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5. Diskussion

5.3 Einflussfaktoren auf die tägliche Benotung des Pansenfüllungs- Pansenfüllungs-mittelwertes

5.3.2 Post partum

Eine Woche p.p. liegen in der vorliegenden Untersuchung mit der Frischmasseaufnahme, dem BCS und der 2. Laktation dieselben Einflussfaktoren auf den Pansenfüllungsmittelwert wie eine Woche a.p. vor. Neben den bereits diskutierten Parametern muss p.p. zusätzlich beachtet werden, dass der Lahmheitsgrad einen signifikanten Einfluss auf die Pansenfüllung nimmt. Mit steigendem Lahmheitsgrad sinkt in der vorliegenden Untersuchung die Pansenfüllung. Die Beziehung zwischen Pansenfüllung und Lahmheit wird ausführlich in Kapitel 5.6.4.3.2 erörtert.

Im Folgenden wird aufgezeigt, weshalb die Einflussfaktoren p.p. eine größere Relevanz für die praktische Anwendung im Herdenmanagement als a.p. zu haben scheinen.

Der BCS hat p.p. mit b = 0,39 einen fast doppelt so großen Einfluss auf die Pansenfüllungsbenotung wie a.p. (b = 0,22). Die Körperkondition scheint während der Laktation demnach einen größeren Einfluss auf die Bewertung der Pansenfüllung als vor der Kalbung zu haben. Kilian (2012) konnte einen deutlichen Anstieg der Korrelation des BCS und der Pansenfüllung p.p. von r = 0,23 (126.–200. Laktationstag) über r = 0,40 (201.–205.

Laktationstag) bis r = 0,49 (Ende der Laktation) beobachten. Demnach steigt mit zunehmendem BCS auch die Pansenfüllung (Kilian, 2012). Mögliche Ursachen dieses Zusammenhangs wurden in Kapitel 5.3.1 beschrieben. Auch die 2. Laktation hat p.p. mit b = 0,36 gegenüber einer Kuh der 5. Laktation einen größeren Einfluss als a.p. (b = 0,22), wohingegen in der Untersuchung von Jäschke (2007) gar kein Zusammenhang beider Parameter p.p. gefunden werden konnte. Weitere Vergleichsstudien fehlen, weshalb über die Ursache der Ergebnisse nur Vermutungen angestellt werden können.

Gruber et al. (2008) werteten Fütterungsversuche von 10 Forschungs- und Universitäts-instituten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz aus und fanden während der Laktation zwar eine höhere Futteraufnahme von zweit- und drittlaktierenden Kühen gegenüber Kühen

≥ 4. Laktation, wobei es sich lediglich um 200g zusätzlicher Trockenmasseaufnahme bei Zweit- und Drittlaktierenden handelte. Dieser doch eher geringe Unterschied in der Futteraufnahme zwischen Kühen unterschiedlicher Laktationsnummern stellt wahrscheinlich nicht die Ursache für die hier vorliegenden Ergebnisse dar. Wahrscheinlicher als Ursache ist erneut das generelle Erscheinungsbild der Kuh, wie bereits in Kapitel 5.3.1 diskutiert, das sowohl durch die Körperkondition als auch durch den Körperrahmen einen Einfluss auf die Benotung des Pansens genommen haben könnte. Es gibt derzeit keine Literatur bezüglich einer Veränderung der Rahmenentwicklung mit dem Alter bei Kühen. Jedoch ist anzunehmen, dass eine Jungkuh einen kompakter wirkenden Körperrahmen aufweist als eine Kuh, die bereits mehr ≥ 3 Kälber geboren hat, was auch die Wahrnehmung der Hungergrube verändert.

Weitere Studien sollten diese Thematik untersuchen.

Lediglich die Frischmasseaufnahme sinkt in ihrem Einfluss gegenüber a.p., da eine Woche p.p. erst eine Frischmasseaufnahme von 100 kg zu einer Erhöhung des Pansenfüllungs-mittelwertes um eine Note führt. Die durchschnittliche Futteraufnahme innerhalb der ersten 7 Tage p.p. liegt allerdings zwischen 28,3 kg und 34,9 kg (Mittelwert). Daher ist der Einfluss durch die Futteraufnahme als sehr gering einzuschätzen. 

Aufgrund des Einflusses durch die Körperkondition und die Laktationszahl auf die Bewertung der Pansenfüllung ist zu vermuten, dass der Pansenfüllungsverlauf ein und derselben Kuh eine wichtige Rolle spielt und das Vergleichen mit anderen Kühen aufgrund der Einflussfaktoren auf die Pansenfüllung selbst zu Fehlinterpretationen führen kann.

5.4 Ursachen eines gestörten Pansenfüllungsverlaufes

5.4.1 Antepartale Pansenfüllungsverläufe

5.4.1.1 Abgänge und Fruchtbarkeit als Ursache eines gestörten Pansenfüllungsverlaufes Ein Ziel dieser Untersuchung war es, die Ursachen für einen gestörten Pansenfüllungsverlauf zu finden. Bezüglich späterer Trächtigkeiten und Abgänge konnte keine Beziehung zum Verlauf der Pansenfüllung gefunden werden. Es liegen derzeit keine Vergleichsstudien zu dieser Thematik vor.

5.4.1.2 Parameter der Allgemeinuntersuchung als Ursache eines gestörten Pansenfüllungsverlaufes

Die Allgemeinuntersuchung liefert in dieser Studie keine Hinweise auf die Ursache eines gestörten Pansenfüllungsverlaufes. Lediglich die Kotstruktur zeigte als Parameter der

Allgemeinuntersuchung eine Beziehung zum Verlauf der Pansenfüllung a.p. Von dieser Messgröße aus kann auf eine intakte Verdauung von Kühen mit gestörtem Pansenfüllungs-verlauf geschlossen werden. Dennoch kann keine Ursache für die Abweichungen im Verlauf abgeleitet werden. Derzeit liegen keine Vergleichsstudien vor, die durch Allgemein-untersuchungen Hinweise auf den Pansenfüllungsverlauf untersucht haben.

5.4.1.3 Blutparameter ante partum als Ursache eines gestörten Pansenfüllungsverlaufes Ursachen eines gestörten Pansenfüllungsverlaufes konnten anhand von Blutparametern a.p.

erklärt werden. Die Parameter Harnstoff, anorganisches Phosphat, Magnesium und MCH erwiesen sich bei Kühen mit gestörtem Pansenfüllungsverlauf als signifikant unterschiedlich gegenüber Kühen mit ungestörtem Pansenfüllungsverlauf a.p.

Ein geringer Blut-Harnstoff-Stickstoff-Gehalt (BUN; engl. Blood Urea Nitrogen) im Serum kann durch einen zu geringen Proteinanteil in der Ration verursacht werden (Fürll, 2013). Ebenfalls kann es durch Unterfütterung aufgrund zu kurzer Fresszeiten oder Wegstoßens der Kühe vom Transponder durch Rangordnungsauseinandersetzungen zu einer geringen BUN-Konzentration kommen (Romer et al., 1992). In der vorliegenden Untersuchung liegt der Harnstoffgehalt der Kühe beider Gruppen bis auf einen Beobachtungszeitpunkt an Tag 21 a.p.

im Referenzbereich. Dabei liegen die Konzentrationen der Kühe mit gestörtem Pansenfüllungsverlauf im unteren Wertebereich. Daher kann weniger von einem zu geringen Proteingehalt in der Gesamtration als von zu kurzen Fresszeiten oder zu wenig Trogbesuchen der Kühe mit gestörtem Pansenfüllungsverlauf ausgegangen werden.

Eine geringe Phosphatkonzentration im Serum kann auf Herdenbasis durch eine eingeschränkte oder fehlende Futteraufnahme erklärt werden (Fürll, 2013), wobei die Konzentration beider Gruppen der vorliegenden Untersuchung noch im Referenzbereich liegt.

Des Weiteren weichen die Blutparameter Glukose und NEFA in ihrem Mittelwert bei Kühen mit gestörtem Pansenfüllungsverlauf signifikant von denen der Kühe mit ungestörtem Pansenfüllungsverlauf ab. In der Regressionsanalyse zeigen diese blutchemischen Parameter keine Beziehung mehr zum Pansenfüllungsverlauf, was durch Beziehungen der Parameter untereinander erklärt werden kann. Auffällig ist dennoch, dass die Glukosekonzentration der ungestörten Kühe in der Untersuchung im Mittel über dem Referenzbereich liegt. Die Konzentration der gestörten Kühe ist signifikant niedriger und trotzdem innerhalb des Referenzbereiches. Postprandial, aber auch bei Stress oder starker Belastung kann es nach Fürll (2013) zu einer erhöhten Glukosekonzentration im Serum kommen. Demnach kann der Unterschied der Glukosekonzentration ebenfalls durch eine Differenz der Futteraufnahme zwischen den Gruppen erklärt werden.

Kühe mit gestörtem Pansenfüllungsverlauf zeigten zudem eine erhöhte NEFA-Konzentration, was für eine erhöhte Lipolyse spricht (Fürll, 2013). Auch Kawashima et al. (2016) beobachteten einen Zusammenhang der Pansenfüllungsnoten und des Energiestatus a.p. Sie

fanden eine positive Korrelation der Pansenfüllungsnoten und des Cholesterins a.p. (r = 0,35;

p < 0,05 drei Wochen a.p.; r = 0,52; p < 0,001 zwei Wochen a.p.; r = 0,43; p < 0,01 eine Woche a.p.). Somit kann laut den Autoren die Pansenfüllung als Vorhersagewert des Energiestatus der Kuh genutzt werden. Aus dieser Korrelation schlussfolgerten Kawashima et al. (2016), dass die Pansenfüllung a.p. wahrscheinlich vom individuellen Appetit des Einzeltieres abhängig ist und die Futteraufnahme wiedergeben könnte.

Bezüglich des roten Blutbildes lässt sich in der vorliegenden Studie kein Zusammenhang mit dem Pansenfüllungsverlauf ableiten. Beide Gruppen zeigen hinsichtlich ihrer Erythrozytenanzahl und des Hämatokrits eher eine Tendenz zu einem anämischen Blutstatus, der bei den Kühen mit ungestörtem Pansenfüllungsverlauf sogar noch ausgeprägter ist.

5.4.1.4 Harnparameter ante partum als Ursache eines gestörten Pansenfüllungsverlaufes Die Analyse zeigt bei Kühen mit gestörtem Pansenfüllungsverlauf eine signifikant geringere Kalium- und Kalziumkonzentration im Harn. Beide Parameter der Gruppen liegen dennoch innerhalb des Referenzbereiches.

Eine niedrige Kaliumausscheidung mit dem Harn kann auf Herdenbasis durch eine eingeschränkte oder fehlende Futteraufnahme erklärt werden (Fürll, 2013). Auch hier ist entsprechend den Blutparametern ein Trend zur Ursache eines gestörten Pansenfüllungs-verlaufes bei einer verminderten Futteraufnahme abzuleiten.