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A Internationalisierung zuhause?

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Academic year: 2022

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© 2011 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim 1617-9439/11/0505-3 Physik Journal 10 (2011) Nr. 5 3 Meinung

#) www.daad.de/

hochschulen/ausschrei- bungen/13502.de.html

Meinung von Prof. Dr. Cornelia Denz, Direktorin des Instituts für Angewandte Physik und Pro­

rektorin für Internationales und Wissenschaftlichen Nachwuchs der Westfälischen Wilhelms­

Universität Münster.

A

uslandsaufenthalte gehören heute zum Studium wie das Salz in der Suppe. Dies entspricht nicht nur dem Geist der jetzigen Studierenden, sondern ist in einer globalen Wissenschaftsorganisation unabdingbar für eine konkurrenz- fähige akademische Ausbildung.

Zur Vorbereitung solcher Auf- enthalte und zum Erlernen inter- kultureller Kompetenz haben in den letzten Jahren immer mehr Universitäten Programme unter dem Schlagwort „Internationali- sierung at home“ entwickelt. Diese Angebote sind ideale Türöffner für eine internationale Ausbildung, können jedoch Auslandserfah- rungen nicht ersetzen und werden daher meist eher als „Zugabe“ zum Auslandsaufenthalt empfunden.

In der Physik gehen inzwischen bei vielen Fachbereichen über zehn Prozent der Studierenden mindestens ein Semester ins Aus- land, und fast jeder Fachbereich wirbt mit attraktiven Angeboten an Partneruniversitäten im Ausland und einer Reihe von Förderins- trumenten – vom europäischen Programm ERASMUS über fach- bereichseigene Partnerschaftspro- gramme bis hin zu Unterstützung bei der Beantragung von Förder- mitteln. Der Deutsche Akade- mische Austauschdienst (DAAD) galt hier bisher als erste Adresse.

Während sich im traditionellen Diplomstudium problemlos geeig- nete Zeiträume für Auslandsaufent- halte ergaben, hat sich dieser Zeit- raum durch das Bachelor-Studium gewaltig verkleinert. Die Fachbe- reiche Physik reagierten darauf ganz unterschiedlich, beobachteten jedoch gleichermaßen, dass viele Studierende – ohnehin verunsichert durch das Bachelor-Studium – auf einen frühen Auslandsaufenthalt verzichteten. Diesen Studierenden oder denjenigen, die bereits im Ausland waren, ermöglichte der

DAAD bis vor kurzem viele Aus- landsoptionen wie Aufenthalte für Praktika und Abschlussarbeiten, aber auch Aufbaustudiengänge – eine ideale Unterstützung der In- ternationalisierung im Physik-Stu- dium. 2010 erweiterte der DAAD sogar sein Portfolio: Das Programm PROMOS gab den Universitäten über existierende Programme hin- aus flexible Fördermöglichkeiten durch frei einsetzbare Mittel.

Doch bereits Anfang 2011 folgte ein trauriges Erwachen: Der DAAD stellte viele der früheren Programme mit sofortiger Wir- kung ein und integrierte nahezu al- le Formen der Kurzzeitmobilität in das „neue“ PROMOS-Programm.#) Zudem übertrug er die Organisati- on, Koordination und Vergabe der Stipendien komplett an die Univer- sitäten. Was unter dem Deckmantel der Flexibilität beworben wird, bedeutet in Realität nicht nur eine Halbierung der zur Verfügung ste- henden Fördermittel für Auslands- aufenthalte, sondern geht auch mit einem erheblichen Personal- und Verwaltungsaufwand der Univer- sitäten einher – nach den vom DAAD festgelegten Vergabericht- linien und Fördersätzen. Schlim- mer noch wirkt ein weiterer ein- schneidender Aspekt: Während bei früheren Direktbewerbungen beim DAAD deutschlandweit je nach Land und Fach die besten Studie- renden ausgewählt wurden, be- werben sich nun Studierende einer Universität um geringere Förder- mittel verschiedener Programme in unterschiedlichen Ländern. Eine Vergleichbarkeit der Qualität der Bewerber geht hier ins Leere. So scheint der Trend verstärk ter Aus- landsangebote gebrochen.

Ein Beispiel unseres Fachbe- reichs Physik mag dies verdeut- lichen: Studierende, die z. B. in Kanada, Australien oder Indien einen Kurzaufenthalt für eine Ab-

schlussarbeit, ein Praktikum oder eine Promotion beantragen möch- ten, bewerben sich nun alle unab- hängig von Land, Ziel, Aufenthalts- dauer und eigenem Studien stand um denselben Pool, der für einen relativ kleinen Fachbereich stark beschränkt ist, da die Universität die Mittel nach Studierendenzahl verteilt. Bei Berücksichtigung der Programmpauschalen bleiben uns nur ein bis zwei Aufenthalte pro Jahr. Dies sind nur ca. 20 Prozent der bisher bei Direktförderung des DAAD möglichen Aufenthalte und damit viel zu wenig für einen Fach- bereich mit aktiven und internatio- nal ausgerichteten Studierenden.

Viele Universitäten sind daher nicht nur konsterniert über die schlechtere Auslandsförderung entgegen der allgegenwärtigen Internationalisierung, sondern kritisieren, dass nun kein gerechtes Förderverfahren möglich ist. Wenn wir also nicht zurück zu einer rein nationalen Ausbildung wol- len, wenn wir allen Studierenden Chancen auf Auslandsaufenthalte ermöglichen wollen, ist dringend Umkehr geboten. Es geht nicht um eine Forderung nach mehr oder nach Aufhebung von Auswahlver- fahren der Besten, sondern um ein Minimum an Förderung, um unse- re Studierenden mit der bestmög- lichen Ausbildung in einer globalen Wissensgemeinschaft zu versorgen.

Ansonsten bleibt nur noch „Inter- nationalisierung at home“. Wollen wir dies wirklich?

Internationalisierung zuhause?

Entgegen dem Trend und der Notwendigkeit zu verstärkten Auslandsaufenthalten hat sich die Förderung durch den DAAD verschlechtert.

Cornelia Denz

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