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V Teilbericht 2: Repräsentative Haushaltsbefragung (Faktor Familie GmbH und ZEFIR, Ruhr-Universität

1 Vorgehen und Methodik

Im Folgenden werden kurz die wesentlichen Arbeitsschritte der Vorbereitungs- und Erhe-bungsphase skizziert, die organisatorischen Rahmendaten der Befragung beschrieben sowie eine zusammenfassende Bewertung der Erhebungsphase vorgenommen.

1.1 Entwicklung der Befragungsunterlagen und Vorbereitung der Befragung

Die Grundgesamtheit der Befragung sind alle Privathaushalte mit Hauptwohnsitz in den neun beteiligten Gebietskörperschaften, um repräsentative Aussagen und Analysen zur Verbrei-tung spezifischer Bedarfslagen und die Sicht der Bevölkerung auf die BeraVerbrei-tungslandschaft zu erhalten.

Die Faktor Familie GmbH erarbeitete zunächst ein Basiskonzept des Fragebogens. Dabei wurde eine mit dem Sozialministerium abgesprochene Liste der einzubeziehenden

Bera-Vielmehr ergeben die Analysen Nutzerstrukturen bestimmter Typen von Einrichtungen sowie Analysen über spezifische Bedarfslagen bestimmter Haushaltstypen und inwiefern diesen durch die Beratungslandschaft nachgekommen wird.

Die Entwicklung des Fragebogens durchlief verschiedene Bearbeitungsphasen mit mehreren internen Fragebogendiskussionen sowie Abstimmungen mit den kommunalen Ansprechpart-nerinnen und -partnern und den ProjektpartAnsprechpart-nerinnen und -partnern. Zudem bestand für die kommunalen Gebietskörperschaften die Möglichkeit, thematisch passende und für ihr Gebiet besonders relevante Zusatzfragen mit erheben zu lassen. Um den Fragebogen zusätzlich hinsichtlich Verständlichkeit, Übersichtlichkeit und Filterführung zu überprüfen, wurden 20 ausgewählte Haushalte in der Stadt Vechta gebeten, den Fragebogen im Rahmen eines Pretests auszufüllen und zu kommentieren. Anhand der Hinweise in den Testfragebögen wurde der Fragebogen noch einmal inhaltlich überarbeitet und einige Unklarheiten in der Frageführung beseitigt.

Eine Abstimmung der Fragebogenunterlagen mit der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege erfolgte im Zusammenhang mit den Abstimmungen zu den Instrumenten der Bestandserhebung im Oktober/November 2011. Die Endfassung des Fragebogens findet sich im Anhang.

Um den Rücklauf in der Gruppe der Haushalte mit Migrationshintergrund zu verbessern, wurde im Verlauf der Abstimmungsgespräche zu den Erhebungsinstrumenten entschieden, dem Fragebogen in den Landkreisen Grafschaft Bentheim, Hameln-Pyrmont, Wesermarsch sowie den Städten Delmenhorst und Salzgitter ein mehrsprachiges Informationsblatt beizu-legen. Auf diesem wurde den angeschriebenen Haushalten in Englisch, Russisch und Tür-kisch versichert, dass ein besonderes Interesse an der Teilnahme der Haushalte mit Migrati-onshintergrund besteht. Es wurde über den Zweck und den Inhalt der Befragung informiert und darum gebeten, sich bei Verständnisproblemen Unterstützung beim Ausfüllen des Fra-gebogens zu suchen.

Um eine hohe Akzeptanz der Haushaltsbefragung durch die Bürgerinnen und Bürger vor Ort zu erreichen, wurden die Fragebögen mit einem Anschreiben der jeweiligen kommunalen Gebietskörperschaft versandt. Nach Ablauf etwa der Hälfte der Befragungszeit wurden alle Haushalte der Adressstichprobe noch einmal mit einem Erinnerungsschreiben angeschrie-ben, um die Rücklaufquote zu verbessern34.

1.2 Stichprobenziehung und Erhebungsphase

Für die Stichprobenziehung, die Etikettierung sowie den Versand der Unterlagen waren die Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner in den Landkreisen und den beiden kreisfreien Städten verantwortlich35. Die Stichprobengrößen für die einzelnen Gebietskörperschaften orientieren sich an der Bevölkerungsgröße der Einzelgemeinden und ihrem Gewicht inner-halb der jeweiligen kommunalen Gebietskörperschaft (siehe Tabelle 3). Durch eine Zufalls-auswahl wurden Adressen von Haushalten mit dem Hauptwohnsitz in der jeweiligen Ge-meinde aus der Einwohnermeldestatistik gezogen. Die Erhebungsphase fand von Mitte Ja-nuar bis Anfang März statt.

Da auch nach Ablauf der Rücklauffrist zum 9. März in den Gebietskörperschaften noch Be-fragungsunterlagen ankamen, erfolgte die letzte Rücksendung von Fragebögen an Faktor Familie noch bis in die letzte Aprilwoche. Alle eingegangenen Fragebögen wurden noch in den Datensatz aufgenommen.

Die Verfahrensweise beim Versand und bei der Datenverarbeitung der Befragungsdaten entsprach in allen Phasen den geltenden Datenschutzvorschriften. Personenbezogene Da-ten (betrifft ausschließlich die AdressdaDa-ten der angeschriebenen Haushalte) wurden in kei-ner Phase der Erhebung und Auswertung in Verbindung mit den Inhalten der Antworten im Fragebogen gebracht, da sowohl die Rücksendung als auch die Verarbeitung der Befra-gungsergebnisse anonym erfolgten.

1.3 Stichprobengröße und Rücklaufquoten

Tabelle 3 gibt einen Überblick über die in den Gebietskörperschaften gezogenen Stichpro-bengrößen sowie die jeweiligen Rücklaufquoten. Während der Dateneingabe und der Daten-bereinigung reduzierte sich die Zahl der eingegangenen Fragebögen aber noch einmal um leere, zurückgesendete Fragebögen. Die angegebenen Rücklaufquoten beziehen sich auf die Anzahl der auswertbaren Fragebögen im Verhältnis zur Anzahl der gezogenen Adressen.

Über alle Gebietskörperschaften hinweg konnte eine Rücklaufquote von 29 Prozent erreicht werden. Sie unterscheidet sich zwischen den Gebietskörperschaften aber recht deutlich. In der Tabelle lässt sich erkennen, dass insbesondere in den Städten Delmenhorst und Salzgit-ter niedrigere Rücklaufquoten von 24% bzw. 22% erreicht wurden. Aber auch im Landkreis Verden lag die Rücklaufquote mit 24% deutlich unter den Quoten der anderen Landkreise, die zwischen 30% und 33% erreichten.

Tabelle 3: Rücklauf aus den Landkreisen und Städten sowie Gesamtrücklaufquote

Landkreis (LK)/

Stadt

Stichprobengröße - Haushalte (Adressziehung)

Anzahl einge-gangener Fra-gebögen

Anzahl der auswertbaren Fragebögen*

(auswertbarer) Rücklauf in %

Stadt Delmenhorst 1.600 385 385 24%

LK Friesland 2.400 794 784 33%

LK Grafschaft

Bentheim 1.600 506 501 31%

LK Hameln-Pyrmont 2.400 753 739 31%

LK Osterode am Harz 2.000 636 630 32%

LK Rotenburg

(Wüm-me) 2.400 780 759 32%

Stadt Salzgitter 1.600 355 357 22%

LK Verden 2.000 485 475 24%

LK Wesermarsch 2.000 595 590 30%

Gesamt 18.000 5.289 5.220 29%

*Nach Bereinigung um leer zurückgesendete Fragebögen und logisch inkonsistente Fragebögen. Aufgrund des Erhebungsverfahrens über die Gebietskörperschaften konnte eine Bereinigung der Rücklaufquote um neutrale Ausfälle (Unbekannte, Verstorbene, Verzogene) nicht erfolgen.

Für eine postalische freiwillige Bevölkerungsbefragung ist dies insgesamt eine gute Rück-laufquote. Diekmann verweist beispielsweise darauf, dass in schriftlichen Befragungen typi-scherweise Rücklaufquoten von etwa 20% erreicht werden, mit einem entsprechenden Er-hebungsdesign aber auch höhere Rücklaufquoten erreicht werden können (vgl. Diekmann 2001: 441). Insgesamt sind die erreichten Fallzahlen sowohl für regionale Analysen als auch für problemgruppenbezogene weiterführende Analysen groß genug.

In der empirischen Sozialforschung gilt als Daumenregel eine Mindestfallzahl von 30 für noch hinreichend valide Ergebnisse für Verteilungsaussagen36. Diesem Grundsatz folgend werden in den folgenden Analysen ausschließlich Verteilungsaussagen über Gruppen mit

mindestens 30 Fällen bzw. Haushalten ausgewiesen. Die Analyseergebnisse werden dar-über hinaus bei allen Auswertungen hinsichtlich ihrer statistischen Signifikanz getestet und es werden nur signifikante Unterschiede bzw. Zusammenhänge interpretiert. Um die Darstel-lung aber nicht durch umfangreiche statistische Zusatzkommentare zu überfrachten, werden die Ergebnisse der Signifikanztests nicht immer explizit ausgewiesen.

Für übergreifende Analysen aller befragten Haushalte wird über ein Regionalgewicht im Da-tensatz die unterschiedliche Größe der Stichproben in den Gebietskörperschaften, aber auch die disproportional gestalteten regionalen Stichprobenziehungen ausgeglichen. Mittels einer solchen Gewichtung sind beispielsweise auch Aussagen zur vergleichsweise kleinen Gruppe der Haushalte möglich, die über Probleme- bzw. Informationsbedarf zum Thema

‚Sucht/Abhängigkeit/Drogen‘ berichten.

Generell sagt aber die Rücklaufquote an sich nur wenig über die Güte der Stichprobe aus.

Wichtig ist vielmehr, ob systematische Verzerrungen durch einen geringeren Rücklauf zu beobachten sind. D.h., ob bestimmte Bevölkerungsgruppen nicht oder nicht in ausreichen-dem Maße in der Stichprobe vertreten sind.

Um dies zu überprüfen wurden Analysen zur Altersverteilung, zum Anteil der Haushalte mit Migrationshintergrund, zur Einkommenssituation der erreichten Haushalte sowie zur regiona-len Verteilung der erreichten Haushalte durchgeführt.

Schaut man auf die Fallzahlen zur Altersverteilung zeigt sich zum ersten, dass alle Alters-gruppen in einer recht hohen Fallzahl in der Stichprobe vertreten sind. Sogar in der Gruppe der Haushalte mit über 80-jährigen Bezugspersonen haben noch 465 Haushalte den Frage-bogen beantwortet. Gleichzeitig zeigt sich insgesamt, dass die Gruppe der 60- bis 80-jährigen Bezugspersonen besonders häufig geantwortet haben und insgesamt gesehen in der Stichprobe etwas breiter vertreten sind, als dies ihrem Anteil in der Bevölkerung ent-spricht.

Ein nächster Blick gilt dem Antwortverhalten der Haushalte mit Migrationshintergrund. Im Fragebogen wurde hierzu auf die Frageformulierung aus der Zensuserhebung im 2011 zu-rückgegriffen und danach gefragt, ob im Haushalt eine Person lebt, die nach 1955 nach Deutschland zugezogen ist (vgl. Statistisches Bundesamt 2012). Zusätzlich wurde erhoben, ob außer Deutsch auch eine andere Sprache gesprochen wird, um ein weiteres Zuord-nungskriterium für Haushalte mit Migrationshintergrund zu erhalten. Die beiden Haushalts-gruppen überschneiden sich aber weitgehend. Insgesamt ist auch diese

Bevölkerungsgrup-Die Einkommensberechnungen und Berechnungen zu Armutsgefährdungs- und Reich-tumsquoten unter den befragten Haushalten ergeben zudem vergleichbare Werte für die Armuts- und Reichtumsstrukturen der niedersächsischen Bevölkerung, wie sie in der amtli-chen Sozialberichterstattung mit Daten des Mikrozensus berechnet wurden (vgl.

http://www.amtliche-sozialberichterstattung.de).

Übergreifend zeigen die Analysen, dass Haushalte aus allen Alters- und Einkommensgrup-pen in der Stichprobe vertreten und auch Haushalte mit Migrationshintergrund gut in der Stichprobe repräsentiert sind. Die durch die Verwaltungsdaten belegten demografischen Spezifika der Landkreise und Städte spiegeln sich daher in den Eckdaten der Haushaltsbe-fragung wider. So werden die besondere Überalterung im Landkreis Osterode am Harz, aber auch die höheren Anteile ärmerer Haushalte in der Stadt Delmenhorst und in der Stadt Salz-gitter bestätigt. In den Verteilungen nach Gebietskörperschaften finden sich zudem die im vorangegangenen Kapitel berichteten Unterschiede der Bevölkerungsstruktur nach Staats-zugehörigkeit in den Niveaus der Anteile an Haushalten mit Migrationshintergrund wieder.

Insgesamt zeigen sich keine Hinweise auf eine systematische Verzerrung der Befragungser-gebnisse. Lediglich die Altersgruppe der 60- bis 80-Jährigen ist in der Befragung leicht über-repräsentiert.