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Nachruf für Prof. em. Dr. med. habil. Wolfgang Reuter

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Nachruf für

Prof. em. Dr. med.

habil. Wolfgang Reuter

* 19.02.1938 ✝ 15.06.2014 Dieser Nachruf beginnt wie viele seiner Art: Unfassbar! Vor wenigen Wochen noch in ein anregendes Gespräch mit Prof. Dr. med. habil.

Wolfgang Reuter vertieft, erreichte mich gestern die Nachricht von sei- nem Unfalltod.

Bereits vor wenigen Monaten warf eine schwere Krankheit erste Schat- ten auf das in früheren Jahren so erfüllte Leben von Prof. Dr. Reuter. Es mutet dabei wie eine boshafte Ironie des Schicksals an, dass diesen von mir überaus hochgeschätzten Lehrer und Arzt ausgerechnet eine Krank- heit ereilte, für dessen Prophylaxe er den Großteil seines beruflichen Le - bens hingab.

Prof. Dr. Reuter war ein Leipziger Urgestein. 1938 dort geboren, stu- dierte er in seiner Heimatstadt von 1956 bis 1962 Medizin. Entspre- chend den damaligen Gepflogenhei- ten absolvierte er Pflichtassistenz und allgemeinpraktisches Jahr in Teterow, um danach – ohne Unter-

brechung bis zur Emeritierung – sei- ner „Alma mater lipsiensis“ die Treue zu halten. Habilitation und Ernennung zum Oberarzt erfolgten 1978/79. Doch dauerte es trotz klini- schen und wissenschaftlichen Fleißes bis 1992, ehe die neuen politischen Umstände dem Parteilosen die ver- diente C3-Professur ermöglichten (Innere Medizin/Gerontologie). In der Tradition namhafter Leipziger Geron- tologen wie Max Bürger oder Werner Ries konnte er das Fachgebiet vor und nach der Wende in Leipzig und Sachsen fortführen und weiterentwi- ckeln.

Sein wissenschaftliches Interesse galt nicht allein der Gerontologie. In noch stärkerem Maße prägte der Name Reuter die Lipidologie West- sachsens. In einer Phase, in der Sta- tine und andere Lipidsenker den deutschen Markt eroberten, begrün- dete er seinen guten Ruf unter Leip-

zigs Hausärzten durch unermüdliche Fortbildungsaktivitäten, Spezialsprech- stunden, Einführung der Lipidaphe- rese und wissenschaftliche Tätigkeit auf diesem Gebiet.

Doch erinnern wir uns nicht nur an den Wissenschaftler, sondern vor allem an den Hochschullehrer Prof.

Dr. Reuter. Über viele Jahre hinweg hielt er innerhalb der klinischen Medizin die meisten Vorlesungen an der Universität Leipzig und prägte allein schon durch deren Quantität mehrere Leipziger Medizinergenera- tionen. In seinem berühmten „Klopf- kurs“ im 5. Semester brachte er uns beharrlich die Grundlagen medizini- scher Untersuchungstechniken bei.

Höhepunkt seiner Vortragsreihe waren die schon berühmten „Wil- helm-Busch-Vorlesungen“ in der Vor- weihnachtszeit. Gepaart mit Witz, Ironie, Begeisterung und passender Kostümierung brachte er deutsche Kultur in den Hörsaal! Prof. Dr. Reu- ter ist noch heute bei den Leipziger Absolventen beliebt und bekannt wie ein „bunter Hund“. Und in Zei- ten, in denen patientenferne appa- rative Untersuchungen wichtiger geworden sind als die manuellen und mentalen Basisfähigkeiten eines Arztes, wünschte ich mir wenigstens einen solch engagierten Hochschul- lehrer in jeder deutschen Universi- tätsklinik! Dass Prof. Dr. Reuter seit den 90er-Jahren – übrigens auf Wunsch der Studenten – auch noch als Studiendekan tätig war, stellte die unmittelbare Konsequenz seines

Wirkens dar. Ich erinnere mich noch gut an sein Bemühen nach der Wende, frisch berufene Professoren an ihren ureigensten Arbeitsplatz – den Hörsaalkatheder – zu zwingen.

Zu oft hatte das Forschen in den Köpfen mancher Kollegen den Vor- rang vor dem Lehren gewonnen.

Dass an einer Universitätsklinik auch Patientenbetreuung und Ausbildung zukünftiger Medizinerkollegen unab- dingbar sind, wurde zu seinem Leid- wesen zu oft vergessen.

In der Sächsischen Landesärztekam- mer arbeitete Prof. Dr. Reuter im Ausschuss „Ärztliche Ausbildung“

von 1999 bis 2002 aktiv mit.

Was bleibt, sind meine persönlichen Erinnerungen an Prof. Dr. Reuter. Er wurde mit Studienbeginn mein Seminargruppenberater, später mein Diplom- und Doktorvater. Er hatte Zeit für mich und für fast 100 junge Mitarbeiter, die ähnliche Ziele anstrebten, auch. Während meiner elf Arbeitsjahre an der Universitäts- klinik Leipzig war er mein erster und dann später auch letzter Chef. Er forschte mit mir und war zudem jede Woche mehrmals als Oberarzt am Krankenbett – auch als die Zeit dafür immer knapper bemessen wurde.

Prof. Dr. Reuter war nie bequem und doch unkompliziert. Er konnte so - wohl mit seiner Offenheit als auch Ernsthaftigkeit anstecken. Sein väter- liches Wesen strahlte menschliche Wärme aus. Und das ungeachtet sei- ner schweren persönlichen Schick- salsschläge!

Ich bin ihm unendlich dankbar für die Prägung, die ich durch ihn erfah- ren habe, und ich bin mir sicher, dass es vielen Kolleginnen und Kollegen, die ihn kannten, ähnlich ergeht.

Etwas vom Reuterschen Geist habe ich in meine neue Heimat mitge- nommen. Er wirkt in meiner und hoffentlich auch in der Arbeit zahl- reicher Kollegen fort.

So hat sich das Leben von Prof. Wolf- gang Reuter erfüllt. Und das würde ihn sicher mit Stolz und tiefer innerer Freude erfüllen.

Dr. med. Holger Beykirch Löbau/Zittau

Personalia

368 Ärzteblatt Sachsen 9 / 2014

© Beykirch

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