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Archiv "Die rätselhaften Skulpturen von Laubach" (16.11.1978)

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Die beiden Holzskulpturen im Reliefschnitt, 185 Zentimeter hoch und 34 Zentimeter breit, schmückten auf eichenen Eckständern über Jahrhunderte ein hessisch- fränkisches Bauernhaus in Laubach. Das Haus steht nicht mehr; die Skulpturen wurden in den siebziger Jahren sorgfältig restauriert.

Gestritten wird heute darum, ob es sich bei den Figuren um „wilde Männer"

Geächtete oder Verbannte also, oder um ein Heiligenbild handelt, mit dem sich vielerorts die Legende beschäftigt

Foto:

Helmut Nachtigall Spektrum der Woche

Aufsätze -Notizen

FEUILLETON

Die rätselhaften Skulpturen von Laubach

Legende einer Maskulinisierung nach psychischem Trauma oder Abbild zweier Bösewichte?

nie Skulpturen eines Bauernhau- ses im oberhessischen Laubach geben dem Betrachter Rätsel auf:

Handelt es sich bei den Holzfiguren um zwei „wilde Männer", wie es im Volksmund heißt, oder um die Dar- stellung einer vermännlichten Frau in zwei Entwicklungsphasen, wie es die Legende beschreibt? Beide Fi- guren sind schmal und haben abfal- lende Schultern; beide sind bis auf den Lendenschurz unbekleidet. Die- sen Schurz aus Blättern und Äst- chen schmücken drei Blumen: zwei vierblättrige zu seiten einer sechs- blättrigen. Solche, dem Lotos äh- nelnde Blüten, Chakrams genannt, deuten an, daß ihr Träger im Bereich dieser Blüten, hier also in der Se- xualregion, seelisch-geistige Ent- wicklungen durchlebte.

Die vom Betrachter aus rechte Figur hat weibliche Brüste: die linke zwar kleinere, aber für einen Mann noch immer zu große. Die rechte Figur trägt einen Lockenkranz und hat — allerdings nur schwach erkennbar — einen kleinen sogenannten Weiber- bart. An der linken Figur fällt ein großer Lippen- und Backenbart auf und volleres Haupthaar. Außerdem ist auch der senkrechte Stutz über dem Kopf links größer, ja majestäti- scher.

Die Arme der rechten Figur liegen parallel gegeneinander auf dem Oberbauch, was ein Hinweis auf das Tierkreiszeichen „Zwillinge" sein könnte. Die linke Figur hält die Arme gekreuzt, das Zeichen für den „Was- sermann". Die Armhaltungen — in Verbindung gebracht zum soge- nannten Tierkreismann, bei dem die Arme dem Zeichen „Zwillinge" zu- geordnet sind — könnten ausdrük- ken, daß hier zwar nicht echte Zwil- linge dargestellt wurden, wohl aber ein Zwillingswesen, das sich aus ei- ner einzigen (weiblichen) Person entwickelt hat.

Toskanische Legende

und Heiligenfiguren im Pinzgau Wenn die Laubacher Skulpturen tat- sächlich auf einen der seltenen Fälle von Maskulinisierung nach psychi-

2790 Heft 46 vom 16. November

1978 DEUTSCHES ARZTEBLATT

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Skulpturen von Laubach

schem Trauma zurückgehen, so ha- ben sie vielleicht Bezug zu einer Le- gende aus Lucca in der Toskana, nach der eine junge Frau, um den ihr bestimmten, ungeliebten Edelmann nicht heiraten zu müssen, Gott um einen Rauschebart gebeten hatte, der den Freier abschrecken sollte.

Doch als das am nächsten Morgen geschehen war, floh sie vor Schreck und Entsetzen in die Wildnis. Sie wurde gejagt, aufgegriffen, gekreu- zigt, doch später dann heiliggespro- chen. Sie wurde zur „Heiligen Küm- mernis".

Im Sinne dieser Legende wäre dann die rechte Figur die Frau in ihrer Ausgangsposition, die linke ihr Ab- bild nach der Vermännlichung — zwei Lebensphasen also einer einzi- gen Person. Wenn diese Auslegung zutreffen sollte, dann hat Laubach in Oberhessen statt der „wilden Män- ner" eine Heiligenfigur in ihren Mauern, eben die „Heilige Kümmer- nis".

Vieles spricht für diese Ausdeutung der Skulpturen: Der weitverbreitete Brauch aus alter Zeit, Häuser mit Heiligenfiguren zu schmücken, und auch die Tatsache, daß man noch heute im oberen Pinzgau die „Heili- ge Kümmernis" gut kennt, daß ihr Abbild, wenn auch kostbar geklei- det, dort noch heute in vielen klei- nen Kapellen zu finden ist.

Ich war kürzlich in Laubach und mußte leider feststellen, daß sich die beiden Phasen der Heiligen Küm- mernis zwar noch in Laubach befin- den, daß man aber ofenbar zugun- sten einer Großmarkthalle das ur- sprüngliche Haus abgerissen hat und die beiden Phasen getrennt an zwei Hausecken einer neuen Sied- lung in der Nähe anmontiert hat. Da- durch ist der ursprüngliche Charak- ter völlig verwischt, indem jetzt etwa 25 Meter zwischen beiden früher verbundenen Gestalten liegen.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. C. Hammann

Facharzt für innere Krankheiten i. R.

Am Pfeifenweiher 4 6420 Lauterbach

Hobby...

Es ist wissenschaftlich erwiesen — liebe Leserin, lieber Leser, nun ver- suchen Sie mal zu widersprechen! — ich wiederhole (!): Es ist wissen- schaftlich erwiesen, daß ein Hobby den Menschen entspannt, ent- krampft, lockert, beschäftigt, sinn- voll.

Vorweg: Ich bin Anfang fünfzig. Ich nehme im Laufe des Tages das von meinem Medizinmann erarbeitete Geld an und gebe es — natürlich lei- der — wieder aus. Er kommt ja nicht dazu. Sie werden zugeben, daß die- se Tätigkeit, also meine, keinesfalls unter den Begriff Hobby fällt. Die von „ihm" auch nicht.

Darum suchten wir. Heftig, ernst- haft, krampfhaft. Wir wollten ein Hobby. Verständlich? Nein? Also, ich darf es erklären: Wir waren es beide leid, nur unsere arbeitsteilige Leistung täglich zu tun. Er (siehe oben: Geld erarbeiten), ich (siehe unten: Geld ausgeben). Ein Hobby muß her.

Zumal die Kinder groß, fast selbstän- dig (bis auf das Wochenende die Wäsche, na, lassen wir das ... Sie wissen es ja selbst).

Schwimmen ...

Will er nicht. Allein? Nein! Wenn, dann gemeinsam.

Tennis ...

Kein Platz frei in erreichbarer Nähe, Trainer fehlt.

Saunieren ...

Zeitlicher Aufwand und — insbeson- dere für ihn schwierig, weil er fast

FEUILLETON

ständig erreichbar sein muß. Bis er da bei „Abruf genügt!" angezogen ist... Oder sollte er sich das Bade- tuch um die Lenden schürzen, den dringenden Besuch machen, mit ei- ner Hand seine Blößen bedeckend und mit der anderen untersuchend oder rezeptierend?

Und wenn ihn die Polizei aufgreift?

Kann er glaubhaft machen, er sei wirklich Medizinmann und mache einen dringenden Besuch und er sei doch nicht „so einer ... "

Reiten ...

Ihm tun die Pferde leid, sie hat Angst um die Pferde und vor ihnen.

Selbstverteidigung ...

Wäre gut für ihn. Zu denken wäre an die „Kassenärztliche", an Regresse, an Reaktionen in Funk und Fernse- hen 'und überhaupt. Sie hätte es leichter, wenn sie abends Fremden., Betrunkenen gegenübersteht . Aber ist das ein Hobby?

Und dann kommt vor einiger Zeit die Erleuchtung. Ja, das könnten wir tun. Natürlich! Daß wir darauf nicht eher gekommen sind. « Nein, nicht nur so unverbindlich! Richtig in ei- nem Verein, mit Turnieren und 1., 2.

und 3. Platz. Wobei es — natürlich nur wegen des Selbstwertgefühls — gut wäre, selten den 2. und den 3.

und — na Sie verstehen mich schon.

Das machen wir nun seit zwei Jah- ren. Erfordert mindestens denselben zeitlichen Aufwand wie die oben be- zeichneten Möglichkeiten. Aber! Wir wollen ja nicht übersehen, daß es ein ganz eigener Sport ist, ein ganz eigenes Hobby, jawohl!

Grit Wirtz

Man müßte, man sollte, es wäre gut und überhaupt ...

Ein Hobby ... sollte jeder haben

DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 46 vom 16. November 1978

2791

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