Die Information:
Bericht und Meinung
Protestkundgebung gegen Diffamierungen
Im überfüllten Saal 2 des Congress Centrum Harnburg hielten am Sonntag, 15. Februar 1976, etwa 2500 Kassenärzte und ihr Hilfsper- sonal eine Protestversammlung ge- gen die in jüngster Zeit gesteigerte Diffamierung der Ärzteschaft in der Öffentlichkeit ab. Die Einigkeit der Ärzte untereinander wurde durch den guten Besuch der Veranstal- tung deutlich dokumentiert.
ln einer vielfach von Beifall unter- brochenen Rede stellte der Vorsit- zende der Kassenärztlichen Verei- nigung Hamburg, Dr. Jens Doering, die Meinung der Ärzte über un- sachlich berichtende Journalisten und "fraktionsgebundene Politiker"
in den Vordergrund. Er erklärte un- ter anderem, die Hauptschuld an der Kostenexpansion im Gesund- heitswesen dürfe nicht der Ärzte- schaft angelastet werden, sondern der Regierung mit ihren "sozialen Versprechungen".
Lebhafte Mißfallenskundgebungen aus der Versammlung gab es, als der zweite Referent der Veranstal- tung, Dr. Eckart Fiedler von der Geschäftsführung der Kassenärzt-
Iichen Bundesvereinigung Köln, feststellte, daß jene zwei Journa- listen des "Stern", mit deren Arti- kel die deutschen Ärzte als "Beu- telschneider" verunglimpft wur- den, im Saal anwesend waren.
Die Versammlung schloß mit Annahme einer Resolution, in es unter anderem heißt:
"Gegenseitiges Vertrauen zwi- schen Patient und Arzt ist die Grundlage für wirkungsvolle ärztli- che Hilfe. Dieses Vertrauensver- hältnis wird gegenwärtig gefährdet.
Die Hamburger Kassenärzte weh- ren sich deshalb im Interesse der ihnen anvertrauten Patienten mit allem Nachdruck gegen eine zu- nehmende Diffamierung ihres ge- samten Berufes.
~ Die Kassenärzte sind gleicher- maßen wie die Verantwortlichen in Politik und Exekutive besorgt we- gen des seit Jahren anhaltenden Steigens der Kosten und Beitrags- sätze in der sozialen Krankenversi- cherung. Sie wehren sich aber mit allem Nachdruck dagegen, daß dieser Kostenanstieg über Fernse- hen, Rundfunk und Presse über-
552 Heft 9 vom 26. Februar 1976 DEUTSCHES ARZTEBLATT
Blick in den überfüllten Saal während der Kundgebung; sogar Treppenstu·
fen wurden zu Sitzplätzen Foto: Conti
wiegend der Ärzteschaft angelastet wird. Das ist unberechtigt und un- verantwortlich.
Deshalb fordern wir Hamburger Kassenärzte gemeinsam mit unse- ren Patienten alle verantwortlichen Politiker und Journalisten auf:
Schluß mit den unberechtigten und unverantwortlichen Angriffen ge- gen die Kassenärzte. Wer die ge- schürten Emotionen nun noch wei- ter aufheizt, der trägt auch die Ver- antwortung für die Reaktionen. Wer den Patienten verunsichert, gefähr-
det ihn." DÄ-H