Baumgattungen
Der Anteil der verlichteten Fichten in den Stufen 2 bis 4 ist von 21 auf 17% gesunken. Der Anteil der Stufen 3 und 4 ist konstant. Die Fichte prägt als häufigste Baumart des Schweizer Waldes das Gesamtresultat der Inventur massgeblich.
Die Tanne zeigt ebenfalls einen Rückgang der Verlichtung. Der Anteil in den Stufen 2 bis 4 ist von 25 auf 19% gesunken.
Fichte
19851 63 29
19861 50 36
1987 48 39
19881 53 32
1989 57 32
1990 37 43
1991 30 49
1992 36 47
c:::J
0-10% Nadelverlust Stufe 0c:::J
15-25% Nadelverlust Stufe 1W /4:~-x1
30-60% Nadelverlust Stufe 2-
>60% Nadelverlust Stufen 3 und 4Abb. 10. Vergleich der gewichteten Anteile in den Verlichtungs- stufen 1985 bis 1992 für die Fichten.
Tanne
1985 60 4
1986 47 36 4
1987 39 43 4
1988 51 35 3
1989 42 35 4
1990 38 42 3
1991 33 42 3
1992 44 37 3
c=i· 0-10% Nadelverlust Stufe 0
c:::J
15-25% Nadelverlust Stufe 1t:lli~l@J
30-60% Nadelverlust Stufe 2-
>60% Nadelverlust Stufen 3 und 4Abb. 11. Vergleich der gewichteten Anteile in den Verlichtungs- stufen 1985 bis 1992 für die Tannen.
Der Anteil der deutlich verlichteten Föhren hat sich von 35 auf 27% verringert. Die Föhre erweist sich in allen Inventuren als die am stärksten verlichtete Baumgat- tung. Dies gilt besonders für die Stufe 2, aber auch für die Stufen 3 und 4.
Der Anteil der Lärchen in den Stufen 2 bis 4 ist von 16 auf 10% gesunken. Die Anteile in den verschiedenen Verlichtungsstufen variieren von Jahr zu Jahr stark; die Lärche verhält sich damit ähnlich wie die Laubbaum- arten.
Föhre
1985 35 47
1986 34 43
1987 30 47
1988 • 37 41
1989 35 37
1990 24 49
1991 18 47
1992 20 53
c:::J 0-10% Nadelverlust Stufe 0 c:::J 15-25% Nadelverlust Stufe 1
1B
30-60% Nadelverlust Stufe 2 - >60% Nadelverlust Stufen 3 und 45 4 6 6 6 5 6 5
Abb. 12. Vergleich der gewichteten Anteile in den Verlichtungs- stufen 1985 bis 1992 für die Föhren.
Lärche
19851 66 23
1986 39 44 5
1987 47 39 2
1988 58 31 2
1989 51 39 3
1990 33 53 1
1991 1 30 54 1131 3
19921 40 50
lml
2CJ 0-10% Nadelverlust Stufe 0
c:::J 15-25% Nadelverlust Stufe 1
~ 30-60% Nadelverlust Stufe 2
-
>60% Nadelverlust Stufen 3 und 4Abb. 13. Vergleich der gewichteten Anteile in den Verlichtungs- stufen 1985 bis 1992 für die Lärchen.
11
Die Buche weist als einzige Baumart eine leichte Zunahme der Kronenverlichtungen in den Stufen 2 bis 4 von 11 auf 14% auf. Auffallend ist, auch bei den übrigen Laubhölzern, der kleine Anteil der Stufen 3 und 4 sowie die grosse, jährliche Variabilität aller Stufen. Die Buche ist die wichtigste Laubbaumart im Schweizer Wald und prägt deshalb das Gesamtre_sultat der Laubbäume massgeblich.
Die Eiche bleibt trotz des deutlichen Rückgangs weiterhin der Laubbaum mit den stärksten Kronenver- lichtungen. Der Anteil ist in den Stufen 2 bis 4 von 25 auf 16% gesunken.
Buche
19851 69
19861 52
L
1987 41 42
1988 65
1
1989 68
1990 43
1 44
1991 38 51
1992 36 50
[=:J 0-10% Blattverlust Stufe 0 [=:J 15-25% Blattverlust Stufe 1
IIBEl!I
30-60% Blattverlust Stufe 2 401
- >60% Blattverlust Stufen 3 und 4 27
1 28• 6 1 28 i 1
1 12 1
. .
11 1
Abb. 14. Vergleich der gewichteten Anteile in den Verlichtungs- stufen 1985 bis 1992 für die Buchen.
Eiche
19851 60 33
1986 37 50 2
1987 34 49 1
19881 56 37
1989 46 43 1
1990 27 54
1991 14 61 1
1992 24 60 1
[=:J 0-10% Blattverlust Stufe 0 [=:J 15-25% Blattverlust Stufe 1
~ 30-60% Blattverlust Stufe 2
-
>60% Blattverlust Stufen 3 und 4Abb. 15. Vergleich der gewichteten Anteile in den Verlichtungs- stufen 1985 bis 1992 für die Eichen.
Der Ahorn zeigt einen unveränderten Anteil in den Stufen 2 bis 4 von 7% der Bäume und eine Abnahme von 59 auf 47% in den Stufen 1 bis 4.
Die Esche weist den diesjährigen Trend zu einer stärker belaubten Krone ebenfalls auf. Der Anteil in den Stufen 2 bis 4 ist von 9 auf 5% gesunken.
Alle Laubbaumarten zeigen eine ähnliche Entwick- lung. Die Variabilität ist in allen Stufen gross, der Anteil der Stufen 2 bis 4 insgesamt klein.
1985 1986 1987 1988 1989
Ahorn
56 73
77 78
86
1111
2L ~ - ~ " -- - l
140
D
11 21 1. 19
1990 51 40 1
:==============;::==::::'.:=============---....
1991 1 41 52
... =================:;::===::'.:=====::::::==~==
1992l.__ _ _ _ _ _ 53 _.1'---·-· _ _ 4_o _ _ __
[=:J 0-10% Blattverlust [=:J 15-25% Blattverlust Im) 30-60% Blattverlust - >60% Blattverlust
Stufe 0 Stufe 1 Stufe 2 Stufen 3 und 4
Abb. 16. Vergleich der gewichteten Anteile in den Verlichtungs- stufen 1985 bis 1992 für Ahorn.
Esche
1985 77
1
20 ~11986 57 36
lil1
1987 50 45
111
11988 75
1
21!l
11989 76
1 20 !11
1990 49 41
. . 11
91
11991 28 63
61
11992 42 53 1111
[=:J 0-10% Blattverlust Stufe 0 [=:J 15-25% Blattverlust Stufe 1
~ 30-60% Blattverlust Stufe 2
-
>60% Blattverlust Stufen 3 und 4Abb. 17. Vergleich der gewichteten Anteile in den Verlichtungs- stufen 1985 bis 1992 für die Eschen.
Die Entwicklung der Kronenverlichtung in der Schweiz und in den verschiedenen Regionen
Die Verlichtung der Kronen in der Schweiz hat insgesamt abgenommen. Der Anteil der Stufen 2 bis 4 ist von 19 auf 16% gesunken. Die acl:itjährige Messreihe zeigt trotz der diesjährigen leichten Abnahme eine schwache Zunah- me der Verlichtungen.
Der Zustand der Kronen hat sich in allen Regionen und in allen Verlichtungsstufen verbessert. Eine Ausnah- me bilden die Voralpen. Regionen mit relativ grossem Laubholzanteil, wie die Alpensüdseite, das Mittelland und der Jura, zeigen eine grössere Variabilität des Zu- standes der Baumkronen.
Im Jura haben die Verlichtungen der Kronen
· schwach abgenommen. Der Anteil der Stufen 2 bis 4 beträgt jetzt noch 17%.
Die Verlichtung der Kronen hat im Mittelland nach der grossen Zunahme von 1990 bis 1991 wieder stark abgenommen. Der Anteil der Bäume in den Stufen 2 bis 4 ist von 14 auf 9% gesunken.
Anteile in Prozenten 100
90
80 64 50 44 57 70
60
-- ....
50 1
Die Region Voralpen zeigt einen praktisch unver- änderten Anteil der Bäume in den Stufen 2 bis 4, der Anteil der schwach verlichteten Kronen hat abgenom- men.
In den Alpen haben die Verlichtungen der Kronen leicht abgenommen. Mit einem Anteil von 20% in den Stufen 2 bis 4 liegen sie aber immer noch auf einem hohen Niveau; seit 1985 hat sich dieser Anteil verdop- pelt.
Auf der Alpensüdseite sind weniger Kronen- verlichtungen aus unbekannten Gründen aufgetreten.
Der Anteil in den Stufen 2 bis 4 beträgt derzeit noch 16%.
Diese Abnahme kontrastiert mit dem Bild verschiedener lokaler Waldgebiete, die durch lnsektenfrass geschädigt wurden. Schäden mit bekannter Ursache werden in der Waldschadeninventur getrennt erfasst.
1 1 1
57 39 32
.,
40
...,. __ ,,,,,
30 20 10
0 8
1985 1986 1987
[=:::J 0-10% Nadel-/Blattverlust (Stufe 0, keine Verlichtung}
l=:::J
15-25 % Nadel-/Blattverlust (Stufe 1, leicht verlichtet}1ml
30-100% Nadel-/Blattverlust (Stufen 2-4, deutlich verlichtet}1990 1991
Abb. 18. Gewichteter Anteil der Bäume in den Verlichtungsstufen 1985 bis 1992 in Prozenten.
Jura
Anteile in Prozenten
100
0
9 0 - t - - - . - - - - + - - - i - - ~ - - - r - - - ; 80 68 54- 39 52- 63- 35- -33- 3 70-t---f---+---,----+---+---t 60-1---l---,...J,,,.,---t---!---..-=t---9 50-+---1--:..-',:;,._-+--_..,.i---+---.,--+---1 40--+--..:;.... _ _ _ _ _ ... - " " ' ~ - - - - 30 27
1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 Abb. 19. Gewichteter Anteil der Bäume in den Verlichtungsstufen 1985 bis 1992 in Prozenten in der Region Jura.
Mittelland
Anteile in Prozenten
100 . . . - - - , 90
80 76 65 55 75 69 60
70 - - - 35 46
60 -
50
- .,...
40 --.,,,..
,,,.
..,,,...,,,. --
30
' ~-
20 -19- 28 37 20 24 - 34- 51 45
10 - · ... ~ ~
0 5~
nmMs&&,.
::>~ 1 ~ 61985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 Abb. 20. Gewichteter Anteil der Bäume in den Verlichtungsstufen 1985 bis 1992 in Prozenten in der Region Mittelland.
Voralpen
~
Anteile in Prozenten 100 -
90
80 -66 54 43 60 58 43 36 43 70 -
60
,,.
50 -
,,_,
1 1„
40
--.,,,..
..30 -
20 -27 36 10 7~ i6'.
0
1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 Abb. 21. Gewichteter Ante.il der Bäume in den Verlichtungsstufen 1985 bis 1992 in Prozenten in der Region Voralpen.
Alpen
Anteile in Prozenten
100 ~ - - - ~ - - 90 -t---f---+---..:---+---+---+----1 80 57-40- -44- -47- 47- 28- -31-32 10 +---,1---+----+---+--.,,~--_,l,_ ... ..-..1 60 -1---,--,~--+---+----+--,;,.__-+---1 50 -1--'" _ _ _ _ _ _ _ _ ,...,,. ... _-t,-...,. ... t--__,""'l
40 -t-~-~---+---_.__-~---,"---,,._~-t
35 47 48
30
---~--.,.,...-4"-'....,.,..,_..t---__
2 0 - - - 10
0
1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 Abb. 22. Gewichteter Anteil der Bäume in den Verlichtungsstufen 1985 bis 1992 in Prozenten in der Region Alpen.
Alpensüdseite
Anteile in Prozenten
100 90 ➔-'--'----=~--=-=---=r=---;c.,:_ 44 35 38 56 51
- - - --<
32 80 ➔---'-70 - - - ~ - ~ - - ~ " ~ - - - - 60 ➔----"_,,,. ____ ;;;...,: _ _ __,_ _ _ +--_ _ _ _ _ _ _ _ ----1
! ' .,,
50 ➔---'---1 40
➔---~·~
1--~---'----'---1
30 ➔---+---+---1 20
1
1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 Abb. 23. Gewichteter Anteil der Bäume in den Verlichtungsstufen 1985 bis 1992 in Prozenten in der Region Alpensüdseite.
c=J
0-10% Nadel-/Blattverlust (Stufe 0, keine Verlichtung)c=J
15-25 % Nadel-/Blattverlust ( Stufe 1, leicht verlichtet)!ml 30-100% Nadel-/Blattverlust (Stufen 2-4, deutlich verlichtet)
Das Nicht-Berggebiet zeigt eine ähnliche Ent- wicklung wie das Mittelland. Der Anteil der Bäume in den Stufen 2 bis 4 hat von 14 auf 11 % abgenommen.
Die Entwicklung in der Region Alpen prägt die Resultate im Berggebiet. Der Anteil der Stufen 2 bis 4 ist von 22 auf 18% gesunken.
Nicht-Berggebiet Anteile in Prozenten
100- - -- - - , 90-t-- - - -
80---- - - -- - 70 73 61 _§.? 71 68 52 38 46
60-+-- - -
...
50-t-- - - , - - - : : ,..--- - , - ----1
----
40
32 - 39- ~23! - 25- 38l - . 48- 43
1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992
c::J
0-10% Nadel-/Blattverlust (Stufe 0, keine Verlichtung)c::J
15-25 % Nadel-/Blattverlust ( Stufe 1, leicht verlichtet)Im) 30-100% Nadel-/Blattverlust (Stufen 2-4, deutlich verlichtet)
Abb. 24. Gewichteter Anteil der Bäume in den Verlichtungsstufen 1985 bis 1992 in Prozenten für das Nicht-Berggebiet.
Berggebiet Anteile in Prozenten
1 0 0 - - - ~ :~ 58 45 40 49 51 32 29 33 70
; - - - - - ---..-...::l
60
-+----~---~---, ...
50
-t--c.r~---,,..,:.---1
40
30--t---j---::±:::::-~- --- - - : :~ 9 20
10 0
1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991
c::J
0-10% Nadel-/Blattverlust (Stufe 0, keine Verlichtung)c::J
15-25% Nadel-/Blattverlust (Stufe 1, leicht verlichtet)f:li;!i=,,#::j 30-100% Nadel-/Blattverlust (Stufen 2-4,
deutlich verlichtet)
1992
Abb. 25. Gewichteter Anteil der Bäume in den Verlichtungsstufen 1985 bis 1992 in Prozenten für das Berggebiet.
Nadel-/Blattverluste mit bekannten Ursachen Bei der Beurteilung der Probebäume wird zuerst der gesamte Verlust von Nadeln oder Blättern geschätzt (= alle Verluste). Sind in den Baumkronen Schäden mit bekannter Ursache festzustellen, wird ihr Anteil von «Alle Verluste» abgezogen. Der verbleibende Wert ist der Nadel-/Blattverlust mit unbekannten Ursachen. 1992 weisen 40% der Bäume Kronenverlichtungen mit be- kannten Ursachen auf, 1991 wurden an 37% der Bäume Schäden mit bekannten Ursachen festgestellt.
Die häufigste bekannte Ursache für schüttere Kro- nen ist die gegenseitige Konkurrenz. Sie wurde an 16,4%
aller Bäume (1991: 15, 1 %) festgestellt. Unterdrückte Bäume fallen aber bei der Darstellung der Gesamt- situation wenig ins Gewicht, da es sich um Bäume mit kleinen Durchmessern handelt.
Klimaextreme (Wind, Frost, Schneebruch) sind die zweitwichtigste der bekannten Ursachen, 10, 7% aller Bäume (1991: 11,6%) weisen klimatisch bedingte Schä- den auf.
Durch Insekten verursachte Schäden haben ge- genüber 1991 zugenommen. 5,2% aller Bäume sind betroffen (1991: 3,0%). Die Zunahme wird auf der Alpensüdseite besonders deutlich, wo der Schwamm- spinner (Lymantria dispar) in gewissen Wäldern einen grossen Teil der Bäume kahlgefressen hat. Dort sind jetzt 15,8% aller Bäume davon betroffen (1991: 6,8%).
Die Vermehrung des Borkenkäfers tritt auf dem WSI- Netz weniger in Erscheinung, da er konzentriert und in Massen erst nach Beendigung der Feldaufnahmen auf- getreten ist. Diese lokalen Schäden äussern sich in den Resultaten der grossräumigen Waldschadeninventur nicht. 1992 wurden an 0,2% der Bäume (1991: 0,4%) Borkenkäferschäden festgestellt.
Die Blüten bei Föhre, Esche und Ahorn hinterlassen nach dem Verblühen kahle Stellen, die sich in einer erhöhten Verlichtung äussern können. Dieser sogenann- te Blüheffekt wird als Kronenverlichtung bekannter Ur- sache erfasst. 3, 1 % aller Bäume zeigen diese Erschei- nung (1991: 3,3%). Andere zuzuordnende Schäden sind Besatz von Flechten (3,0%), Pilzbefall (1,2%), Holzerei (0,3%) und übrige Schäden bekannter Ursache (0, 1 %).
Mortalität 1985 bis 1992
Das auffälligste Mass für ein Waldsterben ist das Abster- ben von Bäumen, die sogenannte Mortalität. Im Falle eines grossflächigen Absterbens der Bäume müsste dies auf den Probeflächen festzustellen sein. Die per- manent ausgelegte Inventur erlaubt die lückenlose Be- obachtung sämtlicher erhobener Bäume. Die Mortalität wird anhand der Bäume erfasst, die im Vorjahr noch lebten, bei der Aufnahme jedoch abgestorben sind.
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Tab. 2. Entwicklung der Mortalität und des Anteils dürrer Bäume.
Jahr Anteil der von Jahr zu Jahr Anteil dürre Bäume abgestorbenen Bäume (gewichteter Anteil in % (gewichteter Anteil in % des lebenden Bestandes) des überlebenden Bestandes)
1985
-
2,01986 0,2 1,1
1987 0,3 1,5
1988 0,2 1,3
1989 0,2 1,7
1990 0,2 1,6
1991 0,3 1,7
1992 0,2 1,8
1985-1992 0,2
-
Die Analyse der Mortalität basiert auf den 193 in den Jahren 1985 bis 1992 auf den Probeflächen abge- storbenen Bäumen. Die Anzahl der Bäume, die von Jahr zu Jahr abgestorben sind, beträgt durchschnittlich 28 der 7300 beobachteten Bäume. Die Interpretation wird durch diese sehr kleine Anzahl Beobachtungen erschwert.
Die Mortalität beträgt im Durchschnitt seit den Erhe- bungen im Jahr 1985 0,24% des Gesamtbestandes und variiert zwischen 0, 17 und 0,34%.
Einfluss der Nutzung auf das Inventurresultat Seit 1991 sind auf den Probeflächen der Waldschaden- inventur 151 Bäume genutzt worden. Die Verteilung der Verlichtungsstufen der genutzten Bäume, wie sie 1991 festgestellt worden ist, wird mit den Resultaten der Waldschadeninventur 1992 verglichen. Es sind 72% der Bäume aus der Stufe 0 und 1 genutzt worden. Der Einfluss der Nutzung auf das Inventurresultat 1992 ist insgesamt gering, machen doch die genutzten Bäume nur 1,6% aller beobachteten Bäume aus.
Tab. 3. Vergleich der zwischen 1991 und 1992 genutzten Bäume mit dem Inventurresultat 1992.
Gewichtete Anteile in % in den Verlichtungsstufen
0 1 2 3+4
1991/92 genutzt 32 40 17 11
Inventur 1992 38 46 14 2
Methoden
Die Waldschadeninventur wurde für die grossräumige Überwachung des Zustandes der Baumkronen und des- sen Veränderungen konzipiert. Alljährlich werden die Kronen von repräsentativ ausgewählten Bäumen beur-
teilt. Die Taxierung der Nadel-/Blattverluste basiert auf der Annahme, dass die Krone den Gesundheitszustand des Baumes widerspiegle. Die Waldschadeninventur ist im Schweizerischen Landesforstinventar (LFI) integriert und liefert Ergebnisse sowohl für die ganze Schweiz als auch für die Regionen Jura, Mittelland, Voralpen, Alpen und Alpensüdseite. Der Zustand des gesamten Waldes wird nach Baumarten und Verlustklassen aufgeschlüsselt.
Die Reproduzierbarkeit der Kronenansprache wird durch intensive Schulung und durch eingehende Kon- trolle der Feldaufnahmen überprüft und gewährleistet.
Aussagen über kleinere Gebiete, insbesondere Kan- tone, sind nicht möglich. Auch über die lokale Situation der Schäden können wegen des zu groben Stichproben- netzes keine Aussagen gemacht werden. Mit der Wald- schadeninventur -werden einerseits Schäden mit be- kannten Ursachen und andererseits Kronenverlichtungen ohne offensichtliche Ursachen erfasst. Diese Kronen- verlichtungen können mit der Waldschadeninventurnicht erklärt werden.
Die Waldschadeninventur ist eine Stichproben- erhebung und wird jährlich von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) organisiert und durchgeführt. Die Probeflächen liegen in einem 4x4-km-Netz, welches ein Teilnetz des ersten Schweizerischen Landesforstinventars (1 x1 -km- Netz) ist. Damit wird jede 16. Probefläche des Landes- forstinventars bei der Waldschadeninventur erfasst. Die Probefläche besteht aus zwei konzentrischen Kreisen mit 500 bzw. 200 m2 Fläche. Auf dem kleineren Kreis werden alle Bäume mit einem Durchmesser erfasst, der in 1,3 m Höhe (Brusthöhen-Durchmesser oder BHD) 12 cm oder grösser ist. Auf dem grösseren Kreis werden nur Bäume mit einem Brusthöhen-Durchmesservon über35 cm taxiert. Die nach objektiven Kriterien ausgewählten Probeflächen und die Auswahl der Probebäume ge- währleisten repräsentative Aussagen über den Schwei- zer Wald. Die Verknüpfung der Waldschadeninventur mit dem Landesforstinventar garantiert die Austausch- barkeit der Daten beider Erhebungen.
Datenumfang
Die Definition des Waldareals für die WSI wird aus dem LFI übernommen. Von den 766 Waldprobeflächen des Vierkilometernetzes der WSI werden unzugängliche Pro- ben und Gebüschwälder nicht erfasst. Dauernd nicht bestockte Flächen, die gemäss LFI im Waldareal liegen, werden ebenfalls nicht aufgenommen. Alle übrigen Flä- chen werden unabhängig von der Anzahl aufzunehmen- der Bäume aufgesucht und taxiert. Durchschnittlich werden 13 bis 14 Bäume mit 12 oder mehr Zentimetern BHD pro Probefläche erfasst. Es müssen aber auch Flächen mit weniger Bäumen aufgesucht werden. Dies bedeutet, dass auch für die Klassierung von wenigen Bäumen ein relativ grosser Aufwand betrieben werden muss, weil nur so repräsentative Aussagen gemacht werden können.
Datenumfang
Anzahl Probeflächen insgesamt ... 766
davon zugänglich und aufgenommen ... 686
Anzahl beobachtete Bäume ab 12 cm Durchmesser insgesamt ... 8217
davon Nadelbäume ... 5246
davon Laubbäume ... 2971
Anzahl je Baumgattung Fichte ... 3459
Tanne ... 906
Föhre ... 376
Lärche ... 383
übrige Nadelbäume ... 122
Buche ... 1495
Ahorn ... 314
Esche ... 256
Eiche ... 121
übrige Laubbäume ... 785
Die Anzahl der erhobenen Bäume je Baumgattung zeigt deren Häufigkeit im Schweizer Wald. Die Fichte ist die mit Abstand häufigste Baumart überhaupt, die Buche ist die häufigste Laubbaumart. In die Kategorie
«übrige Nadel- und Laubbäume» sind die selteneren Arten eingeordnet. Diese werden nicht einzeln darge- stellt. Je seltener eine Baumart ist, desto kleiner ist die wirtschaftliche Bedeutung und desto ungenauer ist die Schätzung in einer Grossrauminventur. Seltene Baum- arten mit regionaler Bedeutung können nur mit gezielter Probenahme studiert werden; eine solche Probenahme erfüllt aber den Anspruch der Repräsentativität für den Schweizer Wald in keiner Weise. Mit der Darstellung der acht Baumgattungen Fichte, Tanne, Föhre, Lärche, Bu- che, Ahorn, Esche und Eiche werden gemäss LFI 95,5%
des Vorrates aller Bäume berücksichtigt.
Gewichtung der Einzelbaumdaten
Aus der Gesamtheit der Baumdaten werden verschiede- ne prozentuale Anteile ermittelt. Für die Berechnung dieser Anteile wird jeder einzelne Baum mit dem Quadrat seines Durchmessers gewichtet. Dickere Bäume erhal- ten somit grösseres Gewicht. Diese Gewichtung ist deshalb sinnvoll, weil dickere Bäume eine grössere Fläche beanspruchen und für den Bestand und die Stabilität des Waldes von grösserer Bedeutung sind.
Die Feldaufnahmen
Der «Nadel-/Blattverlust» in der Waldschadeninventur ist eine Schätzgrösse und muss möglichst von den subjektiven Einflüssen der Aufnahmegruppen freigehal- ten werden. Vor Beginn der Feldaufnahmen sind die sechs Aufnahmegruppen und zwei Kontrollgruppen in einem ln_struktionskurs eingehend für ihre Arbeit ausge-
bildet worden. Im Verlaufe der Feldaufnahmen fanden alle zwei Wochen Trainingstage der Schätzer statt, an denen die Aufnahme- und die Kontrollgruppen teilnah- men. Die Beurteilungen der Gruppen und Taxatoren wurden auf Trainingsflächen und aufTestparcours über- prüft. Mit diesen Trainingstagen sollte ein weitgehend homogener Schätzstandard der Gruppen erreicht wer- den. Schulungs- und Trainingszeit der Aufnahmegruppen machten rund einen Viertel der gesamten Arbeitszeit für die Feldaufnahmen aus.
Die 686 zugänglichen Probeflächen mit über 8000 taxierten Bäumen wurden von sechs Zweiergruppen in der Zeit vom 1. Juli bis 30. August 1992 aufgenommen.
In einem Teilnetz der Waldschadeninventur haben die beiden Kontrollgruppen unabhängig voneinander und unabhängig von der Erstaufnahme 99 Probeflächen mit rund 1 000 Bäumen ein zweites respektive ein drittes Mal aufgenommen.
Auf der Probefläche wird jeder einzelne Probe- baum mit seinen Polarkoordinaten identifiziert. So kann sein Zustand über mehrere Jahre verfolgt werden. Die speziell geschulten Aufnahmegruppen schätzen den Nadel-/Blattverlust der Probebäume in 5%-Klassen mit Hilfe eines Kronenbilderbuches, das als Vergleichs- massstab dient. Mit einem Feldstecher wird jeder Baum aus einer vorgegebenen, immer gleich bleibenden Rich- tung beurteilt.
Neben den Nadel-/Blattverlusten werden auf der Probefläche verschiedene zusätzliche Merkmale erho- ben, die den Bestandesaufbau und die Wuchsbedin- gungen beschreiben. Die Aufnahme anderer Schäden mit bekannten Ursachen wie zum Beispiel Holzernte, Insekten oder Pilze, Wind und Steinschlag soll beim Vergleich der Zustandsentwicklung die Interpretation erleichtern.
Definition des Standards für die Schätzung der Kronenverlichtung
Wichtiger als der Zustand der Baumkrone zu einem bestimmten Zeitpunkt ist die Entwicklung. Der Massstab zur Schätzung der Kronentransparenz bei der Wald- schadeninventur, der sogenannte Standard, muss von Jahr zu Jahr konstant bleiben, da nur so Veränderungen festgestellt werden können. Es besteht die Gefahr, dass die Taxatoren durch Diskussionen, Presseberichte und Fachgespräche während und zwischen den Inventuren beeinflusst werden. Es gilt, diese subjektiven Einflüsse zu minimieren und die Konstanz des Massstabes zu gewährleisten. Dazu wurden zwei wichtige Hilfsmittel geschaffen: das Kronenbilderbuch von E. Müller, H.R.
Stierlin (Sanasilva Kronenbilder, Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, WSL, Birmensdorf, 2.
Auflage 1990) und eine Fotodokumentation. Das Kronen- bilderbuch wird für die Ausbildung der Taxatoren und während den Feldaufnahmen als Massstab eingesetzt.
Die Fotodokumentation umfasst 400 Diapositive von Baumkronen, deren Nadel-/Blattverlust bestimmt ist.
Diese beiden Hilfsmittel und eine intensive Ausbildung der Taxatoren garantieren eine gute Definition des Stan- dards.
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Internationale Vergleichbarkeit der Nadel-/Blatt- 50
verlustschätzungen 45
Die Spezialisten für die Waldschadeninventuren von Baden-Württemberg, Bayern, Frankreich, Italien und Österreich wurden zu einem Schätzertreffen vom 8. bis 10. Juli 1992 im Kanton Neuenburg eingeladen. Der Test erfolgte auf acht Probeflächen; insgesamt wurden 113 Bäume von den Teilnehmern unabhängig beurteilt. In Baden- Württemberg und Bayern wird der Nadel-/Blatt- verlust schärfer beurteilt als dies in der Schweiz üblich ist, während in Italien und Frankreich die Beurteilung ungefähr dem Schweizer Standard entspricht. In Öster- reich werden die Nadel-/Blattverluste weniger streng beurteilt als in der Schweiz. Ein direkter Vergleich der europäischen Inventurresultate ist, aufgrund der ermit- telten Resultate, nur beschränkt zulässig.
Zuverlässigkeit der Resultate
Der Vergleich der.Resultate der beiden Kontrollinventuren mit der Erstaufnahme gibt ein gutes Mass für die Repro- duzierbarkeit der Schätzung der Nadel-/Blattverluste.
Die Auswertung zeigt, dass die Gruppen der Erstauf- nahme die Bäume eher der Stufe 1, die Kontrollgruppen eher der Stufe O zugeordnet haben. Die Grenze zwischen 10 und 15% Verlichtung ist offensichtlich schwieriger zu treffen als diejenige zwischen 25 und 30%.
40 35 30 25 20 15 10 5 0
Stufe 0 Stufe 1 Stufe 2 Stufen 3+4
IBJ
ErstaufnahmeD
Kontrolle 1D
Kontrolle 2 Abb. 26. Vergleich der Kontrollinventuren mit der Erstaufnahme auf den Kontrollprobeflächen.Ein weiteres wichtiges Mass für die Reproduzier- barkeit der Kronentaxierung ist die mittlere Differenz zwischen Kontrolle und Erstaufnahme. Diese beträgt für die erste Kontrolle -0,6% (Standardabweichung 9,3%) und für die zweite Kontrolle-0, 9% (Standardabweichung 9,3%)
Auf Grund der Übereinstimmung der Erstaufnahme mit den Kontrollen darf angenommen werden, dass die Bäume zuverlässig in Stufen 2, 3 und 4 sowie in die Stufen O und 1 eingeordnet wurden. Die Abgrenzung der Stufen O und 1 ist aber weniger sicher.
Methoden und Vergleichbarkeit der Waldschadeninventur 1983 bis 1992
Tab. 4. Die Waldschadeninventuren und deren Vergleichbarkeit im Überblick.
Jahr Erhebungsmethode Datenumfang
1983 Umfrage bei den Revierförstern, nicht vergleichbar mit den Inventuren 1984-1990 1429 Fragebogen
1984 Traktinventur im öffentlichen und erschlossenen Wald (= 48% der Waldfläche 371 Trakte, 26 927 Bäume der Schweiz), nicht vergleichbar mit WSI 1985-1990
1985 Wiederholung der Traktinventur von 1984 im öffentlichen und erschlossenen Wald, 361 Trakte, 25 467 Bäume nicht vergleichbar mit WSI ab 1985-1990
1985 LFI-Einzelstichproben; erste Inventur im gesamten Schweizer Wald 766 Probeflächen, 8065 Bäume 1986 LFI-Einzelstichproben; zweite Inventur im gesamten Schweizer Wald; 766 Probeflächen, 8059 Bäume
erste Aussage über Entwicklung im gesamten Wald
1987 LFI-Einzelstichproben; dritte Inventur im gesamten Schweizer Wald 766 Probeflächen, 8068 Bäume 1988 LFl-Einzelstichproben; vierte Inventur im gesamten Schweizer Wald 766 Probeflächen, 8175 Bäume 1989 LFI-Einzelstichproben; fünfte Inventur im gesamten Schweizer Wald 766 Probeflächen, 8304 Bäume 1990 LFI-Einzelstichproben; sechste Inventur im gesamten Schweizer Wald 766 Probeflächen, 8333 Bäume 1991 LFI-Einzelstichproben; siebte Inventur im gesamten Schweizer Wald 766 Probeflächen, 8244 Bäume 1992 LFI-Einzelstichproben; achte Inventur im gesamten Schweizer Wald 766 Probeflächen, 8217 Bäume