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Wolfgang Sperl Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde

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www.doew.at – Österreichische Ärzte und Ärztinnen im Nationalsozialismus, hrsg. v. Herwig Czech und Paul Weindling im Auftrag des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes, Wien 2017 (= Jahrbuch 2017)

Wolfgang Sperl

Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde

Zur Rolle der Kinder- und Jugendheilkunde

Ich bedanke mich sehr bei der Medizinischen Universität Wien, Herrn Rektor Schütz sowie den Organisatoren für die Einladung zu diesem Treffen und auch zu dieser Paneldiskussion.

Es ist einzigartig, dass in dieser Konstellation wir hier als Medizinische Ge sellschaften zusammengekommen sind. Ich bin gerne gekommen, weil ich

„Austrian Physicians and National Socialism / Österreichische Ärzte und Ärz- tinnen im Nationalsozialismus“ für ein relevantes und wichtiges Thema halte.

Als neuer Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Ju- gendmedizin sehe ich hier durchaus noch Handlungsbedarf. Als Vorstand der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Salzburg habe ich sel- ber im Rahmen „100 Jahre Kinderspital“, aber auch anlässlich des von mir in Salz burg organisierten Jubiläums unserer Gesellschaft „50 Jahre ÖGKJ“ im mer wieder mit Historikern zusammengearbeitet und diese beauftragt, die Geschich- te der Kin der- und Jugendmedizin zu bearbeiten. Wir haben Vorträge dazu ver- an staltet und auch eine eigene Festschrift unserer Gesellschaft herausgegeben.

Obwohl unsere Gesellschaft, die aus der Wiener Pädiatrischen Vereinigung her- vorging, offiziell erst 1962 gegründet wurde, gibt es hier Lücken, die aus mei- ner Sicht nicht aufgearbeitet sind. Diese betreffen gerade die Kindermedizin in Österreich in der NS-Zeit. Beispielgebend hat die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin 2010 eine schöne Gedenkveranstaltung in Potsdam abgehalten und dazu auch in der Monatsschrift für Kinderheilkunde 2011 eine entsprechende Erklärung publiziert: „Im Gedenken der Kinder! Die Kinder- ärzte und die Verbrechen an Kindern in der NS-Zeit.“ Darin enthalten sind ein offenes Eingeständnis der Deutschen Gesellschaft, der Ausdruck der Anteil- nahme und eine Bitte um Verzeihung an die Angehörigen der Opfer.

Ich möchte gerne als Präsident der ÖGKJ in meiner Gesellschaft anregen, hier nachzuziehen und ebenfalls ein Memorandum und eine offizielle Stellung- nahme als Gesellschaft abzugeben. Man muss deutlich betonen, dass vieles in Österreich auch im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin und der Zeit des Nationalsozialismus bereits sehr gut aufgearbeitet wurde. Ich denke nur an die

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www.doew.at – Österreichische Ärzte und Ärztinnen im Nationalsozialismus, hrsg. v. Herwig Czech und Paul Weindling im Auftrag des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes, Wien 2017 (= Jahrbuch 2017)

Darstellungen zur „Kindereuthanasie“ am Spiegelgrund, aber auch die vielen Einzelvorträge im Rahmen unserer Gesellschaftstagungen. Das Thema wurde nie unter den Tisch gewischt, aber zugegebenermaßen auch nicht systematisch abgearbeitet. Ich möchte daher eine Projektförderung anregen und die Histo- riker und His to rikerinnen bitten, hier mit unserer Gesellschaft zusammenzu- arbeiten.

Für die Frage, was wir aus der NS-Zeit ableiten können, gilt, dass wir mit Sicherheit daraus gelernt haben: Rassismus wird eindeutig abgelehnt, wir prak- tizieren transkulturelle Medizin und Wissenstransfer in ärmere Regionen der Welt, die Weiterführung und der Ausbau des in der NS-Zeit ideologisch gefärb- ten Wohlfahrtsstaates ist gelungen, Ethikkommissionen sind überall etabliert und bilden die Basis für wissenschaftliche Forschung. Die bereits vor und wäh- rend der NS-Zeit bestehende Bedeutung der Kinder- und Jugendmedizin ist bis heute ungebrochen: Kinder- und Jugendliche sind nach wie vor im Zentrum des gesundheitspolitischen Interesses, sie stehen im Rahmen der Gesundheitsziel- vereinbarung im Vordergrund von Präventionsmaßnahmen.

Allerdings gibt es damals wie heute Gefährdungspotentiale für Kinder und Jugendliche. War es in der NS-Zeit u. a. die eugenisch motivierte Selektion, gilt es aktuell andere Gefahren für unsere Kinder und Jugendlichen zu erkennen.

Moderne Techniken der Medizin und Genetik im Themenfeld Präimplanta- tionstechniken, Designer-Babies und andere bedürfen strenger Kontrolle. Viele Herausforderungen für die Ermöglichung und Förderung einer gesunden psy- chosexuellen Entwicklung ergeben sich auch aus dem Umgang mit den neuen Medien und der Tatsache, dass Kinder zu oft im Mittelpunkt kommerzieller Interessen stehen.

Ich danke nochmals für die Einladung. Wir werden im Rahmen unserer Gesellschaft die Anregung aufnehmen, das Thema der Tagung nach den bereits bisher vorhandenen Aktivitäten auch weiter zu bearbeiten.

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