FORSCHUNGSPANEL B – 3
Kompetent für Forschendes Lernen?! Oder: Wie man Forschungskompetenz sukzessive entwickeln kann, ohne das Ergebnis zur Voraussetzung zu machen
In der akademischen Tradition hat Lernen im Austauschverhältnis zwischen Forschung und Lehre immer mit im Prinzip offenen, nicht kanonisierten Gegenständen zu tun und kann in diesem Sinne als wissenschaftlich bezeichnet werden, ist also per se mit einer forschenden Herangehensweise verbunden.
Auf der anderen Seite ist in der Realität moderner Studiengänge die Neigung zur Schließung von Inhalten – bei relativer methodischer Offenheit – feststellbar, begründet im Spannungsfeld zwischen dem Postulat der Kompetenzorientierung, einem ausdrücklichen Verwertungsanspruch von Studienabschlüssen und den Imperativen der Organisation modularisierter Studiengänge. Dennoch:
Gerade forciert durch die so genannte Bologna-Reform und eine stärkere Kompetenzorientierung ist Forschendes Lernen mit Verzögerung inzwischen auch in Deutschland in der hochschuldidaktischen Diskussion und vereinzelt auch in den akademischen Studiengängen selbst angekommen. Der Bezug des Lernens zu Wissenschaft und Forschung besteht dabei nicht in erster Linie in der Rezeption wissenschaftlicher Erkenntnisse, sondern in der konstruktiven Anknüpfung daran und der Generierung neuer Wissensbestände. Forschendes Lernen in akademischen Studiengängen zielt so auf einen mehrfachen Outcome bei den Lernenden: die im Forschungsprozess erweiterte Fachkompetenz sowie die darin entwickelten überfachlichen Kompetenzen. Angesichts der oben angesprochenen Realität an Hochschulen steht Forschendes Lernen vor ganz praktischen Herausforderungen: Wo und wie werden die Voraussetzungen für Forschendes Lernen in Studiengängen gelegt? Wie sind die Zielkompetenzen zu definieren? Bei der Beantwortung dieser Fragen ist die Unterscheidung zwischen der Kompetenz zu Forschendem Lernen und einer zu entwickelnden (fachspezifischen) Forschungskompetenz hilfreich. Sie erlaubt, ohne das Ergebnis zur Voraussetzung zu machen, den Zugang zu einer schrittweisen Kompetenzentwicklung im Studienverlauf, die auch den wissenschaftlichen Ansprüchen an Methoden und Inhalt gerecht wird. Der Beitrag widmet sich u.a. den Fragen "Was ist Forschungskompetenz und wie unterscheidet sie sich von der Kompetenz zu Forschendem Lernen?", "Welche Voraussetzungen müssen für Forschendes Lernen gegeben sein und wie können diese geschaffen werden?", "Welche Rolle kommt dabei den Lehrenden zu?" und rekurriert dabei auf die verschiedenen Stränge (hochschul-)didaktischer Diskussionen.
CHRISTINA MÜLLER-NAEVECKE
Fachhochschule Münster Wandelwerk – Zentrum für Qualitätsentwicklung Robert-Koch-Straße 30 48149 Münster
MAIL: c.mueller@fh-muenster.de
DR. STEFAN NAEVCKE
Universität Duisburg-Essen
Fakultät für Bildungswissenschaften Berliner Platz 6 – 8
45127 Essen
MAIL: stefan.naevecke@uni-due.de