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Archiv "Zweimal prämiierte Zeitgeschichte: Nichts ist ohne Gegenwart, nichts ist ohne Vergangenheit" (21.06.1985)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Kulturmagazin

Zweimal prämiierte Zeitgeschichte:

Nichts ist ohne Gegenwart, nichts ist ohne Vergangenheit

Literaturpreis der Bundesärztekammer 1985 für Reiner Gödtel und Hans Kinkel

Reiner Gödtel:

Engagierte Briefe literarischen Formats

als löblich, da mag man jetzt die Schöngeister des Tages selbst unbesprochen lassen können.

Aber jenseits des Rheines wer- fen sich jetzt die belletristischen Schriftsteller mit Eifer in die Ta- gesbewegung, wovon sie sich so lange entfernt gehalten. Ihr Fanzosen seid während fünfzig Jahren beständig auf den Bei- nen gewesen und seid jetzt mü- de; wir Deutsche hingegen ha- ben bis jetzt am Studiertische gesessen, und haben alte Klassi- ker kommentiert, und möchten uns jetzt einige Bewegung ma- chen."

Der Literaturpreis 1985 der Bundesärztekammer wurde am 1. Juni in Spitzingsee-Schlier- see im Rahmen der Jahresta- gung des Bundesverbandes Deutscher Schriftsteller-Ärzte verliehen. Während einer fest- lichen Matinee überreichte Helmuth Klotz, Vizepräsident der BÄK, den auch in diesem Jahr zweigeteilten Preis an die Kollegen Reiner Gödtel und Hans Kinkel. Im Mittelpunkt dieses festlichen Vormittags stand — nach der Begrüßung durch den Präsidenten Profes- sor Wilhelm Theopold und den Laudationen für die Preisträger der Bundesärztekammer durch Professor Gunter Mann — ein großer Schriftsteller-Kollege:

Georg Büchner. Diesem Arzt und Dichter galt der Festvor- trag von Dietrich Reimers.

Nach der Verleihung des Litera- turpreises 1985 der Bundesärz- tekammer durch Vizepräsident Helmuth Klotz bei der Jahresta- gung der Schriftsteller-Ärzte trug einer der Juroren, der Medi- zinhistoriker Gunter Mann, Uni- versität Mainz, die Laudationen der BÄK-Jury vor. Diejenige für Reiner Gödtel, den Preisträger mit der höchsten Wertung der Jury, hatte die Germanistin In- grid Nixdorf, Königstein, verfaßt.

Professor Mann erinnerte daran, daß im letzten Jahr Reiner Göd- tels Lyrikband „Blindekuh, Chronik der Ereignisse von heu- te anhand der Rückwärtsge- schichte eines drogenabhängi- gen Mädchens" bereits beson- dere Aufmerksamkeit fand. Nun- mehr galt der Preis seinem Werk

„Leih mir Dein Ohr, großer Häuptling — Briefe an den Sohn", das 1984 im Hutters-Ver- lag, Wickede/Ruhr, erschien.

Dazu schreibt Ingrid Nixdorf:

„Briefe an den Sohn, heißt es im Untertitel. Briefe an einen Sohn, Briefe an alle Söhne. Söhne — Briefe. Briefe und Söhne. Briefe literarischen Formats, ein Kind, ein Heranwachsender als Adres- sat, ein Arzt als Autor, das The- ma: unsere Gegenwart."

Frau Nixdorf zitiert dazu Hein- rich Heine aus seiner „Romanti- schen Schule" des Jahres 1836:

„Man kann nämlich unsere neue- ste deutsche Literatur nicht be- sprechen, ohne ins tiefste Ge- biet der Politik zu geraten. In Frankreich, wo sich die belletri- stischen Schriftsteller von der politischen Zeitbewegung zu entfernen suchen, sogar mehr

Heine, so Ingrid Nixdorf, meint die neue Qualität einer Literatur, die in der Inanspruchnahme feuilletonistischer Schreibwei- sen die Grenzziehung zwischen Dichtung und Publizistik zu ver- wischen begann. Heine selbst war es, der seinen Zeitgenossen die Möglichkeiten welthaft dar- gestellter Wirklichkeit in der subjektiven Reflektiertheit als

„littörature engagöe" aufzuzei- gen vermochte. Die Politisie- rung der Literatur, die publizisti- sche Wirkungsabsicht stellte sich als Funktion eines neuen Dichtungsbegriffes heraus, des- sen Fluchtpunkt jedoch nach wie vor im subjektiv erlebenden einzelnen zu suchen war. In ei- Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 25/26 vom 21. Juni 1985 (91) 1961

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

BÄK-Literaturpreis

ner Zeit wie der unseren, in der wir laut an der Erfahrbarkeit un- serer Welt durch den einzelnen zweifeln, in der die Ideen des Objektivem dem Glauben an die Macht der subjektiven Wahrneh- mung kaum noch eine Chance lassen, in der Dichtung sich zu- rückzieht auf narzißtische Arti- kulationen, absurde Entfrem- dungen, utopische Verzerrun- gen, tut es wohl, diese Tradition literarischen Engagements sich beleben zu sehen.

Was ist das, unsere Welt, wen geht sie an, wer kann sie uns zeigen, uns nachdenklich ma- chen, uns weiterhelfen. Da ist dieser Sohn, ein Kind vorm Er- wachsenwerden, das Fragen an unsere Welt, an unser gegen- wärtiges Leben hat oder haben wird, da ist der Vater, der ihm antworten möchte: der Leser wird zum Teilnehmer einer der intimsten menschlichen Ursitua- tionen. Er wird zum Vertrauten eines Vaters, der keine Lebens- regeln zum besten geben möch- te, sondern eines Vaters, der zeigt, veranschaulicht, weiter- gibt, begreifbar macht.

Da ist Israel, Brennpunkt unse- rer gegenwärtigen Politik, unse- rer Geschichte, unserer Reli- gion. Der Vater schreibt seinen Brief auf dem Rückflug nach Frankfurt. Die Situation ist wie keine andere geeignet, die eige- nen Gedanken und Eindrücke weiter zu geben an den Jünge- ren, der es wird wissen wollen.

Da ist Griechenland. Für Gödtel beginnt es mit einer Verspätung auf dem Frankfurter Flughafen und gibt ihm Gelegenheit, über den „langen Weg zur Demokra- tie" zu schreiben.

Sartre gerät ins Blickfeld. Für Gödtel eine „Existenz der abso- luten Freiheit". Ein Mann, der unsere Gegenwart mit seiner Philosophie entscheidend ge- prägt hat. Gödtel verbindet kunstvoll Exkurse in die Phi- losophie mit der szenischen

Darstellung seines Begräbnis- ses ... Sigmund Freud, Georg Büchner, Marokko, das Hamba- cher Fest, Palermo, San Francis- co, sie und anderes werden zu Hauptthemen. Nichts ist ohne Gegenwart, nichts ohne Vergan- genheit.

Da ist auch der Tod, ein sonst eher totgeschwiegenes Kapitel.

Es gelingt Gödtel auf eine selbstverständliche, tröstliche und unendlich erfahrene Weise zu seinem Sohn darüber zu sprechen und zu jedem Kind, dessen Fragen überhört, beisei-

Das mit der zweithöchsten Wer- tung der Jury beurteilte und da- her ebenfalls preisgekrönte Werk von Hans Kinkel „Titus und das Unvergängliche" hat Professor Mann selbst während der Verleihungsfeier ausführlich gewürdigt, nicht uneingedenk, wie er sagte, auch dessen Lyrik- bände „Wo endet Wirklichkeit, wo Traum?", „Verwehte Träu- me", die schon im letzten Jahre besondere Aufmerksamkeit fan- den, auch seiner Märchen und Erzählungen. Der Autor, 1909 in Heilbronn am Neckar geboren, lebt und arbeitet seit 35 Jahren als Landarzt in Spraitbach im Württembergischen. Ein Wort, das nach schweren Jahren eine

te geschoben — oder gedrängt oder für unzeitgemäß erklärt werden, denn „der Tod ist nicht der Bruder des Schlafes."

Sind wir es alle, denen hier in künstlerischer Formgebung die vordringlichsten Aufgaben un- serer Gegenwart in die unmittel- bare Nähe unseres Betroffen- seins gerückt werden? Sicher- lich — wenn wir bereit sind zu ak- zeptieren, daß Kunst nicht nur mit künstlichen, sondern vor al- lem mit künstlerischen Mitteln uns und unsere Welt zu verän- dern vermag.

Frankfurter jüdische Mitbürge- rin, Eva Ehrenberg, schrieb, könnte als ein Motto für andere über sein Werk stehen: „Es war nie leicht zu leben, aber es lohn- te sich immer".

Eine Autobiographie kann die- ses Buch nicht leichthin ge- nannt werden, es ist mehr als dies. Es facettiert ein Leben und verdichtet es behutsam. Der Arzt, der Mensch, seine Hand-

lungen und Erlebnisse, seine Qualen und Glückseligkeiten, seine Verhängnisse und Fügun- gen erscheinen in farbigen Er- zählstücken, die sich zu einer eindrucksvollen Komposition zusammenschließen.

Hans Kinkel ist kein Avantgardist im herkömmlichen Sinne und er will auch keiner sein. Er schreibt ohne Jargon, verblüfft nicht durch Stilmanieren, treibt den Leser nicht zur ideologischen Nötigung, wohl aber beherrscht er eine treffsichere Sprache. Er nuanciert und differenziert sen- sibel. Seine Musikalität, auch seine wachen und geübten Sin-

ne lassen ihn den angemesse- nen Ton finden. Von schrillen Dissonanzen hält er sich fern.

Verstand und Emotion schwin- gen gleichermaßen zusammen, drohende Sentimentalität wird

Hans Kinkel: „Titus und das Unvergängliche"

1964 (94) Heft 25/26 vom 21. Juni 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

BÄK — Literaturpreis

rasch abgefangen. Lebensfülle der Person drängt sich in stark gezogene Linien und Skizzen zusammen, wird reduziert, ohne ihr Kraft und Vielfalt zu nehmen als ein „im Zeitenlauf mehr und mehr sich enthüllendes vorge- formtes Stück irdisch-einmali- ger Existenz".

Titus, Zentralfigur des Erzählers, erinnert sich, blendet zurück in kurzen Schnitten, berichtet, re- flektiert. Ein alter ego tritt auf, fragend, prüfend, Schuld erken- nend und Maß, Gegenstimmen kontrapunktisch und ausglei- chend markierend. Der Autor Kinkel sucht sein Selbst, arbei- tet es wie ein Bildhauer heraus, sich und anderen zu eigen. Der Modernität der Zeit steht er fern, wiewohl er ein Stück Zeitge- schichte präsentiert. Er will nicht Literatur liefern, dennoch gewinnt sein biographisches und gespiegeltes Werk litari- sche Qualität.

Ein ärztliches, ein bürgerliches Dasein, das Freiheit und Verant- wortung bestimmen, Gerechtig- keit einschließt, ein deutsches Leben schließlich, das nicht nur das Grausam-Schreckliche deutlich macht, vielmehr auch das stille, behutsam hilfreiche und selbstverständliche Wirken, das einmal unser Volkswesen ausmachte, ehe böse Geister es verdarben. Gerade dies nicht immer hinter grellen Bildern zu verstecken, ist auch ein Stück notwendiger, hervorzukehren- der Historiographie, ein Hinweis für viele unaufdringliche Zei- chen solcher Art, ein Hinweis auch auf die Gnade, von der Fritz von Unruh 1948 in der Paulskirche in Frankfurt sprach, die doch auch einmal unserem Land und unserer Kultur ge- schenkt war.

Der Bericht ist sich einiger Unsi- cherheiten wohl bewußt, nach allem was heute als geschicht- liches Faktum über die Zeit des Dritten Reiches erwiesen ist. Es gibt, heißt es da, in jedes Men-

schen Gedächtnis Lücken, Täu- schungen, Verfremdetes, Ver- drängtes. „Wer vermöchte sein Leben allzeit ohne Schwäche und Unbesonnenheit zu führen.

Ganz zweifellos lagen Idee und Realität seiner Zeit nicht so of- fen und allgemein zugänglich (da), daß sie für jeden so, wie sie sich unserer Zeit darstellen, als Folgemöglichkeit erkennbar ge- wesen wären. Nur die, die da- mals noch gar nicht das Leben hatten, reden heute, als hätten sie alles gewußt." Indes: Ver- gangenheit wird hier nicht ver- drängt; wohl aber werden das Menschliche in seiner Grausam- keit und Niedrigkeit, zugleich aber auch die tragende Toleranz und sittliche Kraft und ihr im- merwährendes Nebeneinander und Wechselspiel über die Zei- ten hinweg bewußt gemacht.

Hans Kinkel kennt „das Vermö- gen und das satanische Vergnü- gen des Intellekts, etwas zu zer- reden und umzulügen". Diesem Werk, seiner Intention und Prä- sentation gegenüber ist sol- chem Tun zu widerstehen. Es ist

Zum Abschluß der Laudationen berichtete Professor Mann aus der Arbeit der Jury, der auch in diesem Jahr wieder eine große

ein Ganzes, im Inhalt und in der Sprache, erlitten in der Nieder- lage und erlebt in glücklichen Augenblicken. Das eine fügt sich zum anderen, wird Stufe und gewinnt Höhe zu besonde- ren Blickpunkten und Perspekti- ven. Die Minuten dieses Lebens münden in volle Stunden.

Kurt Guggenheim hat einmal über den Insektenforscher Jean Henri Fabre geschrieben: Er

„bietet das Beispiel eines Men- schen, der aus dem Flüstern der Verheißung sein Schicksal machte, der im Wagnis seine Berufung und Erfüllung fand. In seinem Werk ist das Rezept ei- nes tiefen Glücks enthalten, das uns allen offen steht, wenn wir zu dem Wagnis bereit sind, uns so zu verwirklichen, wie es uns das Schicksal anbietet".

Ich weiß keinen treffenderen Satz über Hans Kinkel, über sein Werk „Titus und das Unvergäng- liche" zu sagen, als diesen. Dem Verlag (Atrioc, Bad Mergent- heim) wäre ein besseres Lekto- rat zu wünschen. Die entstellen- den Druckfehler sind ärgerlich!

Zahl ganz unterschiedlicher Schriften der Kollegen vorlagen.

Unter den Lyrikbänden, die zum Wettbewerb eingereicht wur- den, erzielte die bibliophil ge- staltete Ausgabe von Texten und Holzschnitten „Dein blaues Fenster" von Günther Kressl die höchste Wertung und damit zu- gleich den dritten Platz hinter den beiden prämiierten Prosa- werken. Die Redaktion des Kul- turmagazins im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT, die in der BÄK- Jury vertreten ist, war gebeten, Kressls Lyrik zu würdigen:

Günther Kressl, Jahrgang 1934, Ostfriese, in Bremen niederge- lassener Augenarzt, ist vielseitig begabt, hat sich schon seit frü- her Jugend in den verschieden-

Günther Kressl: „Dein blaues Fenster"

Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 25/26 vom 21. Juni 1985 (95) 1965

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Irene Fehling:

Überfall, 1984, Bleistift, 200 x 128 cm

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

FEUILLETON

Roland Hohlbaum in Berlin — Selbst für ein- gefleischte Kenner der Berliner Galerie- und Ausstellungsszene gilt es zwei neue Namen kennenzulernen. An den Bahngleisen des

Güterbahnhofs Hafen- see ist ein Güterschup- pen in die „Deplana- Kunsthalle" umfunktio- niert worden. Mit Ro- land Hohlbaum wird hier nun bis zum 14. Ju- li ein Maler mit seiner

ersten Einzelausstel- lung vorgestellt. Nach einer Phase heftiger und farbintensiver Ma- lerei ist Hohlbaum in- zwischen zu einer nuancierten, meist nur auf Grauwerte redu- zierten Malerei ge- langt. Eine Besonder- heit ist anzumerken:

Roland Hohlbaum ist Kollege und hat eine gynäkologische Praxis in Braunschweig. HK Junge Künstler — Die Galerie Bodo Niemann in Berlin 12 (Giese- brechtstraße 3) zeigt bis 13. Juli Werke von Klaus Goldkuhle, Irene Fehling und Michael Schulze. Zwei der jun- gen Künstler, die Pet- rick-Schüler Fehling und Schulze, sind Gründungsmitglieder von Atelier und Galerie Kulmer Straße, Berlin;

Goldkuhle ist Stipen- diat der Karl-Hofer-Ge- sellschaft. DÄ Totentanz 1984 — Mit Hilfe der Anton-Betz- Stiftung konnten die Originale, farbige Tu- schezeichnungen, der

Walter Ritzenhofen: Der Tod und die Macht, far- bige Tuschezeichnung aus „Totentanz 1984"

Folge „Totentanz 1984" von Walter Rit- zenhofen für die Sammlung „Mensch und Tod" der Universi- tät Düsseldorf ange- kauft werden. Diese Sammlung betreut und erweitert Professor Hans Schadewaldt, Leiter des Instituts für Geschichte der Medi- zin; sie soll im Oktober

in Paris und 1986 im Rahmen des Interna- tionalen Kongresses für Geschichte der Me- dizin in Düsseldorf zu sehen sein. DÄ

Aktuelle Kulturnotizen

• Fortsetzung von Seite 1965 sten künstlerischen Disziplinen erprobt. Er erhielt Klavier-, Or- gel- und Violinunterricht, wurde auch musiktheoretisch ausge- bildet und schuf zunächst musi- kalische Kompositionen. Zu- gleich schrieb und veröffentlich- te er Lyrik und Prosa. Mit Erfolg.

Seit 1981 steht er als Schriftstel- ler in Kürschners Deutschem Li- teraturkalender. Intensiv arbei- tet Kollege Kressl in der bilden- den Kunst seit 1970; er malt, zeichnet, gestaltet Graphiken, Objekte, Collagen. Er ist als bil- dender Künstler Autodidakt, stellt . seine graphischen Arbei- ten im eigenen Tiefdruckatelier

her, bis zum fertigen Blatt „in ei- gener Hand".

Diese Informationen über das breite Spektrum des Schaffens von Günther Kressl sind wichtig für das Verständnis seiner Lyrik, auch in dem 1984 erschienenen Werk „Dein blaues Fenster". Es beeindruckt durch seine Dichte und Geschlossenheit: die äuße- re Gestalt, die sprachlichen und die in Holz geschnittenen Bilder,

— alles geht kraftvoll zusammen.

Die poetische Sprache Kressls ist von großer Klarheit und ho- her Ästhetik, stets sind die Meta- phern rational erfaßbar, nach- vollziehbar; dann werden sie plötzlich in eine unerwartete Di-

mension, in einen neuen Zusam- menhang entwunden. Sehr kunstvoll eingesetzt wird der in erhaben stimmende Rhythmen eingesprengte Reiz des Bana-

len, der wie Heine'sche Ironie aufklingt. Und immer wieder die Irritation schwärzlicher fleurs du mal ... Es ist unmöglich, sich zu entziehen, in diese Lyrik beim Lesen nicht „einsteigen" zu müssen. Und dann ist es mehr als Lesen und Schauen, mehr, nämlich ein psychedelisches Er- lebnis, das der stark wirksame Rhythmus dieser Sprache be- stimmt. Solch ein bindender Rhythmus ist ein Merkmal für die hohe Qualität der lyrischen Sprache Günther Kressls. DÄ 1966 (96) Heft 25/26 vom 21. Juni 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

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