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4.1 Applikationsfrequenz

Die Art des verwendeten Gonadotropins, die Frequenz der Gonadotropin-Applikation sowie der Anteil von FSH- und LH-Wirkäquivalenten und deren biologische Aktivität haben einen Einfluss auf den Erfolg der Stimulation (KELLY et al. 1997; KANITZ et al. 2002; MAPLETOFT et al. 2002), zudem haben Untersuchungen zur Vereinfachung der FSH-Applikation belegt, dass Wechselwirkungen zwischen der FSH-Dosierung und dem Applikationsschema bestehen (DONALDSON 1991;

HOCKLEY et al. 1992; WALSH et al. 1993).

Da eine wiederholte intramuskuläre Gabe im zwölfstündigen Abstand einen hohen Arbeitsaufwand für die durchführende Person und Stress für das zu behandelnde Tier bedeutet (WALSH et al. 1993; MAPLETOFT et al. 2002), wurden bereits einige Untersuchungen vorgenommen, in denen die Applikationsfrequenz reduziert wurde.

Untersuchungen bei denen die SO-Behandlung mit einer einmaligen, zumeist subkutanen Injektion eines FSH-Präparates durchgeführt wurde, führten zu unterschiedlichen Ergebnissen. Schallenberger (1994) erzielte mit einer subkutanen Injektion von 300 mg Folltropin® bei 9 Kühen der Rasse Fleckvieh ein höheres SO-Ergebnis als in der Vergleichsgruppe, die er mit der gleichen Gesamtdosis, aufgeteilt auf 7 Injektionen behandelte. Die Anzahl der Embryonen und Eizellen stieg im Mittel nach der einmaligen FSH-Applikation von 15,5 auf 18,8. Die Anzahl der transfertauglichen Embryonen stieg von durchschnittlich 8,1 auf 8,8 transfertaugliche Embryonen je Spendertier (Tab. 1).

Zu anderen Ergebnissen kamen Kelly et al. (1997), die an Versuchstiergruppen, die aus jeweils mehr als 20 juvenilen Kreuzungsrindern bestanden, eine einmalige subkutane mit einer mehrmaligen intramuskulären Applikation der Präparate Folltropin® und Pluset® verglichen. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass durch eine mehrmalige intramuskuläre Applikation von FSH, unabhängig vom eingesetzten FSH-Präparat, die Anzahl der Embryonen und Eizellen sowie die Anzahl der transfertauglichen Embryonen gesteigert wurden. Der Unterschied zwischen der einmaligen und der mehrmaligen Applikation war bei dem Präparat Pluset® in diesem

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Versuch weniger deutlich ausgeprägt als bei der Verwendung von Folltropin® (Tab.

1).

Ähnliche Beobachtungen machten BO et al. (1994), die den Unterschied zwischen einer einmaligen, subkutanen und der 8-maligen, intramuskulären Applikation an einer Gruppe von 7 bzw. 8 adulten Fleischrindern untersuchte. Beide Gruppen wurden mit einer Gesamtdosis von 400 mg Folltropin® behandelt. In der Gruppe, welche nur eine Injektion erhielt, war die Summe aus den gewonnenen Embryonen und Eizellen im Mittel um 2,3 geringer und die Anzahl der transfertauglichen Embryonen war ebenfalls um 2,3 Embryonen erniedrigt.

Auch MISRA et al. (1992) sowie BUNGARTZ & NIEMANN (1993) beobachteten bei Kühen der Rasse Holstein Friesian einen negativen Einfluss einer nur einmaligen, subkutanen FSH-Gabe.

Obwohl in den eigenen Untersuchungen, die Effektivität einer einzigen, subkutanen Injektion nicht berücksichtigt wurde, deuten die eigenen Ergebnisse in Übereinstimmung mit den letztgenannten Autoren darauf hin, dass sich eine Reduzierung der Applikationsfrequenz nachteilig auf das SO-Ergebnis auswirken kann.

Einen Versuchsaufbau, der den eigenen Erhebungen näher kam, wählten KANITZ et al. (2002). Sie untersuchten bei insgesamt 66 Versuchstieren der Rasse Fleckvieh, den Einfluss einer 4-maligen Injektion von Folltropin® in verschiedenen Dosierungen.

Die Autoren erzielten mit einer reduzierten Applikationsfrequenz zufrieden stellende Ergebnisse. Während eine 4-malige Injektion von 360 mg Folltropin® eine durchschnittliche Anzahl von 9,5 transfertauglichen Embryonen lieferte und der Parameter nach einer Dosisreduzierung auf 260 mg bei 11,1 lag, wurden nach einer 8-maligen Injektion bei einer Gesamtdosis von 400mg 10,9 transfertaugliche Embryonen pro Donor gewonnen. Auch PURWANTARA et al. (1994), die 2 Versuchsgruppen von je 10 juvenilen Kreuzungsrindern mit Folltropin® behandelten, konnten gute Ergebnisse durch eine Reduzierung der Injektionsfrequenz von 8 auf 3 erzielen. Sie konnten durch die Reduzierung der Applikationen sowohl eine Steigerung der Gesamtzahl der Embryonen und Eizellen von durchschnittlich 4,9 auf

5,2, als auch einen Anstieg um durchschnittlich 1,5 transfertaugliche Embryonen beobachten.

Auch Bungartz und Niemann (1993), die im Rahmen von Untersuchungen zum Einfluss dominanter Follikel, Gruppen mit variierender Applikationsfrequenz verglichen, kamen mit der Applikation von Folltropin® in 4 Injektionen über 4 Tage teilweise zu zufrieden stellenden Ergebnissen.

WALSH et al. (1993), die an 2 Versuchstiergruppen von je 40 juvenilen Kreuzungsrindern eine 4- und eine 8-malige Gabe von Folltropin® verglichen, kamen hingegen durch die Reduktion der Injektionen zu einer Verminderung der Embryonen und Eizellen von durchschnittlich 9,6 auf 4,9 und zu einer Verringerung der Anzahl der transfertauglichen Embryonen von 7,0 auf 3,3 (Tab. 1).

In den eigenen Erhebungen zum Einfluss der Applikationsfrequenz wurde in jeweils 5 Gruppen der Einfluss einer 4-maligen bzw. 8-maligen FSH-Injektion untersucht (Tab.

8). Eine wie von WALSH et al. (1993) beobachtete Verringerung der Gesamtzahl der Embryonen und Eizellen konnte zwar in allen 5 Gruppenpaaren beobachtet werden, ließ sich aber nicht statistisch absichern.

Es war bei 3 von 5 Gruppenpaaren der prozentuelle Anteil der transfertauglichen Embryonen bei reduzierter Applikationsfrequenz signifikant verringert (Tab. 8). In der Gruppe P-4550 lag die Anzahl der transfertauglichen Embryonen mit 9,4 signifikant unter der der Gruppe P-8550, in der durchschnittlich 12,8 transfertaugliche Embryonen gewonnen wurden (Tab.6).

Der Anteil der gewonnenen Eizellen stieg nach 4-maliger Applikation in den Gruppen P-4500 und P-8500 um 18,9 % sowie in den Gruppen P-4550 und P-8550 um 18,7 % signifikant an.

Die teilweise in vorausgehenden Untersuchungen (PURWANTARA et al. 1994;

KANITZ et al. 2002) festgestellten, positiven Auswirkungen einer verminderten Applikationsfrequenz konnte durch die eigenen Ergebnisse nicht bestätigt werden.

Beim Vergleich klinisch-embryologischer Parameter muss die hohe, individuelle Variabilität der Ovarreaktion (ADAMS 1994) bedacht werden. Um diesen individuellen Einfluss möglichst zu minimieren, sollten ausreichend große Gruppengrößen zur Charakterisierung bestimmter SO-Regime gewählt werden.

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WALSH et al. (1993) konnte an 80 Tieren den negativen Einfluss einer verminderten Applikationsfrequenz auf die Anzahl der Embryonen und Eizellen sowie auf die Anzahl der transfertauglichen darstellen. Die vorliegende Erhebung, in die hinsichtlich der Untersuchung der Applikationsfrequenz Daten von 741 Donoren einflossen, konnte die Ergebnisse von WALSH et al. (1993) bestätigen. Die eigenen Ergebnisse belegen im Unterschied zu den Ergebnissen anderer Autoren (PURWANTARA et al. 1994; KANITZ et al. 2002), dass eine Reduzierung der Injektionsfrequenz von 8 auf 4 bei Anwendung der genannten Präparate keine Vorteile bringt. Da die Differenzen für den Parameter transfertaugliche Embryonen im Vergleich zu den Gruppen, in den das FSH achtmal verabreicht wurde, jedoch relativ gering sind, kann die viermalige FSH-Gabe für Superovulationsbehandlungen von Rindern als Alternative angesehen werden.