40 Jahre Engagement für Gliederung
KÖLN. Für die Erhal- tung, Stärkung und den Aus- bau des gegliederten Systems der sozialen Sicherung (unter Einbeziehung der privaten Versicherungen und der Ei- genvorsorge) und der Selbst- verwaltungen tritt die Gesell- schaft für Versicherungswis- senschaft und -gestaltung e. V. (GVG) seit nunmehr 40 Jahren ein. Die „Gesell- schaft" wurde 1947 von maß- geblichen Spitzenorganisatio- nen, Verbänden und Körper- schaften des Sozial- und Ge- sundheitswesens gegründet.
Mitglieder der GVG sind Verbände der Heilberufe, der Sozialpartner, der Träger der gesetzlichen Kranken-, Renten- und der Unfallversi- cherung. In den Fachaus- schüssen und Gremien der Gesellschaft wirken auch die berufsständischen Versor- gungswerke, die private Kranken- und Lebensversi- cherung mit.
Auf Grund der Zusam- mensetzung des Kreises der Mitglieder versteht es sich von selbst, daß nicht in allen Sachfragen stets Konsens er- zielt werden konnte. Zu groß ist die Spannweite der Pro- blemhaushalte und Interes- senlagen der Einzelmitglieds- verbände, etwa der gesetzli- chen Rentenversicherung, der Ersatzkassenverbände und der RVO-Krankenkas- sen ebenso wie die der So- zialpartner-Organisationen.
Dennoch hat sich die Gesell- schaft für Versicherungswis- senschaft stets mit hohem Sachverstand und zur rechten Zeit vernehmbar zu Wort ge- meldet. Wenn auch manch- mal nur auf einem „kleinsten gemeinsamen Nenner" bot die GVG eine Plattform im vor- und außerparlamentari- schen Raum — zum Nutzen al- ler in der Versicherungsge- sellschaft organisierten Ver- bände. Die Gutachten und Expertensymposien haben die politische Meinungsbil- dung auf Bundes- und Lan-
desebene ebenso beeinflußt wie die der Mitgliedsver- bände.
Lange Jahre war die von der GVG herausgegebene Fachzeitschrift „Deutsche Versicherungsgesellschaft"
(DVZ), redigiert und geleitet vom damaligen Geschäfts- führer der Gesellschaft, Dr. rer. pol. Helmuth Köh- rer, Köln, das meinungsprä- gende Organ der wissen- schaftlichen Sozialpolitik.
Heute sind die Schriftenrei- he, die Gutachten und der
GVG-Informationsdienst mitbestimmend in der öffent- lichen Meinungsbildung. Zu- letzt hat sich die Gesellschaft für Strukturfragen in der Renten- und Krankenversi- cherung und zur Kostenex- plosion im Gesundheitswesen und zur Pflegeproblematik geäußert. Struktur-, Finan- zierungs- und Organisations- probleme in allen Zweigen der Sozialsicherung (ein- schließlich der Privatasseku- ranz) zählen auch künftig zu den ureigensten Fragestellun- gen der angesehenen Kölner Gesellschaft. HC
Berufsbild
Rettungsassistent
KÖLN. Dem vom Bun- desministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesund- heit (BMJFFG), Bonn, vor- gelegten Gesetzentwurf über den Beruf des Rettungsassi- stenten/der Rettungsassisten- tin (RettAssG) steht die Bun- desärztekammer in Köln kri- tisch gegenüber. Nach ihrer Auffassung sieht der Entwurf keine klare Trennung zwi- schen ärztlichen Aufgaben und Aufgaben des Rettungs- assistenten vor. Zwar sei von der Assistenz bei ärztlichen Tätigkeiten die Rede, ande- rerseits jedoch zeigen einige Punkte im Entwurf deutlich, daß ein quasi-ärztliches Han- deln durch Rettungsassisten- ten vorgesehen sei und künf- tig somit die Ausnahmesitua- tion des übergesetzlichen Notstandes festgeschrieben erscheine. EB
Aus aller Welt
Private Medizin in China
PEKING. Das chinesische Gesundheitsministerium will die private ärztliche Praxis weiter fördern. Zur Zeit gibt es rund 127 000 privat prakti- zierende Ärzte und auch schon 700 private Kranken- hausbetten. Für 1987 ist so- gar eine „Planzahl" anvi- siert: 135 000 Privatärzte.
Anregen will man die private Niederlassung jetzt dadurch, daß diesen Arzten auch die Führung privater Apotheken erlaubt wird. Insbesondere junge Ärzte, die noch keine Anstellung gefunden haben, aber auch pensionierte Ärzte nehmen diese Möglichkeit in Anspruch. Zuständig für die Zulassung dieser Privatpra- xen sind die Behörden auf Kreisebene.
Folgerichtig denkt man in China nun auch an die Ein- richtungen von mehr oder weniger privaten Kranken- versicherungen. Verschiede- ne Experimente sind im Gan- ge. In einer nördlichen Pro- vinz kann jede Frau für eine einmalige Prämie von zehn Yuan, etwa ein Zehntel eines Monatseinkommens, in eine Versicherung eintreten, die die Schwangerschafts-Vor- und -Nachsorge sowie die Impfungen für Kinder unter sieben Jahren bezahlt. In ei- ner anderen Provinz gibt es eine Versicherung nur für die Impfungen von Kindern. In der Gegend um Kanton be- steht eine Versicherung, der bereits 160 000 Einwohner angehören und die bereits den größten Teil aller ambu- lanten Behandlungen und die Hälfte des Krankenhaus- Pflegesatzes zahlt. Die Versi- cherungsprämien werden in manchen Fällen zur Hälfte vom Versicherten, zur Hälfte von den Gemeindeverwal- tungen oder den Arbeitge- bern bezahlt In der Zeit- schrift des chinesischen Ärz- teverbandes heißt es dazu:
„Die Krankenversicherung hilft, die finanzielle Bela- stung des Staates, der Kollek-
tive und der einzelnen Men- schen zu vermindern, und ei- ne breite Entwicklung ist vor- auszusehen."
In einer Zeitschrift, deren Titel leider nicht zu eruieren ist, haben zwei Ärzte gefor- dert, gerade auf dem Land
„Versicherungskomitees" zu bilden und dort die Privatver- sicherung zu organisieren.
Die zentrale Organisation des Gesundheitswesens kön- ne nicht befriedigend funk- tionieren, und in den Städten habe sich gezeigt, daß die nach der jetzigen Regelung durch die Betriebe finanzier- te medizinische Versorgung der Betriebsangehörigen und ihrer Familien äußerst un- wirtschaftlich sei. bt
Post-Sorgen
ROM. Der Vorsitzende des Versorgungswerks der italienischen Ärzte, Dr. Fer- ruccio De Lorenzo, hat dem amtierenden Postminister ei- nen geharnischten Brief ge- schrieben: Die Post arbeitet so langsam, daß die Renten- überweisungen aus dem Ver- sorgungswerk oftmals bis zu einem Monat unterwegs sind.
Und die zweimal wöchentlich erscheinende Zeitung der zentralen italienischen Ärzte- kammer, die in Modena ge- druckt wird, braucht meist zwei Wochen, bis sie in Mit- tel- oder Süditalien zugestellt wird. Häufig läßt das Ver- sand- oder das Zustellpost- amt offensichtlich erst meh- rere Ausgaben zusammen- kommen, bis dann zugestellt wird (auch das Deutsche Ärzteblatt hat diese Erfah- rung: Der „Medico d'Italia"
kommt in Köln meist immer gleich mit mehreren Ausga- ben zusammen an). De Lo- renzo fordert vom Minister:
„Ich wäre Dir dankbar, wenn Du Deine ganz persönliche Autorität in dieser Sache ein- setzen würdest" (in Italien pflegen Berufskollegen sich zu duzen, auch im akademi- schen Bereich; De Lorenzo und Postminister Gavia sind Kollegen als Abgeordnete im römischen Parlament). bt A-1888 (20) Dt. Ärztebl. 84, Heft 27, 2. Juli 1987