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Trennwände und unterschiedliche Ebenen am Fressplatz mindern Aggressionen zwischen Ziegen

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Academic year: 2022

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6.2009 | landtechnik

tier und technik 439

Nina M. Keil, Janine Aschwanden, Lorenz Gygax und Beat Wechsler

Trennwände und unterschiedliche Ebenen am Fressplatz mindern Aggressionen zwischen Ziegen

Mit 48 Ziegenpaaren wurde untersucht, ob sich eine Trennwand am Fressplatz (Varianten:

kurz (50 cm) oder lang (110 cm) und aus Gitter oder solidem Holz) positiv auf das Fress- und Aggressionsverhalten auswirkt. In einem weiteren Versuch wurde nur ein Fressplatz angebo- ten, wobei eine der beiden Ziegen das Heu aber über ein erhöhtes Podest (Varianten: 25, 50 oder 80 cm) erreichen konnte. Die Auswirkungen dieser Modifikationen wurde mit linearen gemischte Effekte Modellen in Abhängigkeit von der Behornung der Tiere ausgewertet. Trenn- wände am Fressplatz sowie Zugang zum Futter von unterschiedlichen Ebenen aus senkten die Aggressionsrate und begünstigten ein ungestörtes gemeinsames Fressen. Vorteilhaft waren, insbesondere für behornte Tiere, Trennwände, die den ganzen Körper verdeckten und Sicht- schutz boten sowie ein Niveauunterschied beim Fressen von 80 cm.

Schlüsselwörter

Ziege, Sozialverhalten, agonistische Auseinandersetzungen, Fressplatz, Ab trennung, Gruppenhaltung

Keywords

Goat, social behaviour, agonistic interactions, feeding place, partition, loose housing

Abstract

keil, nina M.; aschwanden, Janine; Gygax, lorenz and Wechsler, Beat

Partitions and different levels at the feeding place reduce

agonistic interactions of goats

landtechnik 64 (2009), no. 6, pp. 439-441, 2 figures, 3 references

With 48 pairs of goats, we investigated whether partitions at the feeding place (vari ants: short (50 cm) or long (110 cm) and grid or solid wood) positively influenced feed ing and agonistic behaviour. in a further experiment, a single feeding place was offered, but with one of the goats being able to reach the hay by jumping onto a platform (vari ants: 25 cm, 50 cm or 80 cm in height). the impact of these modifications

was ana lysed with linear mixed-effects models, additionally bearing in mind the effect of pres ence of horns. Partitions at the feeding place as well as access to food from different levels were effective in reducing agonistic interactions and increasing the undisturbed simultaneous feeding. Partitions that covered the whole body and provided visual cover as well as a level difference of 80 cm when feeding were benefi- cial, especially for horned goats.

n Im Laufstall für Ziegen kann es am Fressplatz gehäuft zu aggressiven Auseinandersetzungen kommen. Dabei werden rangtiefe Tiere von ranghöheren entweder vom Fressen ab- gehalten oder fortwährend bedroht und attackiert [1; 2]. Dies lässt sich damit erklären, dass bei den in der Praxis üblichen Fress platzbreiten von 30-40 cm die Individualdistanz der Zie- gen häufig unterschritten ist. Tatsächlich brauchen die meisten Ziegen einen Abstand zum nächsten Tier von 50 bis 100 cm, um friedlich nebeneinander fressen zu können [3].

In zwei Versuchen wurde überprüft, welche Strukturen am Fressplatz (Trennwände, unterschiedliche Ebenen) trotz unter- schrittener Individualdistanz eines Ziegenpaares die Aggressi- onsrate senken und somit ein ungestörtes Fressen begünstigen können.

Material und Methodik

Je 6 Ziegenpaare aus acht Ziegengruppen (= 48 Paare) wurden für die Versuche ausgewählt. Die acht Gruppen bestanden je- weils aus 8-9 weiblichen, nicht laktierenden Ziegen diverser

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Schweizer Milchziegenrassen und deren Kreuzungen. Je vier der Gruppen waren aus behornten bzw. unbehornten Tieren zusammengesetzt. Die Ziegen wurden in strukturierten Zwei- flächenbuchten mit einem Flächenangebot von 1.7 m2 pro Tier gehalten und erhielten Heu und Wasser ad libitum [3].

Die Versuche fanden in einem separaten Versuchsraum statt. In einem ersten Versuch wurde überprüft, wie lange ein Ziegenpaar gleichzeitig an zwei nebeneinander positionierten Heuraufen frass, zwischen denen eine Trennwand montiert war. Der Abstand der beiden Heuraufen betrug 25 cm und lag für alle Ziegenpaare unterhalb ihrer Individualdistanz. Gete- stet wurden Trennwände, die entweder kurz (50 cm) oder lang (110 cm) und aus Gitter oder solidem Holz (Sichtschutz) waren (Abbildung 1a). In einem weiteren Versuch musste sich ein Ziegenpaar eine Heuraufe teilen. Eine der beiden Ziegen konnte das Heu aber über ein erhöhtes Podest (Varianten 25 cm, 50 cm oder 80 cm) erreichen (Abbildung 1b).

Alle Ziegenpaare wurden in sämtlichen Varianten mit un- terschiedlicher Länge und Material der Trennwand sowie un- terschiedlicher Podesthöhe bzw. ohne Trennwand oder Podest während vier Minuten pro Variante getestet. Mithilfe von line- aren gemischte Effekte Modellen wurde ausgewertet, welchen Einfluss die Trennwände bzw. Podeste in Abhängigkeit von der Behornung auf das Fress- und aggressive Ver halten von Ziegen haben.

Ergebnisse

Trennwände am Fressplatz. Im Vergleich zur Situation ohne Trennwand senkte das Vorhandensein einer Trennwand die Aggressionsrate (alle Vergleiche: p < 0.001) und erhöhte den Anteil des gleichzeitigen Fressens an der Gesamtfresszeit (alle Vergleiche: p < 0.001) sowie die Dauer bis zum ersten Auftreten aggressiven Verhaltens (alle Vergleiche: p < 0.001) (Abbildungen 2 a-f).

Während der Unterschied im Material für hornlose Ziegen nicht sehr stark ausge prägt war, fraßen behornte Ziegen deut- lich länger gleichzeitig und tauschten weniger Aggressionen

aus, wenn die Trennwand aus solidem Holz statt aus Gitter be- stand (beide Interaktionen: p = 0.001). Sowohl bei behornten wie auch bei hornlosen Ziegen dauerte es mit der langen Trennwand im Vergleich zur kurzen länger, bis die erste ag gressive Interak- tion auftrat, wenngleich dieser Effekt bei den hornlosen Ziegen etwas deutlicher ausgeprägt war (Interaktion: p = 0.05).

Unterschiedliche Ebenen am Fressplatz. Bei den Podesten senkte das 80 cm hohe Podest die Aggressionsrate am stärk- sten (25 cm: n.s.; 50 cm: p = 0.01; 80 cm: p < 0.001). Auch der Anteil des gleichzeitigen Fressens an der Gesamtfresszeit (alle Vergleiche: p < 0.001) und die Dauer bis zum ersten Auftreten aggressiven Verhaltens (alle Vergleiche: p < 0.01) waren mit dem 80 cm hohen Podest am längsten (Abbildungen 2b, d, f).

Hornlose und behornte Ziegen verhielten sich insgesamt ähnlich bezüglich zuneh mender Plattformhöhe, wobei die horn- losen schneller mit einer reduzierten Aggres sionsrate (Interak- tion: p = 0.01), einem höheren Anteil gleichzeitigen Fressens (Inter aktion: p = 0.05) und einer längeren Dauer bis zum Auftre- ten aggressiven Verhaltens (Interaktion: p = 0.001) reagierten.

Werte mit einem für die beiden Gruppen vergleich baren Ni- veaus stellten sich erst bei einer Plattformhöhe von 80 cm ein.

Schlussfolgerungen

Die Ergebnisse zeigen, dass Trennwände am Fressplatz sowie Zugang zum Futter von unterschiedlichen Ebenen aus die Ag- gressionsrate senken und ein unge störteres gemeinsames Fressen begünstigen. Vorteilhaft sind, insbesondere für be- hornte Tiere, Trennwände, die den ganzen Körper verdecken und Sichtschutz bieten, sowie ein Niveauunterschied zweier Ziegen beim Fressen von 80 cm.

Die Wirkung dieser Strukturen am Fressplatz dürfte darin begründet sein, dass sich die Tiere so besser aus dem Weg ge- hen können, und dass sich rangtiefe Tiere vor den ranghohen zurückziehen können. Zudem dürften solche Strukturen für eine Ziege auch den Aufwand erhöhen, eine Konkurrentin zu verja- gen. Der in beiden Versuchen gefundene Unterschied zwischen behornten und unbe hornten Ziegen lässt sich damit begründen, dass behornte Ziegen Auseinandersetzungen mit Körper kontakt wenn immer möglich vermeiden. Es reicht normalerweise Blick- kontakt, damit die Rangtiefere Abstand hält [3]. Strukturen, die Sichtschutz bieten, sind daher besonders für behornte Ziegen wichtig, um Verletzungen zu verhindern und Ruhe in den Stall zu bringen.

Die Experimente erlauben den Schluss, dass es auch in der Praxis der Laufstallhal tung für die Ziegen von Vorteil ist, an der Fressachse Trennwände einzubauen. „Einzel fressboxen“ wür- den die Ausweichmöglichkeiten der Ziegen zu deren Nach teil begrenzen. Aber mit Trennwänden, die in grösseren Abständen (nach unserer Er fahrung mindestens 130 cm) aufgestellt wer- den, haben rangtiefe Ziegen die Möglich keit, nicht im Blickfeld von ranghöheren fressen zu müssen. Fressplätze auf verschie- denen Ebenen sind für grössere Ställe aus arbeitswirtschaft- lichen Gründen wohl eher nicht geeignet, können aber für kleinere Ställe und bei Umbaulösungen realisiert wer den.

Abb. 1

Beispiele der Versuchsanordnung. Links sind die Situationen mit dem langen Gitter gezeigt (a) und rechts mit dem 80 cm hohen Podest (b). Fotos: ZTHT Tänikon

Fig. 1: Examples of the experimental setup. On the left is shown the situations with the long-grid partition (a) and on the right the 80-cm- high platform (b)

a) b)

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Literatur

Loretz, C.; Wechsler, B.; Hauser, R. and P. Rüsch: A comparison of space [1]

re quirements of horned and hornless goats at the feed barrier and in the lying area. Applied Animal Behaviour Science 87 (2004), pp. 275-283 Jørgensen, G.H.M.; Andersen, I.L. and K.E. Bøe: Feed intake and social [2]

interac tions in dairy goats — The effects of feeding space and type of roughage. Applied Animal Behaviour Science 107 (2007), pp. 239-251 Aschwanden, J.; Gygax, L.; Wechsler, B. and N.M. Keil: Social distances of [3]

goats at the feeding rack: Influence of the quality of social bonds, rank differences, grouping age and presence of horns. Applied Animal Behav- iour Science 114 (2008), pp. 116-131

Autoren

Dr. Nina M. Keil und Dr. Lorenz Gygax sind wissenschaftliche Mitarbei- tende am Zentrum für tiergerechte Haltung: Wiederkäuer und Schweine (ZTHT), Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, CH-8356 Ettenhausen, Email: nina.keil@art.admin.ch

Dr. Janine Aschwanden war Doktorandin am Zentrum für tiergerechte Haltung: Wiederkäuer und Schweine (ZTHT), Forschungsanstalt Agros- cope Reckenholz-Tänikon ART, CH-8356 Ettenhausen

Prof. Dr. Beat Wechsler ist Leiter des Zentrums für tiergerechte Hal- tung: Wiederkäuer und Schweine (ZTHT), Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, CH-8356 Ettenhausen,

Email: beat.wechsler@art.admin.ch

Einfluss der verschiedenen Trennwandtypen und unterschiedlichen Podesthöhen auf die aggressiven Interaktionen, das gleichzeitige Fressen und auf die Dauer bis zum ersten Auftreten aggressiven Verhaltens bei hornlosen und behornten Ziegen (Mittelwerte ± Standardfehler).

Fig. 2: Effects of the different types of partitions and platform heights on the aggressive interactions, the simultaneous feeding and the dura- tion of the first simultaneous feeding bout in hornless and horned goats (mean ± standard error).

Abb. 2

e) f)

Referenzen

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