Sprachliches
Zu dem Beitrag „Praxisinterne Kommunikation verbessert“ von Dr. med. Maria J. Beckermann in Heft 34–35/2004:
Blödsinnsdeutsch
Zunächst dachte ich, einen parodistischen Artikel über Neusprech zu lesen. Erst all- mählich wurde mir klar, dass die Verfasserin ernst meint, was sie schreibt. Eher wider- willig quälte ich mich durch die drei Seiten hindurch und wunderte mich, wie man mit so viel redundantem Dumm- geschwätz so wenig (besser gesagt: gar nichts) ausdrücken kann. Stichworte: „Evaluati- onskultur“, „Implementie- rung evidenzbasierter Er- kenntnisse“, „eigenständiger Prozess der Qualitätsentwick- lung“, „multiprofessionelle Qualitätszirkelarbeit“, „frau- engerechte Medizin“ . . . – dieses Blödsinnsdeutsch aus dem Phrasendrescher-Wörter- buch grenzt an den Tatbestand geistiger Umweltverschmut- zung.
Dr. med. Klaus Pillhatsch,
Gabelsbergerstraße 4, 93047 Regensburg
Abwanderung
Zu dem Beitrag „Abwerbung von Ärzten kritisiert“ in Heft 41/2004:
Wieso Loyalität?
Nur Ignoranten wird es wun- dern, wenn junge Ärztinnen und Ärzte sich wegen der zu- nehmenden Gängelung im deutschen Gesundheitswesen zu einer Tätigkeit im Ausland entscheiden. Natürlich sind die jungen Kolleginnen und
Kollegen mit deutschen Steu- ergeldern ausgebildet wor- den, aber wer glaubt, ange- sichts der regelmäßig an die Ärzteschaft verteilten
„Arschtritte“ hier auf Loya- lität zählen zu können, erwar- tet wirklich zu viel! Als in Deutschland den Zahnärzten gedroht wurde, sie durch Kol- legen aus Polen und Ungarn zu ersetzen, wenn sie denn nicht spurten, kam niemand auf die Idee, dass diese Kolle- gen ebenfalls mit Steuermit- teln ihres Heimatlandes aus- gebildet wurden.
Dr. Michael Rausch,Holzmarkt 1, 45657 Recklinghausen
3 Punkte cme
Zu dem Beitrag „Differenzierte Dia- gnostik und multimodale Therapie hyperkinetischer Störungen“ von Prof. Dr. med. Dr. phil. Helmut Rem- schmidt und Dr. med. Philip Heiser in Heft 37/2004:
Auftakt
Der Auftakt der Serie ist hoch speziell. Wie werden Lehrzie- le didaktisch gerechtfertigt?
Ist mit der richtigen Testbe- antwortung ein Lehrziel er- reicht? Wie hoch ist die Durchfallquote, ab welcher man von einer mangelnden Eignung des Testmoduls für die Zielgruppe ausgehen müsste? Wenn im Durch- schnitt keine ausreichenden Lösungen gefunden würden, wie sollte dann das individu- elle Testergebnis bewertet werden?
Der Beitrag regt zur Proble- matisierung an, als Text wie auch als Baustein eines cme- Programms. Das macht ihn in- teressant und lesenswert. Die Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 101⏐⏐Heft 44⏐⏐29. Oktober 2004 AA2945
Leserzuschriften werden von der Redaktion sehr beachtet. Sie geben in erster Linie die Meinung des Briefschreibers wieder und nicht die der Redaktion. Die Veröffentlichungsmöglichkeiten sind leider beschränkt; der Redaktion bleibt oft keine andere Wahl, als unter der Vielzahl der Zuschriften eine Auswahl zu treffen. Die Chance, ins Heft zu kommen, ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Die Redaktion muss sich zudem eine – selbst- verständlich sinnwahrende – Kürzung vorbehalten.
LESERZUSCHRIFTEN
B R I E F E
Fragen testen eigentlich nur die Genauigkeit des Lesens, die Reproduzierbarkeit von Inhalten, die bei niederfre- quenter Nutzung nur im Kurz- zeitgedächtnis verbleiben. Ei- ne allgemeine Bedeutung für Frauenärzte, Augenärzte, Pa- thologen etc., die sich alle ge- setznotwendig zertifizieren müssen, kann das Modul nicht leisten.
Dr. med. Martin P. Wedig, Roonstraße 86, 44628 Herne
Gesundheitskarte
Zu der Meldung „Streit um Daten- speicher“ in Heft 39/2004:
Deutsche Krankheit
Es ist schon bizarr, wie wieder Versicherten in der Gesetzli- chen Krankenversicherung ein Organisationsmittel aufge- zwungen werden soll, das An- bietern von Leistungen im deutschen Gesundheitswesen
den Zugang zu persönlichen Daten eröffnet.
Eine deutsche Krankheit ist es deshalb, weil die Versicherten – diese könnte man bei ge- sundheitlichen Selbsthilfeor- ganisationen sehr schnell fin- den – offenbar an der Diskus- sion nicht beteiligt sein dürfen.
Insbesonders chronisch Kran- ke sind dauerhafte Patienten, die permanent ihre Gesund- heitsdaten offerieren. Und im Übrigen ist der Datenschutz
immer dort am besten gewähr- leistet, wo der Mensch seine eigenen Daten aufbewahrt.
Hans-Detlef Kunz, Deutscher Psoriasis Bund e.V., Seewartenstraße 10, 20459 Hamburg
Pure Heuchelei
Als Landarzt, der sich seit Jah- ren mit den mit der IT-Gesund- heitskarte verbundenen tele- matischen Konzepten ausein- ander setzt, wundere ich mich B R I E F E