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Guido Martens

Untersuchungen der Wirkung unterschiedlicher Dosierungen und FSH-Applikationsregime auf Superovulationsergebnisse bei Rindern der Rasse Fleckvieh

Die Ergebnisse der Superovulationsbehandlung und der Embryonengewinnung beim Rind sind für die züchterische Effizienz und die Ökonomie des Verfahrens Embryotransfer sehr bedeutsam. Wesentliche Einflussfaktoren auf die Ergebnisse sind die Art des zur Superovulationsbehandlung eingesetzten Gonadotropins, bei Verwendung von FSH auch das konkrete Präparat sowie die Applikationsfrequenz. In Deutschland war bis 2/2004 kein arzneimittelrechtlich zugelassenes FSH-Präparat verfügbar, aber Interesse und Bemühungen bestanden, sowohl das Fertigarzneimittel Folltropin® als auch Pluset® zur Zulassung zu bringen.

Insbesondere für das Präparat Pluset®, für das mittlerweile eine arzneimittelrechtliche Zulassung besteht, lagen bislang nur unzureichende, praktische Erfahrungen vor.

Aus diesem Grund bestand das grundsätzliche Ziel dieser Arbeit darin, Erkenntnisse über den effektiven Einsatz dieser Gonadotropinpräparate zu gewinnen.

In der vorliegenden Arbeit wurden der Einfluss einer reduzierten Injektionsfrequenz von zwei Fertigarzneimitteln mit den Wirkstoffen FSH/LH sowie unterschiedlicher Dosierungen der beiden Präparate auf die Ergebnisse der Superovulationsbehandlung bei Rindern der Rasse Fleckvieh untersucht.

Im ersten Abschnitt dieser Arbeit, einer klinischen Erhebung an 810 Tieren, wurden klinisch-embryologische Parameter erfasst und zu den verwendeten Superovulationsschemata in Beziehung gesetzt. Parallel dazu wurde überprüft, ob sich ein Einfluss des Zeitpunktes, an dem mit der Superovulation (SO) begonnen

wurde, nachweisen lässt und in wie weit das Alter der Donoren das Ergebnis der SO beeinflusst.

Im zweiten Teil der Arbeit, einer klinisch-endokrinologischen Modellstudie an 12 Jungrindern, wurde in 3 Versuchsgruppen zum einen die Auswirkung einer reduzierten Applikationsfrequenz von 8 auf 4 intramuskuläre Injektionen des Präparates Pluset® sowie der Einfluss einer Dosisreduzierung von 650 I.E. auf 500 I.E. auf klinisch-embryologische Parameter, die Sekretion von LH und der Sexualsteroide sowie die Plasmakonzentrationen des exogenen pFSH untersucht.

Folgende Ergebnisse wurden erarbeitet:

1. Es ließ sich ein Einfluss der Applikationsfrequenz auf das Ergebnis der Embryonengewinnung nachweisen. Durch eine Reduzierung der Applikationsfrequenz von 8 auf 4 Injektionen erniedrigte sich die Gesamtzahl der Embryonen und Eizellen tendenziell. Es wurde zwischen den Gruppen P-8500

(Präparat Pluset®; 8 Applikationen im Abstand von 24 h; Dosis 500 I.E.) und P-4500 eine mittlere Abnahme um 3,8 festgestellt (p = 0,09). Für das Präparat Folltropin® konnte beim Vergleich der Gruppen F-8260 und F-4260 eine Verringerung der Anzahl der Embryonen und Eizellen um 3,0 tendenziell nachgewiesen werden (p = 0,08).

2. Der prozentuelle Anteil der transfertauglichen Embryonen verringerte sich bei geringerer Applikationsfrequenz signifikant. Die Differenz betrug zwischen den Gruppen P-8550 und P-4550 14,4 % (p = 0,002), bei den Gruppen F-8200 und F-4200 9,3

% (p = 0,03). Der Prozentsatz der transfertauglichen Embryonen war in der Gruppe F-4340 im Vergleich zur Gruppe F-8340 um 18,3 verringert (p = 0,04). Dies spiegelte sich auch in der Anzahl der transfertauglichen Embryonen wider. In 4 von 5 Gruppenpaaren wurden bei reduzierter Applikationsfrequenz weniger transfertaugliche Embryonen gewonnen. Zwischen den Gruppen P-8550 und P-4550 wurde ein signifikanter Rückgang um 3,4 transfertaugliche Embryonen beobachtet (p=0,01).

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3. Der Anteil der Eizellen erhöhte sich nach einer Reduzierung der Applikationsfrequenz für das Präparat Pluset® signifikant. Es wurden im Vergleich der Gruppen P-4500 und P-8500 18,9 % (p = 0,01) und der Gruppen P-4550 und P-8550 18,7

% (p = 0,0001) mehr Eizellen gewonnen.

4. Der Anteil der degenerierten Embryonen verringerte sich nach geringerer Applikationsfrequenz für das Präparat Pluset® in den Gruppen P-8550 und P-4550 signifikant um 4,3 % (p = 0,04). Für das Präparat Folltropin® wurde nach reduzierter Applikationsfrequenz in den Gruppen F-4200 und F-8200 ein um 7,81 % (p = 0,001) und in den Gruppen F-4340 und F-8340 ein um 6,7 % (p = 0,05) erhöhter Anteil degenerierter Embryonen festgestellt.

5. Ein signifikanter Einfluss der Dosis konnte in dem hier untersuchten Dosisbereich für keines der beiden Präparate festgestellt werden. Es wurde im Vergleich der Gruppen F-4260 und F-4340 tendenziell eine Erhöhung der Anzahl der Embryonen und Eizellen um 3,5 (p = 0,10) und des Anteils der degenerierten Embryonen um 5,6 % (p = 0,09) nach einer Erhöhung der Dosis beobachtet. Ein Dosisanstieg führte beim Präparat Pluset® tendenziell (p=0,1) zu einer Verringerung der Anzahl der transfertauglichen Embryonen. Während ein Dosisanstieg zwischen den Gruppen F-4260 und F-4340 tendenziell (p=0,1) zu einem Anstieg um 0,6 transfertaugliche Embryonen kam.

6. Es ließ sich kein signifikanter Einfluss des Zyklustages, an dem mit der SO-Behandlung begonnen wurde, auf das Ergebnis der Embryonengewinnung nachweisen.

7. Es ließ sich kein signifikanter Einfluss des Alters der Donoren auf das Ergebnis der Embryonengewinnung nachweisen.

8. Durch die Behandlung der Versuchstiere der klinisch-endokrinologischen Modellstudie mit dem Gonadotropinpräparat Pluset® wurde die endogene

LH-Sekretion deutlich beeinflusst. In allen Versuchsgruppen erfolgte unter dem Einfluss von Pluset® eine signifikante Verringerung der Anzahl der LH-Pulse. Des Weiteren wurde die Fläche unter den LH-Pulsen (AUC) deutlich vermindert. Zwischen den 3 Versuchsgruppen (A-C), die mit unterschiedlichen SO-Schemata behandelt wurden, konnten keine signifikanten Unterschiede in der Beeinflussung der endogenen LH-Sekretion festgestellt werden.

9. Während und nach der SO-Behandlung stiegen die Östradiol-17β-Konzentrationen (E2) bei allen Versuchstieren deutlich an. Es konnte zwischen den 3 Versuchsgruppen kein signifikanter Unterschied der maximalen E2-Konzentration nachgewiesen werden.

10. Während und nach der SO-Behandlung stiegen die Progesteron-Konzentrationen (P4) bei allen Versuchstieren deutlich an. Es wurde bei der Gruppe A (500 I.E. aufgeteilt auf 4 Injektionen) eine signifikant geringere maximale P4- Konzentration nachgewiesen, als in den Gruppen B (500 I.E. aufgeteilt auf 8 Injektionen) und C (650 I.E. aufgeteilt auf 8 Injektionen).

Die Resultate dieser Arbeit zeigen, dass bei Verwendung von Pluset® bzw.

Folltropin® die Verteilung der FSH-Gesamtdosis auf 8 Applikationen zu besseren SO-Ergebnissen führt, als dies bei einer Reduzierung auf 4 Injektionen der Fall ist.

Gleichwohl stehen mit den erarbeiteten Applikationsregimen, bei denen die FSH-Gesamtdosis auf 4 Injektionen verteilt wurde, praktikable Alternativen zur Verfügung.

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