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Fischfang mit dem Licht. Flußpferdjagd mit der "Hansa". Der Uralte der Gewässer. Dr.

Bolten in Lebensgefahr. Heuschreckengenüsse und Hippopotamusbraten. Der Nashornvogel. Naturwissenschaftliche Beschäftigungen an Bord.

Nichts vergißt sich schneller als Mühe und Gefahr, nachdem beide glücklich überstanden sind. Kaum waren die mitgebrachten Insekten und Pflanzen in die verschiedenen Sammlungen gehörig eingereiht und Geist und Körper durch etwas Ruhe neu gestärkt, als sich die Knaben auch schon nach weiteren Abenteuern umsahen. Zehn Tage lang mußte das Schiff noch vor dem Hafen von Lagos liegen, um dort seine Ladung Palmöl einzunehmen. Diese ganze kostbare Zeit konnte man unmöglich an Bord verbringen und eben so wenig in der Umgebung von Lagos, die nur aus Busch und Flachland besteht und außer dem Krokodil kein jagdbares Wild mehr aufweist.

"Wir wollen das Schleppnetz auswerfen," entschied Holm. "Heute abend nach Eintritt der Dunkelheit sollt ihr ein nie gesehenes Schauspiel erleben, den Fischfang vermittelst einer großen Laterne, die das Meer in einer Tiefe von etwa fünfzehn Metern weit umher erhellt und von allen Seiten die neugierigen Bewohner desselben herbeilockt. Morgen machen wir dann vielleicht bei günstigem Wetter mit dem kleinen Bugsierdampfer "Hansa", der uns des Sonntags wegen von seinen Eigentümern zur Benutzung überlassen werden kann, eine Fahrt stromauf in das Innere hinein. Ich möchte ein paar Flußpferde schießen oder harpunieren."

"Wenn wir ein Junges fangen und nach Hamburg bringen könnten!" rief Franz.

"Das wird uns nicht so leicht gelingen," antwortete Holm, "denn die Flußpferde sind äußerst scheu und dabei im gereizten Zustande sehr gefährlich. Außerdem macht der Transport des lebenden Tieres große Schwierigkeiten."

"Einerlei," riefen die Knaben. "Auf dem Dampfer befinden wir uns überdies auch in voller Sicherheit. Ist es gewiß, daß wir ihn benutzen dürfen?"

"Ganz gewiß, ich habe heute morgen mit dem Kapitän gesprochen. Nun aber laßt uns das Schleppnetz herrichten,"

Die Kiste wurde geöffnet und das aus Hamburg mitgebrachte Netz hervorgeholt. Im bedeutenden Umkreis mehrere eiserne Ketten, die den Mittelpunkt bildeten, einrahmend, war es ein großes, starkes Fischernetz aus Flechtwerk, das flach auf das

Wasser gelegt wurde, und von dessen Zentrum die Lampe herabhing, natürlich vom Bord des Schiffes mittels eines starken hölzernen Hebebaumes in ihrer richtigen Stellung erhalten. Über den betörten, durch eigene Neugier verlockten Fischen mußte sich das Netz sehr leicht zusammenziehen und oben an den Ketten befestigen lassen. Die Lampe selbst war ganz aus Schiffsglas, sehr groß und für vier starke Wachslichter bestimmt; sie hatte am oberen Ende einen wasserdichten Schraubenverschluß, während ihr durch Schläuche Luft zugeführt wurde. Ohne die Lampe folgt ein solches Schleppnetz dem Laufe des Schiffes und wird von Zeit zu Zeit seiner Gefangenen entledigt, mit derselben kann es natürlich nur gebraucht werden, wenn das Fahrzeug völlig still liegt.

Als bei hellem Mondschein und durchaus ruhigem Wetter die Lichter entzündet waren, sammelte sich die ganze Besatzung auf dem Verdeck, und alles sah gespannten Blickes hinab in die Tiefe. Müde von der schweren Arbeit des Tages, nachdem die Ölspuren einigermaßen beseitigt und die Rationen verteilt waren, pflegten jetzt diese lebensfrohen, an Leib und Seele gesunden jungen Leute der Ruhe, indem sie ihren Gedanken nachhingen und müßig die kühlere Nachtluft einatmeten. Einer von ihnen spielte Harmonika, deutsche Weisen klangen über das Wasser hin, und deutsches, gemütliches Beieinander verwischte den Unterschied von Stand und Rang. Wo Hunderte von Meilen zwischen dem Menschen und seiner Heimat liegen, da schließt er sich fester an die Nächsten, da bildet er in weiter Ferne mit dem Genossen der unsicheren Fahrt nur mehr eine einzige, große Familie. Weitab schimmerten die Lichter der Stadt, zuweilen klang von anderen Schiffen her Gesang und Rufen, sonst war alles still, alles dunkel, – nur da unten regte sich mehr und mehr das geheimnisvolle Leben der Tiefe.

Im Umkreis von zehn Schritten hell beleuchtet, bildete das Wasser den Tummelplatz ungezählter Fische und anderer Geschöpfe. Was nie an der Oberfläche erschien, sich nie dem Menschenauge am hellen Tage preisgab, das schwamm jetzt vorsichtig herbei, um den ungewohnten Anblick des Lichtes aus der Nähe zu genießen. Rundlich und platt, größer und kleiner, bald zierlich schlank, bald von außerordentlicher Häßlichkeit, so scharte sich's um den kleinen, hellbeleuchteten Glaspalast da unten in der Tiefe.

Zitternde Strahlen umgaben den Mittelpunkt, halbverwischt spiegelten sich Mond und Sterne, und lautlos glitt und krabbelte es in dem beweglichen Element. Zwischen Felsspitzen, deren höchste Ausläufer vielleicht bis zu sechs Metern unter dem Schiffskiel heraufragten, öffnete sich eine Art von Tal, das unzählige lebende Geschöpfe und Organismen bewohnten. Große Einsiedlerkrebse, die sich im heftigsten Kampfe befanden, kleine mit dem Schneckenhause, in dem sie leben, Ringelwürmer, Wasserspinnen, dazwischen die zierlichen Seesterne, Muscheln und Schnecken ohne Zahl – so bevölkerte es, sich mit tausend Gliedern regend, aufgeschreckt durch die plötzliche ungewohnte Helle, den Grund, während weiter oben in den Strahlen der Lampe die verschiedensten Fische herbeieilten.

"Sieh diesen!" rief Franz, "er will das Licht verschlingen!"

Ein lautes Gelächter aller Zuschauer begleitete das komische Gebaren des Fisches. In

Kugelform, scheinbar ohne Kopf, häßlich und plump schoß er heran und ebenso schnell wieder zurück, wenn sich die Nase an der Glaswand stieß. Seine Sprünge im Wasser, sein halb keckes, halb furchtsames Vorgehen erregten immer aufs neue die Heiterkeit der Versammelten, dennoch aber konnten sie ihre Aufmerksamkeit nicht diesem, dem Kofferfisch allein zuwenden. Der anderthalb Meter lange und dabei nur daumsdicke fliegende Drache mit Fledermausflügeln, der Drachenkopf mit seinem häßlichen Gesicht und hahnenkammartigen Flossen, der Flughahn mit förmlichen Flügeln, der Seeskorpion mit Hörnern auf dem Kopfe, der Seehase mit breitem Maul und großen Kuhaugen, alle drängten sie sich herbei, um zu staunen.

"Wollen wir nicht jetzt das Netz heraufziehen?" fragte Hans.

"Noch nicht," wehrte Holm. "Es müssen ein paar Größere mit hinein."

"Rochen, nicht wahr, Doktor? Ich habe gerade die längste Art hier zahlreich vertreten gefunden."

"Ah! – da ist schon einer und zwar ein stattlicher Kerl, ein Hairoche von drei Meter Länge! – Und dort noch einer. Nun gibt es Krieg."

Von zwei Seiten näherten sich die ungeschlachten Tiere mit scheibenförmigem Körper und kaum erkennbarem Kopfe, an dem sich Mund und Kiemenspalten unten, und Augen und Spritzlöcher oben befinden. Die stachlichten Schwänze peitschten das Wasser, die Augen funkelten raublustig; so viel Beute auf einen Schlag, das mochten sie nie erlebt haben.

"Der kleine mit dem kreisrunden Körper ist ein Zitterroche!" rief Holm. "Nun gebt acht, was folgen wird!"

Wirklich schossen auch die beiden großen Fische auf einander zu und begannen sogleich einen erbitterten Kampf. Sich von der Seite her begegnend, versetzten sie einer dem andern die kräftigsten Schwanzschläge, bis endlich der Zitterroche Gelegenheit fand, seinem Gegner einen elektrischen Schlag beizubringen und dadurch den Streit zu entscheiden. Völlig betäubt fiel der Hairoche auf den Grund des Netzes zurück. Die kleineren Fische hatten unterdessen versucht, nach allen Richtungen zu entfliehen;

einigen gelang dies auch, die meisten wurden freilich durch das zur rechten Zeit emporgehobene Netz erfolgreich am Entweichen verhindert, und als endlich mit Hilfe mehrerer Matrosen das ganze schwere Netz an Bord geholt war, da zappelte in den Maschen desselben noch eine hübsche Anzahl von Flossenträgern; der kecke Kofferfisch, der arme Geselle, sogar im Maule des Zitterrochens, halbzerquetscht und ängstlich schwanzschlagend wie sein Besieger selbst.

"Das war ein reicher Fang!" rief Holm. "Besonders die Rochen sind ihres Fleisches wegen viel wert, ebenso die meisten kleineren Fische um ihrer Seltenheit willen. Wenn wir sie

aus der Nähe besehen haben, mögen sie weiterschwimmen."

Und so geschah es. Verschiedene gewöhnliche Arten wanderten in die Schiffsküche, während man jene ungenießbaren Fremdlinge der Tiefe barmherzig verschonte und nur einige besonders wertvolle Exemplare zum Ausstopfen vorbereitete.

Der Zitterrochen wurde geschlachtet, um morgen den Mittagstisch in der Kajütte auszustatten. Den gänzlich betäubten Hairochen legte man in die große Deckwaschbalje, um zu beobachten, wann das Leben zurückkehren werde, und nachdem nun in dieser Weise der Fang besorgt war, sprach Holm noch über das Fischgeschlecht im allgemeinen einige belehrende Worte, daß es nämlich nicht weniger als achttausend lebende Arten gibt, daß die meisten davon eßbar sind, und daß nur wenige giftige Gattungen bekannt sind. "Wir werden Schleppnetz und Lampe im großen Ozean erst eigentlich zur Verwendung bringen," schloß er, "und dort jene interessanten Geschöpfe kennen lernen, die zwischen dem Pflanzen- und Tierreich gleichsam einen Übergang bilden, die Quallen in unzähligen Formen die Korallen und Schwämme, – das alles hat da seine wahre Heimat. Ebenso habe ich für seichte und vor den Haien geschützte Buchten auch einen Taucherapparat mitgenommen. Gewiß sind mehrere unter Ihnen, die sich auf die Anwendung desselben verstehen?" fragte er die Matrosen.

Ein mehrstimmiges "Ich, Herr!" beantwortete diesen Satz, und der alte Steuermann fügte sogar bei, daß auf den Inseln des Stillen Ozeans jeder Mann ein geborner Taucher sei.

"Ich habe oft gesehen, wie sie sich dem auf dem Grunde der Bucht behaglich liegenden Hai im Fluge nähern und ihn mit einem Stock oder wohl gar mit der ausgestreckten Hand zum Zorn reizen, damit er an die Oberfläche kommen und sich harpunieren lassen möge," sagte er.

"Essen denn diese Menschen das Raubtier?" fragten erstaunt die Knaben.

"O, das essen auch wohl noch andere," meinte der Alte. "Ich habe manchen Hai mit eingefangen und verzehrt, namentlich bei langen Reisen, wo das Trinkwasser faul und das Fleisch knapp wurde. Da nimmt es der hungrige Magen nicht so genau."

"Aber wenn nun der Hai vielleicht am Tage zuvor einen Menschen gefressen hatte," rief voll Entsetzen Franz.

"Das mag häufig genug vorgekommen sein, mein Junge. Früher gab es aber auf Schiffen kein Fleisch in luftdichten Blechdosen, wie jetzt, kein eingemachtes Gemüse und keinen Apparat, um das Salzwasser genießbar zu machen, – die Naturwissenschaften haben in den letzten fünfzehn Jahren das Los der Seeleute zu einem vollständig anderen, besseren umgeschaffen."

"Und wir sind Naturforscher!" rief Hans.

Alles lachte. Der Abend war so schön und die Gemüter so angeregt, daß man an diesem

Tage später als sonst die enge, heiße Koje aufsuchte. Früh morgens brachte ein Boot die beiden Knaben mit Holm und ihrem Erzieher sowie einer Anzahl Matrosen von der

"Hammonia" an Bord des kleinen Bugsierdampfers "Hansa", der vor Lagos liegt und die größeren Schiffe über die den Eingang sperrende Barre hinüberschleppt. Des Sonntags wegen war er von den hamburgischen Reedern, denen er gehörte, den jungen Söhnen ihrer Vaterstadt gern zur Verfügung gestellt worden, und so dampfte man denn nach kurzer Küstenfahrt lustig in den stark bewegten Strom hinein. Wahre Riesenstämme erhoben sich zur Rechten und Linken. Mangrovengebüsche drängten sich zuweilen bis weit in das Fahrwasser vor und ein vielgestaltiges Tierleben begann die Ufer zu schmücken.

"Zuerst beseht euch die Mangroven," ermahnte Holm. "Sie werden nur in den Tropen getroffen und sind immer grün; gerade diese Baumgattung ist es, die an der afrikanischen Küste das Landen so sehr erschwert. Jeder Busch bildet für sich ein kleines Wäldchen."

"Wie langes Haar hängt es von den Zweigen herab!" rief Franz.

"Das sind die Wurzelfasern. Jede einzelne treibt, sobald sie den Schlamm berührt, neue Schößlinge und wächst, selbst noch zum Mutterstamme gehörig, wieder als faserbildender Busch empor, Dadurch entstehen die gefährlichen tropischen Sümpfe, welche, weder Land noch Wasser, pestartige Dünste aushauchen und den wilden Tieren als Aufenthalt dienen. Unter und zwischen den engverbundenen Stämmen bilden sich ganze Moräste sowohl als auch Grasflächen."

Immer dichter und üppiger wurde das Gewirre. Schlanke Stechpalmen ragten daraus hervor, himmelhohe Farne wiegten sich im Wind, und ungezählte Blumen durchflochten das Ganze. Auf den Wipfeln der Bäume nisteten zu ganzen Scharen Fischaare und Eisvögel, im Gras unter denselben lagen Wasserböcke, Rohrböcke und Buschböcke.

Andere wilde Tiere zeigten sich nicht, nur einmal ein Leopard, der aber schleunigst das Weite suchte. Der Strom wurde zuletzt immer schmäler und mündete in einen See, von welchem mehrere Arme in verschiedene Richtungen ausliefen. Einen davon bezeichnete der Kapitän des Dampfers als den Hauptaufenthalt der vielen in dieser Gegend lebenden Flußpferde. "Sie stecken im Schilf," sagte er, "und betreten am Tage nur selten das Ufer.

Man hört sie wie Ochsen brüllen und sieht sie das Wasser aufblasen, aber ganz nahe kommt man ihnen fast nie."

Das größte Boot wurde nun ausgesetzt und bemannt, unsere Jäger nahmen Platz und fort ging es in den schmalen Flußarm, mitten in das Herz der grünen Wildnis hinein. Die Ruderer mußten natürlich oft mit den Rudern gegen das Schilf stoßen, mußten die Mangrovenfasern zurückschlagen oder durch natürliche Laubgänge fahren, sie hielten zuweilen auf Holms Bitte gänzlich an und entdeckten auch selbst an manchen Stellen Neues und Schönes, das erst besehen wurde. Hier ein Dorf oder eine Kolonie der kleinen fleißigen Webervögel, die ihre Nester aus Halmen glockenförmig und enggedrängt neben einander unter die Baumzweige hängen, dort Nashornvögel in der ganzen Pracht ihrer

Farben und etwas weiter hin Herden gefleckter scheuer Antilopen. Wohin das Auge traf, begegnete ihm Schönheit, lockte der Zauber des Waldes zum Ausruhen, zum Genießen, – nur die gewünschten Flußpferde zeigten sich nicht.

Plötzlich – horch! unter den Mangroven zur Linken regte sich's. Das Wasser kräuselte, die Zweige rauschten, und einige kleine Vögel flogen erschreckt davon, dann wurde wieder alles still. Die Reisenden sahen einander an. "Was war das?"

"Vorsichtig!" ermahnte Doktor Bolten. "Jede Art gefährlicher Raubtiere lebt hier herum"

"Aber in das Boot hinein kann keines kommen. Ich will einmal nachsehen, was sich da bewegte!"

Und Franz fuhr mit dem Ruder in die Gebüsche hinein. Ein Pistolenschuß, den Holm abfeuerte, begleitete diese energische Nachforschung, aber der Erfolg war anders, als man es erwartete. Ein Schrei aus Menschenkehlen durchzitterte die Luft, ein schwarzes Gesicht, bis an den Mund im Schilf verborgen, sah mit dem Ausdruck der Todesangst zu den Weißen hinüber, während gleichzeitig ein Boot mit etwa zehn Negern an dem der Europäer vorbei daß Weite zu gewinnen suchte. Kaum sahen aber die Schwarzen den in bedeutender Entfernung quer vor den Flußarm liegenden Dampfer, als sie mutlos die Ruder sinken ließen und sich hockend im Kahn zusammendrängten. Die Feuerwaffen schienen ihnen den entsetzlichsten Schreck eingeflößt zu haben.

Erst jetzt entdeckte man, daß der im Schilf stehende Schwarze mittels eines Riemens aus Wurzelfasern am Boot befestigt war. Zwischen seinem Körper und dem Fahrzeug befand sich eine Schnur von etwa sechs Meter Länge.

Die Weißen sahen einander an. Was mochte das zu bedeuten haben? – "Versteht keiner unter Ihnen die Sprache dieser Leute?" fragte Doktor Bolten die Matrosen.

"Ein paar Worte kann ich schon," meinte einer, "aber viel ist es nicht. Wir müssen die Mohrenkerle zutraulich machen."

Er nahm aus dem Vorratskasten eine Branntweinflasche und trank etwas von dem Inhalt derselben, dann reichte er sie den Schwarzen hinüber. "Prosit, ihr Affengesichter! Nun laß dir's wohlschmecken, altes Haus."

Der Mund des Negers verzog sich von einem Ohr zum anderen. Ein Schnalzen mit der Zunge, ein Schlagen beider Hände auf die Kniee bewies nur allzu deutlich, daß er das Feuerwasser der Weißen nicht erst in dieser Stunde kennen lernte. Die Flasche nehmen und sie an die Lippen setzen war eins.

Und nun schien der Bann gebrochen. Die Neger, offenbar auf der untersten menschlichen Bildungsstufe stehend, duldeten es, daß sich das Boot der Weißen seitlängs legte, und daß der Matrose, welcher ihre Sprache verstand, einige Fragen stellte, besonders weshalb

denn einer unter ihnen neben dem Fahrzeug her schwimmen müsse.

Die Wilden kamen, nachdem sie etwas zutraulicher geworden, hinüber in das andere Fahrzeug, sie betasteten jeden Gegenstand mit alleiniger Ausnahme der Gewehre, denen sie einen heillosen Respekt entgegen zu bringen schienen, sie ließen sich mit Entzücken Knöpfe, Münzen und sonstige Kleinigkeiten schenken, flüchteten aber vor einer Spieluhr, welche Franz heimlich aufzog und ihnen zeigte, bis in den fernsten Winkel ihres eigenen Bootes hinüber. Erst als sich in ziemlicher Nähe ein lautes, langgezogenes Brüllen hören ließ, griffen sie schleunigst zu ihren Harpunen; der Schwimmende sprang schnellstens in das Wasser zurück und binnen wenigen Minuten wäre die ganze Gesellschaft verschwunden gewesen, wenn sich nicht unterdessen der Matrose mit dem Häuptling derselben verständigt hätte.

"So ist die Geschichte!" rief er. "Na, dann spanne sich nur einer von euch schwarzen Teufeln vor unser Boot; wir nehmen's gar nicht übel, bedanken uns vielmehr ganz ergebenst, denn für uns wäre es durchaus kein Vergnügen, im Schlamm zu krabbeln, aber Flußpferde schießen wollten wir doch gern. Allons! Ihr seid waschecht, euch schadet das bißchen Schmutz nichts!"

Während dieser Rede hatte er durch einzelne Worte und durch Bewegungen die Neger dahin verständigt, daß sie auch die Führung des zweiten Bootes übernahmen. Seinen Reisegenossen dagegen setzte er auseinander, was ihm der Häuptling mitgeteilt. Die Schwarzen waren Flußpferdjäger und ihr Verfahren, um diese Tiere aufzutreiben, ein höchst eigentümliches. Der Schwimmer an der Leine reizt den im Uferschilf verborgenen oder gar auf dem Grunde liegenden Koloß zum Zorne, so daß er an die Oberfläche kommt und harpuniert werden kann. Die Jäger im Boote müssen dann aber mit vereinten Kräften den gefährlichen Widerstand des Tieres zu bewältigen suchen, so daß diese Jagd immer eine äußerst aufregende ist, namentlich da die hölzernen Waffen zwischen den Zähnen des Ungeheuers wie Strohhalme zerbrechen.

Ein zweiter Schwimmer spannte sich vor das Boot der Weißen, auch das Ruder ging in schwarze Hände über und schneller als vorher glitten, nachdem die gefürchtete Spieluhr unsichtbar geworden war, beide Fahrzeuge durch das Wasser dahin. Jenes dröhnende Gebrüll, das schon einmal die Aufmerksamkeit der Neger erregt hatte, tönte jetzt nahe und näher. Der Flußarm erweiterte sich, ganze Strecken von Schilf, bis zu halber Höhe überflutet, dehnten sich nach rechts und links und inmitten desselben lagerten an mehreren Stellen die Weibchen der Flußpferde mit ihren Jungen. Von Röhricht und Wasser verdeckt blinzelten sie mit den dummen Schweinsaugen schläfrig herüber, ohne indessen, da die Boote nicht in ihre unmittelbare Nähe kamen, sich aus der bequemen Stellung, die sie inne hatten, zu rühren. Keiner der beiden Schwimmer nahm von ihm die

Ein zweiter Schwimmer spannte sich vor das Boot der Weißen, auch das Ruder ging in schwarze Hände über und schneller als vorher glitten, nachdem die gefürchtete Spieluhr unsichtbar geworden war, beide Fahrzeuge durch das Wasser dahin. Jenes dröhnende Gebrüll, das schon einmal die Aufmerksamkeit der Neger erregt hatte, tönte jetzt nahe und näher. Der Flußarm erweiterte sich, ganze Strecken von Schilf, bis zu halber Höhe überflutet, dehnten sich nach rechts und links und inmitten desselben lagerten an mehreren Stellen die Weibchen der Flußpferde mit ihren Jungen. Von Röhricht und Wasser verdeckt blinzelten sie mit den dummen Schweinsaugen schläfrig herüber, ohne indessen, da die Boote nicht in ihre unmittelbare Nähe kamen, sich aus der bequemen Stellung, die sie inne hatten, zu rühren. Keiner der beiden Schwimmer nahm von ihm die