• Keine Ergebnisse gefunden

Der Stadt-Land-Graben vertieft sich | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Der Stadt-Land-Graben vertieft sich | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Stellungnahmen

30 Die VolkswirtschaftDas Magazin für Wirtschaftspolitik 11-2013

Die skizzierte Entwicklung hin zu den Metropolitanräumen ist augenfällig. Gleich- zeitig wird deutlich, wie stark segmentiert der Schweizer Immobilienmarkt ist. Diese Segmentierung hat in den vergangenen Jah- ren zugenommen. Richtigerweise muss von den Schweizer Immobilienmärkten im Plural gesprochen werden, denn es gibt eine Viel- zahl verschiedener Teilmärkte. Diese unter- teilen sich nicht nur nach Regionen, sondern auch nach Lagen, nach Wohnungstypen und Eigentumsform sowie nach Ausbaustandard und Preissegment.

So stehen im Metropolitanraum Zürich zwar alle Gemeinden im Sog von Zürich; die Nachfrage nach den einzelnen Marktseg- menten kann sich jedoch von Gemeinde zu Gemeinde massiv unterscheiden. So können in Nachbargemeinden Wohnungsknappheit und -überangebot nebeneinander bestehen.

Zwei baulich gleiche Wohnungen in dersel- ben Gemeinde können sich je nach Lage preislich um mehr als 50% unterscheiden.

Die gute verkehrstechnische Anbindung kann für viele Wohnungsuchende wiederum fast irrelevant werden, wenn ein Quartier oder eine Gemeinde – aus welchen Gründen auch immer – als «schlechte Adresse» gilt.

Abwanderung aus den Randregionen Die Segmentierung des Schweizer Woh- nungsmarktes zeigt sich besonders stark in Regionen, die nicht zu den Metropolitanräu- men gehören. An ihnen ist die Preisentwick- lung beinahe unbemerkt vorbeigegangen.

Dies geht in der wohnungspolitischen Dis- kussion, die sich vorab auf die Boomregio- nen konzentriert, meist vergessen. Schon jetzt sind Immobilien in weiten Teilen des Jura, der Voralpen und im Alpenbogen nur schwer verkäuflich. Aber auch gewisse Regio- nen und Gemeinden des Schweizer Mittel- lands haben mit einem Bevölkerungsrück- gang zu kämpfen. In einzelnen Gemeinden der Kantone Bern, Solothurn und Neuen- burg gibt es Quartiere, die bis zu 10% Woh- nungsleerstand aufweisen. Für die Vermieter sind Leerstände eine finanzielle Belastung. Es gibt Kreditinstitute, die in solchen Regionen keine Hypotheken gewähren wollen oder, falls sie sich doch von einem Bauprojekt überzeugen lassen, Risikozuschläge verlan-

gen. Sind in einer Gemeinde verschiedene Liegenschaften von Leerständen betroffen, wird die Abwanderung zum Problem für die ganze Gemeinde. In manchem Dorfkern im ländlichen Raum verlottern Liegenschaften, weil sich eine Investition schlicht nicht ren- tiert.

Die Abwanderung aus den Randregionen – und damit die räumlichen Disparitäten – werden zunehmen. Das ist problematisch, denn die dezentrale Siedlungs- und Wirt- schaftsstruktur war und ist eine Stärke der Schweiz. Wir müssen uns auf Spannungen einstellen, weil sich deutlicher als früher ein Gegensatz zwischen Boomregionen und Standorten mit Stagnation zeigt.

Dezentrale Siedlungs- und Wirtschafts- struktur erhalten

Bei allen Unterschieden war und ist es ein Ziel der Schweizer Politik, gleichwertige Le- bensverhältnisse in allen Landesregionen zu schaffen. Hierfür braucht es einen vernünfti- gen Interessenausgleich. Das hat aber nichts mit Gleichmacherei zu tun. Das Leben auf dem Land ist verschieden und soll sich von demjenigen in der Stadt unterscheiden.

Gleichwertige Lebensverhältnisse heisst, dass in Stadt und Land eine der jeweiligen Grösse angemessene Versorgung besteht. Dazu ge- hören Schulen, Läden und Gesundheitsein- richtungen. Dazu gehört aber vor allem auch ein attraktives Angebot an Arbeitsplätzen und Wohnraum.

Attraktive Arbeitsplätze schaffen das Aus- kommen, das es den Bürgerinnen und Bür- gern ermöglicht, selbstbestimmt und eigen- verantwortlich in Wohnraum zu investieren und diesen zu erhalten. Nur so können die Grundstücke und Liegenschaften auch auf dem Land gepflegt werden. Die dezentrale Siedlungs- und Wirtschaftsstruktur muss er- halten bleiben. Unser föderaler Staatsaufbau bietet die Grundlage hierfür. Er macht de- zentrale Entscheidungen in den Kantonen und Gemeinden erst möglich. Die Berück- sichtigung regionaler Unterschiede ist emi- nent wichtig, insbesondere bei wohnungs- politischen Entscheiden.

Der Stadt-Land-Graben vertieft sich

Der Immobilienboom in der Deutschschweiz ist ZZZ- getrieben: Es wirken die Zuwan- derung, das Zinsniveau und der Sog von Zürich. Der Metropoli- tanraum Zürich, zu dem auch Zug gehört, hat an Attraktivität ge- wonnen. In der Westschweiz geht von Genf und Lausanne eine ähn- liche Anziehung aus. Ein eigener Metropolitanraum bildet Basel.

Das Gewicht der Metropolitan- räume steigt. Diese Tendenz wird dadurch verstärkt, dass sich die neuen Zuwanderer in den grossen Arbeitsplatzzentren niederlassen.

In den letzten Jahren wurde bei tiefen Zinsen massiv ins

Wohnungsangebot dieser Räume investiert. Der Nachfrage- überhang konnte jedoch bislang nicht vollständig abgebaut werden.

Ansgar Gmür Direktor des Haus- eigentümerverbandes Schweiz (HEV)

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Mit ihren international renommierten Forschungs- und Bildungsinstitutionen, ihrer hervorragenden Erreichbar- keit und ihrer hohen Lebensqualität liegt die Region Zürich/Aargau an

Eine entscheidende Rolle für das Wachs- tum der Region kommt auch den Gross- handels- und Verkehrsunternehmen zu.. Als Bindeglied zwischen Produzenten, Händ- lern

Wie Hochrechnungen für die untersuchten Gemeinden 2 zeigen, re- duziert sich die Durchschnittsverzinsung von 1,9 Prozent innert fünf Jahren auf 1,4 Prozent, wenn das Zinsniveau

Fast drei Viertel der Bevölkerung wohnen in einer Agglomeration, und vier von fünf Beschäftigten arbeiten dort. Schweiz – Land der

Es geht nicht darum, möglichst alt zu werden, sondern bis ins hohe Alter eine hohe Lebensqualität zu ge- niessen.. Würde das Instrument der Qualitäts- kriterien implementiert, gäbe

Mithilfe der Grafik lässt sich dieses Ereignis inter- pretieren: Wir befinden uns im frühen Sommer 2020 an einem Punkt wie B (also in einer klassischen Re- zession), aber

Doch Zürich ist nicht nur im Ausland zu Gast, sondern bemüht sich auch um eine aktive Rolle als Gastgeberin für internationale Grossanlässe: etwa bei der Leichtathletik-EM 2014

Das Gesetz schreibt aber vor, dass man ohne Gründungs- konto bei einer Schweizer Bank auch keine Fir- ma gründen darf.. Ein Freund von mir führt ein korrekt