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Umweltbildungszentrum Schatzinsel Kühkopf Denkmalgerechte Sanierung des Nordflügels im Hofgut Guntershausen

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Umweltbildungszentrum Schatzinsel Kühkopf

Denkmalgerechte Sanierung des Nordflügels im Hofgut Guntershausen

Hofgut Guntershausen, Kühkopfinsel

NSG Kühkopf-Knoblochsaue · 64589 Stockstadt am Rhein www.schatzinsel-kuehkopf.de

Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Verantwortlich:Regierungspräsidium Darmstadt, Obere Naturschutzbehörde Dezernat V 53.2 - Naturschutz (Schutzgebiete und biologische Vielfalt) Gabriele Fillbrandt, Wilhelminenstraße 1-3, 64283 Darmstadt

Ansprechpartner vor Ort:Landesbetrieb Hessen-Forst, Forstamt Groß-Gerau,

Naturschutzgebiet Kühkopf-Knoblochsaue

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Liebe Besucherinnen und Besucher,

bereits bei der Eröffnung des neuen Umweltbildungs- zentrums im April 2014 waren wir beeindruckt, was in den lange leerstehenden Gebäudeteilen im Nord- flügel des Hofguts Guntershausen entstanden ist.

Inzwischen sind die Baumaßnahmen abgeschlossen.

Ein attraktiver Veranstaltungssaal sowie Räumlichkei- ten im Obergeschoss stehen nun bereit, um das Aus- stellungsangebot des Umweltbildungszentrums zu ergänzen. Das Umweltbildungszentrum „Schatz insel Kühkopf“ wird bereits jetzt ganz hervorragend ange- nommen und ist auf dem Weg, zu einem Leuchtturm weit über Hessen hinaus zu werden, was die Vermitt- lung von Naturschutz- und Nachhaltigkeitsthemen angeht. Dies verdanken wir dem Engagement, der Kreativität und nicht zuletzt der Beharrlichkeit von Architekten, Planern, Gestaltern, ausführenden Unter- nehmen sowie der Gemeinde Stockstadt am Rhein als maßgeblichen Träger und Hessen-Forst als Nutzer.

Voraussetzung dafür war, dass das Land Hessen und die Partner der Region in gemeinsamer Anstrengung insgesamt rund 2,7 Millionen Euro für

die Hochbaumaßnahmen aufgebracht haben. Eine lohnende Investition, wie sich heute zeigt. Mein Dank richtet sich auch an die beteiligten Akteure aus der Region, die trotz knapper Kassen finanzielle Beiträge geleistet haben, sowie an die weiteren Projektpartner und Sponsoren, die mit Sach- und Geldleistungen zum Gelingen beigetragen haben.

Nach Ablauf von fast 300 Wochen der Umsetzung seit Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung und Eintritt in die denkmalgerechte Sanierung durch die Gemeinde Stockstadt am Rhein geht die Trägerschaft nun an das Land und den Landes - betrieb Hessen-Forst zurück.

Erlebnis, Bildung, Verantwortung: Das Hofgut Guntershausen steht beispielhaft für das wichtige Thema Nachhaltigkeit. Durch seine vielfältigen Informations- und Bildungsangebote trägt es zum Verständnis und zur Wertschätzung der Biodiversität und Kulturgeschichte dieser einzigartigen Auen- landschaft bei.

Ich freue mich, dass wir nun die Baufertigstellung feiern können und dabei diesen besonderen Teil der Liegenschaft in die Trägerschaft und Verantwortung des Landes zurück erhalten. Ich möchte noch nicht zu viel verraten, aber wir alle dürfen auf die Fertig- stellung der Ausstellung „Speicherwelten“ im Ober- geschoss gespannt sein, mit der NATURA 2000 lebendig und die Umgebung draußen einbezogen wird.

Mit freundlichen Grüßen

Priska Hinz

Hessische Ministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

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Liebe Besucherinnen und Besucher des Hofgutes Guntershausen,

heute erinnern wir Stockstädter uns noch gut daran, dass es einmal Pläne gab, das Hofgut Guntershausen abzureißen, zu einer Zeit, als man die landwirtschaft- liche Nutzung der Rheininsel Kühkopf aufgab. Umso weitsichtiger war das Engagement vieler Bürgerin- nen und Bürger, die 1992 einen Förderverein zur Erhaltung des Hofgutes gründeten.

Nach den rund fünfjährigen Bau- und Sanierungs- arbeiten präsentiert sich der Nordflügel des Hofgutes heute als höchst attraktives Angebot für die vielen Besucher des Naturschutzgebietes Kühkopf-Knob - lochs aue: ein Umweltbildungszentrum mit einer faszinierenden Ausstellung, die im kommenden Jahr im Obergeschoss eine Ergänzung erfahren wird, mit einem beeindruckenden Veranstaltungssaal, mit großzügigen Werk- und Laborräumen. Sehr gerne hat die Gemeinde Stockstadt am Rhein die Rolle des Bauherren übernommen und auch einen kommu- nalen finanziellen Beitrag dazu geleistet, der von einem ganz breiten Konsens in der Gemeindever - tretung und der Bevölkerung getragen wurde. Die Stockstädter, die traditionell eine enge Beziehung zum „Kühkopf“ haben, lieben dieses Projekt und sind auch regelmäßig hier auf der Insel.

Unsere Rolle als Bauherr hätten wir natürlich als kleine Gemeinde nicht ausfüllen können, wenn es nicht eine so vorbildliche Zusammenarbeit mit allen Beteiligten gegeben hätte. Dafür möchte ich mich herzlich bei den Nachbargemeinden, dem Landkreis Groß-Gerau, dem Landesamt für Denkmalpflege, dem Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald und dem Förderverein Hofgut Guntershausen bedanken.

Besonders erwähnt sei an dieser Stelle die gleich- berechtigte Partnerschaft mit dem Hessischen Umweltministerium, dem Regierungspräsidium Darmstadt und dem Betreiber des neuen Umwelt- bildungszentrums, Hessen-Forst. Große Anerken- nung und Dank verdient auch die Leistung des Architekturbüros Kaffenberger, das gleichermaßen feinsinnig wie beharrlich diese vorbildliche Sanie- rung des Gebäudes umgesetzt hat.

Wir sind stolz, dass wir in unserer Gemeinde mit dem Umweltbildungszentrum Schatzinsel Kühkopf heute eine Attraktion aufweisen können, die weithin Beachtung und Zuspruch findet, wie die beeindru - ckenden Besucherzahlen aus dem bisherigen, knapp 18-monatigen Betrieb zeigen. Dazu haben einen ganz wesentlich Beitrag auch die vielen Stiftungen und Unternehmen geleistet, die vom Hessischen Umweltministerium und Hessen Forst für dieses Leuchtturm-Projekt gewonnen werden konnten.

Das Ergebnis zeigt: Es hat sich gelohnt.

Machen Sie sich beim Besuch des Hofgutes Gunters- hausen, in den Ausstellungsräumen oder bei einer der vielen Veranstaltungen, selbst ein Bild.

Ich wünsche Ihnen dabei anregende Erlebnisse und viel Vergnügen!

Thomas Raschel

Bürgermeister der Gemeinde Stockstadt am Rhein Liebe Besucherinnen, liebe Besucher des Hofgutes

Guntershausen,

mit der Fertigstellung der denkmalgerechten Sanierung der Gebäudehülle des Nordflügels ist ein fünfjähriges Projekt zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht worden, das in vielerlei Hin- sicht besonders war und besondere Anforderungen an Planung und Ausführung stellte. Sollte doch einerseits der kulturhistorische Charakter eines ehemaligen landwirtschaftlichen Stall- und Speicher- gebäudes erhalten bleiben, andererseits jedoch alle Möglichkeiten und Ansprüche einer hoch - modern ausgestatteten Bildungsstätte geboten und erfüllt werden.

Vor allem musste immer berücksichtigt werden, dass sich das Gebäude in einer rezenten Aue be- findet, in der es von Zeit zu Zeit zu Über flutungen kommen kann, bei denen das Gebäude dann im ebenerdigen Bereich unter Wasser gesetzt wird.

Seit Beginn meiner Amtszeit habe ich das Projekt mit großem Interesse verfolgt und mich anlässlich mehrerer Termine vor Ort über den Fortgang der Arbeiten aus erster Hand informiert.

Nachdem bereits im letzten Jahr die Dauerausstel- lung „Mitten im Fluss“ im ehemaligen Kuh- und Schweinestall und damit das darin untergebrachte Umweltbildungszentrum in Teilen eröffnet werden konnte, freue ich mich nun über die Fertigstellung der gesamten Gebäudehülle, die insbesondere mit dem großen Veranstaltungsraum im Obergeschoss weitere Nutzungsmöglichkeiten eröffnet.

Ich gratuliere all jenen, die planerisch oder aktiv Hand angelegt haben und zum Gelingen dieser denkmalgerechten Sanierung beigetragen haben.

Wie so oft steckt bei der Sanierung eines solchen älteren Gebäudes der Teufel im Detail. Doch waren hier Fachleute am Werk, die alle auftretenden Pro- bleme erfolgreich meisterten.

Ich wünsche dem Gebäude in dieser neuen „alten“

Form und dem darin Platz gefundenen Umweltbil- dungszentrum ein „langes Leben“. Ich bin über- zeugt davon, dass dieses gelungene Beispiel der Verknüpfung von alt und neu von der Bevölkerung angenommen und von Experten als Beispiel einer erfolgreichen denkmalgerechten Sanierung einer kulturhistorisch wertvollen Liegenschaft gewürdigt werden wird.

Brigitte Lindscheid Regierungspräsidentin

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Im Zentrum der Kühkopfinsel

Der Kühkopf war bis zu Beginn des 17. Jahrhunderts eine weitgehend undurchdringliche Auenland- schaft. Damals stand die Jagd als wichtigste Nutzung im Vordergrund. Erst 1617 kam es zu ersten echten Ansiedlungsversuchen mit dem Metternischen Auhaus, dem späteren Kälberteicher Hof in der Mitte der damaligen Halbinsel, sowie dem Gemming- schen Auhaus am Standort des heutigen Hofgutes Guntershausen. Durch kleinere Rodungsflächen wurde dort jeweils versucht, eine bescheidene Landwirtschaft aufzubauen, was durch häufige Rheinhochwasser behindert wurde. Während der erwähnte Kälberteicher Hof bereits im 19. Jahrhun- dert nicht mehr bewirtschaftet und 1972 abgerissen wurde, konnte sich die Ansiedlung des Gemming- schen Auhauses mit seinem späteren Ausbau unter verschiedenen Besitzern bis hin zum heutigen Hofgut Guntershausen behaupten.

Mit dem Durchstich des Rheins unter Leitung des hessischen Oberbaudirektors Claus Kröncke – im Zuge der von Oberst Tulla geplanten Rheinbe - gradigung – wurde der Kühkopf 1829 zur Insel.

Damit veränderten sich die Rahmenbedingungen entscheidend. Der neue, stark verkürzte Rhein- strom grub sich schnell tiefer in die Landschaft ein. Das Wasser floss rascher ab, was eine Rodung von Flächen zugunsten einer landwirtschaftlichen Bewirtschaftung erleichterte. Zum Schutz vor schwächeren Hochwassern wurden Wälle, die späteren Sommerdeiche, errichtet. So entwickelte sich in den folgenden 150 Jahren ein immer größer werdender land wirtschaftlicher Betrieb im Bereich des heutigen Hofgutes Guntershausen, der schließlich etwa 300 ha überwiegend an Ackerflächen bewirtschaftete. Der Name Guntershausen wurde dem Hofgut erst Ende des 19. Jahrhunderts vom damaligen Gutsbesitzer Baron Cornelius von Heyl zu Herrnsheim in Anlehnung an die Gemeinde Guntersblum verliehen, zu deren Gemarkung die Flächen gehörten. Davor war der landwirtschaftliche Betrieb als Gut „Schmittshausen“ bekannt.

Bis zum Rheindurchstich waren Schiffshandel und Fischerei die wirtschaftlichen Standbeine für die Gemeinde Stockstadt. Als dann Stockstadt vom Hauptstrom abgehängt war, gingen diese Erwerbs- zweige verloren. Das aufstrebende Hofgut wurde

Das Hofgut Guntershausen

Das Hofgut Guntershausen um 1900: hinten der langgestreckte Nordflügel.

Der Gebäudewinkel im Westen und Süden (vorne im Bild) existiert heute nicht mehr.

Forsthaus und Schafstall dagegen stehen noch.

Der Rheinverlauf vor dem Rheindurchstich 1829.

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zu einem wichtigen Arbeitgeber für viele Stockstädter – bis hinein in die 1960er Jahre. 1961 kaufte das Land Hessen das Hofgut mit seinen Flächen und verpachtete es als Domäne.

Erste Schritte in Richtung Naturschutz

Der Naturschutz spielte bis weit ins letzte Jahrhun- dert auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen des Hofgutes kaum eine Rolle, obwohl man sich schon sehr früh bewusst war, dass die Flächen des Kühkopfs sehr wild- und artenreich waren. Erst in den 1930er Jahren gab es von Behördenseite erste Überlegungen zum Erlass einer Schutzverordnung, deren Entwurf jedoch in den Wirren des 2. Welt - krieges verloren ging. Erstaunlich war, dass kurz nach dem 2. Weltkrieg der Schutzgedanke vom damaligen Eigentümer des Hofgutes Baron Heyl zu Herrnsheim mit einem Antrag auf Ausweisung eines Naturschutzgebietes wieder aufgenommen wurde. Im April 1952 schließlich trat die erste Naturschutzgebietsverordnung für das Gebiet Kühkopf-Knoblochsaue in Kraft.

Im Vordergrund des Schutzes standen damals ein- deutig die artenreichen Auwälder, während die Landwirtschaft, die Nutzung der Schilfflächen, Weiden- und Pappelbestände sowie „berechtigte Abwehrmaßnahmen gegen Kulturschädlinge und sonst lästige oder blutsaugende Insekten“ unbe- rührt blieben.

Noch dominant: die Landwirtschaft

Mit dem Kauf des Hofgutes und seiner Flächen durch das Land Hessen erfolgte eine deutliche Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung.

Der Bau der Stockstädter Brücke 1965 erleichterte den Zugang zur Insel erheblich. Auch das Wegenetz wurde weiter ausgebaut. Für den Naturschutz war die Erschließung der Insel für Kraftfahrzeuge jedoch mit vielen negativen Auswirkungen verbunden.

Die landwirtschaftliche Nutzung und damit die Bedeutung des Hofgutes war damals gleichrangig mit den Zielen des Naturschutzes. Während die

Viehhaltung in den Hintergrund trat, wurde der Ackerbau weiter intensiviert. Er war allerdings stark von der Instandhaltung der schützenden Sommer- deiche abhängig. Auch das Gebäudeensemble des Hofgutes veränderte sich. Der ehemalige Schafstall wurde Maschinenhalle, „moderne“ landwirtschaft- liche Eternit-Hallen wurden als neue Betriebsein- richtungen des Hofes daneben gebaut, so z. B. die Düngerhalle. Das nicht mehr bewohnte Herrschafts- haus wurde 1972 abgerissen. Im Zuge der fort- schreitenden Mechanisierung der Landwirtschaft verlor das Hofgut als wichtiger lokaler Arbeitgeber an Bedeutung.

Ein Dammbruch ändert alles

Ein wesentlicher Einschnitt im Hinblick auf die Beruhigung des Gebietes und die Verlagerung der Zielsetzungen in Richtung zu mehr Naturschutz war zunächst die 1978 erlassene Beschränkung des Kraft- fahrzeugverkehrs im Naturschutzgebiet Kühkopf- Knoblochsaue. Im Jahr 1983 kam es dann zu zwei außergewöhnlichen Hochwassern, bei denen die Sommerdeiche brachen und alle Kulturen zweimal vernichtet wurden. Eine Instandsetzung der Deiche, wie vom Pächter gefordert, wäre nur durch einen erheblichen finanziellen Aufwand machbar gewesen.

Verwalterfamilie um 1900 vor dem Nordflügel des Hofgutes.

Das Hofgut um 1970.

Mehrere „moderne“ land- wirtschaftliche Hallen prägen das Bild, von denen einige später abgerissen wurden.

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Schließlich war die Politik gefordert. Nach kontro- versen Diskussionen entschied man sich letztlich gegen die Sanierung der Deiche und damit für den Naturschutz. Diese fast „revolutionäre“ politische Entscheidung war dem damaligen gesamtgesell- schaftlichen Umdenkensprozess in Richtung Natur- schutz und Auenrenaturierung einerseits und der Diskussion um einen vorsorgenden Hochwasser- schutz durch die Bereitstellung von zusätzlichem Retentionsraum andererseits geschuldet. Beide Themen sind heute aktueller denn je und beschäftigen Wissenschaft und Politik mit Schlagworten wie

„Erhaltung der Biodiversität“, „stoppt das Arten - sterben“, „gebt den Flüssen mehr Raum“.

Was wird aus dem Hofgut?

Die Auswirkungen auf das Hofgut waren natürlich enorm, ein weiterer Betrieb nicht mehr möglich. Es stellte sich zunächst die Frage, was mit den rund 300 ha bisher ackerbaulich genutzten Flächen passie- ren sollte. 150 ha wurden in Grünland umgewandelt, die anderen 150 Hektar der natürlichen Sukzession überlassen. Wie sich ehemals intensiv genutzte Ackerflächen in dieser Grö- ßenordnung in einer rezenten Aue in Richtung Auwald ent- wickeln, konnte bis dahin nirgends detailliert unter- sucht werden. Sowohl das Aueninstitut Rastatt als auch andere Hochschulen begleiten seither die Sukzessionsentwicklung in botanischer aber auch faunistischer Hinsicht.

Auch bezüglich des Gebäudebestandes ergab sich plötzlich eine völlig neue Situation. Die Gebäude waren von einem auf den anderen Tag funktionslos geworden. Schnell wurden Forderungen nach dem Schleifen des gesamten Hofgutes laut. So lag die Abrissgenehmigung für das Verwalterhaus und den Südflügel bereits vor, als sich eine Stockstädter Bürgerinitiative vehement für die Erhaltung der Hofgutgebäude einsetzte und den Abriss letztlich verhinderte. Aus der Bürgerinitiative entstand der

Förderverein Hofgut Guntershausen unter Vorsitz des damaligen Bürgermeisters. Es erfolgte der Abschluss eines Pachtvertrages zwischen dem Land Hessen und dem Förderverein, der damit eine Heimstätte direkt im Hofgut erhielt. Mit sehr viel Engagement und viel Eigenleistung wurden seither das Verwalterhaus und Teile des Südflügels instand- gesetzt und ausgebaut. Hauptziel des Förderver- eins ist die Erhaltung der historischen Gebäude und eine Nutzung zur Förderung des Naturschut- zes, der Umweltpädagogik sowie der Pflege von Kultur und Geschichte des hessischen Rieds. Viele Veranstaltungen des Fördervereins widmen sich dem künstlerischen Schaffen in der Region, so werden immer wieder zeitgenössische Arbeiten vor allem lokaler Künstler in den Räumen des Südflügels gezeigt, die einen Bezug zum Kühkopf herstellen.

Die Kreisvolkshochschule veranstaltet seit eini gen Jahren die „Sommerakademie auf der Au“: ein einwöchiges Seminar, bei dem die Aue ganz unter- schiedlich künstlerisch thematisiert wird (Bildhaue- rei, Aquarellmalerei u.a.). So kann die Kunst einen Bezug zur und ein Verständnis für die Zusammen- hänge in der Natur und hier speziell in der Aue herstellen.

1995 wurde in der alten Düngerhalle ein erstes „Na- turschutzinformationszentrum Kühkopf“ mit einem großen Überflutungsmodell der Auenlandschaft ein- gerichtet – mit dem Ziel, die natürliche Auendynamik als prägendes Element der Landschaft und die damit verbundene Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten zu vermitteln.

Die sich in dieser Zeit vollziehende neue Entwick- lung in Richtung Naturschutz – Verzicht bzw. Rück- nahme von menschlicher Nutzung im Schutzgebiet – fand konsequenterweise ihren Niederschlag in der überarbeiteten und bis heute gültigen Natur- schutzgebietsverordnung von 1998. Unmittelbar danach kam es zur Meldung des Naturschutzge- bietes als wichtiges Europäisches Schutzgebiet nach der EU-Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. EU-Vogel- schutzgebiet war es schon seit den 1980er Jahren.

Ein einzigartiges Experiment:

ehemalige Äcker werden wieder zu Auwald

Alte Räume in neuem Licht:

Der ehemalige Kuhstall beherbergt jetzt eine moderne, attraktive Ausstellung.

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Die Verleihung des Prädikates Europareservat war ein weiterer Beweis für die hohe naturschutzfachliche Bedeutung des Schutzgebietes weit über die Grenzen der Region hinaus.

Neue Ideen für den Nordflügel

Stiefkind bezüglich einer möglichen Folgenut- zung blieb zunächst das größte verbliebene Gebäude des Hofgutes, der Nordflügel, der vormals als Stall und später nach Aufgabe der Viehwirt- schaft als Lagergebäude genutzt worden war. Erst in den späten 1990er Jahren und dann etwas konkreter seit 2004 machte man sich ernsthafte Gedanken über die weitere Verwendung des Gebäudes.

Damals wurden erstmals Vorstellungen entwickelt, dort eine größere Umweltbildungsein richtung zu etablieren, wo neben den naturschutzfachlichen Zielsetzungen des Naturschutzgebietes auch die

kulturhistorische Bedeutung des Hofgutes präsen- tiert und der Bevölkerung nähergebracht werden sollte. 2010 schließlich ergriff der damals für den Naturschutz und die Forstwirtschaft zuständige Ab- teilungsleiter im Hessischen Umweltministerium die Initiative zur Instandsetzung des Nordflügels und der Einrichtung eines Umweltbildungszen- trums. Um Akzeptanz und Identifikation mit dem Projekt zu erzielen, wurden alle Akteure vor Ort als Kooperationspartner gewonnen (Vertreter aus Kommunen, Kreis, dem Förderverein Hofgut Guntershausen, dem Geo-Naturpark Bergstraße- Odenwald, Hessen-Forst sowie weiteren Landes- verwaltungen, insbesondere auch dem Landesamt für Denkmalpflege). Besonderen Wert bei der Gebäudesanierung wurde auf eine denkmalge- rechte Instandsetzung gelegt. Die Hinweise und Bezüge zur ehemaligen Gebäudenutzung sollten auf jeden Fall erhalten bleiben.

Mit der Eröffnung der Dauerausstellung „Mitten im Fluss“ im April 2014 im ehemaligen Kuh- und Schweinestall und der Fertigstellung der Büros des Umweltbildungszentrums wurden Teile des Nord- flügels wieder „in Betrieb“ genommen.

Und wie geht es weiter?

Weitere Ausstellungen im Kälberstall (Zwischen- stock) und auf der ehemaligen Tenne sind geplant, die das Informationsangebot des Umweltbildungs- zentrum erweitern sollen. Während sich die Dauer- ausstellung „Mitten im Fluss“ konkret mit dem Auenschutzgebiet und dessen Besonderheiten befasst, soll im ehemaligen Kälberstall die kultur- geschichtliche Entwicklung des Naturschutzgebie- tes dargestellt werden.

Im Bereich der Tenne, der ehemaligen Speicher- und Lagerräume, stehen Themen zur nachhaltigen Nutzung, insbesondere des Rohstoffes Holz, im Vordergrund. Einen zentralen Teil wird das Thema Europäisches Schutzgebietsnetz Natura 2000 und die Bedeutung des Naturschutzgebietes Kühkopf- Knoblochsaue in diesem Rahmen darstellen.

Der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald als Kooperationspartner, für den das Hofgut das nörd- liche Eingangstor des Geoparks bildet, wird sich in einem weiteren Ausstellungsteil zum Oberrhein- graben wiederfinden, der die Entstehungsgeschichte ebenso beleuchtet wie die möglichen zukünftigen Entwicklungen.

Warum nun diese ganze Vorgeschichte. Sie ist wich- tig für das Verständnis des Wandels von einer zuletzt intensiv betriebenen landwirtschaftlich genutzten Hofstätte zu einem Ort der Umweltbildung, der den Menschen den Wandel von Kultur und Natur vor Augen führen soll. Denn selbst der Kühkopf als größ- tes, in weiten Teilen auch sehr naturnahes Natur- schutzgebiet am Oberrhein war über Hunderte von Jahren einer menschlichen Nutzung unterworfen, die das heutige Bild der Landschaft und die Men- schen vor Ort entscheidend geprägt hat und sicher- lich auch zukünftig prägen wird. Der Mensch steht nicht neben oder außerhalb der natürlichen Entwick-

lung, er ist vielmehr Teil der Natur. Er ist jedoch sicherlich die einzige Art, die ihr eigenes Tun reflek- tieren und damit ganz bewusst Einfluss auf die weitere Entwicklung seiner Umwelt ausüben kann.

Zur Natur gehört damit immer auch Kultur im weitesten Sinne (Geschichte, vor allem Nutzungs- geschichte, Kunst, Bildung). Die im Hofgut von allen Kooperationspartnern angebotenen Veranstaltungen, Ausstellungen und Workshops haben den Anspruch, die Menschen dafür zu sensibilisieren. Ein besonde- res Anliegen ist hier die Ansprache junger Menschen als Generation und Entscheidungsträger der Zukunft.

Leben im alten Hofgut

Unter dem Motto „Erlebnis, Bildung, Verantwor- tung“ wird von vielen Akteuren (Naturschutz - behörden, Gemeinden, Geo-Naturpark, Kreis Groß- Gerau mit der Kreisvolkshochschule, Förderverein Hofgut Guntershausen, Hessen-Forst, 29er Verbände) ein möglichst breites Angebot an Veranstaltungen zu unterschiedlichsten Themen angeboten. Dazu gehört auch das Aufgreifen von gesellschaftspoli- tisch durchaus kontrovers diskutierten Fragestel- lungen (Hochwasserschutz, Grundwasserschutz, Energiewende, Flächenverbrauch und damit -ver- siegelung für Siedlungen und Gewerbeflächen) und ihrer Auswirkungen auf die Region oder das Schutz- gebiet in öffentlichen Vortrags- und Diskussions- veranstaltungen. Der große Veranstaltungsraum im Nordflügel bietet hierzu eine hervorragende neue Infrastruktur.

Wenn es gelingt, den Besuchern durch konkrete Erfahrungen und Erlebnisse Wissen und ein Bewusstsein zu vermitteln, das sie in die Lage ver- setzt, verantwortungsvoll und nachhaltig mit den Schätzen der Natur und Kultur umzugehen, dann ist das wesentliche Ziel des Gesamtprojektes Umweltbildung im Hofgut Guntershausen erreicht.

Gunter Schöcker

Regierungspräsidium Darmstadt

Natur verstehen, begreifen, erleben – das Hofgut

bietet dafür beste Voraussetzungen.

Hochwaser kann wieder die Aue überfluten – wie hier im Sommer 2013.

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Dem Landesbetrieb Hessen-Forst sind der hessische Staatswald und weite Teile des Gemeinde- und Privatwaldes in diesem Bundesland zur Bewirtschaf- tung anvertraut. Dabei ist es selbstverständlich, die anvertrauten Wälder nachhaltig im Interesse nach- folgender Generationen zu schützen, zu gestalten und zu nutzen.

Zusätzlich hat Hessen-Forst von der Vorgänger- generation einen umfangreichen Bestand an Forst- ämtern, Forsthäusern, Betriebsbauten bis hin zu Burgruinen und zahlreichen Bodendenk mälern übernommen – in vielen Fällen wertvolle Kultur - denkmäler. Diese gilt es ebenfalls für nachfolgende Generationen zu nutzen, zu pflegen und zu erhalten.

Nachhaltige Gebäudebewirtschaftung

Der Landesbetrieb Hessen-Forst unterhält 41 Forst- amtsdienstgebäude und mehr als 300 Forsthäuser sowie zusätzlich ein Nationalparkamt. Alle Gebäude stehen in unterschiedlichen Regionen und stam- men aus verschiedenen Epochen. Ein überdurch- schnittlicher Anteil des Gebäudebestandes besitzt Denkmal eigenschaften.

Allen gemein ist, dass sie bestimmte funktionale Qualitäten besitzen, um die dienstlichen Anfor - derungen zu erfüllen. Angesichts der angestrebten langen Nutzungsdauer gilt dies nicht nur für die derzeitigen, sondern auch die zukünftigen Nutzungsanforderungen. Durch Modernisierungen, Umnutzungen und Erweiterungen wird der Gebäude- bestand nachhaltig entwickelt. Bestandsgebäude werden so lange erhalten, wie sich dies als wirt- schaftlich sinnvoll darstellt. Kulturell wertvolle Gebäude werden durch eine fortwährende denk- malgerechte Nutzung bewahrt. Sie haben für Hessen-Forst eine besondere identitätsstiftende Wirkung. Der Erhalt und der denkmalgerechte Umgang mit Bestandsgebäuden stellen einen wesentlichen Aspekt des nachhaltigen Bauens dar.

Zwei Beispiele aus dem Bereich des Forstamtes Groß-Gerau sollen das illustrieren:

Das Forstamt Groß-Gerau – Dienstleister und Naturschützer

Das Forstamt Groß-Gerau bewirtschaftet eine Waldfläche von 13.000 ha im zentralen Rhein-Main- Ballungsgebiet angrenzend an die Städte Frankfurt und Darmstadt. Mit seinen sieben Revierförste- reien und ca. 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werden auch hoheitliche und naturschutzfachliche Aufgaben übernommen. So ist neben der „Produk- tion“ von Holz auch der Naturschutz eine zentrale Aufgabe. Das Forstamt hat die Artenpatenschaft für den Schwarzmilan und fördert ihn mit gezielten Maßnahmen. Im Rahmen des Ökosystem- und Prozessschutzes setzt sich das Forstamt besonders für sein Patenhabitat – den Auwald – ein.

Teil der (gebauten) Um- welt sind auch die Ge- bäude, die das Forstamt für dienstliche Zwecke nutzt. Sie sind Teil eines komplexen Systems und müssen ökologische, ökonomische und sozio- kulturelle Aufgaben und

Funktionen erfüllen. Um diese formulierten Anfor- derungen zu erreichen, setzt das Forstamt auf eine nachhaltige Entwicklung und Bewirtschaftung des Gebäudebestandes.

Unmittelbar neben dem nun fertig gestellten Um- weltbildungszentrum liegen zwei weitere kulturell wertvolle Liegenschaften, für die das Forstamt eine denkmalgerechte Nutzung entwickelt, um sie dauerhaft zu erhalten.

In den beiden nachfolgenden Abschnitten werden diese Liegenschaften von den beteiligten Architek- turbüros kurz vorgestellt:

Forsthaus Kühkopf

(Planung: anja thede architektur und kommunika- tion im raum, darmstadt, berlin)

Ein Kulturdenkmal zukunftsfähig, energetisch und nachhaltig zu sanieren, bedarf viel an Fingerspitzen- gefühl und Aufwand. Häufig werden aus Kosten-

Hessen-Forst – Verpflichtung für Generationen

Historische Hülle mit modernem Innenleben: Das alte „Preußische Forsthaus“ neben dem Hofgut Guntershausen wurde äußerst sensibel nach neuesten energe - tischen Vorgaben saniert.

Hessen-Forst zeigt sich

auch verantwortlich für

zahlreiche Kulturdenkmäler –

ein Generationenauftrag.

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gründen ungeeignete Lösungen umgesetzt, die sich in der Gebäudeunterhaltung langfristig als sehr teuer erweisen. Bauschäden sind vorprogrammiert und historisch bedeutende Konstruktionen gehen verloren. Es ist heute nicht selbstverständlich, dass ein Bauherr sich dieser komplexen Aufgabe stellt.

Am Beispiel der energetischen Sanierung des Kulturdenkmales Revierleiterdienstgebäude Kühkopf übernimmt Hessen-Forst eine vorbildliche Funktion.

Im Vordergrund der Sanierung stand die denkmal- geschützte, historische Bausubstanz. Gleichzeitig galt es, durch den Einsatz von neuen technischen Anlagen und der Verwendung von rege nera tiven Materialien annähernde Werte eines Passivhauses zu erreichen.

Das sogenannte „Preußische Forsthaus“ wurde seinerzeit in Teilen als Fachwerk errichtet. Die ein- gebrachte Innendämmung „winddicht“ herzustellen, war im Detail eine Herausforderung. Die Gebäude- hülle wurde wieder vollständig dampfoffen herge- stellt und mit historischen Farben angelegt. Ebenso ließen sich die erforderlichen Dämmwerte im Dach nur durch eine Kombination von Zwischensparren- und Aufdachdämmung erzielen. Dies durfte man im äußeren Erscheinungsbild nicht wahrnehmen.

Die neuen, dreifachverglasten Holzfenster wurden entsprechend dem historischen Vorbild eingefügt.

Die Bauvorgaben im Naturschutzgebiet brachten zeitliche Verzögerungen mit sich, hier musste aber ebenso wenig um Verständnis beim Bauherren geworben werden wie bei der Verwendung rege - nerativer Materialien. Eine solch ganzheitliche Betrachtung erleben wir selten bei öffentlichen Bau- herren.

Hofgut Guntershausen, Schafstall

(Planung: werk.um architekten / Arne Steffen, Darmstadt)

Alte Gebäude, Zeitzeugen vergangener Epochen, können entweder im klassischen Sinne denkmal - geschützt und somit möglichst original erhalten werden. Ihre Funktion beschränkt sich dann in der

Regel auf die des Museums. Die heutigen Anforde- rungen an Komfort und Wärmeschutz sowie Stan- dards in Technik und Hygiene erfüllen die alten Räume nur selten.

Schützenswerte Gebäude können alternativ grund- sätzlich – wie am Beispiel der Planung für den Schafstall gut zu erkennen ist – auch durch Nutzung erhalten werden. Dann wird in Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Landesamt für Denkmalpflege die Substanz behutsam weiterentwickelt. Ziel ist dabei, den Charakter, die Stimmung, die Faszination der Vergangenheit einerseits zu erhalten, andererseits eine gestalterische und technische Verbindung in die Neuzeit herzustellen.

Am Kühkopf fehlt zur Zeit eine zeitgemäße Gastro- nomie. Sowohl für die (Fach-)Besucher des Infor- mationszentrums als auch für Wanderer und/oder Radfahrer gibt es kein Verpflegungsangebot.

Der Schafstall, Teil des Hofgutes Guntershausen, ist in seinem jetzigen Bauzustand das Ergebnis von mehrmaligen Umbaumaßnahmen, die man auch an der Fassade gut ablesen kann. Das Sanierungs- konzept, das in überaus konstruktiver Weise in Zusammenarbeit mit den Beteiligten von Hessen- Forst und dem Landesamt für Denkmalpflege ent- wickelt wurde, sieht vor, sowohl im Dach als auch in der Fassade scheinbar beliebig angeordnete moderne Glasflächen einzubauen. So wird die nächste Entwicklungsstufe und die Fortführung der bisherigen, wechselnden Geschichte deutlich.

Der Innenraum wird auf einen frühen Zustand ohne Zwischendecke zurückgebaut, der der Nutzung als Gastronomie entgegen kommt. Dabei bleibt das Gebäude in der offenen Struktur ehrlich mit seiner Geschichte, pur im Raum und roh im Charakter.

Tom Allendörfer Hessen-Forst

Landesbetriebsleitung Kassel

Das Konzept für den ehemaligen Schafstall des Hofgutes berücksichtigt die Fortführung

der wechselvollen Geschichte des Hauses – mit einem gastronomischen Angebot in historischem Ambiente.

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In einer Zeit, in der man beginnt, Gebäude zu dru - cken, scheint sich die Denkmalpflege gegen den vorherrschenden Trend zu stemmen. Ist es noch angemessen, sich einem Altbau mit so viel mehr an Aufmerksamkeit und Zeit zuzuwenden, wie es heutzutage beim Bauen üblich ist?

Weltweit verbraucht das Baugewerbe ca. 50% aller verarbeiteten Rohstoffe. Der Gebäudebetrieb erfor- dert darüber hinaus in Deutschland ebenfalls ca. die Hälfte des gesamten Energieeinsatzes.

Aber auch der Rückbau scheint bedenklich.

Hierzulande werden über 60% des anfallenden Abfalls durch den Bausektor erzeugt. Wie verhält es sich dabei mit der in Mode gekommenen Forderung für Energieeffizienz und Nachhaltigkeit bei Maßnahmen an denkmalgeschützten Bestands- gebäuden? 

Green-Building – gespeicherte Energie

Ausgangspunkt der Betrachtung ist das Jahr 1865, ab dem in mehreren Bauphasen der sogenannte

„Nordflügel“ des Hofgutes entstand. Prägend ist das mächtige, lang gestreckte Satteldach und die fast durchgängig aus Sandstein errichteten Fassa- den. Das östliche Dachende wird von einem Krüppel- walm abgeschlossen. Darunter befindet sich ein Fachwerkgiebel mit ockerfarbenen Backsteinaus - fachungen. An den Längsseiten beeindrucken die beiden gegenüberliegenden hohen Torbögen und die auffällig vortretenden Stützpfeiler an Nord- und Südfassade.

Diese Stützwände dienen als nachträgliches Wider- lager des ursprünglich gut 40 m langen Kreuzgrat- gewölbes des ehemaligen Kuhstalls. Ein Teil dieser dreischiffigen Gewölbeanlage wurde im 20. Jahr- hundert entfernt und zu einem flach gedeckten Kälberstall mit überhöhtem Bodenniveau um - gebaut. Daneben befinden sich mit direktem Anschluss an das Hofniveau noch ein westlicher und zwei östliche tonnengewölbte Räume.

Das von hohen Drempelwänden flankierte Oberge- schoss besteht in der westlichen Gebäudehälfte aus einem einräumigen offenen Dachraum. Östlich der

Brandwand befindet sich ein Speichergeschoss mit darüber liegendem Spitzboden. Unter diesem Dachraum befindet sich im Obergeschoss des anschließenden Osttraktes eine kleinteiliger struk- turierte Zone aus einer früheren Wohnnutzung.

Im gesamten Gebäude fanden sich Ergänzungen und Veränderungen wie z. B. Betoneinbauten aus der landwirtschaftlichen Nutzung des 20. Jahrhunderts.

Betrachtet man den überlieferten Gebäudebestand des Nordflügels unter heutigen energetischen Maßstäben, so wird klar, dass zu seiner Entste- hungszeit völlig andere Rahmenbedingungen herrschten. Aufgrund von mangelnden Alternativen wurden bevorzugt Naturmaterialien wie grob zuge- richtete Hausteine oder

Bodenplatten aus Sand- stein vom nahe gelegenen Maintal verwendet. Selbst

„Importgüter“ von weiter her, wie das Nadelholz aus

dem Schwarzwald, konnten in Fließrichtung ener- giefrei über den Rhein direkt bis zur Baustelle ge- flößt werden.

Weitere Bauprodukte wie der notwendige Kalk oder die für das Ried typisch ockerfarbenen Backsteine wurden meist als nahe gelegene „Feldbrände“ mit Feuerholz hergestellt. Die weitere Verarbeitung am Gebäude erfolgte ebenfalls – zumindest während der ersten beiden Bauphasen – vorrangig mit Muskel- kraft von Mensch und Tier. Somit wird deutlich, dass es die damaligen Bauleistungen nicht gänzlich energiefrei gab, sondern meist mit viel Schweiß und Nahrungsenergie „bezahlt“ wurden. Allerdings war mit den Bauleistungen aufgrund der vielen dafür notwendigen Handwerkern eine nachhaltige soziale und wirtschaftliche Stärkung von Stockstadt und den umliegenden Ortschaften verbunden. Die heute oft vermisste Regionalität bezüglich des Bau- stils, der Materialien und der Handwerker war damals noch gelebte Realität.

Ganz anders verläuft es heutzutage, wo der Ab - bau von Rohstoffen, der folgende Transport aus

Denkmalpflege – ein Akt der Nachhaltigkeit

Der Nordflügel des alten Hofguts ist ein Speicher historischer Energie.

Der Nordflügel vor den Sanierungsarbeiten: oben links

der alte Kuhstall mit dem Futtertisch, oben rechts der Speicher im Obergeschoss.

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ent legenen Regionen dieser Welt, die Herstellung der Bauprodukte beim Produzenten, die Anliefe- rung an die Baustelle und der Einbau vor Ort mit hohem, meist fossilem Energieaufwand betrieben wird. Die Verwendung regionaler Produkte und Techniken geht hierdurch automatisch verloren.

Selbst eine gewollte Stärkung der ansässigen Hand- werker und Firmen ist aufgrund von gesetzlichen Ausschreibungsvorgaben kaum mehr möglich.

Macht man sich diese geänderten Rahmenbedin- gungen klar, so wird deutlich, welcher energetische Vorsprung aus einer Weiternutzung der Bestands- struktur erwächst.

Smart Repair am Nordflügel

Nach dem Leerstand in den 1980er Jahren wurde das Gebäude 1988 als Einzeldenkmal geschützt, blieb aber weitgehend ohne Nutzung. Es gab bereits damals Überlegungen für ein Informations- zentrum, die allerdings aufgrund der dafür als notwendig erachteten Kosten im zweistelligen Milionenbereich nicht weiter verfolgt wurden. Das Infozentrum für das Naturschutzgebiet Kühkopf- Knoblochsaue zog darauhin im Jahr 1995 in die ehemalige Düngerhalle im Osten der Hofanlage.

Erst als sich hier vor gut 10 Jahren erste Schäden bzw.

Renovierungsbedarf zeigte und die Notwendigkeit zur Modernisierung der Ausstellung den Anlass zur Wirtschaftlichkeitsbetrachtung gab, wurden die früheren Überlegungen wieder aufgegriffen.

Im Jahr 2006 wurde auf Betreiben von Hessen Forst und unter Beauftragung durch das Landesamt für Denkmalpflege Hessen der Nordflügel vom Verfasser erneut projektiert. Grundlage des neu entstandenen Konzeptes war es, die aus dem Bedarf entwickelten Nutzungsfunktionen an die Möglichkeiten der Bestandssituation anzupassen und nicht umgekehrt.

Durch diese bescheidenere Herangehensweise konnten in kurzer Zeit die Nutzungen den vorhan- denen Bestandsstrukturen zugeordnet werden.

Dabei sollte die Haupterschließung und die Kern- ausstellung zukünftig im Kreuzgratgewölbe und im anliegenden Kälber- und Schweinestall unter-

gebracht werden. Die übrigen Zonen des Erd - geschosses wurden einer Nutzung für Ateliers und Technikräume zugeordnet. Im Obergeschoss sollten die ehemaligen Wohnräume des Osttrak- tes die erforderliche Büronutzung mit WCs auf- nehmen, während der Speicher für die vertiefende Ausstellung geeignet erschien. Die großzügige Raumsituation im Westen war dagegen prädestiniert für die Aufnahme eines Veranstaltungs- und Vor- tragsraumes.

Durch die erfolgte Wahrung weiter Teile der Gebäu- destruktur wurde einerseits ein denkmalverträglicher Weg vorgezeichnet und zusätzlich der erforderliche Kostenaufwand gegenüber früheren Planungen deutlich gesenkt. Während die Gesamtkosten für die Umnutzung des Nordflügels ca. 2,7 Mio. Euro betragen, hätte ein gleichwertiger Neubau an gleicher Stelle etwa 4,4 Mio. Euro gekostet.

Zentraler Teil des Nordflügels ist der alte Kuhstall mit seinem eindrucksvollen Kreuzgratgewölbe.

Während der Bauarbeiten: Sicherung und sorgfältige Erneuerung des Altputzes (oben), Glasschaumschotter als Dämmung des Heizestriches (unten).

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Selbstverständlich gibt es gerade beim Gebäude- ausbau beträchtliche Unterschiede in Bezug auf die Verwendung von nachhaltigen Baustoffen. Viele Dämmstoffe werden derzeit immer noch mit einem höheren Energieaufwand produziert, als sie jemals während ihrer Einbaudauer einsparen können. Da- gegen wird seitens der Denkmalpflege im Baudenk- mal seit langem die Verwendung von natürlichen und regional verfügbaren Baustoffen gefordert, die in der Regel auch über eine ausgeglichenere Ener- giebilanz verfügen.

Bei der Sanierung des Nordflügels wurde vorrangig darauf geachtet, die Denkmalsubstanz mit gleich- wertigen Materialien in Stand zu setzen. Mit Injek- tagen aus Reinkalkmörtel wurden die statischen Verformungen am Ostgiebel stabilisiert und z. B. geschädigte Alt -

hölzer mit gleichwerti- gem Material ersetzt.

Soweit möglich wurden die Bestandsböden, wie Holzdielen oder Sand-

steinplatten, für die zukünftige Nutzung aufberei- tet. Der überlieferte Spaltenboden aus der früheren Stallnutzung wurde ebenfalls wieder eingebaut und lediglich im Fugenbereich ausgegossen.

Bei erforderlichen Neumaterialien wurde auf ihre Nachhaltigkeit geachtet. So besteht heute die Däm- mung der Dach- und Deckenebene aus aufbereite- tem Wiesengras von einer nur 35 km entfernten Produktionsstätte im vorderen Odenwald. Es han- delt sich dabei nicht nur um einen energiearmen Dämmstoff, sondern die dortige Herstellung erfolgt in einem durchdachten Energiekreislauf bei dem z. B. die Trocknung des Rohgrases mit einer Bio- gasanlage betrieben wird, die sich wiederum aus den Resten der Dämmstoffherstellung speist. Das lose Dämmmaterial wird beim Einbau in die Zwischenräume der Sparren und Deckenbalken eingeblasen. Der frische Duft nach Heu erstaunte zunächst auf der Baustelle, wirkt sich aber auch anregend auf die interessierten Besucher und die sich daraus ergebenden Gespräche aus. Über den

winterlichen Wärmeschutz hinaus schaffen natürliche Dämmstoffe aufgrund ihrer höheren Masse und der damit verbundenen Amplitudendämpfung auch einen stärkeren sommerlichen Hitzeschutz, was im Gebäude an heißen Sommertagen ange- nehm und nachhaltig spürbar ist.

Auf der „Gebäudeunterseite“ wurde dagegen ein Recyclingprodukt aus der Altglasverarbeitung eingesetzt. Zur Dämmung des Heizestrichs gegen das angrenzende Erdreich wurde ein im Straßen- bau häufig verwendeter Glasschaumschotter eingesetzt. Dieser wird durch „Aufschäumen“ von Altglas gewonnen. Glasschaumschotter ist sehr langlebig, wasserunempfindlich, beinhaltet keine gefährdenden Stoffe und erfordert ca. 50% weniger Primärenergie als künstliche, druckfeste Dämmstoffe wie z.B. Poly styrol XPS.

Die größte Einsparung beim Bauen ergibt sich allerdings aus dem Ver- zicht auf Maßnahmen.

Diese Bescheidenheit im Umgang mit der Bausub- stanz ergab sich einerseits aus der denkmalpflegeri- schen Herangehensweise, andererseits aber auch aus dem Gebäudekonzept des Nordflügels. Aufgrund seiner wirtschaftlichen Zweckdienlichkeit wäre jedes „Zuviel“ an Ausstattungen und hochwertigen Materialien unpassend gewesen. Exemplarisch hierfür steht das Vorgehen im Erdgeschoss bei der Behand- lung der Altputze im Bereich der ehemaligen Stallun- gen. Aufgrund der jahrzehntelangen Viehhaltung, mit der damit verbundenen Versalzung des Naturstein- mauerwerks und den immer wieder kehrenden Überflutungen im Gebäudeinneren, wäre eine Neu- verputzung der Innenwandflächen nur mit einem hohen Kostenaufwand möglich und vermutlich nur von zweifelhaftem Erfolg gewesen. Im Rahmen der Neukonzeption wurde auf einen Verschluss der frei gelegten Natursteinpartien verzichtet und hierdurch nicht nur ca. 70.000 Euro eingespart, sondern daraus auch eine gestalterische Haltung gegenüber dem Gebäude entwickelt.

Zieht man eine Energiebilanz der reduzierten Vorgehensweise am Nordflügel im Vergleich zu einem Neubau an gleicher Stelle, so ergibt sich ein ähnliches Bild wie bei der zuvor genannten Kosten - gegenüberstellung: Für den Neubau hätte mehr als doppelt so viel Energie aufgewendet werden müssen als bei den Sanierungsarbeiten des Nordflügels notwendig waren.

Nachhaltigkeit durch Upcycling

Eine Fortführung des Recyclingbegriffs bildet das sogenannte „Upcycling“, was eine zusätzliche Aufwertung eines bestehenden Objektes durch Hinzufügung von geringem Aufwand, z.B. durch Überarbeitung, bedeutet.

Trotz der postulierten These, den Nordflügel als landwirtschaftliches Wirtschaftsgebäude zu sanie- ren und darin die neuen Nutzungen nur temporär zu etablieren, bedurfte es selbstverständlich ver- schiedener Maßnahmen und Ergänzungen, um dies zu ermöglichen. Die Mehrzahl dieser Hinzu- fügungen folgte dem Grundsatz, dass eine gut und anspruchsvoll gestaltete architektonische Lösung in der Regel aufgrund ihrer Zeitlosigkeit zur Lang- lebigkeit der Nutzung entscheidend beiträgt. Kurz- sichtige und modische Schnelllösungen führen meist dazu, dass die Situation schon bald als

unmodern oder ungenügend empfunden wird und damit bereits nach kurzen Zeiträumen erneuter Baubedarf besteht.

Die Gebäudehülle des Nordflügels musste mit Fenstern, Türen und Toren wieder dauerhaft ther- misch geschlossen werden. Für die Gestaltung der Verglasungen wurden die verbliebenen Frag- mente der Metallsprossenfenster aufgenommen und zu einem neuen Gesamtkonzept für alle existenten Fassadenöffnungen weiter entwickelt.

Dabei wurde ein damals gerade neu entwickeltes Metallprofil mit thermischer Trennung ver - wendet, welches die früher teils kritischen Wärmebrücken und damit verbundenen Konden- satbildungen im Rahmenbereich von Metallfens- tern vermeidet.

Für Elemente die neu im Gebäudeinneren etabliert werden mussten, wurde eine Symbiose aus Rohstahl und Massivholz verfolgt. Dieses Material- zusammenspiel sollte an die frühere und zukünftige Nutzung des Nordflügels erinnern.

Für Funktionsbereiche, die nicht direkt in die vor- handenen Räume aufgenommen werden konn- ten, wurde ein Raum-in-Raum Konzept entwickelt, das die Hinzufügung deutlich ablesbar macht und auch leicht wieder zu entfernen wäre.

Ein Stück Nachhaltigkeit:

natürliche und regional verfügbare

Baustoffe

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In Raumzonen, in denen keine Altböden mehr vor- handen waren, mussten neue Materialien einge- baut werden: Der hochwertige und dennoch für Alternativnutzungen belastbare Bituterrazzoboden im kreuzgratgewölbten Bereich sollte die Bedeu- tung der Raumsituation unterstreichen. Dagegen wurden die Neuböden der Sanitärräume und der Ateliers aus schlichtem, geschliffenem Zement - estrich hergestellt.

Entscheidend für die Nachhaltigkeit des Gebäude- betriebs ist neben dem Dämm- und Speicherwert des Bauwerks auch die Etablierung einer effizienten haustechnischen Ausstattung. Kern der Gebäude- temperierung im Nordflügel ist eine leistungsstarke Pelletheizung, die im Technik raum der im Westen nachträglich angehängten Maschinenhalle unterge- bracht wurde. Zusammen mit einem zeitgemäßen Scheitholzkessel als Redundanz bildet sie einen weiteren Ausstellungsteil, der für interessierte Besucher zugänglich gehalten wird.

Die Heizmedien wurden den jeweiligen Raum- und Nutzungssituationen angepasst. Im dominieren- den Kuhstall wären sichtbare Heizkörper kaum vorstellbar gewesen, weswegen hier unterhalb vom Sichtestrich eine Fußbodenheizung eingebaut wurde. Da die Besucher in der Regel ohnehin nur fußläufig und damit warm gekleidet den Nordflügel erreichen, wird die Ausstellung lediglich auf ca. 16°C geheizt und spart somit zusätzliche Heiz- energie ein. In den weiteren Räumen, in denen es meist auch keine Möglichkeiten für Wand- oder Fußbodenheizungen gab, wurden naturbelassene Rippenheizkörper verbaut, die aufgrund ihrer industriellen Erscheinung dem Typus des Nordflü- gels am nächsten kommen.

Nur in den dauerhaft zu nutzenden Büroräumen des Osttraktes wurden wandbegleitende Sockel - leistenheizungen eingebaut. Diese Heizleisten nehmen sich gestalterisch zurück und erzeugen einen gleichmäßigen Wärmeschleier entlang der Außenwände, was den Energieaufwand gegen- über konventionellen Heizkonzepten reduziert.

Der „neue“ alte Nordflügel – ein echtes Schuckstück!

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Während der fast fünfjährigen Bauzeit entwickelte sich die moderne LED-Lichttechnik so schnell, dass sie trotz der immer noch hohen Inves titions kosten eine Alternative für die ursprünglich geplante kon- ventionelle Beleuchtung bot. Entsprechend der jewei- ligen Raum- und Nutzungssituationen wurden individuelle Lichtlösungen für Ausstellung, Veran- staltungs-, Atelier- und Bürobereich entwickelt: Für den Kuhstall wurde ein System aus Stahlbügeln ent- worfen, das zum einen die indirekte Raumbeleuch- tung übernimmt und zusätzlich als Leitungskanal und Träger für viele weitere Abhängungen von Aus- stellungsbeleuchtung und Exponaten dient. Dieses Gerüst vermeidet weitgehend einen direkten Kontakt zwischen Denkmalsubstanz und Ausstattung und schafft es dennoch, Gebäudehülle und Nutzung zu- sammen zu binden. Darüber hinaus verschafft das Bügelsystem eine gewisse Resistenz gegenüber Hochwassersituationen, die bei hundertjähriger Betrachtung den Nordflügel bis zu ca. 50 cm über- fluten können. Die darunter liegenden, revisionier- baren Bodenkanäle verschaffen dem Raum zukünftige Flexibilität bei Ausstellungsumbauten und strukturieren den Sicht estrich im Sinne der da- rüber liegenden Jochstruktur.

Für die Atelierräume wurden „Laufkatzen“ kon - zipiert die verschiebbare LED-Lampen aufnehmen und somit flexibel auf die jeweilige Arbeitssituation reagieren können.

In den weiteren Räumen, wie z. B. dem Speicher oder dem Veranstaltungsraum, wurden Lichtlösungen auf LED-Basis realisiert, die möglichst zurückhaltend die schlichte Raumwirkung unterstreichen sollen.

Denkmalgerechtigkeit als Corporate Identity Im Laufe der intensiven Beschäftigung mit der Bau- aufgabe kristallisierte sich heraus, dass die behut- same Vorgehensweise mit der Bewahrung der prägenden Zeitschichten zu einem didaktischen und gestalterischen Gesamtkonzept führen kann.

So wird der Nordflügel selbst das größte Exponat der Ausstellung, das den Besucher für die Geschichte des Kühkopfs sensibilisiert. Gut lässt sich heute an den anspruchsvoll, mit regional typischen Materialien und Bauformen errichteten Räumen des 19. Jahrhunderts der frühere Bezug zur traditionellen Landwirtschaft erahnen. Mit der zunehmenden Industrialisierung der Landwirt- schaft im 20.Jahrhundert änderte sich nicht nur die intensivere Nutzung des Kühkopfareals, sondern es zogen auch schroffere Bauelemente wie der Betonfuttertisch und die Spaltenböden im Kuh- stall ein. Da nach der Unterschutzstellung des Kühkopfs infolge wiederholter Hochwasserereig- nisse auch die Landwirtschaft aufgegeben wurde, ist die Folgenutzung als Umweltbildungszentrum und den damit verbundenen Ergänzungen im Nordflügel wieder nur ein Spiegel der umliegen- den landschaftlichen Entwicklung.

Die Beibehaltung der massiven Betoneinbauten wie dem Futtertisch wurde während der Planungsphase durchaus kontrovers diskutiert. Schließlich konnte man sich darauf einigen, lediglich das Kopfende des Futtergangs mit allen zugehörigen Elementen wie Gatter, Selbsttränken und Betonfliesen als Frag- ment zu erhalten und den weiterführenden Verlauf in Richtung Westen abzubrechen. Heute zeigt sich, dass mit dem Verbleib des Betonfragmentes nicht nur Kosten für den Abbruch und die notwendigen Folgearbeiten eingespart wurden, sondern der Raum auch einen konzeptionellen „Anker“ behalten hat, der auch seitens der Ausstellungsplanung sehr gut bespielt werden konnte.

Ähnlich verhielt es sich mit der Behandlung der Innenwandflächen. Die Idee, die Putzfragmente lediglich zu sichern und auf eine Überputzung der frei liegenden Natursteinwände zu verzichten, war zuerst für manchen Projektbeteiligten irritierend, konnte allerdings mittels der eingesparten Kosten und den technischen Vorbehalten rasch entschieden werden. Auch hier konnte im Zusammenspiel mit den Stahlelementen der Ausstellung ein gestalte- rischer Mehrwert erreicht und wiederum den Besuchern tiefere Einblicke in die Bauweise von Wänden und Gewölben gewährt werden.

Resumée

Zusammenfassend kann man urteilen, dass die Entscheidung zur Umnutzung des Nordflügels

folgerichtig und nachhaltig war. Die Umwidmung ist die konsequente Fortschreibung der wechsel - vollen Geschichte des Kühkopfs mit den dort befindlichen Gebäuden. Dazu ist das Ergebnis in seiner Realisierung ca. 1,65 Mio. Euro kosten- günstiger und um etwa die Hälfte energie ärmer als ein vergleichbarer Neubau.

Durch das gestalterische Upcycling des Nordflügels wurde ein charaktervoller Ort mit zusätzlich didak- tischem Wert geschaffen.

Als positiver Nebeneffekt und Mehrwert der denk- malgerechten Vorgehensweise und den dabei ver- wendeten Naturbaustoffen besitzt das Gebäude jetzt bauphysiologische Qualitäten, die deutlich über dem heutigen Durchschnittsniveau liegen und damit zusätzlich zum Wohlbefinden der Nutzer und Besucher beitragen.

Unsere mittlerweile bald zehnjährige Beschäftigung mit dem Nordflügel hat wieder einmal gezeigt, dass das Arbeiten in der Denkmalpflege auch immer mit verstärkter Achtsamkeit verbunden ist. Aufgrund dieser intensiven Bearbeitung und auch durch die leidenschaftliche Mitarbeit von zahlreichen Projekt- beteiligten wird uns dieses Projekt sicher nachhaltig positiv in Erinnerung bleiben.

Kristian Kaffenberger Architekt

Behutsame Sanierung zeigt sich in

vielen Details. Der Speicher im Obergeschoss

präsentiert sich nach den Umbauarbeiten als moderner Vortrags- und Ausstellungsraum.

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Kulturlandschaft ist ohne den handelnden Men- schen nicht denkbar. Auch der Kühkopf, der beim Projekt des Umweltbildungszentrums

„Schatzinsel Kühkopf“ auf dem Hofgut Gunters- hausen im Focus steht, ist geprägt von jahrhun- dertelanger Nutzung durch Einflüsse und Eingriffe des Menschen. Viele landschaftsprä- gende Elemente im heutigen Naturschutzgebiet gäbe es ohne den Einfluss des Menschen nicht, z. B. die Auwiesen oder auch die umfangreichen Streuobstbestände. Den zweifellos prägendsten Eingriff am Kühkopf stellt der Rheindurchstich von 1829 dar, der die gesamte Fluss- und Auen- landschaft tiefgreifend veränderte und den Küh- kopf zur Insel machte.

Wie kam es dazu? Welche Überlegungen lagen den Planungen zugrunde, was wurde realisiert und welche Folgen hatte und hat der Durchstich?

Dies zu dokumentieren, die Hintergründe zu be- leuchten und die Auswirkungen zu verstehen, ist das Ziel eines neuen geplanten Ausstellungsteiles im Umweltbildungszentrum. Zentrales Element ist der „Grüne Tisch“, der im ehemaligen Kälber- stall des Nordflügels Platz finden soll.

Ein Großprojekt mit Folgen

Der Rheindurchstich (März 1828 bis April 1829) war damals mit Abstand das größte in Hessen realisierte Bauprojekt. Ähnlich heutigen Großprojekten war das Vorhaben auch zu seiner Zeit nicht unumstritten. Ein teilweise sehr kontrovers geführter Diskussionspro- zess begleitete die Planungen – zumal Erfahrungen für einen Eingriff dieser Größenordnung kaum vor- handen waren und unerwünschte Folgen und Aus- wirkungen nicht unbedingt absehbar waren.

Der „Grüne Tisch“ will die Besucher des Informati- onszentrums an den Entscheidungsprozessen von damals teilnehmen lassen. Der Spiegel der Ge- schichte soll auch für andere politische Entschei - dungen sensibilisieren, die zu ihrem Zeitpunkt historische Tragweite besitzen.

Der Grüne Tisch

Er ist Mittelpunkt des neuen Ausstellungsteiles

„Geschichte im Fluss“ und wird wie die Schatzkarte und das Flutmodell in der bisherigen Ausstellung

„Mitten im Fluss“ einen Anlauf- und Sammelpunkt bei Führungen bilden.

Auf den Tisch projizierte historische und aktuelle Kar- ten und Luftbilder dokumentieren die Landschaftsver- änderungen am Kühkopf quasi im Zeitraffer: vom ursprünglichen, ständig wechselnden Verlauf eines weitgehend unverbauten Wildflusses Anfang des 19. Jahrhunderts über die Planun-

gen des Flussbaumeisters Kröncke bis zu Veränderungen in jüngerer Zeit. Deutlich wird dabei auch die Vorgehensweise von Kröncke:

Zunächst wurde nur ein etwa 7 m breiter und 1,5 m tiefer Graben ausgehoben. Den Rest machte der Rhein selbst: Er vergrößerte sein neues Bett innerhalb weniger Tage auf die heutige Breite von rund 300 m.

Monitore rund um den Grünen Tisch machen die Hintergründe und Folgen des Eingriffes lebendig.

Hier werden verschiedene Akteure ihre Sicht der Dinge kurz und anschaulich auf den Punkt bringen – z. T. von Schauspielern in „historischem Gewand“

gespielt.

Ein umstrittenes Projekt

Auf einem der Monitore werden Stimmen vor 1829 laut: Der Rheinschiffer, der sich mit dem Rheindurch- stich einen gefahrloseren Schifffahrtsweg erhofft.

Der Bauer, der auf besser nutzbare Felder geschützt vor Hochwasser wartet oder der hessische Landes- fürst, der das Vorhaben als Kulturleistung von epo- chaler Bedeutung würdigt. Für den Besucher werden so Ziele und Hoffnungen verständlich und nachvoll- ziehbar, die aus der Notwendigkeit der damaligen Zeit geschuldet waren – Urbarmachung von Land für eine stark wachsende Bevölkerung, Schutz vor Hochwasser sowie eine bessere Schiffbarkeit des bis dahin unberechenbaren Rheins.

Geschichte im Fluss – eine Insel entsteht

Kulturlandschaft ändert sich – ist immer „mitten im Fluss“.

oben links:

So plante Flussbaumeister Kröncke den Durchstich am Kühkopf 1829.

oben rechts:

Die „Schatzinsel Kühkopf“ heute.

unten links:

Der „Grüne Tisch“ lässt die Hinter- gründe und Auswirkungen des Rhein- durchstiches von 1829 lebendig werden.

unten rechts:

Die alten Kopfweiden sind ein Stück Kulturgeschichte aus der Zeit des Rheindurchstichs.

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Gleichzeitig kommen aber auch kritische Stimmen jener Zeit zu Wort: der Rheinfischer, der sich um die zukünftige Ergiebigkeit seiner Fischgründe sorgt oder der Hafenarbeiter von Stockstadt, der um seine Existenz bangt. Eine Sorge, die durch die Abkoppelung der bisherigen Umschlagplätze Stockstadt und Erfelden vom Hauptrhein mehr als begründet war. Tatsächlich wanderten in der Folge bis 1850 etwa 100 Personen aus der damals rund 800 Einwohner zählenden Gemeinde nach Amerika aus.

Eine Vision wird Realität

Über den mittleren Monitor wird Rheinbauinspek- tor Claus Kröncke (1771–1843) den Besuchern seine Beweggründe und Planungen erklären. Was hatte er vor, wie versuchte er seine Ziele zu erreichen?

Und alles vor dem Hintergrund der damaligen tech- nischen Möglichkeiten, die mit heutigen Groß - projekten nicht mehr vergleichbar sind.

• Verbesserung der Schiffbarkeit durch Verkürzung und Begradigung der Fahrrinne

• Reduktion der Hochwassergefahr durch Beseiti- gung der Gefahren an den Deichkrümmungen

• Verbesserung der Landeskultur durch Eintiefung des Rheins und einer damit verbundenen Absen- kung des Grundwasserspiegels

• Gewinnung von fruchtbaren Land für die Land- wirtschaft, geschützt vor Hochwasser

Diese Ländereien gewann Kröncke durch Rodun- gen des Waldes im Innern des Kühkopfes. Zum Ausgleich ließ er im ehemaligen Rheinbett Kopf - weidenwälder pflanzen, auch mit dem Ziel, Sedimente abzufangen und den alten Rheinarm schneller ver- landen zu lassen. Die heutigen, aus Naturschutz- sicht so wertvollen alten Kopfweidenbestände sind also menschengemacht. Kulturlandschaft eben.

Und unterm Strich?

Eingriffe in den Naturhaushalt haben Auswirkungen.

Nicht alles ist vorher absehbar. Auf dem dritten Monitor kommen heutige Akteure zu Wort – der Wasserwirtschaftler, der Förster, der Natur- schutzexperte ... und beleuchten die Entwicklungen seit 1829.

Manche Ergebnisse machten und machen weitere Korrekturen notwendig. So senkte die starke Tiefen - erosion des verkürzten Flusslaufes das Grundwasser z. T. erheblich ab, was sich u. a. in einer Verschie- bung der Baumartenzusammensetzung im Auwald zeigt. Die Hochwassergefahr wurde vor Ort redu- ziert, hat sich aber letztlich flussabwärts an die Unterlieger am Fluss verlagert. Wie wichtig funktions- fähige Auen für den Hochwasserschutz des gesamten Flusssystems sind, haben die Hochwasser der ver- gangenen Jahre deutlich gezeigt.

Durch den Rheindurchstich von 1829 entwickelte sich die Landschaft auf der vergleichsweise isolierten Kühkopfinsel aber auch anders als in der dicht besiedelten Rheinebene nebenan. Die Unterschutz- stellung des Gebietes, die Aufgabe der ackerbauli- chen Nutzung nach dem Hochwasser 1983 und die spätere Einstellung der forstlichen Bewirtschaftung führten zur heutigen „Schatzinsel Kühkopf“ – zur besonderen Wertigkeit von Hessens größtem Naturschutzgebiet und einem echten Juwel am nördlichen Oberrhein.

Detlef Mueller IMAGO 87

Warum lernen wir an Flüssen besonders gut?

Das Umweltbildungszentrum liegt „Mitten im Fluss“, der Auenlehrpfad ist phasenweise nur mit dem Boot erreichbar, im Sommer kommen die Stechmücken.

Dennoch haben mehr als 40.000 Menschen die Dauerausstellung „Mitten im Fluss“ im Umwelt - bildungszentrum Schatzinsel Kühkopf seit Eröffnung im April 2014 besucht. Viele Gruppen haben von dem Angebot Gebrauch gemacht, sich durch die Ausstel- lung führen zu lassen oder an einer Veranstaltung im Naturschutzgebiet Kühkopf-Knoblochsaue teilzuneh- men. Das Umweltbildungszentrum bietet als außer- schulischer Lernort darüber hinaus spezielle Angebote für Kindergärten und Schulen, z. B. werden

Gewässer- und Bodenuntersuchungen von Mittel- und Oberstufenklassen zur Abrundung von Unter- richtseinheiten abgerufen. Der Standort Hofgut Guntershausen im Naturschutzgebiet Kühkopf- Knoblochsaue ist geradezu prädestiniert, Umwelt - bildung im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung zu betreiben.

Die besondere klimatische Gunst des Oberrheingra- bens sowie die geographische Lage der Kühkopfinsel, verbunden mit einer hohen Strukturdiversität von Flussauen, bedingen eine hohe Biodiversität. So gehört die Region zu den dreißig vom Bundesamt für Naturschutz ausgewählten „Hotspots der biologi-

Umweltbildung im Fluss

Eingriffe des Menschen haben Auswirkungen auf den Naturhaushalt – erlebbar auf Führungen und Exkursionen im Gelände.

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schen Vielfalt“ in Deutschland. Gleichzeitig zählt der Rhein-Main-Neckar-Ballungsraum zu den am stärk- sten verdichteten Räumen in Mitteleuropa: Mehr als fünf Millionen Menschen wohnen weniger als eine Autostunde entfernt vom Hofgut Guntershausen.

Gerade diese große biologische Vielfalt inmitten eines Ballungsraumes ist eine ideale Ausgangslage für eine Umweltpädagogik, die einerseits komplexe ökologische Zusammenhänge erklären und auf der anderen Seite zu einer Reflexion über Naturschutz und Gesellschaft anregen möchte.

Umweltbildung im Fluss

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist mehr als „Wohlfühlpädagogik“ oder Wissensver- mittlung: BNE steht für eine Bildung, die Menschen dazu befähigt, komplexe und globale Probleme zu erkennen, sich ihnen zu stellen und sie zu lösen.

BNE vermittelt Kindern, Jugendlichen und Erwach- senen nachhaltiges Denken und Handeln.

Am Umweltbildungszentrum „Schatzinsel Küh- kopf“ ist die Vermittlung eines positiven „Auwald- gefühls“ Voraussetzung für die Umsetzbarkeit der weiteren Ziele: Nur wenn die Teilnehmenden einer umweltpädagogischen Veranstaltung eine posi- tive, emotionale Beziehung zu den Auen und zum Auwald aufgebaut haben, werden sie auch zu- gänglich sein für die Vermittlung von Wissen sowie die Diskussion bzw. Erarbeitung eigener Handlungsoptionen.

Flussauen sind hoch dynamische Systeme. Bedingt durch Wasserstandsschwankungen mit Überflutun- gen und langen Trockenphasen ergeben sich stetig veränderte Standort- und Lebensbedingungen für Tier- und Pflanzenarten. Extremereignisse wie lange Sommerhochwasser oder ausgeprägte Sommer- trocknis haben enorme Auswirkungen auf fast alle Lebensgemeinschaften einer Flussaue. Diese Ände- rungen in der Aue und im Auwald sind kurzfristig, augenfällig und damit erlebbar. So können allge- meine ökologische Wirkprinzipien an ausgewählten Beispielen gut beobachtet und auf andere Lebens- räume übertragen werden.

Flüsse reagieren auch unmittelbar auf Veränderun- gen in ihrem Einzugsgebiet. Nach dem Verlust von bis zu 90% der natürlichen Überflutungsräume laufen die Hochwasserwellen heute wesentlich steiler auf als vor den großen Flussregulierungen. Die Folgen sind Überschwemmungen in Mitteleuropa mit erheblichen volkswirtschaftlichen Effekten. Die erlebbare Unmittelbarkeit dieser Wirkungen in einen politischen Gesamtkontext zu stellen und das gesellschaftliche und eigene Handeln zu reflektie- ren, ist ein wesentlicher Baustein einer Bildung für nachhaltige Entwicklung am Fluss.

Das Gebäude: Muster für Anpassungsfähigkeit Umweltbildung findet auch in Räumen statt. Diese sind nicht nur Träger von Ausstellungsmodulen oder Werkstätten, sie sind auch das Ergebnis von

Interaktion zwischen dem Kultur schaffenden Menschen und den Umweltbedingungen. Beson- ders gut lässt sich das an Extremstandorten wie in Flussauen beobachten. Gebäude sind in der Regel nicht unterkellert oder weisen kein besonde- res Dränage-System auf. Gebäudesockel sind unverputzt, meist massiv gemauert.

Trotzdem leben die Nutzer von solchen Gebäuden auch mit dem Wasser. Im Hochwasserfall sind die Gebäude nur mit dem Boot zu erreichen, davor müssen niedere Gebäudeteile geräumt und gesichert werden. Extremstandorte nötigen ihren Bewohnern ein sehr hohes Maß an Anpassungsfähigkeit ab.

Resilienz gegenüber Extremereignissen ist gerade im Zuge der Diskussion über Strategien bei sich abzeichnenden Klimaveränderungen ein wichtiges umweltpolitisches Thema. Resilienz gegenüber Hochwasserereignissen ist nicht nur Thema der Dau- erausstellung „Mitten im Fluss“, es ist gelebte Reali- tät für jeden, der in dem Gebäude arbeitet, lehrt, oder lernt. Das Durchdringen von Anpassungsstrategien fördert auf der einen Seite Ehrfurcht vor der Schöp- fung und auf der anderen Seite ein hohes Maß an Respekt gegenüber unseren Vorfahren, die auch unter solchen Bedingungen gebaut und gelebt haben.

Nachhaltigkeit beim Bauen

Angepasstes Bauen wird mit Hinblick auf sich ab- zeichnende Klimaveränderungen ein gesellschaftlich relevantes Thema. Gebäude mit „Erfahrung“ unterlie- gen so mit Recht nicht nur dem Denkmalschutz, sie dienen auch als Matrix für zukunftsträchtiges Gestal- ten im Gebäudebereich mit den heute modernen Techniken und Materialien. Ebenso wie dieser Themenkomplex finden Änderungen am Gebäude- konzept – als Ergebnis technischen Fortschrittes – Eingang in ein umweltpädagogisches System. Wie ist ein Gebäude gedämmt, wie sieht das Energiekonzept aus, was für Beleuchtungskörper werden verwendet?

Art und Weise der jüngsten Gebäudesanierung geben in beeindruckender Weise Antwort auf diese Fragen und lassen sich ebenfalls in ein ganzheitliches pädagogisches System integrieren.

Bildung am Fluss – ein Ausblick

Der Verlust von naturnahen Auen und die sich ver- schärfende Hochwassersituation ist ein Thema an allen größeren Flüssen in den dicht besiedelten Räumen der Welt. In Deutschland hat sich 2010 das

„Bildungsnetzwerk Aue“ gegründet. Das Netzwerk umfasst zur Zeit 17 Institutionen, die sich mit Bildung am Fluss und auenspezifischen Fragestel- lungen beschäftigen. Die Mitglieder organisieren einen regelmäßigen Wissenstransfer und Erfah- rungsaustausch über praktische Bildungsangebote sowie nachhaltige Auennutzung (Wasser-, Land- und Forstwirtschaft). So soll Verständnis und Akzeptanz in einer breiten Öffentlichkeit für Auen- renaturierungsmaßnahmen und Auenredyna - misierung gefördert werden. Gleichzeitig wird für einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource

„Flusslandschaft“ im Rahmen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung geworben. Das Umwelt - bildungs zentrum Schatzinsel Kühkopf im histori- schen Hofgut Guntershausen sieht sich hier als wichtiger Baustein in diesem Verbund von Umweltbildungs einrichtungen.

Ralph Baumgärtel

Umweltbildungszentrum Schatzinsel Kühkopf Petra Westphal

Landesbetriebsleitung Hessen-Forst Presse und Information

Viele Zusammenhänge lassen sich am besten vor Ort erkennen. Das Umwelt bildungszentrum mit Hessens größtem Naturschutzgebiet ist dafür wie geschaffen.

Ziel des Umweltbildungszentrums ist das Erlebnis draußen.

(18)

Projektträger

Regierungspräsidium Darmstadt

Obere Naturschutzbehörde Hessisches Ministerium für

Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Förderer Gebäudesanierung, Instandsetzung

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PLANER Architektur:

Architekturbüro Kaffenberger, Reinheim Ausstellung:

IMAGO87 GmbH, Attenkirchen/Hallertau Außenanlagen:

Büro Burkhardt, München Bauhistorie:

Dr. Hans-Hermann Reck, Wiesbaden Bodengutachten:

Geo-Ingenieure, Wiesbaden Brandschutz / Sigeko:

Büro Jens Peters, Darmstadt Haustechnik:

Ingenieurbüro Rödel, Darmstadt Lichtplanung:

Stephan Horn, Wiesbaden - London Statik:

Schlier und Partner, Darmstadt

HANDWERKER / FIRMEN HOCHBAU Abbruch u. Rohbauarbeiten:

Georg-Walter Feldmann KG, Riedstadt/ Crumstadt Sandra Kunz, Alsbach-Hähnlein

Brandschutztür:

Profilmeister, Groß-Umstadt

Schreinerei Winter, Gedern/Nieder-Seemen Dämmung:

Latzel Dämmstoff GmbH, Mosbach Estrich:

Wellhöfer Estrich, Gießen Stoffaneller, Dreieich

Robert Skrobisz, Groß-Zimmern Gerüst:

Gerüstbau Procopio, Brensbach

Wild-Krumb Gerüstbau, Riedstadt-Goddelau Gussasphalt:

Hofmeister Gussasphalt, Herford Holzbau:

Zimmerei Ludwig, Heiligkreuzsteinach Konform, Darmstadt

Jan Wenner, Riedstadt/ Crumstadt Metallbau:

Mathias Back Metalltechnik, Mosbach Profilmeister, Groß-Umstadt Natursteinarbeiten:

EK-Bau GmbH, Groß-Bieberau Holzberger Natursteine, Büttelborn Uwe Neumann, Pfungstadt

RIBA GmbH, Alzenau

Naturstein Wittmann, Darmstadt

Putzrestaurierung / Putzarbeiten / Trockenbau:

Kubitzki & Sohn GbR, Büttelborn

Willi Steinbeck Baudekoration GmbH, Groß-Zimmern Reinigung:

Hegen, Ober-Ramstadt Partner-Team GmbH, Riedstadt Schreinerarbeiten:

Eich Innenausbau, Ortenberg Hartnagel GmbH, Einhausen Konform, Darmstadt Schreinerei Kutscher, Riedstadt Robert Münch GmbH, Groß-Umstadt UNICA, Ober-Ramstadt

Spenglerarbeiten:

Schreck, Mespelbrunn

FIRMEN HAUSTECHNIK Aufzug:

Perfekta Lift GmbH, Korschenbroich Elektro:

IWS Richter GmbH, Biebesheim Elektro Baustellenbeleuchtung:

Klaus Tielesch, Riedstadt/Crumstadt Elektro LED-Beleuchtung:

Efra Elektrik, Gau-Bickelheim Heizung:

Bott &Schirmer GmbH, Mörfelden-Walldorf Udo Lermann, Marktheidenfeld

Reitz-Topmann GmbH, Pohlheim-Holzheim Sanitärausstattung:

Udo Lermann, Marktheidenfeld

SONSTIGES

Beyer Mietservice KG, Roth-Heckenhof Feick Landtechnik, Reinheim

Hager Group / Tehalit GmbH, Heltersberg Haus & Haus GbR, Bischofsheim Steffen Jost, Pirna

Muji Deutschland GmbH, Düsseldorf Sana Trennwandbau GmbH, Luhe-Wildenau Raphael Schropp Antike Baustoffe, Immendingen Schüco International KG, Bielefeld

Spiegel Shop, Kassel Sutter Feuerschutz, Gernsheim VS Velten Feuerschutz GmbH, Bensheim

Projektbeteiligte

Weitere Partner und Förderer

Förderer Innengestaltung, Ausstattung

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Konzept/Gestaltung:

IMAGO 87 GmbH,

Agentur für Öffentlichkeitsarbeit und Mediengestaltung, Attenkirchen/Hopfenland Hallertau

Fotos/Abbildungen:

Baumgärtel, Förderverein Hofgut Guntershausen, Hessen-Forst, Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, HVBG Wiesbaden, IMAGO 87, Kaffenberger, Lemp, Maier, Polizeifliegerstaffel Hessen, werk.um architekten, Zettl

Herausgeber:

Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Mainzer Straße 80, 65189 Wiesbaden

Impressum:

Referenzen

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