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Zusammenhang zwischen der Höhe des Rhodococcus equi-Antikörpertiters

5. Diskussion

5.1 Eigene Untersuchungen

5.2.3 Zusammenhang zwischen der Höhe des Rhodococcus equi-Antikörpertiters

Hyperimmunserumgabe

Bei der Beantwortung der Frage nach einem möglichen Zusammenhang zwischen dem Rhodococcus equi-Antikörpergehalt im Blut von Fohlen und einer Rhodococcus equi-Pneumonie traten einige Probleme ans Tageslicht. Während in allen bisherigen Studien, die Aussagen zu dieser Thematik machen, die Probanden künstlich infiziert wurden (ELLENBERGER et al., 1984b, MARTENS et al., 1989 und ANZAI et al., 1997), ließ sich der Infektionszeitpunkt im Rahmen der hier vorliegenden Feldstudie nicht eruieren. Ausgehend von den Ergebnissen von MARTENS et al. (1989), die bei zwölf Fohlen eine Rhodococcus equi-Pneumonie drei Wochen post infectionem durch röntgenologische Untersuchung der Lunge nachwiesen, und den Ergebnissen von ANZAI et al. (1997), die bei fünf Fohlen nur um den zehnten Tag post infectionem milde Röntgenbefunde fanden, beschränkte sich das Augenmerk dieser Studie auf die AK-Gehalte der drei Wochen vor Erkrankungsbeginn und am Tag der Erkrankung. Der Tag der Erkrankung wurde hier als der Zeitpunkt, an dem Lungenabszesse bei der sonographischen Untersuchung beobachtet wurden, definiert.

Des Weiteren war zu klären, welche Veränderungen am AK-Gehalt geprüft werden mussten. ELLENBERGER et al. (1984b) und ANZAI et al. (1997) berichteten von signifikanten Anstiegen der AK-Titer zwischen Tag 11 und 25 nach experimenteller Infektion. Allerdings waren die Gruppengrößen mit zehn bzw. fünf Tieren sehr klein.

Von den zehn Tieren aus der Studie von ELLENBERGER et al. (1984b) verblieben vier als Kontrolle und zeigten keine Ausschläge des AK-Titers, wobei keine absoluten Werte angegeben wurden. Sie kamen allerdings auch nicht mit dem Keim in Kontakt.

In einer weiteren Untersuchung an 15, auf natürlichem Wege an Rhodococcus equi erkrankter Fohlen fanden ELLENBERGER et al. (1984b) keinen Zusammenhang zwischen der Erkrankung und dem AK-Gehalt des Blutes, gaben jedoch auch hier keine absoluten Werte dieser Untersuchung an. Zu vergleichbaren Ergebnissen kam

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auch TRISKATIS (2004), die keinen signifikanten Unterschied im Rhodococcus equi-Antikörpertiter gesunder (0,66 OD) und erkrankter (0,55 OD) Fohlen ermittelte.

HIGUCHI et al. (1997 a) fanden bei 138 von 752 Fohlen verschiedener Gestüte, die Anzeichen einer Infektionskrankheit zeigten, Rhodococcus equi-Antikörpertiter von größer 0,3 OD und definierten diese als „Rhodokokkose verdächtig“. Der Nachweis einer Rhodokokkose gelang allerdings nur bei zwölf Fohlen, die im Verlauf der Studie starben und seziert werden konnten. Alle anderen Fohlen, auch die nicht als

„Rhodokokkose verdächtig“ eingestuften, konnten durch antibiotische Therapie, u.a.

mit Rifampicin, erfolgreich wiederhergestellt werden. Da Rifampicin nachweislich gegen Rhodococcus equi wirkt (HILLIDGE, 1987, SWEENEY et al., 1987), blieb unklar, welche der 614 Fohlen mit einem AK-Titer kleiner 0,3 OD vielleicht trotzdem an einer Rhodokokkose litten. Ebenso unklar blieb auch, welche der Tiere mit einem AK-Titer größer 0,3 OD vielleicht gar keine Rhodococcus equi-Pneumonie entwickelt hatten.

Neben TRISKATIS (2004) befassten sich bisher nur HIGUCHI et al. (1998) mit dem Versuch, die AK-Titer von natürlich Rhodococcus equi exponierten gesunden und erkrankten Fohlen zu vergleichen. Dabei stellten die Autoren fest, dass zwar von insgesamt 144 Fohlen 32 (22,2%) klinisch erkrankten, aber nur 13 (40,6%) im ELISA einen Rhodococcus equi-Antikörpertiter von größer 0,3 OD zeigten. Demgegenüber gab es 41 (28,5%) klinisch unauffällige Fohlen, die einen AK-Titer von größer 0,3 OD entwickelten.

Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse wurden Vergleiche der Rhodococcus equi-Antikörpertiter am Tag der Erkrankung (t0) und des gemittelten Werts der AK-Titer über drei Wochen vor der Erkrankung (t3wo) angestellt. Um einen vergleichbaren Zeitpunkt für die gesund gebliebenen Fohlen zu finden, wurden die mittleren Erkrankungsalter der Gruppen genommen und als „potentieller Erkrankungstag“

angesetzt. In den Gruppen A (trivalentes Serum), B (Anti-Rhodococcus equi-Hyperimmunserum) und C (Normalserum) kamen Fohlen, die in den ersten drei Wochen nach der zweiten Infusion erkrankten, nicht zur Auswertung. Bei diesen

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Fohlen lag, bedingt durch die Infusion, eine zu starke exogene Beeinflussung der AK-Konzentration vor.

Mit dem gewählten Modell konnte weder in der Gruppe A (trivalentes Serum) noch in der Gruppe B (Anti-Rhodococcus equi-Hyperimmunserum) ein statistisch signifikanter Unterschied im AK-Gehalt des Blutes gesunder zu erkrankter Fohlen im Hinblick auf eine Rhodococcus equi-Pneumonie nachgewiesen werden. In der Gruppe C (Normalserum) fand sich eine schwach signifikant höhere Wahrscheinlichkeit zum Zeitpunkt t3wo mit einem höheren AK-Titer zu erkranken.

Während die gesund gebliebene Fohlen zu diesem Zeitpunkt AK-Titer von 17,4 ± 12,4 EU aufwiesen, lagen die AK-Titer erkrankter Fohlen bei 36,0 ± 32,6 EU.

Dies konnte jedoch am Zeitpunkt t0 nicht verifiziert werden, denn gesunde Fohlen wiesen AK-Titer von 50,1 ± 98,3 EU und erkrankte Fohlen AK-Titer von 50,1 ± 46,4 EU auf.

Genau gegensätzlich verhielt es sich in der Kontrollgruppe. Hier bestand bei Vergleich gesunder (22,2 ± 10,2 EU) mit erkrankten Fohlen (39,4 ± 38,6 EU) zum Zeitpunkt t0 eine schwach signifikant höhere Wahrscheinlichkeit mit einem höheren AK-Titer zu erkranken, die sich zum Zeitpunkt t3wo nicht feststellen ließ. Zu diesem Zeitpunkt lagen die AK-Titer gesunder Fohlen bei 23,8 ± 17,6 EU und die erkrankter Fohlen bei 22,2 ± 25,3 EU.

Des Weiteren fiel bei der Durchsicht der AK-Werte von einzelnen Fohlen auf, dass die AK-Titer zum Erkrankungszeitpunkt starken individuellen Schwankungen ausgesetzt waren. So erkrankten in der Kontrollgruppe Fohlen mit AK-Titern von 1,8 (Nr. 73) bis 317,9 EU (Nr. 25), was der höchste und fast niedrigste Wert im gesamten Untersuchungszeitraum war. Ähnlich das Bild in den anderen Gruppen: In der Gruppe A (trivalentes Serum) erkrankten Fohlen mit AK-Titern von 8,4 (Nr. 64) bis 144,1 EU (Nr. 28), in der Gruppe B (Anti-Rhodococcus equi-Hyperimmunserum) von 24,1 (Nr. 122) bis 216,9 EU (Nr. 68) und in der Gruppe C (Normalserum) von 7,4 (Nr. 52) bis 170,5 EU (Nr. 4).

Diese Ergebnisse decken sich weitgehend, wie oben beschrieben, mit den Befunden von ELLENBERGER et al. (1984b) und HIGUCHI et al. (1997a), so dass von der

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Bestimmung der Rhodococcus equi-Antikörperkonzentration im Blut von Fohlen mittels ELISA im Rahmen der Individual-Diagnose und/oder Früherkennung einer Rhodococcus equi-Erkrankung abgeraten werden muss.