Zusammenfassung
Emissionen aus Bauprodukten in Innenräume finden zunehmendes Interesse.
Während es für die Luft am Arbeitsplatz Grenzwerte für zahlreiche Stoffe gibt, ist das für Wohnräume praktisch nicht der Fall (Ausnahmen). Außerdem wurden und werden zahlreiche Tierversuche derart durchgeführt, dass sie die Situation am Arbeitsplatz berücksichtigen. Um auf den Wohninnenraum zu extrapolieren, wurde vom Umweltbundesamt ein Richtwertkonzept publiziert. Ein Vergleichbares Ziel haben die
„Reference Concentrations“ der US-EPA.
Ein Polyurethan-Hartschaum-Versuchsprodukt sollte hinsichtlich seines Emissions- verhaltens untersucht werden. Ziele waren die Bewertung möglicher gesundheitlicher Einflüsse auf Bewohner und die Bewertung anhand des im Entwurf befindlichen Bewertungskonzeptes für Bauprodukte (NIK-Konzept). Die Prüfkammerversuche wurden so durchgeführt, dass die Kammerkonzentrationen das im Realfall höchste denkbare Innenraumkonzentrationenerreichen konnten. So war der Schaum mit einer Dicken von 10 cm an der Obergrenze für Innenraumanwendungen und die Schaumoberfläche war nicht weiter bedeckt, was im Realfall nicht vorkommt.
Wie erwartet fielen die Kammerkonzentrationen innerhalb von 28 Tagen deutlich ab.
In die toxikologische Bewertung gingen aber nicht nur die nach 28 Tagen noch nachweisbaren Verbindungen ein, sondern auch alle diejenigen, die theoretisch in der Kammerluft vorgelegen haben könnten. Dieses Vorgehen gründet sich in der Erfahrung, dass besorgte Endverbraucher auch für die nicht nachgewiesenen, aber theoretisch vorhandenen Stoffe eine Bewertung wünschen für den Fall, dass jene Substanzen gerade unterhalb ihrer Nachweisgrenze vorliegen.
Es wurden insgesamt 21 flüchtige organische Verbindungen bewertet. Für die Bewertung wurden zunächst die vom Umweltbundesamt vergebenen Innenraum- richtwerte herangezogen. Als zweite Wahl wurden die von der United States Environmental Protection Agency vergebenen Reference Concentrations berücksichtigt. Für die Verbindungen, für die weder Innenraumrichtwerte noch Refrence Concentrations vorliegen, wurden Richtkonzentrationen anhand toxikologischer Daten und mit Hilfe plausibler Analogieschlüsse abgeleitet, wobei das Konzept der Innenraumrichtwerte als Vorlage diente.
Liegen für die individuellen flüchtigen Verbindungen die Richtwerte bzw. Reference Concentrations bzw. Richtkonzentrationen über den gemessenen Kammerwerten, wird bei der Verwendung des Polyurethan-Hartschaumes eine gesundheitsschädigende Wirkung auf Bewohner nicht zu befürchten sein. Eine weitere Forderung ist, dass die Summe der Konzentrationen aller flüchtigen Verbindungen (TVOC) nicht über dem TVOC-Richtwert von 1-3 mg/m³ liegt.
Für Ethylbenzol, das als Verunreinigung eingeschleppt wurde und dessen Kammer- konzentration nach 28 Tagen im Bereich der Richtkonzentration lag, wurde die Quelle ermittelt und es wurden Maßnahmen zu dessen Reduktion eingeleitet.
Diese Arbeit führte zu zwei Ergebnissen:
1. Eine gesundheitliche Beeinträchtigung von Bewohnern durch den Einbau des in dieser Arbeit bewerteten Polyurethan-Hartschaumes in Innenräumen ist nicht zu erwarten.
2. Der untersuchte Polyurethan-Hartschaum erfüllt die geforderten Kriterien für ein geeignetes Bauprodukt gemäß dem Entwurf des Konzeptes der
„Niedrigsten Interessierenden Konzentration“.