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Feuerbrand in der Westschweiz

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SCHWEIZ. Z. OBST-WEINBAU Nr. 20/03

6

LUKASSCHAUB, STATIONFÉDÉRALE DERECHERCHES ENPRODUCTION

VÉGÉTALE DECHANGINS, 1260 NYON

EDUARDHOLLIGER, EIDGENÖSSISCHEFORSCHUNGSANSTALT

WÄDENSWIL

I

m Jahr 2003 haben in der Deutschschweiz zwanzig Baumschulen eine Sicherheitszone beantragt. Dies verursacht für die Baumschulen Kosten, da die offizi- ellen Kontrollen der Baumschulen von ihnen bezahlt werden. Weiter erhöhen die Sicherheitszonen den Überwachungsaufwand der kantonalen Zentralstel- len. Die Frage ist berechtigt, ob dieser Mehraufwand begründet ist. Den Sicherheitszonen liegt das Prinzip zu Grunde, dass Baumschulmaterial aus einem Gebiet mit hoher Krankheitsdichte die Infektionsgefahr für eine Obstanlage in einem Gebiet mit niedriger Krank- heitsdichte (Schutzgebiet) nicht mehr erhöhen soll, als dies bei natürlichen Übertragungen der Fall wäre.

Die Karte der Feuerbrandverbreitung im Jahr 2003 (Abb. 1 und www.feuerbrand.ch) zeigt in der West- schweiz sehr viel weniger Gemeinden mit befallenen Wirtspflanzen als in der Deutschschweiz. Aus der Karte geht jedoch nicht hervor, dass in der West- schweiz noch nie Feuerbrand in Obstanlagen gefun- den wurde. Entspricht diese Karte der tatsächlichen Krankheitsverbreitung oder spiegelt sie eher die Überwachungsintensität wieder? Die folgenden Ab- schnitte werden darlegen, dass die Westschweizer

Kantone mit Feuerbrandkontrollen frühzeitig begon- nen haben und diese auch weiterhin effizient durch- führen. Die Gründe der unterschiedlichen Feuer- brandsituation sind eher in folgenden Tatsachen zu finden:

Die Feuerbrandentwicklung in der Westschweiz hinkt der in der Deutschschweiz mehrere Jahre hinter her.

Die Westschweiz besitzt im Allgemeinen ein trockeneres Klima als die Deutschschweiz.

Die Westschweizer Landschaft weist weniger Feld- Kernostbäume auf.

Dank der Erfahrungen der Deutschschweizer Kolle- gen konnten die Westschweizer Zentralstellen früh- zeitig Massnahmen zur Bekämpfung des Feuer- brands einleiten.

Überwachung

Die Westschweizer Zentralstellen wurden schon Mitte der 90-iger Jahre, als die ersten wichtigen Herde in der Deutschschweiz entdeckt wurden, auf das The- ma Feuerbrand aufmerksam. Als 1998 in der Genfer- seeregion in Frankreich zum ersten Mal Feuerbrand ge- funden wurde, veranlasste die Zentralstelle des Kanton Waadt eine systematische Überwachung des Distriktes Nyon (im Westen gelegen, Obstbau wichtig). Nach- dem im Jahr 1999 in diesem Distrikt und im Kanton Ju- ra Feuerbrand in Privatgärten gefunden wurde, ent- schlossen sich alle Westschweizer Zentralstellen Feu- erbrandüberwachungen zu organisieren. Je nach der Wichtigkeit des Obstbaus im Kanton und anderen kan- tonalen Gegebenheiten wurde die Überwachung un- terschiedlich angepackt (Tab. 1). Mit Ausnahme des Kantons Genf (Projekt läuft bis Ende 2004) wurden praktisch alle Gebiete der Westschweiz systematisch nach Feuerbrand abgesucht. In allen Westschweizer Kantonen wird das Gebiet kontinuierlich von geschul- ten Kontrolleuren inspiziert; zusätzlich wird die Um- gebung von Befallsherden speziell überwacht.

Ausbreitungsdynamik

Der Feuerbrand ist schon seit Jahrzehnten in Süd- deutschland sesshaft. In der Schweiz wurde er zum ersten Mal im Jahre 1989 in Stein am Rhein (SH) ent- deckt. Seither hat er sich vom Nordosten Richtung Südwesten ausgebreitet. Der Feuerbrand war in die- FEUERBRAND

Feuerbrand in der Westschweiz

Der Feuerbrandbefall in der Westschweiz hat bis jetzt nicht die gleichen Ausmasse angenom- men wie in der Deutschschweiz. Einschränkungen des freien Handels mit Wirtspflanzen und beträchtliche Ausgaben sind die Konsequenzen. Folgende Faktoren könnten zur unterschiedli- chen Feuerbrandsituation beitragen: Ausbreitungsdynamik des Feuerbrands, unterschiedliches Wetter, Verbreitung des Feldobstes und frühzeitiges Ergreifen von Massnahmen.

Gemeinden mit Feuerbrand Seen Abb. 1: Feuerbrand-

befall in der Schweiz vom 1.1. bis 31.8.2003.

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SCHWEIZ. Z. OBST-WEINBAU Nr. 20/03 7 sen Jahren im grenznahen Raum Frankreichs nicht

bekannt. Die nächsten Herde wurden im Rhonetal Südfrankreichs und in der Gegend von Lyon gefun- den. Es ist deshalb möglicherweise nur eine Frage der Zeit, «bis nach ersten Spritzern die Welle des Feuer- brands die Westschweiz überfluten wird».

Klima

Das Klima ist in der Westschweiz in den für Feuer- brandinfektionen entscheidenden Monaten im Allge- meinen trockener und sonniger (Tab. 2). Der Feuer- brand kann sich unter trockeneren Bedingungen we- niger gut ausbreiten und – falls vorhanden – ist er we- niger virulent. Dies zeigt sich auch in den Berechnun- gen des Infektionsrisikos während der letzen Jahre mit dem Prognoseprogramm Maryblyt. Die West- schweiz hatte in den Jahren 1998 bis 2003 während der Hauptblüte des Kernobstes nur rund die Hälfte der Infektionstage der Deutschschweiz (Tab. 2).

Verbreitung des Feldobstes

Feldobstbau spielt neben den stark anfälligen Zier- pflanzen eine wichtige Rolle in der Verbreitung des Feuerbrands. Die Erfahrungen in der Deutschschweiz haben gezeigt, dass die Feuerbrandkontrolle bei Feld- obstbäumen schwierig ist. Die ersten Symptome wer- den oft übersehen und erst Jahre später, wenn opti- male Infektionsbedingungen während der Hoch- FEUERBRAND

stammblüte herrschen, entdeckt. Auf ungepflegten und absterbenden Hochstammbäumen ist ein früh- zeitiges Entdecken des Feuerbrands fast nicht mehr möglich. Feldobstbäume werden auch gerne von Vö- geln und Bienen besucht. Deshalb ist es wahrschein- lich, dass der gegenüber der Westschweiz dichtere Feld-Kernobstanbau in der Deutschschweiz den Feu- erbrand begünstigt (Abb. 2).

Es gibt auch Hinweise, dass zusätzlich zum ver- mehrten Feldobstanbau in der Deutschschweiz Coto- neaster salicifolius, die anfälligste Zierpflanze, öfter gepflanzt wurden.

Tab. 1: Feuerbrandüberwachung und Massnahmen in den Westschweizer Kantonen.

Kanton Wirtspflanzeninventar Überwachungsintensität1 Bekämpfungsmassnahmen2 Personalaufwand3 Waadt Lückenlose Kontrollen Vernichten der hoch anfälligen Eine Person hauptamtlich.

in Gemeinden mit Feuer- Wirtspflanzen4im 3 km-Abstand Jede Gemeinde mit ausge- brand, allgemeine in den von Obstanlagen und Baum- bildeten Kontrolleuren.

anderen, seit 1999. schulen (2000-2002).

Wallis Probeweises Inventar im Allgemeine Kontrollen, Vernichten der Cotoneaster 9 Sektoren mit je einem Rhonetalboden seit 1996. salicifolius (1999-2001), ausgebildeten Teilzeit-

kantonales Pflanzverbot von Kontrolleur.

Cotoneaster (1999), Wirts- pflanzenverbot entlang der Autobahn (1981).

Freiburg Komplettes Inventar Lückenlose Kontrollen Vernichten der hoch anfälligen Jede Gemeinde mit ausge- (2000-2002) in Gemeinden mit Feuer- Wirtspflanzen im 1km-Abstand bildeten Teilzeit-Kontrolleu-

brand, sonst alle 4-5 von Baumschulen (2000-2002), ren.

Jahre, seit 2001. kantonales Pflanzverbot aller Zier-Wirtspflanzen (2001).

Neuenburg Komplettes Inventar in Lückenlose Kontrollen in 2 Teilzeit-Kontrolleure Gemeinden mit Seean- Gemeinden mit Feuerbrand,

stoss (2000-2001). allgemeine in den anderen, seit 2001.

Jura Inventar der hoch anfälligen Lückenlose Kontrollen der 24 Teilzeit-Kontrolleure Wirtspflanzen (2000-2002). sehr anfälligen Wirtspflanzen

und in Gemeinden mit Feuerbrand, seit 2000.

Genf Probeweises Inventar um Allgemeine Kontrollen, bis Vernichten der hoch anfälligen Eine Person hauptamtlich.

Obstanlagen und Baum- 2002, seither lückenlose Wirtspflanzen im 3 km-Abstand Jede Gemeinde hat ausge- schulen. Komplettes Kontrollen in Gemeinden von Obstanlagen und Baum- bildete Kontrolleure.

Inventar (2003-2004). mit Feuerbrand, allge- schulen (2003-2004), kantonales meine in den anderen. Pflanzverbot der hoch anfälligen

Wirtspflanzen (2002).

1Zusätzlich zu den obligatorischen Kontrollen um Baumschulen

2Zusätzlich zur obligatorischen Vernichtung befallener Pflanzen

3Aktuell, zusätzlich zum ständigen Personal der Zentralstelle

4Cotoneaster und Photinia davidiana und nussia

Tab. 2: Klima und Infektionstage in der Romandie und der Deutschschweiz.

(Quellen: MeteoSchweiz und FAW)

Region Durchschnittliche Durchschnittliche Anzahl Infektionstage Niederschlagsmenge Sonnenscheindauer 1998-2003*

Mai – Juli (mm) Mai – Juli (h)

Zentralwallis VS 141 709 4

Unterwallis VS 297 579 2

Genfersee VD 228 657 3

Broye FR 259 625

Jura JU 286

Bodensee TG 299 585 10

Zürichsee ZH 317 590 7

Sursee LU 419 493 8

*Durch Maryblyt berechnete Anzahl Infektionstage während der Hauptblüte des Apfels in den Jahren 1998-2003.

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Massnahmen

Die Westschweizer kan- tonalen Zentralstellen haben von den Erfahrun- gen der Deutschschwei- zer Kollegen profitieren können. So war es ihnen möglich, frühzeitig Mass- nahmen einzuleiten, be- vor Feuerbrand in Obst- anlagen entdeckt wurde (Tab. 1). Im Kanton Wal- lis wurden die Cotoneas- ter salicifolius im Obst- anbaugebiet zwei Jahre vor dem ersten Feuer- brandbefund vernichtet.

Im Kanton Waadt geschah dies in den zwei Jahren nach dem ersten Befall. In allen Kantonen wurden die befallenen Pflanzen sofort vernichtet. Die Kantone Freiburg und Wallis haben bereits vor dem gesamt- schweizerischen Pflanz- und Vermehrungsverbot für hoch anfällige Wirtspflanzen (Cotoneasterund Photi-

nia davidianaund nussia, in Kraft seit 1.1.2003) ein kantonales Pflanzverbot eingeführt.

Schlussfolgerungen

Die unterschiedlichen Feuerbrandsituationen der West- und Deutschschweiz sind hauptsächlich auf verschiedene natürliche Bedingungen zurückzu- führen. Die Westschweizer kantonalen Zentralstellen und Obstbauern sind den Deutschschweizer Kolle- gen und allen, die zur Bekämpfung des Feuerbrands beitragen, äusserst dankbar. Dank ihnen war es in der Westschweiz möglich, frühzeitig auf Erfahrung ge- stützte Massnahmen einzuleiten. Die Bekämpfungs- anstrengungen und die vorsorglichen Massnahmen in der Deutschschweiz haben die Ausbreitung des Feu- erbrands verlangsamt und dazu beigetragen, die Obst- anbaugebiete der Westschweiz noch beinahe und die Obstanlagen gänzlich frei von Feuerbrand zu halten (Abb. 3).

FEUERBRAND

Le feu bactérien en Suisse romande

Le feu bactérien a gagné plus d'importance en Suisse alémanique qu'en Suisse romande. Basé sur cette situation, la liberté du commerce est restreinte et des dépenses importantes sont engagées. Les raisons suivantes pourraient contribuer aux différentes situations:

Le feu bactérien se propage du nord-est de la Suisse vers le sud-ouest. La vague de la maladie n'a pas encore atteint son maximum en Suisse romande. Généralement et spécialement les cinq dernières années, il fait plus sec en Suisse romande.

La densité des arbres fruitiers à pépin sur prairies et champs, importantes sources une fois contaminés, est plus grande en Suisse alémanique. Grâce à l’expérience acquise en Suisse alémanique, les services cantonaux romands ont pris les mesures relativement plus tôt.

R

ÉSUMÉ

Abb. 2: Dichte der Feld-Kernobstbäume in der Schweiz.

Abb. 3: Feuerbrand wurde in der West- schweiz bis jetzt hauptsächlich auf Cotoneaster salicifo- lius gefunden. (Foto:

Christian Keimer, Station Phytosani- taire Cantonale, GE)

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