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Berufspragmatismus junger Geflüchteter

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Berufswahl und Fluchtmigration

Berufswahl und Fluchtmigration Berufspragmatismus geflüchteter Jugendlicher in Berufsvorberei­

tungsklassen

KATHARINA WEHKING

Springer VS, Wiesbaden 2020, 508 S., 49,99 EUR (D) ISBN 978-3-658-30035- 7

6 4 R E Z E N S I O N E N | N E U E R S C H E I N U N G E N B W P 1 / 2 0 2 1

Berufspragmatismus junger Geflüchteter

ALEXANDER CHRIST Wiss. Mitarbeiter im BIBB

Mehr als fünf Jahre ist es her, dass die Bilder von den Gefüchteten am Münch- ner Hauptbahnhof um die Welt gin- gen. Seither haben viele Gefüchtete ein Asylverfahren abgeschlossen und einen dauerhaften Aufenthaltsstatus in Deutschland erwirkt. Ein wichtiger Baustein im Integrationsprozess war und ist die berufiche Integration der Neuzugewanderten. Hierbei spielt vor allem die duale Ausbildung eine große Rolle, da der Zugang zu ihr allgemein als niedrigschwellig gilt und sie neben berufichen auch soziale Teilhabechan- cen eröfnet.

Die wissenschaftlichen Erkenntnis- se und Ergebnisse, die Katharina Wehking in ihrer Dissertation vor- stellt, behandeln die Frage, welche berufichen Vorstellungen und Wün- sche Gefüchtete bei ihrer Berufswahl haben. Die Frage nach der berufichen Integration Gefüchteter wird vor dem Hintergrund des demografschen Wan-

dels und der in einigen Berufen und Wirtschaftsbranchen zunehmenden Fachkräfteengpässe nicht selten unter Nutzungs- und Verwertungsgesichts- punkten von Neuzugewanderten ge- führt. Wehking nimmt in ihrer Arbeit hingegen eine subjektorientierte Per- spektive ein, indem sie die Gefüchteten in Interviews selbst zu Wort kommen lässt. Sie leistet damit einen wichtigen Beitrag dazu, den Diskurs um die be- rufiche Integration nicht über, sondern mit Gefüchteten zu führen.

Ihre Ergebnisse zeigen, dass der Berufs- wahlprozess der interviewten Gefüch- teten in stärkerem Maße von einem Berufspragmatismus und weniger von den individuellen Berufswünschen, Bildungszielen und Lebensentwür- fen geprägt ist. Berufspragmatismus bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Gefüchteten das Handlungs- feld berufiche Ausbildung funktional begreifen mit dem Ziel, sich an das neue, sie aufnehmende Land anzupassen.

Durch fehlende oder unzureichende Deutschkenntnisse oder weil ihnen schulische und berufiche Abschlüsse fehlen, sind ihre Möglichkeiten, indi- viduelle berufiche Vorstellungen zu realisieren, oftmals begrenzt. Dieses eingeschränkte Spektrum an berufi-

chen Möglichkeiten wird auch in den Berufsvorbereitungsklassen, die die drei Probanden und die Probandin zum Zeitpunkt der Interviews besucht haben, nicht erweitert. Vielmehr fndet eher eine Zuweisung zu den vom Arbeits- markt benannten Mangelberufen statt.

Wehking kommt daher zu dem Schluss, dass die Berufswahlentscheidung ih- rer Probanden bzw. ihrer Probandin weitgehend fremdbestimmt sei. Statt persönlicher Interessen, Neigungen und Fähigkeiten nehmen pragmatische und den Umständen der Fluchtmigration geschuldete Faktoren einen handlungs- leitenden Einfuss.

Fazit: Wenngleich Wehkings Erkennt- nisse eines »Berufspragmatismus« in der Forschung bereits bei anderen be- nachteiligten Gruppen (wie z.B. jungen Menschen mit Migrationshintergrund oder Hauptschülerinnen und Haupt- schülern) aufgezeigt werden konnten, leistet sie mit ihrer Arbeit einen großen Beitrag zur Schließung des Forschungs- desiderats, welche Faktoren die Berufs- orientierung Gefüchteter beeinfussen.

Bisher gab es kaum Untersuchungen, die explizit die Berufswahlentscheidun- gen von gefüchteten Jugendlichen in den Blick genommen haben. Über Wis- senschaft und Forschung hinaus sind Wehkings Erkenntnisse auch für die Praxis von Interesse. Ihre Erkenntnisse könnten in die Berufsberatung Gefüch- teter implementiert werden und Bera- ter/-innen für die besondere Lebenslage der Gefüchteten sensibilisieren. s

urn:nbn:de:0035-bwp-21164-3

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