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Bücherbesprechungen

Elmar Edel: Hieroglyphische Inschrijten des Alten Reiches. Opladen: West¬

deutscher Verl. 1981. 98 8. u. 6 Taf. (Abhandlungen der Rheinisch-West¬

fälischen Akademie der Wissenschaften. 67.)

Die vom Verf. vorgelegte Bearbeitung hieroglyphischer Inschriften des Alten Reiches gliedert sich in drei Hauptabschnitte. Sie orientieren sich an der Prove¬

nienz der Texte. Zunächst werden Inschriften aus den Gräbern I, IV und V der Nekropole von Qasr es-sayyad besprochen — darunter z. B. auch die Biographie des Jdw Snnj, die sich außen an der Front seines Grabes (Grab I) befmdet. Verf.

hat die bereits stark verwitterte Inschrift kollationiert und an vielen Stellen sicher wiederherstellen können. Wer die so gewonnene Rekonstruktion (Abb. 1) mit der früheren Publikation der Inschrift durch P. Montet in: Kemi 6 (1936),

112, vergleicht, dem kann der Fortschritt beim Verständnis des Textes nicht verborgen bleiben. In einer „etwas kühneren Ergänzung" versucht Verf. dann noch die letzten Lücken der Biographie zu schließen, wobei ihm zweifellos seine

umfassenden Kenntnisse des Formulars der Texte des Alten Reiches zugute

kommen.

Bei weitergehenden Ergänzungsversuchen — und das sei hier prinzipiell

gesagt — sollte natürlich nicht der Eindruck entstehen, als hätte man den in¬

dividuellen Gestaltungswillen, der bei Auswahl und Zusammensetzung der

Inschriften eines Grabes anzunehmen ist, unterschätzt. Zwar wurde durch das vorgegebene Textformular stets auch ein allgemeingültiger Rahmen abgesteckt, jedoch konnte sich der Grabbesitzer daraus sicherlich einen Text nach eigenem

Geschmack zusammenstellen. Längere Textpassagen einer Grabinschrift nach

möglichen Paralleltexten zu rekonstruieren, bleibt daher im Wert einge¬

schränkt, da die ursprüngliche Inschrift zwar der Ergänzung entsprechend, aber ebensogut auch anders gelautet haben könnte.

Der zweite Abschnitt vorliegenden Bandes beschäftigt sich mit den

Inschriften der beiden Gräber des Nj-'nh-k;j in Tehne, wobei vornehmlich die mit

dem Totenkult des Grabbesitzers zusammenhängenden Texte untersucht

werden. Verf. gelingt es dabei vor allem, die Bestimmungen einsichtig zu

machen, die die Amtspflichten der Kinder des Grabbesitzers in ihrer Funktion

als Totenpriester betreffen. Daraus geht u.a. hervor, daß der älteste Sohn

sowohl seine jüngeren Brüder wie auch die übrigen Totenpriester zu kontrol¬

lieren und zu beaufsichtigen hatte. Im dritten und letzten Abschnitt schließlich

werden verschiedene Inschriften u.a. aus Saqqära behandelt — so etwa die

Idealbiographie des Priestervorstehers Nfr-äsm-pth oder die Inschrift eines Mhj

auf einem Stelenfragment, das sich jetzt im Allard Pierson Museum in

Amsterdam befindet. All diesen wie auch den voranstehenden Textbearbei¬

tungen gemeinsam ist dabei, daß sie das Verständnis der behandelten

Inschriften in überzeugender Weise erweitert und vertieft haben.

Winfried Barta, München

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen Oeselischaft Band 134, Heft 1 (1984)

© Deutsche Morgenländische Gesellschaft e. V.

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Bücherbesprechungen 137

Eduard Yechezkel Kutscher: A History of the Hebrew Language. Ed. by

Raphael Kutscher. Jerusalem: Magnes Pr.; Leiden: Brill 1982. XXX,

306 S. 8» 35.- $. ISBN 965-223-397-8.

Dieses in den Jahren 1964 bis 1968 verfaßte Werk des 1971 verstorbenen

bekannten israelischen Semitisten wurde zehn Jahre nach seinem Tode von

seinem Sohne unter Mithilfe mehrerer anderer Gelehrter herausgegeben. Es

umfaßt die gesamte Geschichte des Hebräischen vom Archaischen Biblischen

Hebräischen bis zum Israelischen Hebräischen, wie Kutscher das Ivrit nennt.

Nach Beschreibung des semitischen Hintergrundes wird zunächst das Biblische

Hebräisch einschließlich der Inschriften und der El-Amarna-Glossen

besprochen. Dabei geht Kutscher auch ausfuhrlich auf die Beziehungen zu den

benachbarten Sprachen ein. Das nächste Kapitel ist den Qumrän-Texten

einschließlich dem Ben Sira aus der Kairo-Geniza und den Masada-Fragmenten gewidmet. Es folgen Kapitel über das Mischna-Hebräisch (einschließlich Trans¬

literationstexten) und das Mittelalterliche Hebräisch (wieder mit ausführlicher

Erwähnung der Berührungen mit anderen Sprachen). Sehr eingehend wird dann

die Entstehung des Modernen und Israelischen Hebräisch behandelt, wobei

Kutscher über das rein Linguistische hinaus auch den geistesgeschichtlichen Hintergrund seit der Haskalah (Aufklärung) bespricht. Gegen Ende des Buches

handelt ein längerer Abschnitt von dem hef)räischen Eirrfluß auf andere

Sprachen, vor allem natürlich auf das Jiddische und Spaniolische, aber auch auf

nichtjüdische Sprachen. In einem Epilog erörtert Kutscher das Phänomen der

Wiederbelebung des Hebräischen und vergleicht es mit Spraclireformen in

anderen Sprachen.

Wie nicht anders zu erwarten, merkt man dem Buch gelegentlich an, daß die Abfassungszeit schon sehr lange zurückliegt. Zwar hat sich der Herausgeber

bemüht, neuere Literatur zu den einzelnen Paragraphen nachzutragen, aber

manche Formulierung wäre doch anders ausgefallen, wenn diese Literatur auch im Text hätte berücksichtigt werden können. Ebenso scheint mir die posthume Veröffentlichung nicht ohne Spuren geblieben zu sein. Manches erscheint etwas unfertig. So hätte Kutschee den Satz „It is nearly impossible to describe these

sounds to a European who has never heard them pronounced by Oriental Jews

or by Arabic-speakers" als einzige Beschreibung der Laute ' und h vielleicht

nicht stehen lassen. Teilweise mag der Eindruck des Unfertigen aber auch

dadurch entstehen, daß Kutscher sich auf die interessanten oder kontrovers betrachteten Erscheinungen konzentriert und sich dort kurz faßt, wo er einfach linguistische Fakten zu referieren hätte.

Das soeben Gesagte wird durch manche der folgenden Einzelbemerkungen illustriert:

S. 14: Bezüglich der späteren Entwicklung von hebr. i konmit Kutscher zu

einem ganz anderen Resultat als Werner Diem: Das Problem vonsin im Althe¬

bräischen und die kannaanäischen Lautverschiebung. In: ZDMG 124 (1974),

S. 221-52, mit dem sich Kutscher sicherlich auseinandergesetzt hätte. Es

fehlt auch der Literaturhinweis.

S . 18: Bei der Frage nach der Existenz eines g im Althebräischen fehft — auch

in den Literaturangaben — der Hinweis auf die Kontroverse RuäiöKA,

PeträCek, Rössler über das ursemitische g, obwohf deren Anfänge schon vor

das Jahr 1964 zurückreichen'.

' Rudolf Ru2iöka begann die Debatte mit: Über die Existenz des gain im

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 134, Heft 1 (1984)

© Deutsche Morgenländische Gesellschaft e. V.

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138 Bücherbesprechungen

S. 19-22 nimmt Kutscher dezidiert gegen Kahle's Theorien zu den Guttu¬

ralen und Begadkefal Stellung, ebenso S. 23 gegen Bauer's Sprachmischungs¬

theorie.

S. 41: Bezüglich der 3. fem. PI. Imperfekt sagt Kutscher: „In this respect

Hebrew stands nearly isolated among the Semitic languages since they all

employ the same prefix [y + vowel] in this case". Hier hätte das Neusüdara¬

bische erwähnt werden können, das auch das t-Präfix kennt^.

S. 44: Einen kaum ausgearbeiteten Eindruck machen die wenigen Bemer¬

kungen zu den Konsekutiv-„Tempora".

S. 115ff. setzt sich Kutscher vehement für Segal's Theorie ein, daß das

Mischna-Hebräische bis ins 2. Jhdt. n.Chr. hinein vor allem in Judäa eine

gesprochene Sprache war. Als wichtiger Beweis dienen ihm die Bar-Koseba- Briefe. Diese Anschauung scheint bei jüdischen Gelehrten heute wohl allgemein akzeptiert zu sein, während christliche teilweise noch zögern'.

S. 250: Die Schwierigkeiten bei der synchronen Beschreibung der Phoneme

des Israelischen Hebräischen werden angesprochen, der Abschnitt wäre aber

sicher viel ausführlicher und präziser ausgefallen, werm die nachträglich ange¬

führte Literatur, vor ailem H. B. RosfiN: Contemporary Hebrew. Den Haag und Paris 1977 hätte berücksichtigt werden können.

Ewald Wagner, Gießen

Gudrun Krämer: Minderheit, Millet, Nation?Die Juden inÄgypten 1914-1952.

Wiesbaden: Harrassowitz 1982. VII, 477 pp. (Studien zum Minderheiten¬

problem im Islam. 7.)

This book by Gudrun Krämer, based upon a Ph.D. thesis at the University of Hamburg, is a significant addition to tlie few serious studies available on

Hebräischen. In: ZA 21 (1907), S. 293-340 und setzte sie in zahlreichen

Aufsätzen über ein halbes Jahrhundert fort. Seine Gedanken wurden von

Karel Peträöek: Der doppelte phonologiiche Charakter des Ghain im klassischen Arabisch. In: ArOr 21 (1953), S. 240-62, und Die Struktur der semitischen

Wurzelmorpheme und der Übergang 'ain > gain und 'ain > r im Arabischen. In:

Ar Or 23 (1955), S. 475-8 fortgeführt. Die Gegenposition hat Otto Rössler:

Zur Frage der Vertretung der gemeinsemitischen Laryngale im Akkadischen {'5 = g).

In: Akten des 24. Intemationalen Orientalistenkongresses München 28. 8. -

4. 9. 1957. Wiesbaden 1959, S. 129-32, und Ghain im Ugaritischen. In: ZA 54

(1961), S. 158-72 vertreten.

2 Statt auf ältere Literatur sei hier nur auf den jüngsten Abriß der Verbalmor¬

phologie einer neusüdarabischen Sprache hingewiesen; Thomas Muir John¬

stone: Jibbäli Lexicon. Oxford 1981, S. XVff.

3 Vgl. z.B. Joshua Blau: A Grammar of Biblical Hebrew. Wiesbaden 1976, S.

1: „Hebrew, though restricted by Greek and Aramaic, continued being spoken in Palestine in its Middle Hebrew form till the Bor-Kosibha revolution (132 C. E.)"

mit Anm.: „As bom out, inter alia, by the Bar-Kosibha letters" gegenüber

Rudolf Meyer: Hebräische Grammatik. 1. Berhn 1966, S. 32: „Wenn dieses

jüngere Mittelhebr. auch organisch gewachsen sein dürfte, so stellt es doch keine 'Volkssprache' im vollen Sinne des Wortes dar."

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 134, Heft 1 (1984)

© Deutsche Morgenländische Gesellschaft e.V.

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Bücherbesprechungen 139

twentieth century Egyptian Jews. We shall outline its contents, review its

sources and evaluate its contribution to this field of research.

Dr. Kramer's work is mostly a survey and analysis of Egyptian Jews during 1914-1952, although she frequently projects the discussion into a nineteenth and early twentieth centuries' background, to afford the reader a better grasp of the material presented. The main chapters deal with: a. Jewish immigration to Egypt; b. the communities (Sephardis, Ashkenazis and Karaites), including such topics as language, nationality, occupations, social stratification; c. Com¬

munity organization (Alexandria, Cairo and the smaller localities); d. Socio¬

economic and political change in Egypt (and how it affected the Jews); e. The response of Egyptian Jews (their inclination towards Egyptian patriotism.

Communism or Zionism); f The beginning ofthe end (primarily 1947-1952).

These are followed by a glossary of Arabic and Hebrew terms, a lavish biblio¬

graphy in several languages (why is Karl Marx's Manifest der Kommuni¬

stischen Partei relevant here?) and a detailed index (of persons, places, institu¬

tions, associations and concepts).

The bibliography and the numerous footnotes, no less than the body of this study, give us a fair idea ofthe wide range of sources consulted by Dr. Krämer, in Hebrew, Arabic and the major West European languages; surely, she is one of

the very few German historians of the modern Middle East who reads both

Hebrew and Arabic ! Dr. Krämer has sifted through archival materials in Jeru¬

salem, Cairo, Bonn, Paris and London, as well as numerous newspapers and

books. In addition, she has interviewed quite a few Egyptian Jews; one wishes

that she had appended the text of those interviews — or at least the most

revealing of them (but, perhaps, this would have changed a large volume into a bulky one). Also, while in Egj^jt, she might have verified her conclusions by interviewing some non-Jewish Egyptians. The only category of sources missing is that ofthe Rabbinic Responsa, but in the present case this is presumably less indispensable than for earlier periods, due to the ready availability of so many other sources.

The result is a systematic, objective and readable work. The discussion

unfolds methodically, with the socioeconomic aspect receiving primary

emphasis, as it was most significant in both Jewish communal and inter-

communal relations. Political involvement was the exception for Egyptian Jews in the twentieth century and generally occurred — when at all — under provoca¬

tion. These facts of life have helped Dr. Krämer in writing judiciously, sine ira nec studio, but rather objectively sticking to the point while avoiding value judg¬

ments. The final product is fluently written and easily readable, unlike some other Ph.D. theses which this reviewer has had occasion to peruse.

The large number of details elucidated by Dr. Krämer are funnelled into

providing answers to such problems as the characteristics of the Jewish

community in Egypt and its complex relations with the state's majority. The answers to these two central issues are more satisfying than those relating to the relations of Egyptian Jews with other minorities. The author has discovered that the composition of the twentieth century Jewish community in Egypt was highly differentiated not merely by its origins, language and cultural levels, or socioeconomic pursuits, but by its ideological tendencies as well: these seemed to comprise nearly all pohtical and socioeconomic trends — capitalist, socialist.

Communist, Zionist, nationalist, religious, atheist, and so forth. This mosaic of

attitudes compounded the reservations (and, later, antagonism) of the

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140 Bücherbesprechungen

increasingly nationalist and Islamist majority in Egypt towards the minorities, especially towards those considered foreign ones, as the Jews were frequently perceived.

Jacob M. Landau, Jerusalem

Hans Wilhelm Lockot: Bibliographia Aethiopica. Die äthiopienlcundliche Lite¬

ratur des deutschsprachigen Raums. Wiesbaden: Steiner 1982. 441 S. 8"

(Äthiopistisehe Forschungen. 9.) 130,- DM. ISBN 3-515-03347-5.

Die umfassende Äthiopienbibliographie von Giuseppe Fumaoalli: Biblio¬

grafia etiopica. Milano 1893 ist nun bald ein Jahrhundert alt. Eine Neubearbei¬

tung wird infolge des enorm angewachsenen Materials heute mehrere Bände

umfassen. Deshalb erstellte die Universität Addis Ababa ein Programm, nach

dem das Äthiopienschrifttum getrennt naeh Sprachräumen erschlossen werden soll. Dieser Beschluß hat Vor- und Nachteile. Der Vorteil liegt zweifellos aufder

Seite der Bearbeitung. Es muß jeweils nur eine begrenzte Zahl von

Nationalbibliographien, Dissertationsverzeichnissen, Zeitschriften usw. durch¬

gesehen werden. Der Nachteil, der bei einer Bandeinteilung nach Sachgebieten vermieden worden wäre, besteht darin, daß man jetzt bei vielen Bereichen nur eine sehr willkürliche Auswahl der Titel erhält; denn über die meisten Themen ist ja nicht nur in einer Sprache veröffentlicht worden. Wissenschaftliche

Diskussionen, die über die Sprachgrenzen hinweggehen, werden bibliogra¬

phisch zerhackt'. Natürlich ist nicht zu verkennen, daß auch eine sachliche Aufteilung der Bände Probleme für den Benutzer gebracht hätte, die vor allem in

den unvermeidlichen Überschneidungen der Fächer gelegen hätten.

Die Sammlung des deutschsprachigen Schrifttums übernahm Hans

Wilhelm Lockot, langjähriger Chief of Research Division an der National

Library in Addis Ababa. Mit nahezu 8000 Titeln erzielte Lockot eine wohl

kaum zu überbietende Vollständigkeit. Zeitlich enthält die Bibliographie die Literatur von der Erfindung des Buchdrucks bis etwa 1980. Geographisch wird das gesamte Horn von Afrika berücksichtigt. Sachlich umfaßt die Bibliographie

' Besonders deutlich wird das bei den Rezensionen. Der vorliegende deutsche

Band verzeichnet die deutschen Rezensionen fremdsprachiger Bücher, aber

nicht die fremdsprachigen Rezensionen deutscher Bücher. Man erhält also

immer nur einen Ausschnitt der Stellungnahmen zu einem Werk. Um die

deutschen Rezensionen fremdsprachiger Bücher nicht in der Luft hängen zu

lassen, gibt Lockot in Kursivdruck auch die Titel der fremdsprachigen Bücher

an, die von Deutschen besprochen wurden. Mit Lockot kann man in der Inkor¬

porierung dieser Titel eine Bereicherung des Informationsgehalts der Biblio¬

graphie sehen. Andererseits muß man sich aber darüber klar sein, daß man über das fremdsprachige Schrifttum auf diese Weise nur rein zufällig informiert wird

und daß diese Zufallstitel auch zur Umfangsvermehrung beigetragen haben.

Wenn in den anderen Sprachräumen auf gleiche Weise verfahren wird, muß ein

Buch, das auf deutsch, englisch, französisch und italienisch besprochen wurde,

im ganzen viermal verzeichnet werden. Eine Aufführung sämtlicher Bespre¬

chungen bei der Haupteintragung des Buches wäre sicher benutzerfreundlicher und platzsparender gewesen. Ob sie allerdings den erheblich vennehrten Zeit¬

aufwand fiir den Bearbeiter gelohnt hätte, ist eine andere Frage.

Zeitschrifb der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 134. Heft 1 (1984)

© Deutsche Morgenländische Gesellschaft e.V.

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Bücherbesprechungen 141

alle Gebiete von der Forschungsgeschichte über die Geographie, Botanik,

Zoologie, Ethnologie, Geschichte, Archäologie, Kunst, Musik, Religion,

Sprache, Literatur, Soziologie, Recht, Wirtschaft, Landwirtschaft, Verkehr, Bildungswesen, Medizin bis zur Entwicklungshilfe. Formal hat Lockot in erster

Linie das publizierte Schrifttum aufgenommen, bei ungedruckten Disserta¬

tionen und bei der grauen Literatur zur Entwicklungshilfe ist er aber gelegent¬

lich darüber hinausgegangen. In Auswahl nur sind Zeitungs- und Illustriertenar¬

tikel verzeichnet worden^.

Lockot ordnet das Material sehr übersichtlich in 54 Sachgruppen. Innerhalb dieser sind die Titel alphabetisch nach den Verfassern bzw. Sachtiteln aufge¬

führt. Die einzelnen Titelaufnahmen sind überaus sorgfältig gemacht und

enthalten alle wünschenswerten Informationen. Sämtliche Titel sind durch¬

numeriert, so daß vom Namensregister, das alle Verfasser, Herausgeber,

Rezensenten usw. enthält, jeweils auf die entsprechende Publikation verwiesen

werden kann. Neben dem Personenregister enthält das Werk ein Register der

etwa 1000 ausgewerteten Zeitschriften, Reihen und Sammelwerke.

Lockot kann lur seine entsagungsvolle Arbeit des Dankes aller Äthiopisten

gewiß sein. Es ist zu hofTen, daß auch die Gegenstücke fiir die anderen

Sprachräume bald vorliegen werden.

Ewald Wagnee, Gießen

ABDiJLGHAruE Sabuni: Einfühmng in die Arabistik. Hamburg: Buske 1981.

XIV, 226 S. 28,- DM.

Sabuni erhebt gegen die deutsche Orientalistik den Vorwurf, den Studienan¬

fänger nicht systematisch in das Fach einzuführen. Dem (vermeinthchen)

Mangel verspricht er im Bereich der „arabischen Sprache, Sprachgeschichte und Literatur" abzuhelfen mit seinem „didaktisch konzipierten Buch" (S. Xllf)

Außer im angegebenen Themenkreis ist der didaktische Anspruch bald aufge¬

geben; 2.2 „Die arabische Welt" z. B. bringt eine Auflistung von Mitgliedstaaten der Arabischen Liga mit Hauptdaten, deren Auswahlkriterium meist die Fremd¬

herrschaft zu sein scheint. Geographisch-wirtschaftlich-kulturelle Zusammen¬

hänge werden nicht gebracht, keine Landeskunde im Literaturverzeichnis genannt.

Kap. 3 „Der Islam" enthält nicht eimnal das Notwendigste und Falsches (S. 33 oben über die Nachkommen Muhammads). Die im Literaturverzeichnis

nicht genannte EI' hätte Aufschluß geben können. Sie muß Sabuni jedoch

bekannt sein, denn die Tabelle auf S. 49 „Anfänge der arabischen Schrift" ist ein Auszug der Tafel I zum Artikel 'Arabiyya (ohne Nennung der Quelle) mit geän-

2 Ein Problem stellt natürlich immer die Abgrenzung zu Nachbardisziplinen dar. Ich wäre hier restriktiver als Lockot verfahren. So hätte ich die Abschnitte 32. „Semitistik" und 33. „Sabäistik" völlig fortgelassen und die wenigen Titel, die einen speziellen Bezug zum Äthiopischen haben, mit bei 34. „Semitische Sprachen Äthiopiens" eingeordnet. Allgemein scheinen mir Titel wie Gmndriß der vergleichenden Grammatik der semitischen Sprachen oder Michel Briefmarken-

Katalog Ubersee, in denen Äthiopisches nur entsprechend dem ihm zukom¬

menden Anteil am Gesamtgegenstand behandelt wird, nicht in eine

Spezialbibliographie zu gehören.

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 134, Heft 1 (1984)

© Deutsche Morgenländische Gesellschaft e. V.

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142 Bücherbesprechungen

derter Legende, wobei auch noch die Spaltenbezeichnungen 6. Jh. und

250 n. Chr. vertauscht wurden.

Undidaktisch auch 5.2. „Vergleichende Übersicht" einiger Dialekt«, in der Phänomene ohne jede Erklärung vorgeführt werden. Die Literatur fmdet sich an drei verschiedenen Stellen im Buch, die Lehrbücher sogar weit vorne bei 1.2. auf S. 8! Wörterbücher für die Dialekte werden keine genannt.

Unbefriedigend überhaupt ist die Präsentation der ein- und weiterfuhrenden Literatur. Zwar wird sie nach jedem Kapitel aufgeführt, dessen Einteilung

jedoch zugunsten einer rein alphabetischen Reihung aufgegeben, was bis zum

Auseinanderreißen von bibliographisch Zusammengehörigem geht (S. 30: Der

Islam. 1.2. Serienangabe Fischer-Weltgeschichte. 14.15. fehlt). So finden sich

z.B. auf S. 113 ff. Werke zur Kalligraphie, Sprachstmktur, -gesehiehte und

-erneuemng nach alphabetischen Gesichtspunkten bunt gemischt. ~

Gerade für den Anfänger wäre eine besser gegliederte, raisonnierende Biblio¬

graphie von Nutzen, die auch mehr enthielte, als Sabuni angibt. Alles schmerz¬

lich Vermißte aufzuführen fehlt hier der Raum. Stellvertretend nach zufälligem

Blättem seien herausgegriffen Reinhard Stewig: Der Orient als Geosystem.

Opladen 1977. Ionaz Goldziher: Vorlesungen über den Islam. Heidelberg 1910.

Lexikon der islamischen Welt. Hrsg. Kreiser/Diem/Ma.)er. 1-3. Stuttgart

[usw.] 1974. (Urban-Taschenbücher. 2000.) T.F.Mitchell: Writing Arabic.

London 1966. Henri Fleisch: L'Arabe classique. Esquisse d'une structure

linguistique. Beyrouth 1956. (Recherches. 5.) ders.: Traite d^ philologie arabe.

1.2. Beyrouth 1961-79. (Recherches. 16 = N.S.A. 11.) Alfred Felix L.andon Beeston: Written Arahic. An approach to the basic structures. Cambridge 1975.

Ignaz Goldziher: A short History of classical Arabic literature. Hildesheim

1966. (Olms Paperbacks. 23.) Carl Brockelmann: Geschichte der arahischen

Literatur. In: Handbuch der Orientalistik. Abt. 1, Bd 3 (1964), S. 253-314.

Vermißt werden ebenfalls einschlägige intemationale Zeitschriften; außer der Zeitschrift für arabische Linguistik gibt Sabuni nur die deutschen Zeitschriften zur gesamten Orientalistik. Ebenso fehlen laufende Bibliographien wie Index Islamicus und Abstracta Islamica, die auch Einiges zu Sprache und Literatur auffuhren.

Überflüssig sind in diesem Rahmen die arabischen „Quellen", zumeist Sekun¬

därliteratur der letzten beiden Jahrzehnte. Der Anfänger kann sie nicht lesen, dem Fortgeschrittenen stehen umfangreichere Bibliographien zur Verfügung.

Manches wirkt, als sei es zur Auffüllung auf 15 Bogen geschrieben

worden wie 2.2. „Die Arabische Welt" und 7.3. „Sprachtheorien", Gegenüber¬

stellung punktueller Zitate europäischer und arabischer Autoren, die eine syste¬

matische Diskussion modemer linguistischer Theorien nicht ersetzen kann.

Auffällig ist auch die Platzverschwendung durch die unverkleinerte Maschinen¬

schrift, die das Buch unangemessen verteuert.

Wilfried Schaum, Gießen

Cahiers d'Onomastique Arabe. [Hrsg.] Jaqueline Sublet. Paris: fiditions du

centre national de la recherche scientifique 1979. 175 S.

Mit den Cafiiers stellt das vor mehreren Jahren gegründete intemationale

Forschungsunternehmen Onomasticon Arabicum seine Tätigkeit vor. Für die

Herausgabe zeichnet Jacqueline Sublet verantwortlich. Als Mitglieder des

Zeitschrilt. der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 134, Heft 1 (1984)

© Deutsche Morgenländische Gesellschaft e. V.

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Bücherbesprechungen 143

Herausgebergremiums (Comit6 de redaction) werden genannt: Seeger A.

Bonebakker, Fedwa Malti-Douglas, Geneviäve Fourcade, Marc

Plancke, Biancamaria Scarcia. Das vorhegende Heft trägt keine Serien¬

nummer, so daß wohl noch ungewiß ist, ob weitere Cahiers folgen werden. Es

enthält sechs Aufsätze sowie Notes et doeuments und Notes bibliographiques:

Fedwa Malti-Douglas : Pour une rhetorique onomastique: les noms des aveugles chez a^-Safadi (S. 7-19), untersucht die Benennungen für „Blinde" (darir, a'mä, Icaßf, makfüf, ba^ir) an Hand des Namensmaterials in as-Safadi's Schrift: Nakt al-himyän fi nukat al-'umyän, wobei besonders der Gebrauch von ba^ir erörtert wird, das nur dann vom Blinden gesagt wird, wenn er auf Grund seiner beson¬

deren Fähigkeiten als gleichsam „Sehender" bezeichnet werden soll. Die

häufigste Bezeichnung des Blinden ist ad-darir. — Mohammed al Aziz Ben

Aciiour: Quelques notes sur l'onomastique tunisienne a I'epoque hu^ayniteprecolo- niale (XVJII'-XIX' siecles) (S. 21-36), referiert die namenkundlichen Ergebnisse

einer Analyse von 233 Biographien tunesischer 'Ulamä' zwischen 1750 und

1840. Die in vieler Hinsicht anregende Studie stellt die Personennamen (kunya, ism, laqab, nisba, Suhra) in den historisch-sozialen Kontext ihrer Träger. — Bian¬

camaria Scarcia Amoretti: L'introduzione al Qamiis ar-ri^äl di Tustari: per

una guida alla lettura dei testi prosopografici imamiti (S. 37-49), berichtet über

die 11 -bändige Überlieferer-Enzyklopaedie von Muhammad Taqi Tustari

(Teheran 1379/1959-1391/1971). — Angeld Arioli: Introduzione alio studio

del 'ilm ar-ri^al [sie!] imamita: le fonti (S. 51-89), gibt eine Liste der imämi¬

tischen ri^äl- Werke, beginnend mit 'Ubaydalläh ibn Abi Räfi' , dem Sekretär des

Kalifen 'All, bis zu dem im vorherigen Aufsatz behandelten Zeitgenossen

Muhammad Taqi Tustari. — Daniela Amaldi: Osservazioni suite catene di tras- missione in alcuni testi di ri^al imamiti (S. 91-97), behandelt die Einleitungsfor¬

meln sowie die Qualifikationstermini, mit denen die Tradenten in imämitischen ri^äi-Werken (Nagääi, Tüsi, Ibn Sahrääüb) bedacht werden. — Jacqueline Sublet: „Les Centenaires" de Dahabt (S. 99-159), enthält die Edition einer

kleinen, 135 biographische Notizen umfassenden Schrift von Samsaddin Abü

'Abdallah Muh. ad-Dahabi (gest. 748/1347): Ahl al-mi'a fa-sä'idä, die Leute behandelt, die 100 Jahre und älter geworden sind. Die Edition beruht auf der

740/1340 geschriebenen HS Damaskus Zähirlya 'ämm 4547.

In dem Abschnitt Notes et doeuments weist die Herausgeberin auf Un inedit d'Ibn Ha^ar al-'Asqaläni: La suite au Durar (Autograph in der Dar al-kutub, Kairo) hin. In dem Abschnitt Notes bibliographiques, den die Herausgeberin

zusammen mit Nicol Cottart bearbeitet hat, wird auf onomastische und

biographische Veröffentlichungen hingewiesen.

Wolfdibtbich Fischer, Erlangen

Götz Schregle: Arabisch-deutsches Wörterbuch. Hrsg. im Auftrag der Deut¬

schen Morgeniändischen Gesellschaft unter Mitw. von Kamal Radwan

und Sayed Mohammad Rizk. Lfg. 1.2. Wiesbaden: Steiner 1981. XXIII,

80 S. und 96 S. 4».

Zwei Jahre nach Erscheinen der 4. Auflage von Hans Wehrs Dietionary of

Modem Written Arabic (erschien 1979 in Wiesbaden) und kurz vor dem

Erscheinen der 5. Auflage von Wehrs Arabischem Wörterbuch für die Schrift¬

sprache der Gegenwart sind jetzt die beiden ersten Faszikel von Schregles seit

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 134. Hefl 1 (1984)

© Deutsche Morgenländische Gesellschaft e.V.

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144 Büoherbesprechungen

einiger Zeit angekündigtem arabisch-deutschem Wörterbuch erschienen. Das

fertige Lexikon, das dann etwa 2300 Seiten stark sein wird, dürfte bei der

Annahme stabiler Preise etwas mehr als den geringstmöglichen vierstelligen DM-Betrag kosten — in Anbetracht des Umfangs nichts Ungewöhnliches.

Das Wörterbuch ist großformatig und zweispaltig gesetzt, die arabischen Lemmata und Beispiele sind teilvokalisiert. Ein kühner Verstoß gegen den Geist der arabischen Schrift und Sprache scheint mir übrigens die Setzung des sukün auf den in Wirklichkeit mit dem Hilfsvokal -i zu lesenden (nur in Pausa vokal¬

losen) Konsonanten zu sein, die bei awi l-'iSä'i (Seite 11 Spalte b), lä la^na'i l- ma'rüfa (70a), ini r'awä (82 a) und ah<jliri t-tal^a (82 a) vorgenommen ist.

Basis des neuen Wörterbuchs ist eine umfangreiche, von Schregle ange¬

legte Zettelsammlung. Uber die verzettelte Literatur kann man sich in der

Einführung p. Xf informieren. Dort, p. XI, fmdet man auch einen Hinweis

darauf daß Schregles Interesse dem ganz modernen Hocharabisch und nur

diesem gilt. Um ein Beispiel dafür zu geben, wie sich dies im Wörterbuch nieder¬

schlägt: 8 b Mitte ist utßyatun pl. atäfin als Lemma verzeichnet, doch eine Bedeutungsangabe fehlt. Registriert ist nur die Redensart hädihi hiya tälitatu l- atäfi („das ist das Letzte! das hat uns gerade noch gefehlt!"). Dem sprachge¬

schichtlich interessierten Benutzer bietet Wehr (ich beziehe mich hier wie im folgenden auf die 4. Auflage der arabisch-englischen Ausgabe) allerdings mehr Service, wenn er über die Bedeutung des Wortes utfiyatun („Herdstein") infor¬

miert, doch sofem dieses Wort im modernen Arabisch außerhalb der zitierten Redensart tatsächlich obsolet geworden ist, ist Schregles Verfahren sicherlich

korrekt: auch die besten deutsch-englischen Wörterbücher z.B. werden die

bekannten deutschen Redensarten mit den Substantiven Maulaffen, Fersengeld oder Kerbholz nur übersetzen und nicht etwa historisch erläutern.

Allein schon die Tatsache, daß sich Wehr nicht scheute, auch „traditionellen Ballast" (so Schregle) aufzunehmen, macht einen direkten Vergleich bezüg¬

lich der aufgenommenen Wörter schwer, hinzu kommt, daß demnächst im neuen

arabisch-deutschen Wehr Neuzugänge zu erwarten sind, die in den bisherigen

Ausgaben fehlen. Unter diesen Einschränkungen muß die folgende Übersicht

über die Derivate der Wurzel 'kl beurteilt werden: Nicht bei Wehr zu fmden sind 1. der VIII. Stamm (hat nur den Infinitiv), 2. aklain der Bedeutung „Stich"

(beim Kartenspielen), 3. akalän, 4. ma'küliya und 5. ta'kila „Stich". Nicht bei

Schregle zu finden sind Wehrs Lemmata ukäl und äkila. Bei einem anderen

Vergleich steht Wehr besser da: Er hat die bei Schregle fehlenden Lemmata 'lb I., 'ls IL, 'Iq I. und VIII. und alaq, während Schregle auf diesen Seiten die

Lemmata 'lg I., 'lf IV und älafu bietet, die wiedemm bei Wehr fehlen. Eine

Wertung ist, wie gesagt, problematisch, erst langes Arbeiten mit beiden Lexika wird zeigen, ob in einem die Auswahl der Lemmata zu modernistisch ist und in

dem anderen die Benutzbarkeit durch zu viel außer Gebrauch gekommenes

Wortgut beeinträchtigt ist (letztere Gefahr wäre wohl bei Wehrs knapper

Darstellung noch eher erträglich als bei Schregle).

Doch wie eine Beurteilung der jeweiligen Lemmalücken auch ausfallen mag,

sie kann dem konzeptionellen Unterscliied zwischen beiden Lexika ohnehin

nicht gerecht werden. Wehr versucht, ein umfangreiches Material möglichst knapp darzubieten, die bei ihm aufgenommenen Phrasen und sprichwörtlichen Redensarten sind auf lexikographische „Normalform" gebracht. Schregle hingegen nimmt auch einmal mehrere Nuancen ein und der gleichen Redensart auf, läßt anderswo das Prädikat wie in seiner Quelle im Femininum stehen und

(10)

Bücherbesprechungen 145 räumt allgemein Sprachbeispielen mehr Gewicht ein. Er bewegt sich dabei gera¬

dezu auf ein Beleglexikon hin, so daß man bedauert, daß nicht durch Siglen und Seitenzahlen auf die Quellen verwiesen wird, wo man sich dann die Informa¬

tionen holen könnte, die jetzt im unbelegten Nebeneinander untergehen. Wie

dem auch sei — die Menge dessen, was Schbegle an Phraseologie bietet, ist

höchst erfreulich. Einige wenige Beispiele mögen dies illustrieren: idä käna li-l- baidati udunäni hamalahä itnäni „geteilter Schmerz ist halber Schmerz" (23 a) ; /i kulli wädin atarun min la'labatin „trau, schau, wem !" (7 a); iblisu Ji ihäbi qiddisin (69 a; fehlt übrigens s.v. iblis) ; al-hamru baSäSatu l-makrübi „wer Sorgen hat, hat

auch Likör" (123 b). Schbegles Wörterbuch kann man also jetzt häufig

Auskunft darüber entnehmen, ob es sich bei einer bestimmten Phrase um eine

ad-hoc-Bildung oder um eine feststehende Redensart handelt. Registriert sind

auch nicht wenige Redensarten, deren Syntax oder Bedeutung mir durch Wehe

allein nicht ganz klar geworden wäre, z. B. al-hälu min ba'dihi „das ist doch nicht so schlimm" (142 a unten); akala l-munhanä „die Kurve schneiden" (42 a); ilaika qtirähan „ich mache dir einen Vorschlag" (50a; noch viele andere Beispiele; in

Wehes Beispiel für ilä mit folgendem Akkusativ kann man dem mä seinen

Kasus nicht ansehen). Auch ein großer Teil der Bedeutungen, die Schbegle für

amäma gibt (56bf ), ist vermutlich zum ersten Mal in einem Lexikon festge¬

halten.

Im großen Ganzen wird die unterschiedliche Zielsetzung hinsichtlich des

Umfangs dafür sorgen, daß die beiden Wörterbücher nicht miteinander konkur¬

rieren, sondern sich ergänzen. Je nach Text und Fragestellung wird man bald zum einen, bald zum anderen greifen.

Nach diesen Bemerkungen zu Schbegles Gesamtkonzeption soll im

folgenden der Aufbau der einzelnen Lexikonartikel behandelt werden, wie er

sich einmal aus den von Schbegle gemachten Lemmaangaben zur Grammatik

und dann nach übrigen grammatischen und semantischen Gesichtspunkten

ergibt.

Um eine implizite Angabe der Wortart handelt es sich bei der Einordnung der gar nicht seltenen Formen des sog. Ji'l at-ta'a^^b unter dem IV. Verbalstamm {ab'asa 84a; abra'a 112a; abSa'a 123b; abfa'a 126b; ab'ada 136a; ablaga 157b).

In diesem Punkt geht Scheeole also mit den alten Grammatikern der Schule

von Ba^ra konform. In der europäischen Arabistik bekennt man sich spätestens

seit einer Miszelle von Julius Wellhausen in: ZDMG 55 [1901], 697 ff. — wie

die Küfier — zu der Interpretation als erstarrtem Elativ mit der Endung des

Ausrufs; der überzeugende Vorschlag, die Endung des folgenden Akkusativs

gleichfalls als eine Ausrufendung aufzufassen, die dann zum Akkusativ umge¬

deutet wurde, stammt von Hans Wehe: Der arabische Elativ. Mainz, Wiesbaden 1953, p. 608 Anm. 1. Diese sprachhistorischen Differenzen mögen belanglos

erscheinen, solange die Konstruktion richtig übersetzt ist (und das ist bei

Schbegle immer der Fall), nur wird gerade das „Ji'l' at-ta'a^^b Schbegle

Schwierigkeiten machen, nämlich dann, wenn es zu Wurzeln mediae wäw oder

yä' gebildet wird, wo es dann nicht (wie beim IV. Stamm) '"mä ahäjahu, sondern

wie beim Elativ mä ahwajahü heißt. Es sei noch darauf hingewiesen, daß im

Wörterlmch der Klassischen Arabischen Sprache (WKAS) die Konstruktion unter dem Elativ eingeordnet ist (z.B. 1 147b 2ff.; H 144b 34f , 508b 39ff.) bzw. in der Form afil bi- als eigenes Lemma ausgeworfen ist (I 147b 8 ff.).

Nicht selten findet man unter den grammatischen Angaben die Kategorie

„koll." (= KoUektivum), wobei häufig noch direkt anschließend auf die Bildung 10 ZDMG 134/1

(11)

146 Bücherbesprechungen

des nomen unitatis durch die Endung -atun hingewiesen ist (z.B. bei arz 26b;

ba^a' 87 a; al/ 8 b), gelegentlich ist das nomen unitatis auch als eigenes Lemma ausgeworfen. Die gleiche Bezeichnung „koll." ist aber auch hinter Wörtern zu finden, die kein nomen unitatis neben sich haben (z.B. ibü 2a; ahi 69a). Diese

Anwendung eines Begriffs auf zwei Klassen von Nomina wird jedenfalls dann

zum Problem, wenn zu einem als „koll." bezeichneten Wort (das besser als

nomen generis bezeichnet werden sollte) ein nomen unitatis existiert, die

Angabe desselben aber aus irgendwelchen Gründen ausgefallen ist. Dies ist

geschehen bei bän (176b) und aik (77b). Woher soll der Benutzer nun wissen,

daß es zwar die Formen bäna und aika gibt (s. dazu Wehr s.w.), nicht aber

*ibila und *ahla'> Im WKAS ist der Unterschied zwischen nomen generis/

unitatis und Kollektiv im zweiten Band (Läm, seit 1972 erschienen) berücksich¬

tigt, vgl. auch die Ausführungen von Manfred Ullmann in Flughühner und

Tauben. München 1982. (Beiträge zur Lexikographie des Klassischen Arabisch.

Nr. 3.) (Sitzungsber. Bayer. Ak. Wiss., Phil.-hist. Kl. Jg. 1982, H. 1.).

Neue Wege ist Schregle bei der Kennzeichnung der Verbalrektionen

gegangen. Während Wehr durch in Klammern gesetzte Präpositionen und den

auch von Schregle benutzten zwei Formen des arabischen hä' für Akkusative

der Person oder Sache auf die Rektionen hinweist, verwendet Schregle

zusätzlich Abkürzungen für „transitiv" und „intransitiv", um das Material zu

untergliedern. Die in Europa eingebürgerte Verwendung dieser Begriffe (daß

nämlich Akkusativobjekte ein Verb transitiv machen, nicht aber Genitiv-, Dativ¬

oder präpositionale Objekte, s.z.B. Duden. Grammaiik der deutschen Gegenwarts¬

sprache' p. 75 Abschnitt 156), kann Schregles Gebrauch nicht zugrunde

liegen, denn er bezeichnet häufig Verben, die im Arabischen einen Akkusativ nach sich haben, als intransitiv, z.B. atathu t-tarwatu („reich werden", 3b, -6) oder bä'adat mä bainahä wa-bainahü („sie enthielt sich nach Möglichkeit des Geschlechtsverkehrs mit ihm", 135b 14ff.). Zu letzterem Beispiel muß noch gesagt werden, daß die völlig analoge Konstruktion ab'ada mä baina fulänin wa- baina fulänin {ISdsL 8ff.) als transitiv bezeichnet ist. Weitere transitive Verben, die als intransitiv bezeichnet werden, sind abä (3 a), abdä (103 a) und ballaga (157a). Es erübrigt sich fast zu sagen, daß auch die arabische Kategorie mu- ta'addi nicht geeignet ist, Schregles Gebrauch von „transitiv/intransitiv" zu erklären, genausowenig wie die (unangemessene) Konzeption, die Transitivität oder Intransitirität der deutschen Wiedergabe zur Grundlage der Unterteilung des Materials zu machen, denn das als intransitiv bezeichnete atähu kitäbun (3 b, -7) ist in Schregles Wiedergabe „ein Buch erhalten" ja transitiv.

Schwierigkeiten gibt es auch bei einer näheren Betrachtung des Oppositions¬

paares „Substantiv" (Abk.: „Subst.") und „adjektivisch" (Abk.: „adj."). Der Begriff Substantiv bezeichnet eine Wortart, doch wird er bei Schregle offenbar in einem übertragenen Sinne als syntaktische Angabe gebraucht, denn das u. a.

als „Subst." bezeichnete bä'it (134a) beispielsweise ist natürlich kein Substantiv, sondern ein Partizip. Vielleicht ist die Angabe etwa so wie das im

WKAS gebrauchte „als Substantiv" zu lesen (dort z.B. II 285a 1; 533b 1;

575 a 17), denn bei den derart bezeichneten Konstruktionen von bä' it handelt es sich um Fälle, in denen das Partizip substantiviert, also ohne ein eigentlich substantivisches Beziehungswort, gebraucht ist (z. B. bä'itun bäfiniyun „innerer Beweggrund"), während bei den als „adjektivisch" bezeichneten Konstruk¬

tionen Substantive stehen (z.B. as-sababu l-bä'itu). Doch während sich diese Deutung an einigen Stellen bewährt (z.B. bei öänt 166 b; 6aAr» 89 bf), hilft sie an

(12)

Bücherbesprechungen 147 anderen nicht weiter, denn unter den 10 Beispielen für die „adjektivische"

Verwendung von bädi' (93 bf.) ist überhaupt kein einziges, bei dem hädi' nicht substantiviert ist. Sie hilft auch nicht weiter bei ahir (15b), wo in der Rubrik

„adj." nebeneinander attributive Gebrauchsweisen {al-hadafu l-ahlni) und substantivierte (gairu l-ahiri) stehen, und sie versagt gleichermaßen bei auwal (73aflf.), wo als „adj." unmittelbar nebeneinander auwalu marratin und al- marratu l-ülä stehen (73a, -5) und wo syntaktisch absolut gleiche Konstruk¬

tionen des substantivierten Gebrauchs eiimial als adjektivisch bezeichnet werden (min auwalihi, 73b 7) und dann als „Substantiv" (min auwali l-amri, 74a 2f).

Nun zur Rubrik „adverbiell". Den größten Teil der Beispiele machen nicht

Wörter wie ba'du oder amsi aus, sondem Nomina im adverbiellen Akkusativ

oder in Präpositionalausdrücken. Diese Nomina sind im allgemeinen Substan¬

tive oder substantivierte Adjektive bzw. Partizipien. Es verstößt aber m.E.

gegen jede Ökonomie (von Aspekten der Klarheit nicht zu reden), wenn solche

Ausdmcksweisen aus diesem Gmnd in zwei Rubriken auftauchen. Das ist der

Fall bei auwala l-amri, als „Substantiv" verbucht 74a 16 und als „adverbiell"

74 a 27; ferner z.B. auch bei fi/bi-l-amsi (54 b, -14 und -8). Mit diesen doppelten Notiemngen verwandt ist das Phänomen, daß auwala-mä zuerst als „adverbiell"

und dann als Konjunktion aufgeführt ist (74 a, -6f und uit.). Sicherlich steht in auwala-mä ein adverbieller Akkusativ, doch handelt es sich hier um ein Lexem, das weiter zu analysieren nicht Aufgabe eines Lexikons ist.

Neben den im vorstehenden behandelten Kategorien sind natürlich auch

andere grammatische und semantische Gesichtspunkte fiir den Aufbau

einzelner Artikel maßgeblich. In vielen Fällen ist die Stmktur einsichtig und klar, aber oft stößt man auf erstaunliche Ungereimtheiten. Was soll es z.B.

bedeuten, wenn der Präposition bi- kausative F'unktion zugesprochen wird und dies mit nahada bi- illustriert wird (81 b, Nr. 9) ? Und wieso ist a'lamu bi-an7tahü maridun ein Beispiel für die „Konjunktion" bi-an(nä) „dadurch, daß" etc. (82 a, - 5) ? Gravierende grammatische Mißverständnisse liegen den beiden folgenden

unrichtigen Einordnungen von Beispielsätzen zugmnde: Die Phrase ^alsatun

ladummuni wa-iyyähä ist 80 b als Beispiel für wa-iyyähu „mit, bei ihm" (Nr. 4) aufgeführt, obwohl sie zu iyyä Nr. 1 als Akkusativpartikel gehört, mä in . . . hattä und mä in ra'athu hattä farrat (62 a) haben nichts mit in „wenn, falls" zu tun, sondem gehören zu in 11 (Negation). Auch die 3 Beispiele vom Typ in hädä illä kalämun 46b 24 ff. gehören zu illä 4. (nach Negation).

Die Semantik ist z. B. völlig vernachlässigt beim Lemma ma'had 1. (14 a) . Dort findet man als Bedeutungsangabe „Verhalten, Handlungsweise", doch von den sechs aufgefiihrten Beispielen lassen sich nur zwei unter diese Bedeutung einordnen, nämlich ahadati l-qa(Patu ma'hada l-^iddi „mit dem Zerwürfnis war es ernst" und ahadü ma'hada l-^iddi „sie machten Emst". Beim ersten Beispiel ahada na^ihatan ma'hada l-^iddi „e-n Rat emst nehmen" haben wir einen inneren Akkusativ zu ahada im Sinne von „etw. akzeptieren, annehmen" vor uns, wört¬

lich also „er nahm einen Rat an, so wie man etwas Emstzunehmendes

annimmt". Hierzu wäre das letzte Beispiel zu stellen, das lautet ahada S-Sai'a ma'hada l-intiqädi „an etw. Anstoß nefimen". Getrennt hätten dann noch das vierte und fiinfte Beispiei aufgenommen werden soffen, bei denen ma'had innerer Akkusativ zu ahada mit dem min der Person in der Bedeutung „j-n beeindmcken (von Gefühlen etc.)" ist.

Zwei unrichtige Angaben, die vielleicht Anlaß zur Verwirmng geben können.

10'

(13)

148 Bücherbesprechungen

seien zum Schluß noch berichtigt. Amrikä ist 45 a 1 als einziges Beispiel fiir alif mamdüda aufgeführt. Dieses Beispiel ist aber in Anaiogie zu den bei b. Walläd:

K. al-Maqßür wa-l-mamdüd. Ed. P. Brönnle. London 1900, p. 3, 8ff. und

Ta'lab: Magälis'. Ed. 'A. M. Härün. Kairo 1960, I 217, 6f gegebenen Defini¬

tionen (die natürlich auch fiir das Neuhocharabische verbindlich sind) als eine Instanz von alifmaq^ürazu betrachten, während die Bezeichnung alif mamdüda

allein fiir die Endung -ä (mit alif geschrieben) und folgendem hamza (z.B.

ridä'un) Anwendung findet. Um einen Irrtum handelt es sich bei der Schreibung

von unbäSi 62b (mit den Varianten ümbäSi 75a, ünbäSi 76a), bikbäSi 149b,

baltaci 154b, frärü^t 174aund aM;an<a^i76amit iatida auf dem yä'. Diese Schrei¬

bung ist auch sonst gelegentlich in der Sekundärliteratur anzutreffen, z. B. im arabisch-englischen Lexikon von Hava (s.w. hurda^i, kundur^i, yasaq^ietc.; s.

auch A. A. Ambros in: WZKM 74 [1982], 268). Doch die türkische Endung -i/

-^i (so in arabischer Schrift) ist niemals mit der arabischen Nisbenendung iden¬

tifiziert worden.

In den zu besprechenden beiden Faszikeln von Schregles neuem arabisch¬

deutschem Wörterbuch wird hochwillkommenes Material vorgelegt, Zeugnis

einer umfangreichen Belegsammlung und Specimen einer Art von Lexikon, die

es bisher fiir das Neuhocharabische nicht gibt. Diesen Positiva steht eimnal eine Inadäquatheit bei der Beurteilung zweier Punkte der arabischen Grammatik mit

handfesten Konsequenzen für die Praxis gegenüber {Ji'l at-ta'a^^ub; nomen

generis — KoUektivum). Zweitens sind für die Organisation eines großen Teils des Materials Konzepte verantwortlich, die nicht erklärt und wohl auch nicht erklärbar sind (transitiv/intransitiv; Substantiv/adjektivisch). Drittens sind

nicht selten Einordnungen von Beispielsätzen vorgenommen, die unhaltbar

sind. Gelegentlich hat sich mir der Eindruck aufgedrängt, daß hinter allem eine Orientierung an den deutschen Übersetzungen der Beispiele steht. Schregle wäre der erste Lexikograph, der die häufig zufällig sich ergebenden Wortarten oder Rektionen der Zielsprache eines zweisprachigen Wörterbuchs zum Eintei¬

lungsprinzip macht (also beim Benutzer Informationen voraussetzt, die dieser im Lexikon erst sucht). Die gute Position unter den bereits existierenden

Wörterbüchern, die Schregles Lexikon durch das dargebotene Material

erreichen könnte, wird es de facto erst dann einnehmen, wenn das offensicht¬

liche Defizit an lexikographischer Theorie und Methode ausgeglichen ist.

Tilman Seidensticker, Gießen

Hans R. Roemer und Albrecht Noth [Hrsgg.]: Studien zur Geschichte und

Kultur des Vorderen Orients. Festschrijt Jür Bertold Spuler zum siebzigsten Geburts¬

tag. Leiden: BriU 1981. XV, 477 S. 80 1 96,- hfl. ISBN 9004065350.

Alle, die wie der Rezensent das Glück hatten, bei Bertold Spuler studieren

zu dürfen, werden immer wieder beeindruckt gewesen sein von der Fülle und

Breite seines Wissens, aber auch von seinem Geschick, dieses Wissen an seine

Schüler weiterzugeben. Ebenso bewundernswert ist das imponierende wissen¬

schaftliche Werk von Bertold Spuler. Alle Leser dieser Zeitschrift, welches auch immer ihr engeres Fachgebiet ist, werden irgendwann einmal mit dem in so viele Disziplinen hineinreichenden Werk des Jubilars in Berührung gekommen sein, so daß es sich hier erübrigt, darauf einzugehen, zumal die der Festschrift

beigegebene Bibliograplüe der wichtigsten Werke Spulers von Irene

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 134, Heft 1 (1984)

© Deutsche Morgenländische Gesellschaft e.V.

(14)

Bücherbespreohungen 149

TÜRSCHMANN und Angelika Hartmann und das kurze, aber das Wesentliche

gut charakterisierende Vorwort von Hans Robert Roemer hierüber Auskunft

geben.

Ich folge der alphabetischen Anordnung der Beiträge: N. Beldiceanu: Les

sourees ottomanes au service des etudes byzantines. BaStina et dime ä Trebizonde

(S. 1-11): Auch nach der Eroberung des restlichen Komnenenreiches von

Trapezunt im Jahre 1461 machten, wie aus zwei unter Bäyazid II (1481-1512) und Salim I (1512-20) angelegten Registern hervorgeht, Personen Ansprüche aus der Zeit vor der Eroberung geltend. Das ermöglicht es uns, aus osmamschen Urkunden auch Rückschlüsse auf die sozialen Verhältnisse am Ende der byzan¬

tinischen Zeit zu ziehen. J. C. Bürgel: Die griechische Ziege und das Schaf von

Schiras. Bemerkungen zu Gedanken Muhammad Iqbals über Plato und Hafis (12-

27): B. Behandelt Iqbäls Kritik an Plato und Häfi?. Letzterem wirft Iqbäl vor,

daß er mit seiner Amoralität zum Niedergang der islamischen Kultur beige¬

tragen habe. Dem, was B. dann allerdings selbst zum Thema Dekadenz der isla¬

mischen Kultur sagt, kaim ich auch nicht ganz folgen. Sollten deren Ursachen, wie B. meint, bereits im Ursprung des Islams liegen, so fragt man sich, wie der Islam dann zwischenzeitlich eine so hohe Kulturblüte hervorbringen konnte.

Außerdem sind die Vorwürfe, die B. dem Islam macht, ebenfalls moralischer Art, d. h. wie Iqbäl betrachtet er Amoralität als Ursache kultureller Dekadenz. R. E.

Emmerick: Ravigupta's Siddhasära in Arabic (28-31): Nachweis, daß das von

ar-Räzi als SNDHS'R zitierte indische Werk Raviguptas (um 650 n. Chr.) Sid¬

dhasära ist (so gegen M. Ullmann: Die Medizin, im Islam. Leiden 1970, S. 105).

W. Ende: Mustafä 'Aqqäds „Muhammad"-Film und seine Kritiker (32-52): Ein

Großteil der an dem 1976 in Libyen uraufgeführten Muhammad-Film geübten

Kritik hat ihren Ursprung in Kontroversen aus der Frühzeit des Islams. J. van Ess: Die Hinrichtung de<s Sälih b. 'Abdalquddüs (53-66): Vergleich der verschie¬

denen Berichte, die alle so legendär sind, daß weder die Hinrichtung selbst ganz

sicher ist noch die Gründe ausgemacht werden können. T. Fahd: Genneens el

öurhumites. Les öurhumites de la Mekke venaient-ils de. Gherrha? (67-78): Identifi¬

ziert Gerrha mit Imät öirrah im heutigen Qatar, dessen Gründer im 4. Jhdt. v.

Chr. aus Babylonien dorthin geflohen seien und es dann im 3. Jhdt. n. Chr. auf sassanidischen Druck hin wieder verlassen hätten, um in den Higäz zu fliehen.

Ihre Reste seien die aus dem vorislamischen Mekka bekannten öurhumiten. F.

selbst setzt viele Fragezeichen. B. Flemming: Der öämi' ül-meknünät. Eine

Quelle 'Alis aus der Zeit Sultan Süleymäns (79-92): Inhaltsangabe des anonymen

eschatologischen (malähim) Geschichtswerkes (entstanden zwischen 1529 und

1535) nach Cod 1448 der UB Leiden. F. Gabrieli: Influssi della Urica e narra¬

tiva arafta m£?Mr()pa( 93-107): Allgemeine Übersicht. U. Haarmann: Die Leiden des Qädi Ibn a^-Sä'ig. Ein Beitrag zur Sozialgesehichte der Stadt Damaskus im 13.

Jhdt. (108-22): Der äafi'itische Oberqädi von Damaskus wurde 1283 unter der

Anklage der Unterschlagung von Deposita verhaftet. Er konnte die Vorwürfe

zwar entkräften, erhielt sein Amt aber nicht wieder. Grund für die ungerechtfer¬

tigte Anklage waren sein moralischer Rigorismus und seine Beziehungen zu

Qalawün, während die übrigen 'ulamä' der Stadt noch der Zähiriya (Gefolgsleute von Baibars) zuneigten. H. Halm: Methoden und Formen der frühesten ismaili¬

tischen da'wa (123-36): Schilderung der Missionsmethoden. E. Hammer¬

schmidt und R. Ansorge: Äthiopische Multiplikation (137-4.0). Volkstümliche

Rechenart, der letztlich die Anwendung des Dualsystems zugrundeliegt.

A. Hartmann: Siyäh Qalem. Malerei aus mongolisch-türkischem Steppengebiet

(15)

150 Bücherbesprechungen

(141-66): Ausführhehe Besprechung von M. §. Ip^iroölu: Siyah Qalem. Voll¬

ständige Faks.-Ausg. der Blätter des Meisters Mehmed Siyah Qalem aus dem Besitz des Topkapi Sarayi Müzesi, Istanbul und der Freer Gallery of A rt, Washington. Graz 1976 mit Bericht über die Forschungsgeschichte, Beschreibung einiger Bilder und Erörterungen über den Künstler und Entstehungszeit und -Ort. W. Helck:

Zur Buchmalerei im alten Ägypten (167-70): Bespricht einige Texte, die Auf¬

schluß über das Material geben, das die altägyptischen Künstler zur Illustration der Totenbücher benutzten. W. Hinz: Aus der Werkstatt des Elamischen Wörter¬

buches (171-80): Das Elamische Wörterbuch, zu dem die Arbeit 1977, von der

DFG unterstützt, begonnen wurde und das 1985 fertiggestellt sein soll, wird etwa 12000 Stichwörter (einschließlich Eigennamen) umfassen. B. Kellner-

Heinkele: Aus dem osmanischen Musik- und Theaterleben (181-96): Uber¬

setzung des Musiker, maddähs, Imitationskünstler, das Schattentheater und das Hamzanäma betreffenden Abschnitts aus der bisher unveröffentlichten Ma^mü'a

des Sulaimän Fä'iq Efendi (1784-1837) nach den beiden erhaltenen HSS der

UB istanbul TY 3472 undTY 9577. R. G. Khoury: Zur Emennung von Richtern

im Islam vom Anfang bis zum Aufkommen der Abbasiden (197-209): Nachweis,

daß auch schon vor den "Abbäsiden qädis vom Kalifen und nicht vom Statthalter ernannt wurden. Kii. schließt daraus, daß die üblichen Ernennungen durch die Statthalter auf Grund eines ihnen von dem Kalifen explicit oder implicit übertra¬

genen Rechtes geschahen und daß das Ernennungsrecht nicht, wie Tyan

meinte, in der Natur des Statthalteramts lag. W. Madelung: AbüTsä al-Warräq über die Bardesaniten, Marcioniten und Kantäer (210-24): Übersetzung der aus

dem verlorenen K. al-Maqälät von al-Warräq (gest. nach 864) in das K. al-

Mu'tamad ß lufül ad-din (verfaßt nach 1044) des Mu'taziliten Ibn al-Malähimi aufgenommenen Abschiutte über die drei Sekten. F. Meier: Derprediger auf der

kamel (minbar). Mit einem Beitrag von D. Duda (225-48): Da der Prophet auf

der obersten Stufe seines minbar saß, wurde diese aus Pietät von seinen Nachfol¬

gern in Medina nicht mehr benutzt. Außerhalb Medinas setzte sich diese Sitte

nur im Westen durch, wofür M. Einfluß des Medinensers Mälik vermutet, ob¬

wohl sich Mälik selbst dazu nicht äußert. Im Osten schwankte man zwischen

Nachahmung des Propheten (= Verwendung der obersten Stufe) und Pietät

(=Nichtverwendung) . E. MER91L: Simcuriler. III: Ebu 'l-Hasan Muhammed b.

Ibrähim b. Simcür (249-63): 3. Teil einer Artikelserie über die im Dienst der

Sämäniden stehende Familie der Simgüriden, deren beide vorangehenden Teile

in Tarih Dergisi 32 (1979) und Tarih Enstitüsü Dergisi 10/11 (1981) veröffent¬

licht wurden. Abü 1-Hasan Muhammad, dessen Biographie diese Folge ge¬

widmet ist, hatte bis zu seinem Tode 989 wichtige Ämter inne, darunter mehr¬

mals das des sipähsälär von Huräsän. A. Mumcu: Zur Geschichte des Verfas¬

sungsstaates in der Türkei (264-74): Allgemeine Übersicht von den tanzimät an.

T. Nagel: Gab es in der islamischen Geschichte Ansätze einer Säkularisiemng?

(275-88): Analyse von al-öuwainis Giyät al-umam. Al-6uwaini löst zwar die

Methoden islamischer Machtausübung aus ihrer religiösen Bindung, „doch kam

es nicht dazu, daß auch der Zweck islamischer Herrschaft selber einer vom

Faktischen ausgehenden Analyse unterzogen wurde". Es kam nur zu einer

„unvollendeten oder partiellen Säkularisierung". A. Noth: Minderheiten als Vertragspartner im Disput mit dem islamischen Gesetz. Die „Nachkommen der Juden von Haibar" und die Gizya (289-309): Während es den islamischen Gelehrten zwischen 900 und 1300 n.Chr. mehrmals gelang, die ihnen von den Haibariten vogelegten Prophetenverträge, die sie von der ^izya befreiten, eindeutig als

(16)

Bücherbesprechungen 151

Fälschung zu erweisen, konnten sie den Befreiungsanspruch selbst rücht

schlüssig widerlegen, da der ^izya-Vers (Sure 9, 29) erst ein Jahr nach der

Eroberung von Haibar geoffenbart wurde und Muhammad ihn offensichtlich

nicht rückwirkend auf die anwandte, mit denen er bereits andere Vereinba¬

rungen getroffen hatte. Nach N. war der ganze Rechtsstreit nur möglich, weil das islamische Minderheitenrecht der Frühzeit nicht auf apriorischen Rechts¬

sätzen wie „Nichtmuslime zahlen ^izya", sondem auf der Vertragspraxis bemhte. R. Paret: Besonderheiten alter Koranhandschriften (310-20): Erörte¬

mng paläographiseher und orthographischer Fragen an Hand alter Tübinger

Koranhandschriften. H. R. Roemer: Sinai-Urkunden zur Geschichte der isla¬

mischen Welt. Aufgaben und Stand der Forschung (321-36): Gut dokumentierte Übersicht. K. Röhrborn: Zum Wanderweg des altindischen Lehngutes im Alttür¬

kisehen (337-43): Der Wanderweg ging über das Tocharische, Soghdische und

Chinesische, letzteres vor allem bei Lehnübersetzungen. G. Rotter: Die

Herkunft der arabischen Stämme (Banü Hassän) in Mauretanien (344-54): Ibn

Haldün führt drei Genealogien an: 1. Die Ma'qil (zu denen die Banü Hassän

gehören) waren Teil der Banü Hiläl und somit Nordaraber. 2. Sie stammten von Ga'far b. Abi Tälib, dem Bmder 'Alis, ab. 3. Sie waren Südaraber. Ibn Haldün entscheidet sich fiir die südarabische Genealogie, jedoch ist nach R. keine der drei beweisbar. Die Herkunft der Ma'qil verliert sich im 11. Jhdt. in Ägypten.

F. Rundgren; Stoica Semitica (355-61): 1. Arabic daläla „referential sigiüfica- tion". 2. Some Stoic features in the Kstäba ds-nämösä d-atrawwätä 3. Greek

Influence on the Book of Ecclesiastes. R. Sellheim; Abü 'Ali al-Qäli. Zum

Problem mündlicher und schriftlicher Uberlieferung am Beispiel von Sprichwörter¬

sammlungen (362-74): Resultat: „Die Analyse von Abü 'Ali al-Qäli's Amtäl-

Sammlung vor dem Hintergrand der klassischen Amtäl-Literatur zeigt, daß eine freie mündliche Überlieferung bis ins 4./10. Jhdt. hinein gang und gäbe war, — daß dort, wo frühe Gewährsleute zitiert werden, denen eine spätere bio-biblio¬

graphische Literatur Amtäl-Werke zuschreibt, nicht mit wörtlichen Zitaten zu rechnen ist, auf Grand derer sich ihre vermeintlichen Schriften rekonstmieren ließen, — daß solche Schriften aus Kollegnachrichten von Schülern und Schü¬

lersschülern, die offensichtlich ganz erheblich voneinander abweichen konnten, hervorgegangen sind, — daß Lehr- und Überlieferungsgewohnheiten (i^aza u. ä.) späterer Jahrhunderte sich keineswegs auf die Frühzeit übertragen lassen".

H. Sohrweide: Gelehrte Scheiche und sufische 'ulemä im Osmanischen Reich

(375-86): Am Beispiel der Famihe des Zainiya-Saihs Burhänaddin wird die

Verflechtung zwischen 'ulamä' und Ordensgeistlichkeit für die Zeit vom 15. bis

zum frühen 17. Jhdt. untersucht. D. Sourdel; La Fondation umayyade d'al-

Ramla en Palestine (387-95): Ramla, dessen Bau der Umayyade Sulaimän als

Prinz begann und in das er die Bevölkemng von Ludd umsiedelte, ist nicht, wie

Gaudefroy-Demombynes meinte, die einzige umayyadische Gründung auf

syrischem Boden. S. vergleicht es mit der ebenfalls umayyadischen Anlage von

'Ängar. Beide weisen rechteckige römische Bauweise auf und noch nicht die

typisch islamische konzentrische mit der Freitagsmoschee in der Mitte. «La

fondation d'al-Ramla par un membre de la famille r6gnante umayyade, destine ä devenir lui-meme bientöt calife, s'inscrit plutöt dans la ligne politique suivie par les souverains de cette dynastie pour affirmer, comme l'avaient fait 'Abd al- Malik et al-Walid, la puissance du nouveau regime ä travers la qualite de ses constmctions mais aussi pour mieux assurer la pörentüte de ce regime au milieu de troubles interieurs qui 8'annon9aient, ou dejä grandissaient, et qui deman-

(17)

152 Bücherbesprechungen

daient done un s6rieux renforcement du dispositif d'occupation arabe des pays sjTiens au sens large». J. Sourdel-Thomine: Reflexions sur l'art islamique du

bas moyen äge en Orient (396-405): Schwer zusammenfaßbare Gedanken.

A. Spitaler: Ergänzungen und Berichtigungen zu den Schawähid-Indices von

A. Fischer und E. Bräunlich (406-22): Notizen zum letzten Absatz des Index der Reime auf S. 292-94: „Halbverse und Bruchstücke". U. Bvvi,v,n: Zur Organisa¬

tionsstruktur der Nurculuk-Bewegung (423-42): Nurcu wird man nicht wie

Muslim durch Geburt, sondern durch Beitritt. Der ökumenische Anspruch wird

nicht durch Zusammenschluß mit anderen islamischen Sekten erreicht, sondern durch Bekehrung aller Muslime (und Nichtmuslime) zum Nurculuk. Ansonsten

werden besprochen: inteme Hierarchie, wechselseitige Beziehungen unter¬

einander, Kleidung (keine spezifische Nurcu-Kleidung), Art und Ort der Zusam¬

menkünfte und die Frage, ob der Nurculuk ein Orden ist, was verneint wird.

F. Steppat: Islamisch-fundamentalistische Kritik an der Staatskonzeption der islamischen Revolution in Iran (443-52): Kritik des fundamentalistischen Hizb

at-tahrir (1948 im Westjordanland gegründet, aber später auch in anderen

arabischen Ländern verbreitet und wegen terroristischer Anschläge verfolgt) am iranischen Verfassungsentwurf vom 30. 8. 1979, da dieser einen National¬

staat und nicht die alle Muslime umfassende umma vorsehe und, da er noch

europäische demokratische Elemente aufweise, die die Souveränität der Sari'a einschränkten, und da er den ga'faritischen madhab als Staatsreligion festlege, obwohl der Urislam keine madähib gekannt habe. In der endgültigen Verfassung

vom 15. 11. 1979 wurden einige der beanstandeten Punkte geändert, sicher

nicht wegen der arabischen Kritik, sondern weil iranische Fundamentalisten offenbar genauso dachten. B. M. Weischer: Some Remarks on the 'Nietzsche-

Conception' in the Works of Mohammed Iqbal (453-57): „That Allama's (d.i.

Iqbäls) philosophy of personality differs basically from the system of Nietzsche is evident. In Iqbal's concept the ultimate Ego is God himself, and the highest development of man consists in his gradual growth in self-possession and self- realisation, in the uniqueness and intensity of his activity as an ego. But the emphasis on will and activity in the higher and real ego of man and mankind in general — this dynamic concept of life and development — is very near to Nietz¬

sche's Superman and is a prototype of developed and perfect humanity. The

difference is that AUama Iqbal develops his philosophy clearly on the ground of Islamic faith, on the basis of the principle of the submission to the Divine, the ultimate Ego of the whole cosmos."

Ewald Wagner, Gießen

§iNASi Tekin: Buddhistische Uigurica aus der Yüän-Zeit. Teil I: HSIN Tözin

Oqidtaöi Nom. Teil II: Die Geschichte von Sadäprarudita und Dharmodgata

Bodhisattva. Mit 42 Faksimiles. Budapest: Akademiai Kiadö 1980. 383 S. 8»

(Bibliotheca Orientalis Hungarica. XXVII.) ISBN 963 05 1055 3.

Aus den reichen Handschriftenfunden von Dun-huang werden im vorlie¬

genden Band zwei uigurische Texte der Spätzeit präsentiert. Beide Manuskripte sind in der TEKiN'schen Editionstechnik bearbeitet. Auf die Einleitung folgen

Transliteration, Übersetzung, Anmerkungen und Glossar. Am Schluß des

Bandes sind die Texte in Faksimile gegeben.

Zeitschrirt der Deutschen Morgeniändischen Geaellschaft Band 134, Heft I (1984)

© Deutsche Morgenländische Gesellschaft e. V.

(18)

Büoherbesprechungen 153 Text I (S. 13-150) ist eine Prosa-Abhandlung der buddhistischen „Bewußt¬

seinslehre" (vijnänaväda; auch „Nur-Bewußtseinslehre", cittamätraväda) der

Fo^acära-Schule. Tekins Edition berücksichtigt auch die Vorarbeiten von

W. Ruben und W. Eberhard', ist jedoch die erste vollständige Veröffenth¬

chung des Textes. Die 1976 erschienene Teiledition von M. Shögaito^ hat

Tekin nicht eingesehen. Sein Manuskript wurde, wie er schreibt, „schon 1967 abgeschlossen", so daß er „nicht alle seither erschienenen turkologischen Publi¬

kationen berücksichtigen" konnte (8. 15). Dies ist um so bedauerlicher, als in

der Zwischenzeit manches wichtige Werk veröffentlicht worden ist — Rez.

verweist hier nur auf Clauson', Röhrborn* und den Drevnetjurkskij slovar'^.

Manche Mißverständnisse und Unklarheiten hätten bei der Berücksichtigung dieser Werke vermieden werden können. Bei der Benutzung von Tekins Edition ist es also ratsam, die genannten Hilfsmittel zu befragen. Es ist dennoch zu be¬

grüßen, daß Tekin nach nunmehr 13 Jahren die Veröffentlichung gewagt hat,

da ja jeder neue atü. Text für die Turkologie von besonderer Bedeutung ist.

Der Text, so sagt Tekin, „nimmt unter den bekannten uigurischen Texten

eine besondere Stellung ein" (8. 13). Es handelt sich nach Tekin um keine

Übersetzung, sondern um eine Originalschöpfung des Mönches VapSi Bahäi.

Dies leitet Tekin aus folgender Textstelle ab: ß'psy p'qsy y'r'dmys HSIN

twyzjm 'wqydt'cy nwm pjrtyyw twyk'dy (Z. . 403), was er übersetzt mit: „Das die Bewußtseinsnatur lehrende (sie !) Buch, welches von Vapäi Baqäi geschaffen wurde, ist zu Ende geschrieben!" (S. 68). Obwohl uigurisch-buddhistische 'Originalschöpfungen' nicht unbekannt sind — es seien hier die Beichttexte

erwähnt — stimmt Rez. nur unter Vorbehalt mit Tekin überein. Es bleibt

nämlich zu fragen, welche semantische Breite das Verbum yarat- hat^:

bezeichnet yaratmak das eigenständige Verfassen von Schriften ohne bewußten

Rückgriff auf literarische Vorlagen, oder ist mit dem Begriff yaratmak

verbunden, daß eine Vorlage vorhanden ist, welche eben nicht „übersetzt"

(ävir-, agtar-), sondern mehr oder weniger „stark verändert ediert"' wird?

Höchstwahrscheinlich sind einzelne Bilder und Vergleiche von Vapäi Bahäi

genuin uigurisch, so das Bild des Himmels, den man durch das Rauchloch (uig.

tüylük) eines Zeltes erbhckt (Z. 123), Ob jedoch alle Bilder, die Tekin auf

Seite 33 nennt, uigurischen Ursprungs sind, ist fraglich. W. Eberhard ver-

' Die Vorarbeiten von R. R. Arat hat Tekin nicht einsehen können (S. 15).

Sie befmden sich jetzt im Besitz von Dr. 0. Sertkaya (Istanbul), der sie in

naher Zukunft veröffentlichen wül.

2 M. Shögaito: Uigurugo shahon. Daiei-hakubutsukan-zö Or. 8212-108 ni

tsuite. In: Töyö gakuhö (Tökyö) 58, 1-2 (Shöwa 51 nen/1976), 01-037.

3 Sir G. Clauson: An Etymological Dietionary of Pre-Thirteenth-Century Turküh. Oxford 1972.

* K. Röhrborn: Uigurisches Wörterbuch. Sprachmaterial der vorislamischen Texte aus Zentralasien. Lief 1-3. Wiesbaden 1977-1981.

^ Drevnetjurkskij slm>ar'. Leningrad 1969. (Akademija Nauk SSSR. Institut Jazykoznanija.)

" Zu dieser Frage vgl.: A. v. Gabain: Historisches aus den Turfan-Hand¬

schriften. In: AOH 32 (1970), S. 113-124. H. W. Bailey: Ttaugara. In: BSOAS 8 (1936), p. 883-917. Clauson (s. Anm. 3), p. 959b-960a.

' Gabain, op.cit. S. 119-120.

(19)

154 Bucherbesprechungen

mutet ein chinesisches Vorbild beim Bild des Cakravartin, der sich im Traum in

eine Ameise verwandelt*. Das Werk Vapäi Bahäis, welches keine philoso¬

phischen Höhen erklimmt, hingegen von Inhaltsarmut und Bilderreichtum ge¬

prägt ist, ist ohne Zweifel unter didaktischen Gesichtspunkten konzipiert worden. Vielleicht handelt es sich um eine Laienunterweisung, die von gelehr¬

ten Mönchen verlesen wurde.

Die Art der Transliteration „ist von den Iranisten übemommen worden"

(S. 13), d.h. wir haben es mit einer Umschrift zu tun, die praktisch der des Sogdischen gleich ist. Tekin hat an anderer Stelle ausführlich seine Begrün¬

dungen fur diese neue Transliteration des Uigurischen dargelegt^, Rez. möchte jedoch die Frage stellen, ob nicht unsere Kenntnisse der Sprachgeschichte des

Türkischen doch mehr Lesungen sichem können, als Tekin meint. Viele

Lesungen werden zudem durch türkische Brähmi-Texte bestätigt. Ein konse¬

quentes Transhterieren scheint notwendig zur Folge zu haben, daß den Fragen der Transkription nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt wird. Nur so ist es zu erklären, daß Tekin bei der Transkription des Titels des Textes von Vapäi Bahäi oqüdaii liest, aber zweifellos uqitdaöi (d.h. ukitda6i) meint (vgl. oben).

Rez. möchte zudem zu bedenken geben, daß auch eine Transliteration der vorlie¬

genden Art der Interpretation unterliegt. Gerade bei der Umschrift einer

Kursive, in der manche Buchstaben nicht unterschieden werden, ist dies der

Fall. So liest Tekin k'n (Z. 79, 80), wo doch klärlich krq (d. h. gr{a)h, skr. graha 'Planet') zu lesen ist. Konsequenterweise müßte hier z.B. k^" transhteriert werden.

Eine philologische Besonderheit des Textes stellen die vielen Kanjis dar. Auf

Gmnd einiger Indizien (Suffigiemng der Kanjis, Alliteration) legt Tekin

ausfuhrlich und überzeugend dar, daß es sich um Ideogramme handelt, die

türkisch ausgesprochen wurden (S. 69-75). Tekin transliteriert die chines.

Ideogramme mit Großbuchstaben, also analog der Transliteration von

aramäischen Ideogrammen im Sogdischen. Dabei legt er die „moderne

Mandarinaussprache" zugmnde. Eine Übersicht über alle Kanjis des Textes mit ihrer „alten Aussprache" (nach B. Karloren: Grammata Serica Recensa. Stock¬

holm 1957) sowie ihren uig. Entsprechungen gibt Tekin auf den Seiten 73-75.

Zu S. 70 sei noch bemerkt, daß jetzt auch Texte bekannt sind, in denen einzelne

Wörter oder Junkturen in Brähmi-Schrift geschrieben sind, ein Gegenstück zu

den Kanjis des TEKiN'schen Textes.

Tekins Übersetzung liest sich flüssig, hält an manchen Stellen einer Überprü¬

fung jedoch nicht stand. Gmndsätzlich wäre zu wünschen, daß alle fraglichen

Stellen auch als solche kennthch gemacht werden. In Zeile 350 etwa ist oza

adverbiell zu bardaöilar und muß mit „die früher Hinausgehenden" übersetzt werden, damit die Materie verständlich wird. Zu den Z. 381-3 möchte der Rez.

* W. Eberhard: Bemerkungen zum uigurischen Text des Surahgama Sütra. In:

W. Eberhard: CMtm und seine, westlichen Nachbam. Beiträge zur mittelalter¬

lichen und neueren Geschichte Zentralasiens. Darmstadt 1978, S. 277-278.

Tekins Übersetzung des Ameisentraums (Z. 241-243) muß nach der bei Eber¬

hard (S. 277) angeliihrten Übersetzung Rahmatis korrigiert werden.

* §. Tekin: Maitrisimit nom bitig. Die uigurische Übersetzung eines Werkes der

buddhistischen Vaibhäsika-Schule. Berlin 1980. (Berliner Turfantexte IX.),

S. 12-13.

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