Fachgruppe Afrikanistik
Leitung: Ekkehard Wolff (Leipzig)
Folgende Vorträge wurden in der Fachgruppe gehalten:
Prof. emer. DDr. Ernst Dammann (Pinneberg): Vorläufer der deutschen Afrikanistik.
Brigitte Reinecke (Berlin): Aspekt im Ditammari.
Karin Huth (Leipzig): Zur Verwendung von mu (Kl. 16) im Verbalsystem des Kimbundu.
Anne Storch (Frankfurt a.M.): Die Anlautpermutation im Westatlantischen: Das Problem der Implosiva.
Peter Gottschligg (Wien): Der Schwund des Medium im Adamawa-Ful und die Redistri¬
bution medialer Domänen.
Gerald Heusing (Hamburg/Leipzig): Affixbewegung im Fulfulde.
Michael Bross (Frankfurt a.M.): Kirari - Preissprüche der Hausa auf Handwerk und Land¬
schafl.
Joseph A. McIntyre (Hamburg): More on Agentive Compounds in Hausa.
Doris Löhr (Frankfurt a.M.): Areale Übereinstimmungen in der tschadisch-saharischen Kontaktzone.
Rose- Juliet Any anwu (Hamburg/Leipzig): Die Konsonanten des Igbo.
Mohamed Tilmatine (Berlin): Zur Verschriftung des Berberischen in Nordafrika: ein oder mehrere Schriftsysteme?
Stanislaw Pilaszewicz (Warschau): Politics and Religious Disputes in Northem Nigeria:
Some Remarks on the IASAR/423 Ajami Manuscript.
Anne-Sophie Arnold (Leipzig): Africana im Naturalien- und Kunstkabinett Waldenburg in Sachsen.
Monika Firla (Sttittgart): Kirchenbücher, Kirchenakten und Taufpredigten als Quellen zur Erforschung der Afrikanischen Diaspora im 17. bis 19. Jh.
Heinz Schippling (Leipzig): Diamantenbergbau in Südwestafrika unter deutscher Kolonial¬
herrschaft. Ökonomisch-technische Entwicklungen - Umweltveränderungen.
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Zur Verschriftung des Berberischen in Nordafrilta:
ein oder mehrere Schriftsysteme?
Von Mohamed Tilmatine, Berlin
Das Berberische wird in mehreren Ländem im Norden und Süden der Sahel-Zone
gesprochen. Dazu zählen Algerien, Marokko, Tunesien, Niger, Mali, Burkina-Faso, Mauretanien, Libyen und Ägypten. Die Anzahl der berberophonen Bevölkerung wird auf über 18 Mio. geschätzt. Doch die Stellung dieser Sprache variiert stark von Land zu Land. Geschichte, ethnische Zusammensetzung, Ideologie, soziales Gefüge, politisches und wirtschaftliches Gewicht der jeweiligen berberischen Gemeinschaften sind einige Faktoren, die die Behandlung und den Status des Berberischen bestimmen.
Mali und Niger sind die einzigen Länder, in denen das Berberische den Status einer nationalen Sprache hat, wobei das Französische weiterhin die Stellimg einer offiziellen
Sprache genießt. Die Lage der dort lebenden berberophonen Tuareg bleibt dennoch
unerfreulich.
Die Notwendigkeit der Aufwertung autochthoner Sprachen in den Ländem um die
Sahel-Zone Afrikas wurde bereits un Jahr 1966 erkannt. Damals hatten Experten in emer
von der UNESCO einbemfenen Tagung an der Erstellung und Vereinheidichung der
Umschrift bestimmter nationaler Sprachen Westafrikas, darunter auch der Sprache der Tuareg, des Tamaschek,' gearbeitet.
Dieser sehr positiven Initiative folgten leider nicht die entsprechenden Maßnahmen, so daß bisherige Initiativen sich meistens auf bestimmte Versuche beschränkten, etwa die Alphabetisierung der Erwachsenen, einige Pilotprojekte und sehr bescheidene Publikatio¬
nen.
Im Gegensatz zu den beiden genannten Ländem beteiligen sich die Staaten Nord¬
afrikas - wenn es um das Berberische geht - nicht an der Subventionienmg oder gar der
Finanzierung von Alphabetisienmgs- und/oder Sprachentwicklungsprogrammen. Im
Gegenteil, die nordafrikanischen Länder definieren sich verfassungsmäßig ausschließlich als "arabo-islamisch", so daß ihre seit der Unabhängigkeit praktizierte Politik darauf zielt, mit allen Mitteln die Arabisierung Nordafrikas zu erreichen. Dabei wird das Berberische aus allen Bereichen des öffentiichen Lebens ausgeschlossen. Initiativen zur
Sprachentwicklung und/oder Sprachplanung kommen daher ausschließlich aus der
' Vgl. dazu: Reunion Intemationale sur l'hamionisation des Notations et Transcriptions des Ecritures et Alphabets des Kel Tamasheq - Rapport general, Bamako 4-9 Juin 1984. Hrsgg. v. Ministere de l'Education Nationale, Direction Nationale de l'Alphabetisation Fonctionnelle et de la Linguistique Appliquee/ Agence de Cooperation Culturelle et Technique.