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ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK

Im Dokument 3 17.Jg Quartal (Seite 85-90)

Mit der vorliegenden Studie wurden erste Versuche zur empirischen Untersu­

chung der Leistungsfeststellung im Fremdsprachenunterricht unternommen. Dazu wurden erste Klassen der Grundschule ausgewählt, die mit einer neu entwickel­

ten, nicht lehrgangsorientierten Fremdsprachenkonzeption arbeiteten.

Bezüglich des Begriffs Leistung im Fremdsprachenunterricht an der Grund­

schule, einem für die meisten Länder fast völlig neuen Fach, sehen sich viele Grundschulpädagogen auf den Plan gerufen. Für viele ist der Begriff der Leistung im Grundschulbereich immer noch ein „Unwort" (vgl. Bliesener, 1998). Dabei bleibt der Begriff Leistung jedoch im Kontext von mathematischer und mutter­

sprachlicher Literalität unwidersprochen und eine alltägliche Größe. Wie könnte man sonst auch Empfehlungen für die weitere Schullaufbahn der Grundschulkin­

der aussprechen, wenn man nicht klare Erwartungen hinsichtlich einer angemes­

senen Lernleistung hätte?

Ausgehend von der vorliegenden Darstellung zu „Forschungsvorhaben im Be­

reich des frühen Fremdsprachenunterrichts" ergibt sich eine Reihe von Aufgaben für die weitere Forschung.

Die erste Aufgabe muss es sein, in einem vergleichbaren Forschungsdesign ein Instrumentarium zu entwerfen bzw. weiter zu entwickeln und zu erproben, mit dem sich Schülerleistungen in den Fremdsprachen auch bereits in der ersten Klasse der Grundschule angemessen erfassen lassen. Angemessen heißt dabei, altersadäquat, motivationssteigernd und konzeptionsunabhängig vorzugehen und dabei der erwähnten besonderen entwicklungspsychologischen Lage der Kinder gerecht zu werden. Ein Beispiel stellen hierzu die „Examinations, Certificates &

Diplomas" der University of Cambridge (University of Cambridge Local Exami­

nations Syndicate, 1998a, 1998b) dar.

Als zweite Aufgabe ist es sinnvoll und geradezu notwendig, entsprechend ei­

nem komplexen Schulleistungskonzept (vgl. Helrnke & Weinert, 1997, S. 86), möglichst alle Bedingungsfaktoren schulischer Leistungen in einem umfassenden Forschungsvorhaben auch für den Fremdsprachenunterricht in der Grundschule einzubeziehen.

364 Empirische Pädagogik 2003, 17 (3), 347-367 Die dritte Aufgabe besteht darin, Forschungswissen und -kompetenz in das Professionalisierungs- und Qualifikationsprofil der Ausbildungsordnungen für Lehrkräfte im Fremdsprachenunterricht an der Grundschule aufzunehmen.

Die vierte Aufgabe hat sich mit der Anbindung des Fremdsprachenunterrichts in der Grundschule an die Sekundarstufe zu befassen. Der Anfangsunterricht in der Sekundarstufe I nimmt bzw. nahm bisher kaum Rücksicht auf das Fremdspra­

chenlernen in der Grundschule. Auch spielten umgekehrt die Fremdsprachenlehr­

pläne der Sekundarstufe bei der Konzeption der neuen Lehrpläne für den Fremd­

sprachenunterricht in der Grundschule bisher eine eher unbedeutende Rolle.

Hier sollten sich alle am schulischen Fremdsprachenlern_en interessierten For­

scher zusammen mit den Lehrenden um eine objektivere Beschreibung des Status quo im Fremdsprachenunterricht der verschiedenen Stufen bemühen. Darauf auf­

bauend kann dann ein Gesamtkonzept entwickelt werden, das das frühe Fremd­

sprachenlernen als wichtiges und unverzichtbares Mosaik im Gesamtgebäude ei­

nes Sprachenhauses an der Schule wahrnimmt. Dieses Sprachenhaus wird letzt­

lich auch die Fremdsprachen mit den Muttersprachen der Kinder sowie Deutsch als offizielle Instruktionssprache in einem Gesamtkonzept betrachten müssen.

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Anschrift des Autors:

PD Dr. Gerhard W. Schnaitmann, M. A., Landesinstitut für Erziehung und Unterricht Stuttgart, Rotebühlstraße 131, 70197 Stuttgart,

E-Mail: Gerhard.Schnaitmann@t-online.de

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Günter M. J. Nold

Empirische Pädagogik 2003, 17 (3), 368-379

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