100 Jahre Bürgervereinigung Burg Falkenstein Schramberg
1906 - 2006
Jubiläumsfeier am 14.10.2006 Grußwort OB
Es gilt das gesprochene Wort!
Sperrfrist bis zu Beginn der Veranstaltung!
Sehr geehrter Herr Vorsitzender Krisp,
liebe Mitglieder der Bürgervereinigung Burg Falkenstein, werte Gäste,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
„Wo Felsen auf zum Himmel ragen, so wuchtig, starr, vielzackig, kahl,
da stand vor vielen, vielen Tagen Burg Falkenstein im Berneckthal,“
heißt es in der Falkenstein-Sage. Und in der Tat heißt es auch in der Tennenbronner Chronik: „Schon um 1100 werden nach Crusius Barone von Falkenstein in Schwaben, von Ramstein dort und von Schramberg genannt.“ Wann allerdings die gleichnamige Burg gebaut wurde, ist nicht belegt, verlieren sich doch ihre Spuren im Hochmittelalter, so Hans Harter . Sie ist aber jedenfalls älter als die 1457 bis 1459 datierte Hohenschramberg und zeichnet sich insbesondere durch die „kühne Lage“ als Felsenburg aus.
Mehr als nur eine geschichtliche Reminiszenz ist auch die aus aktuellem Anlass nicht unwichtige Feststellung, dass die frühe Geschichte von Tennenbronn auch die derer von Falkenstein war.
Die zwischenzeitlich im Eigentum der Stadt befindlichen Burganlagen sind dank Kommerzienrat Junghans und anderen heute zumindest als Ruinen zu bewundern und durch die Fürsorge der Mitglieder des heutigen Jubelvereins in einem guten Zustand.
Allerdings war die Betreuung der Burgruine damals nicht der Anlass, die Bürgervereinigung Burg Falkenstein zu gründen. Gleich den anderen älteren Bürgervereinigungen unserer Stadt wurde sie nicht zuletzt deshalb gegründet, um damit der drohenden Vermassung und Vereinsamung der Menschen im Zeitalter der raschen Industrialisierung entgegen zu wirken. In beeindruckender Weise beschreibt und bezeichnet der Historiker Carsten Kohlmann in einem 2003 erschienenen Aufsatz die Zeit zwischen der Gründung der Kaiserzeit und dem Beginn des ersten Weltkrieges 1914 diese als „wohl die dynamischste Epoche in der Geschichte“
unserer Stadt. Damals wuchs die Einwohnerzahl von rund 3.500 auf über 11.000 und es herrschte, so Kohlmann, ein „Kommen und Gehen“.
In dieser Hochindustrialisierungsphase entstanden neue Stadtteile, so auch im Bernecktal beziehungsweise im Falkenstein, wobei dieser 1911 immerhin als „der schönste und gesündeste“
bezeichnet wurde.
In dieser Zeit, insbesondere im ausgehenden 19. Jahrhundert, entstanden in Schramberg viele Vereine und auch viele Bürger- vereinigungen. So entstand neben der Freiamts-Gesellschaft Tös im Jahre 1896 und der heutigen Spittelvereinigung im Jahre 1900 auch die Bürgervereinigung Falkenstein und die Höflevereinigung im
Jahre 1906. Allerdings sind nach Auffassung von Carsten Kohlmann die angenommenen Gründungsjahre aufgrund der schlechten Quellenlage bei keiner der genannten Vereinigung exakt belegt.
Die Bürgervereinigung Burg Falkenstein verstand sich von Anfang an auch als Lobby, wie wir heute sagen würden, der dort wohnenden Bürgerschaft und klagte beispielsweise 1912 über die stiefmütterliche Behandlung dieses Wohnbezirks durch die Verwaltung, was der damalige Stadtschultheiß Franz Paradeis mit dem Hinweis konterte, „dass aus jedem Stadtteil Klagen über stiefmütterliche Behandlung kommen“.
Hier ließen sich angesichts der Freibaddiskussion, welche ich an einem Jubiläumsabend selbstverständlich nicht vertiefen möchte, Parallelen zur Neuzeit ziehen!
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
in der Tradition ihrer Gründerväter und –mütter helfen sich die Mitglieder der Bürgervereinigung noch heute und pflegen gut- nachbarliche Beziehungen. Auch kommt mit den verschiedenen Veranstaltungen im Jahresablauf die Geselligkeit nicht zu kurz.
Aus Sicht der Stadt ist aber insbesondere der Einsatz um die Pflege und den Erhalt der Burganlagen seit der Nachkriegszeit zu würdigen. Die aktiven Mitglieder der Vereinigung nehmen damit der Stadt eine Aufgabe ab, die ohne deren Hilfe nicht oder nicht in diesem Umfang und in dieser Qualität durch den städtischen Bauhof gemeistert werden könnte.
Hierfür möchte ich mich auch am heutigen Jubiläumsabend ausdrücklich bedanken und die gute Zusammenarbeit zwischen Verein und Stadt besonders hervorheben.
Danken möchte ich allen, die im Laufe der 100-jährigen Geschichte der Vereinigung Verantwortung getragen und sich für den Vereinszweck eingesetzt haben, stellvertretend dem heutigen Vorsitzenden Herrn Krisp.
Ich freue mich, dass die Falkensteiner offensichtlich nicht von
„Personalsorgen“ geplagt werden, wie sie beispielsweise die Staigvereinigung jüngst bewältigen musste.
Es ist mir eine große Freude und Ehre, den Vorstands- und Vereinsmitgliedern Ihrer Bürgervereinigung zum 100. Jubiläum für unsere Bürgerschaft und unseren Gemeinderat gratulieren zu dürfen. Garnieren möchte ich die Glückwünsche mit einem Geldgeschenk und der Anmerkung: Schließen Sie nicht von der Größe des Umschlages auf die Höhe des Betrages.
Der Bürgervereinigung Burg Falkenstein wünsche ich eine gute Zukunft.
Ich wünsche Ihnen noch einen vergnüglichen Festabend und bitte Sie um Verständnis, dass ich anschließend noch der Einladung der Chorgemeinschaft Frohsinn zum Herbstkonzert im „Bären“ folgen werde.
Angesichts der Festfreudigkeit Ihrer Vereinigung schließe ich wie ich begonnen habe mit einem Vers, diesmal aus dem Liederheft
„Wir sind Falkensteiner“:
„Unsere Buab lieb, die sind nie saufesmüd, holderia, holdrio, und die Mädle singet, lachet, tanzet, springet,
holderia, holdrio!“