• Keine Ergebnisse gefunden

Das hat man dir getan? Vergiß es nicht, damit du es keinem andern tust!

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Das hat man dir getan? Vergiß es nicht, damit du es keinem andern tust!"

Copied!
4
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Einleitung

Das hat man dir getan?

Vergiß es nicht, damit du es keinem andern tust!

Was ich mir hier im wahrsten Sinne des Wortes von der Seele schreibe, dient nur dem Zweck, wahrheitsgetreu meine persönlichen Erlebnisse während meiner Gefangenschaft unter dem Hitler-Regime festzuhalten.

Erich Kästner sagt: „Das Gedächtnis ist wie ein Netz, durch das kleine und größere Fische entschlüpfen.“ Das stimmt!

Es ist nicht alles im Gedächtnis haften geblieben, denn der Eindrücke waren zu viele und das Schicksal jeder einzelnen Gefangenen allein wür- de ein dickes Buch füllen. Denn: Wer zählt die vergossenen Tränen? Ein Meer! Wer zählt die elternlosen Kinder, die kin derlosen Eltern, die Krüppel und Siechen für den Rest ihres Lebens? Ein Heer!

Wenn ich – was höchst selten vorkommt – über die KZ-Zeit befragt werde, gebe ich zurückhaltende Antworten, weil ich mich des Gefühls nicht erwehren kann, daß man mir nicht glaubt oder annimmt, ich über- treibe. Ich sage aber – kein Buch, kein Film, nichts kann alles das schil- dern, was sich hinter dem Stacheldraht der SS zugetragen hat. Die Zahl der zu Tode Gemarterten, Vergasten, an tückischen Krankheiten oder Experimenten zu Grunde gegangenen Menschen allein im Frauenkon- zentrationslager Ravensbrück beträgt 92.000.1 Was haben diese 92.000 an körperlichen und seelischen Qualen gelitten, bis der erlösende Tod eintrat?

(2)

16 Erinnerungen von Carmella Flöck

Gewisse Kreise wollen es nicht wahrhaben, was im „Kerker Deutsch- land“ zur Zeit des „Tausendjährigen Reiches“ geschehen ist, und sind der Ansicht, es könne nicht so furchtbar gewesen sein, denn sie leben ja noch!

Aber wie viele?

Nicht alle Soldaten sind gefallen, die in den Krieg ziehen mußten, nicht jeder wurde verwundet, nicht jeder wurde zum Krüppel geschossen, vie- le sind heimgekehrt. Aber wie viele?

Es gibt viele Bücher und Broschüren über die Konzentrationslager, je- doch kenne ich nur eine über das Frauenkonzentrationslager Ravens- brück. Diese Broschüre betitelt sich: „Die Frauen von Ravensbrück“, her- ausgegeben vom Komitee der Antifaschistischen Widerstandskämpfer in der Deutschen Demokratischen Republik, erschienen im Kongress- Verlag Berlin 1960.

Sieht man von der kommunistischen und teils haßerfüllten Tendenz ab, so muß man den Verfassern zugestehen, daß sie die Wahrheit über Ra- vensbrück berichten. Es standen ihnen auch authentische Quellen zur Verfügung. Eine nähere Beschreibung des Konzentrationslagers und seiner Verwaltung kann ich mir ersparen, denn darüber gibt die Bro- schüre Aufschluß.

(3)

Wie ich zu einer Widerstandsbewegung kam

Bis zum März 1938 war ich zwei Jahre lang Mitglied der VF (Vater- ländische Front) und Zellenleiterin. Mir war die Anichstraße zugeteilt.

In der Ortsgruppenleitung lernte ich Ing. August Skladal kennen.

Im Herbst 1939 traf ich mittags auf meinem Heimweg des öfteren Ing.

Skladal und eines Tages bat er mich, abends, nach Geschäftsschluß und wenn seine Angestellten den Betrieb verlassen hätten, in sein Büro zu kommen. Unsere Gespräche drehten sich um die bittere Enttäuschung, die uns der März 1938 brachte, wir tauschten Informationen aus und die Nachrichten von Auslandssendern.

Ing. August Skladal um 1948.

(4)

18 Erinnerungen von Carmella Flöck

Erst anfangs 1940 sprach Skladal davon, daß wir Gleichgesinnte zusam- menbringen sollten, damit man wüßte, auf wen man sich verlassen kön- ne, wenn der Krieg verloren sei und die Nazis ausgespielt hätten.

Und so kam es, daß ich bei einer Widerstandsbewegung mittat. Meine Tätigkeit bestand darin, Skladal hundertprozentige Anti-Natio- nalsozialisten und vaterlandstreue Österreicher zuzuführen, die gewillt waren, mit der Waffe in der Hand und dem Einsatz ihres Lebens für Österreich sich bereitzuhalten.

Durch meine jahrelange berufliche Tätigkeit in der Katholischen Arbei- terbewegung kannte ich solche Leute und nahm wieder Verbindung zu ihnen auf. Auch meine zwei Vettern aus Wattens waren darunter. Von diesen wußte ich, daß sie und andere Angehörige der ehemaligen Hei- matwehr Waffen versteckt hielten, die sie notfalls in den Dienst der Wi- derstandsbewegung stellen würden. Bei den Besprechungen der Männer war ich nie dabei.

Im Oktober 1942 flog die Gruppe in Wattens durch Verrat auf, die – gottlob – verhältnismäßig klein war, sodaß außerhalb von Wattens, bis auf Skladal und mich, niemand verhaftet werden konnte.

Ruppert und Alois Schmidt, die Cousins von Carmella Flöck aus Wattens, um 1948.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Interessanterweise kann die Auseinandersetzung mit dem Thema Stress und Stressbewältigung zu beidem führen, nämlich sowohl zu einer spürbaren Verbesserung der vom Patienten

Ziel dieser Arbeit ist es, den Diskurs über den Gebrauch evaluativer Methoden in der Mediation zu entdämonisieren und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Evaluation in

Thomä und das Presbyterium ließen sich jedoch nicht unter Druck setzen, sondern schrie- ben zurück, dass eine Verfiigung des Konsistoriums ihnen nicht bekannt

Wilms: Ich war gut zwei Wochen wieder zu Hause, da habe ich gemerkt, dass sich mein Mann mehr und mehr aus der Hausarbeit zurückzieht.. Ich habe registriert, dass wieder mehr

Unter der Volkskrankheit Nummer eins, wie Rheuma häufig bezeichnet wird, lei- den nicht nur alte Menschen, auch Kinder und junge Men- schen sind betroffen.. Text und Bild:

Diese einleitende Auseinandersetzung mit den Fotos führt sie zu dem Menschen und „seinem“/“ihrem“ Interview (siehe DVD 1), mit dem sie sich nun weiter auseinandersetzen

Unabsichtlich, weil er ein Tier zertritt; mittelbar, wenn er pflanzliche Nahrung aus monokultu- rellem Anbau zu sich nimmt, in dem Vögel, Feldtiere, Insekten nicht über-

Ich habe mich damals und auch später, als ich wieder in Deutschland war, und noch viel später, als es mich in die Politik verschlagen hatte, immer wieder an diesen Jeff