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V Teilbericht 2: Repräsentative Haushaltsbefragung (Faktor Familie GmbH und ZEFIR, Ruhr-Universität

3 Zusammenfassung

Butjadingen im Landkreis Wesermarsch, Wietmarschen im Landkreis Grafschaft Bentheim und Tarmstedt im Landkreis Rotenburg (Wümme).

Abbildung 25: Kleinräumige Verteilung der Inanspruchnahme von Angeboten der Seniorenberatung

Der Anhang bietet stadt- bzw. landkreisspezifische kleinräumige Auswertungen über die Bekanntheit und Inanspruchnahme von Beratungsangebote nach Einrichtungsart. Die dort abgebildeten Darstellungen lassen neben dem Gesamtzusammenhang auch kleinräu-mige Zuordnungen einzelner Teilräume erkennen.

Senioren und Familien unterscheidet. Eine zweite Selektionsstufe sind fehlende Informationen über Beratung oder fehlende Angebote im direkten Wohnumfeld der Personen und Haushalte mit Beratungsbedarfen. Auf den unterschiedlichen Stufen wirken Selektionsmechanismen, die die jeweilige Zielgruppe der Beratung verkleinern. Die Verbesserung der Beratung für die Bevölkerung sollte daher an diesen Selektions-mechanismen ansetzen, die sich für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen und Familien-typen unterschiedlich gestalten.

Von den Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmern am häufigsten genannt wurde ein Bedarf an Unterstützung in der allgemeinen Lebensführung (44,5%), der Aspekte wie Gesundheit und Krankheit, Ernährung, Verbraucherschutz und allgemeine Rechtsberatung sowie Hilfe bei „Papierkram“ umfasst. Es folgen mit etwas Abstand die Themen

„Partnerschaft und Wohlbefinden“ (17,6%), „Alter“ (15,3%), Beratungsbedarf hinsichtlich der materiellen Lage (13,0%), Familienthemen (12,1%), Informationen über Angebote aus dem Bereich Freizeit, Bildung und Kultur (11,4%), rechtliche und soziale Probleme mit Unterthemen wie Zuwanderung und Aufenthaltsrecht, Recht und Straffälligkeit, Gewalt- bzw.

Opfererfahrung, Sucht oder familiäre Probleme (7,0%), die Vermittlung von Dienstleistungen (4,4%) und Informationen über Möglichkeiten für ein ehrenamtliches Engagement (3,7%).

Betrachtet man, welche Bedarfe die Familien mit Kindern artikulieren, so fällt zunächst auf, dass − mit Ausnahme von altersspezifischen Beratungsbedarfen − Familien über alle Themen hinweg zu einer häufigeren Nennung von Unterstützungswünschen neigen.

Familienbezogene Unterstützungsbedarfe liegen dabei mit 38,0% weit vorn in der Rangfolge der Themen. Zudem fällt auf, dass sich Familien häufiger die Vermittlung von Dienstleistungen sowie Informationen über Bildungs-, Kultur- und Freizeitangebote wünschen. Beim Blick auf die formulierten Beratungsbedarfe der Seniorenhaushalte ergibt sich ein zum Teil spiegelverkehrtes Bild: Über fast alle Themen hinweg nennen diese Haushalte weniger Unterstützungswünsche als die Gesamtheit der befragten Haushalte.

Eine Ausnahme bildet das Thema „Alter“, zu dem sich 18,6% der befragten Seniorenhaushalte Information, Beratung oder Hilfe wünschen. Ein weiteres Thema, für das sich die Seniorinnen und Senioren relativ stark interessieren, stellt die Vermittlung von Dienstleistungen dar. Eine multivariate Betrachtung zeigt, dass bei schwieriger sozialer Lage, insbesondere bei Armut und Arbeitslosigkeit, das „Risiko“ für einen Unterstützungsbedarf bei Themen wie materielle Lage, aber auch Partnerschaft und Wohlbefinden besonders hoch ausfällt. Zugleich lässt sich eine weitere Tendenz

auch unter Kontrolle des Alters. Befragte im fortgeschrittenen Lebensalter artikulieren weniger stark ihre Unterstützungsbedarfe. Da gering gebildete und ältere Befragte aber insgesamt häufiger unter benachteiligten materiellen Bedingungen leben, wird der Bedarf an Beratung deshalb systematisch unterschätzt.

Der Erstzugang zu Beratungseinrichtungen erfolgt insbesondere über Informationen durch Verwandte und Freunde oder das Internet, wobei dieser Zugang bei Familien sogar am häufigsten genannt wird. Bei Seniorenhaushalten hat der Internetzugang (noch) eine sehr viel geringere Bedeutung. Seniorenhaushalte suchen Erstinformationen häufiger über Ämter in Gemeinde/Stadt oder im Kreis bzw. bei Ärztinnen und Ärzten sowie bei Apothekerinnen und Apothekern. Für Familien haben Lehrerinnen und Lehrer sowie Erzieherinnen und Er-zieher eine etwas größere Bedeutung.

Von den befragten Haushalten, die einen Beratungsbedarf benannten – ungeachtet des spezifischen Themas – haben insgesamt 65,0% auch tatsächlich eines der Beratungs-angebote in Anspruch genommen. 35,0% der Befragten formulierten zwar einen Bedarf an Unterstützung, nutzten jedoch kein entsprechendes Angebot. Die Befragten, die zwar einen Beratungsbedarf angaben, jedoch keine Hilfe in Anspruch nahmen sind überdurchschnittlich oft 65 Jahre und älter und befinden sich in einer eher mittleren sozialen Lage – sowohl im Hinblick auf das Bildungsniveau (37,0%) wie auch im Hinblick auf die materielle Ressourcenausstattung (36,9%), sie sind deutlich seltener arbeitslos (27,7%) und weisen überdurchschnittlich oft einen Migrationshintergrund auf (37,6%). Für die Nichtnut-zung werden mögliche Gründe in der folgenden Rangfolge benannt: 39,6% geben an, dass sie keine ausreichenden Informationen über verfügbare Angebote haben, 31,7% der Befragten äußern generelle Vorbehalte gegenüber professionellen Hilfsangeboten, 27,0%

sagen, es wäre kein passendes Angebot in der Nähe. Nur 20,5% der Befragten benannten spezifische Zugangsbarrieren wie schlechte Erreichbarkeit, ungünstige Öffnungszeiten, fehlende freie Plätze und zu hohe Kosten. Dabei fällt auf, dass Seniorenhaushalten besonders häufig Vorbehalte gegenüber Beratungsangeboten anführen.

Die durch die Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmer innerhalb der letzten zwei Jahre am häufigsten genutzten Angebote sind: seniorenbezogene Beratungsangebote (14,3%), Beratungsangebote zum Thema „Recht und Verbraucherschutz“ (12,4%), Beratungsangebote zu „Arbeit, Wohnen und Finanzen“ (12,3%), „familienbezogene Beratungsangebote“ (6,4%), gefolgt von „psychosozialen Beratungsangeboten“ (5,6%),

Um abzubilden, wie gut die verschiedenen Angebote ihre recht unterschiedlich großen Zielgruppen erreichen, wurde die Inanspruchnahme mit den betrachteten Beratungsbedarfen in Beziehung gesetzt. Bei fast allen Beratungsangeboten zeigt sich dabei, dass zwischen 40% und 50% derjenigen, die einen Bedarf formulierten, auch pro-fessionelle Unterstützung in Anspruch genommen haben. Eine etwas geringere Bedarfs-abdeckung wird offensichtlich durch die psychosozialen Beratungsangebote erreicht (28,1%). Familien nehmen über fast alle Themenfelder hinweg deutlich häufiger Beratungs-angebote wahr als die Gesamtheit der Haushalte. Am häufigsten werden dabei familien-bezogene Beratungsangebote genutzt. Seniorenhaushalte nutzen die meisten Angebote deutlich seltener als die Gesamtheit der befragten Haushalte.

Bei den insgesamt, und besonders für die Seniorinnen und Senioren wichtigen Angeboten der Beratungsdienste zum Thema „Alter“, stellt sich die Situation dagegen recht günstig dar.

Bei diesem Thema wird die Zielgruppe ohnehin recht gut erreicht und gerade unter den Seniorinnen und Senioren mit geäußertem Bedarf ist die Erreichungsquote ausgesprochen hoch (53,1%). Möchte man sich also darum bemühen, die Seniorenhaushalte zukünftig besser zu unterstützen, so sollten insbesondere jene Themenfelder in den Blick genommen werden, die nicht speziell seniorenbezogen sind.

Wie lässt sich die kleinräumige Angebotslandschaft im Hinblick auf die Zentralität bzw.

Dezentralität der Versorgung beschreiben? Die Auswertung zeigt, dass sich die Beratungsangebote der Tendenz nach dort konzentrieren, wo sich auch die Bevölkerung konzentriert. Eine Ausnahme bilden die seniorenbezogenen Beratungsangebote: Wie vielen Haushalten Angebote der Seniorenberatung vor Ort bekannt sind, variiert relativ unabhängig von der Zahl der Haushalte in der Gemeinde. Es zeigt sich aber auch, dass eine gut ausgestattete Angebotslandschaft nicht direkt zu einer erhöhten Inanspruchnahme von Beratungsangeboten führt, also dazu, dass die Zielgruppen der Beratungen besser erreicht werden. Eine Ausnahme bilden auch hier wieder die seniorenbezogenen Angebote: Dort wo viele Beratungsangebote für Seniorinnen und Senioren vorgehalten werden, wird eine entsprechende Unterstützung von der Bevölkerung auch etwas häufiger in Anspruch genommen.

Evaluation von Beratungsangeboten für Familien und ältere Menschen in Niedersachsen

Teilbericht 3:

Befragung von Beratungseinrichtungen