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Zusammenhänge zwischen der Pansenfüllung und der Futteraufnahme

5. Diskussion

5.5 Zusammenhänge zwischen der Pansenfüllung und der Futter- Futter-aufnahme

5.5.2 Zusammenhänge zwischen der Pansenfüllung und der Futteraufnahme

5.5.2.1 24-Stunden-Tagesprofile

Im folgenden Abschnitt wird eine mögliche Beziehung zwischen dem Pansenfüllungsverlauf über den Tag und der Futteraufnahme erörtert. Dazu konnten in allen Messwochen der 24-Stunden-Profile geringe bis sehr geringe positive signifikante Korrelationen zwischen diesen Parametern gefunden werden. Genau wie die Futteraufnahme unterliegt auch die Pansenfüllung im Mittelwert aller Kühe tageszeitlichen Schwankungen. Der Mittelwert der Pansenfüllung und der Mittelwert der Frischmasseaufnahme erreichen in den eigenen

Ergebnissen zu ähnlichen Zeitpunkten a.p. und p.p. ihren Tiefpunkt. Schwankungen der Pansenfüllung über den Tag konnten auch bei Burfeind et al. (2010) während der Laktation beobachtet werden, wobei gegen Abend (19 Uhr) höhere Noten als tagsüber (8 und 14Uhr) vorlagen. Zeitgleich wurden auch signifikante Unterschiede in der Trockenmasseaufnahme tagsüber und nachts gemessen (Burfeind et al., 2010). Bei Burfeind et al. (2010) ergab sich daraus eine positive Beziehung (Frischmasse: r = 0,67 p < 0,01; Trockenmasse: r = 0,68 p < 0,01) für tageszeitliche Schwankungen der Pansenfüllung und der Futteraufnahme zwischen Tag und Nacht. In der vorliegenden Studie sind die Schwankungen der Pansenfüllung über den Tag jedoch bei ganzen Pansenfüllungsnoten lediglich zu erahnen.

Nur auf einer sehr kleinen Skala mit 0,1 Notenschritten können diese Schwankungen graphisch dargestellt werden. Dennoch scheint zu allen Messzeitpunkten auf dieser angepassten Skala die Pansenfüllung der Futteraufnahme über den Tag zu folgen.

Die Korrelationskoeffizienten für die Beziehung zwischen der Futteraufnahme und der Pansen-füllung unterscheiden sich in der vorliegenden Studie zwischen der Futteraufnahme in 8 Stunden und der in 4 Stunden vor der Bonitur. Für die Futteraufnahme in 8 Stunden vor dem Boniturzeitpunkt ist die Korrelation in allen Messwochen größer als für 4 Stunden. Aufgrund der vorliegenden Verletzung der Normalverteilung für die Futteraufnahme bei Messintervallen von 4 Stunden erscheint das tägliche Bonitieren 8 Stunden nach der Fütterung besser geeignet, um die Futteraufnahme zu schätzen.

Die Korrelationen scheinen in Abhängigkeit mit dem Abstand zum Kalbezeitpunkt zu differieren. Die Kühe vor der Kalbung haben in beiden Messwochen ähnliche Koeffizienten.

Für den Zeitraum vor der Kalbung scheint daher der Zusammenhang zwischen Pansenfüllung und Futteraufnahme relativ gleich zu sein, unabhängig von der Nähe zur Kalbung. Hingegen nimmt die Korrelation für den postpartalen Zeitraum mit zeitlicher Entfernung zum Kalbedatum ab. In Messwoche 1, in der sich die postpartalen Kühe noch näher am Kalbedatum befanden (3–18 Tage p.p., x̅ = 8 Tage p.p.) liegen die größten Korrelationskoeffizienten vor (r = 0,43;

p < 0,001). Ab der zweiten Woche (10–25 Tage p.p., x̅ = 15 Tage p.p.) sind die Koeffizienten der postpartalen Kühe deutlich niedriger (r = 0,14–0,25; p = 0,026 bis < 0,001).

Allerdings liegen keine Vergleichsstudien vor, die ebenfalls alle 4 Stunden bzw. alle 8 Stunden über mehrere Tage die Hungergruben benotet haben.

Kühne (2014) bonitierte 14 laktierende Kühe in einer 10-stündigen Erfassung und fand bei Kühen mit einem Score < 2,5 nur wenig Variationen in der Entwicklung des Hungergrubenscores bei relativ gleichmäßiger Futteraufnahme. Bei Kühen mit einem Score

> 2,5 kam es zu größeren Variationen in der Entwicklung der Hungergrubenbenotung, die hier mit der Fressdauer pro Stunde in Verbindung stand. Auf eine längere Fressdauer folgte ein Anstieg der Pansenfüllungsnoten und nach einer ausbleibenden Futteraufnahme sank der Hungergubenscore in den Folgestunden. Die Verteilung der Fressdauer scheint daher im Zusammenhang mit der Entwicklung der Hungergrubennoten zu stehen (Kühne, 2014). Die

Dauer und Anzahl der einzelnen Trogbesuche wurde in der vorliegenden Studie nicht untersucht, weshalb an dieser Stelle dazu keine Stellung genommen werden kann.

Die in den vorherigen Absätzen aufgezeigten Punkte weisen darauf hin, dass weitere Studien durchgeführt werden sollten, die analysieren, inwiefern die Pansenfüllungsbenotung a.p. auf die Futteraufnahme reagiert. Es liegt derzeit zum Beispiel keine Studie vor, in der a.p. die Hungergrube häufiger als einmal täglich beurteilt wurde.

Des Weiteren sollten die Fragen geklärt werden, mit welcher Dynamik die Pansenfüllung auf teilweisen oder vorübergehenden kompletten Futterentzug reagiert, um eine Aussage treffen zu können, wie viel Zeit die Pansenfüllung für eine Reaktion auf einen Futterentzug benötigt.

5.5.2.2 Tägliche Benotung

Der Zusammenhang zwischen der täglichen Benotung der Hungergrube und der täglichen Futteraufnahme zeigt 3 Wochen a.p. in der vorliegenden Untersuchung niedrigere Korrelationen als in den 24-Stunden-Tagesprofilen (r = 0,166 für die Frischmasseaufnahme).

Zwei Wochen a.p. konnten keine signifikanten Korrelationen gefunden werden. Lediglich eine Woche a.p. liegen für die 24-Stunden-Tagesprofile ähnliche Korrelationen vor (r = 0,279 für die Frischmasseaufnahme). Nach der Kalbung ergaben sich, wie auch in den 24-Stunden-Tagesprofilen, geringe, höchst signifikante Korrelationen. Die Pansenfüllung wurde für alle Kühe täglich benotet. In die Analyse ist jedoch jeweils die gesamte Tagesfutteraufnahme der Kuh eingegangen und nicht nur die Futteraufnahme vor dem Benotungszeitpunkt. Dies ist eine Erklärung, warum bei dieser Betrachtung gegenüber der Untersuchung der 24-Stunden-Tagesprofile weniger hohe Korrelationskoeffizienten bestehen.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam auch Mahlkow-Nerge (2012). Bei der Autorin war eine Beziehung zwischen der Futteraufnahme 2 bis 3 Stunden vor der Bonitur mir r = 0,16 vorhanden, nicht jedoch zwischen der Pansenfüllung und der durchschnittlichen Tagesfutteraufnahme (Mahlkow-Nerge, 2012). Es erscheint daher nach eigener Auffassung weniger sinnvoll, die Beziehung der Pansenfüllung und der gesamten Tagesfutteraufnahme zu beurteilen. Die Analyse sollte nur mit der bereits gefressenen Futtermenge vor der Bonitur erfolgen.

Kilian (2012) fand keine Beziehung zwischen der Pansenfüllung a.p. und der durchschnittlichen Futteraufnahme in zwei Tagen vor der Bonitur. Wöchentlich einmal bzw.

zweimalig zu benoten und dies mit der jeweiligen durchschnittlichen Futteraufnahme zwei Tage vor der Bonitur zu vergleichen, wie Kilian (2012) es durchführte, ist nach eigener Einschätzung wahrscheinlich zu ungenau, um einen Zusammenhang zu analysieren. Nach Heuwieser und Burfeind (2012) ist die einmalige Benotung einer Kuh nicht geeignet, um die Futteraufnahme zu messen (mäßige Beziehung von 0,45–0,52, p < 0,001). Hingegen kann die Benotung der Pansenfüllung ein und derselben Kuh im zeitlichen Vergleich als Messinstrument der Futteraufnahme genutzt werden (r = 0,68; p < 0,001) (Heuwieser und

Burfeind, 2012). Der Vergleich von wöchentlich vergebenen Noten ist gegenüber täglich vergebenen Noten nach eigenem Ermessen wahrscheinlich weniger aussagekräftig. Diese Hypothese wurde anhand von Ergebnissen von Heuwieser und Burfeind (2012) abgeleitet, wonach die Pansenfüllung bereits innerhalb von 70 Minuten nicht unerheblich schwankt.

Der Korrelationskoeffizient der Beziehung mit der Futteraufnahme 2 bis 3 Stunden vor der Bonitur ist mit r = 0,16 (Kilian, 2012, Mahlkow-Nerge, 2012) kleiner als die Korrelation mit der Tagesfutteraufnahme in der vorliegenden Studie (r = 0,3) im postpartalen Zeitraum. Eine Benotung 2 bis 3 Stunden nach der Futteraufnahme, wie es von Kilian (2012) und Mahlkow-Nerge (2012) durchgeführt wurde, könnte zu kurz bemessen sein, um es einem Großteil der Kühe zu ermöglichen, derartige Mengen zu fressen, die eine Veränderung des Hungergrubenscores sichtbar machen würden.

Es liegt nur eine Studie vor, in der die antepartale Pansenfüllung einmal täglich benotet wurde.

Darin liegen positive Korrelationen bei täglicher Benotung a.p. 4 bis 4,5 Stunden nach der Fütterung vor (r = 0,442; p ≤ 0,01) (Kühne, 2014). Mögliche Gründe für den größeren Zusammenhang in der Studie von Kühne (2014) gegenüber den Ergebnissen der vorliegenden Studie könnten in der größeren Notenvariation a.p. liegen. Ursachen der unterschiedlichen Notenschwankungen wurden in Kapitel 5.2.2 bereits erörtert.

Insgesamt scheinen Beziehungen zwischen der täglichen Pansenfüllungsbenotung und der Futteraufnahme vorhanden zu sein, diese variieren jedoch mit dem Zeitfenster der Futteraufnahme bis zur Bonitur. Das tägliche Benoten erscheint sinnvoll, wenngleich in Folgestudien nur die Futteraufnahme bis zum Benotungszeitpunkt analysiert und das Zeitfenster für die Futteraufnahme bis zur Benotung überprüft werden sollte. In weiteren Studien sollte zudem getestet werden, ob die Beziehung in Betrieben mit weniger hoher Futteraufnahme der gesamten Herde noch ansteigt.

5.5.2.3 Einflussfaktoren auf den Zusammenhang zwischen Pansenfüllung und Futteraufnahme

5.5.2.3.1 Einfluss des Laktationszeitpunktes im 24-Stunden-Tagesprofil

Der Einfluss des Laktationszeitpunktes auf den Zusammenhang zwischen der Pansenfüllung und der Futteraufnahme in den 24-Stunden-Tagesprofilen ist groß. Die Koeffizienten der linearen gemischten Regression unterscheiden sich deutlich zwischen den Zeiträumen vor und nach der Kalbung. Sehr sensibel ist die Reaktion der Pansenfüllung als Messinstrument in den ersten 9 Tagen p.p. Ab der zweiten Woche p.p. ist die Pansenfüllung nur noch mäßig geeignet, um die Futteraufnahme wiederzugeben. A.p. scheint die Pansenfüllung in dieser Untersuchung nur geeignet zu sein, um Kühe zu erkennen, die mehrere Tage in Folge weniger fressen, sodass dies in der Summe durch eine geringere Pansenfüllung ersichtlich wird. Diese Kühe müssen a.p. ca. 30 Kilogramm Frischmasse weniger fressen, damit die Pansenfüllung

um eine halbe Note abnimmt.

Da Vergleichsstudien fehlen, die die Pansenfüllung alle 4 bzw. alle 8 Stunden benoten, sollte in weiteren Untersuchungen getestet werden, ob in Betrieben mit weniger hoher Futteraufnahme die Pansenfüllung a.p. ebenfalls erst so spät auf Futteraufnahme-schwankungen reagiert. Zudem wäre eine Untersuchung wichtig, die zeigt, wann und wie sich die Pansenfüllungsnoten verändern, wenn eine Kuh die Futteraufnahme komplett einstellt.

Die 95 % Konfidenzintervalle der Koeffizienten liegen a.p. und in der zweiten Woche p.p. sehr dicht bei einander. Lediglich in der ersten Messwoche p.p. bzw. in der Untersuchungsgruppe

< 10 Tage p.p. weichen die Konfidenzintervalle deutlich von den anderen ab. Demnach kann aufgrund der ähnlichen Koeffizienten von einer gleichen Beziehung zur Futteraufnahme in allen Wochen mit Ausnahme der ersten 9 Tage p.p. ausgegangen werden. Lediglich in den ersten 9 Tagen p.p. liegt demnach eine sehr starke Beziehung zwischen den Parametern vor.

Es sollten weitere Untersuchungen bezüglich der Pansenfüllung in den einzelnen Laktationsstadien vorgenommen und getestet werden, ob sich der Koeffizient für die Mittel- und Spätlaktation gegenüber der Frühlaktation und der Trockenstehphase verändert.

5.5.2.3.2 Einfluss des Laktationszeitpunktes bei täglicher Benotung

Die Koeffizienten für die Frischmasseaufnahme im linearen gemischten Modell sind a.p. und eine Woche p.p. teilweise kleiner als im 24-Stunden-Profil. Dennoch sind auch in diesem Modell für jede Messwoche signifikante Zusammenhänge vorhanden.

Die Pansenfüllung reagiert in diesem Modell eine Woche a.p. und eine Woche p.p. ähnlich sensibel mit 16–17 kg zusätzlicher Trockenmasseaufnahme für eine halbe Note der Pansenfüllung. Damit die Kuh in ihrer Pansenfüllung um eine halbe Note absinkt, müsste sie entsprechend die Futteraufnahme komplett einstellen. Am sensibelsten reagiert die Pansenfüllung an Tag 28/60 p.p. Auch zu diesem Zeitpunkt muss eine zusätzliche Futteraufnahme von ca.13 kg Trockenmasse für eine halbe Note der Pansenfüllung vorliegen.

Bei einer durchschnittlichen Trockenmasseaufnahme von 23 kg in Woche 4 p.p. und 26 kg in Woche 8 und 9 p.p. ist dies etwa die Hälfte der Tagesration. Insgesamt scheint die Pansenfüllung nach diesem Modell, mit Ausnahme von Tag 28/60 p.p., lediglich geeignet zu sein, um Risikotiere zu erkennen, deren Futteraufnahme in der Summe über mehrere Tage deutlich zurückgegangen ist. Ein Grund für die Unterschiede zu den Ergebnissen aus den 24-Stunden-Tagesprofilen könnte erneut die Tagesfutteraufnahme sein, die wie bereits in Kapitel 5.5.2.2 beschrieben, auch die Futteraufnahme, die nach der Bonitur am selben Tag folgte, einbezieht. Die Ergebnisse sind daher wahrscheinlich auch weniger gut geeignet, um den tatsächlichen Einfluss des Laktationszeitpunktes zu bestimmen. In Anbetracht der Ergebnisse aus den 24-Stunden-Tagesprofilen ist davon auszugehen, dass die zusätzlich benötigte Futteraufnahme für eine Reaktion der Pansenfüllung weniger wäre, wenn nur die bis zum Benotungszeitpunkt gefressene Futtermenge in die Analyse eingegangen wäre. Derzeit gibt

es keine Veröffentlichungen, in denen durch ein gemischtes lineares Modell der Einfluss des Laktationszeitpunktes auf den Zusammenhang zwischen der Pansenfüllung und der Futteraufnahme untersucht wurde. Fischer et al. (2008) zeigten dennoch eine Laktations-dynamik der Pansenfüllung p.p. Die Note 1 nach dem Kalbetag kann den Autoren zufolge durch hohe Schwankungen in der Futteraufnahme in den ersten Laktationstagen sowie einer vergleichsweisen geringen Gesamtfutteraufnahme erklärt werden (mindestens 2 kg Trockenmasse/Tag weniger als bei Noten ≥ 2). Ab dem zweiten Laktationsmonat gehen die Unterschiede in der Futteraufnahme zwischen den Noten zurück (0,5–

1 kgTrockenmasse/Tag) (Fischer et al., 2008).

5.5.2.3.3 Einfluss des Messzeitpunktes im 24-Stunden-Tagesprofil

Der Messzeitpunkt in der vorliegenden Untersuchung hat a.p. und p.p. einen signifikanten Einfluss auf die Pansenfüllung. Dieser Einfluss ist wahrscheinlich dadurch zu erklären, dass die Futteraufnahme ebenfalls eine tageszeitliche Variabilität aufweist und selbst signifikanten Einfluss auf die Pansenfüllung hat. Der Einfluss des Messzeitpunktes spiegelt folglich den Einfluss der Futteraufnahme auf die Pansenfüllung wider. P.p. ist der Einfluss der Futteraufnahme auf die Pansenfüllung größer als die Messzeitpunkte selbst. Demnach spielt die Uhrzeit des Benotungszeitpunktes weniger eine Rolle. Es sollte jedoch jeden Tag zur selben Uhrzeit benotet werden, um die Noten der individuellen Kuh besser vergleichen zu können und Notenschwankungen, entstehend durch tageszeitliche Futteraufnahme-schwankungen, zu vermeiden.