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Pilgram, Anna (2018):

Linksventrikuläre Volumenerfassung mittels monoplaner und biplaner Scheibchensummationsmethode nach Simpson bei gesunden Hunden und Hunden mit degenerativer Mitralklappenendokardiose.

Die biplane Scheibchensummationsmethode nach Simpson (SMOD) hat sich in der Humanmedizin bei der Erfassung linksventrikulärer Funktionsparameter schon etabliert, wohingegen sie in der Veterinärmedizin eher selten eingesetzt wird. Grund hierfür ist unter anderem der Mangel an Studien, welche eine große Bandbreite an Hunderassen und Größen bedienen und Richtwerte etablieren konnten, welche im Falle einer Volumenbelastung eine solche auch erkennen. Bisherige Studien beschäftigten sich zumeist mit rassetypischen Referenzwerten, welche anhand der Körperoberfläche (BSA) normalisiert wurden. Des Weiteren ist noch nicht vollständig geklärt, ob die monoplane SMOD unter Ausmessung nur eines der Kammerblicke bei Hunden ausreichend ist. Im Laufe einer degenerativen Mitralklappenendokardiose (DMKE), welche die häufigste Herzerkrankung des Hundes darstellt, kann es zu einer Erhöhung des enddiastolischen (EDV) und in späteren Stadien auch des endsystolischen Volumens (ESV) kommen. Folglich ist eine Volumenerfassung mittels SMOD in diesem Falle sinnvoll und kann wichtige, das therapeutische Vorgehen bestimmende Schlussfolgerungen offerieren.

In den vorliegenden Studien sollte zum einen geklärt werden, ob sich die Präferenz der biplanen Messmethode in der Humanmedizin auf den Veterinärbereich übertragen lässt. Dies wurde in der ersten Studie anhand einer herzgesunden Studienpopulation überprüft. Außerdem wurden die Daten auf eine geeignete Indexierungsmöglichkeit untersucht, welche die linksventrikulären Volumina (LVV) nach Indexierung weitgehend unabhängig vom Körpergewicht der unterschiedlichen Studienpopulation macht. In der zweiten Studie wurden dann die monoplane und biplane SMOD bei einer an DMKE in verschiedenen Stadien erkrankten Hundepopulation verglichen.

Zusammenfassung

Die Studienpopulation bestand aus Patienten der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover in Privatbesitz. Die Studienteilnehmerzahl von 126 Hunden ergab sich aus den für eine routinemäßige echokardiographische Untersuchung vorgestellten Hunden. Alle Hunde wurden echokardiographisch untersucht und nach Einteilung in die Patientengruppen unter Zuhilfenahme des externen Analyseprogramms EchoPac®(EchoPac PC, 108.1.4 Version 110.x.x, Analysesoftware; GE Healthcare, Horten/Norwegen) ausgewertet. Die Erfassung der SMOD-Volumina erfolgte sowohl biplan mittels links-apikalem Vier- und Zweikammerblick, als auch monoplan mittels singulärer Messung der apikalen Schnittebenen und des rechts-parasternalen Vierkammerblickes.

In der ersten Studie wurden die LVV von insgesamt 38 herzgesunden Hunden (Alter:

1-14 Jahre; Gewicht: 3,5-27 Kilogramm) erfasst. Zunächst wurden Rohdaten des EDV und ESV mittels Körpergewicht (KGW), BSA und Aortendurchmesser (AoD) normalisiert. Nach Berechnung des Bestimmtheitsmaßes (r2) und Anwendung einer linearen Regression zeigte sich, dass die mittels KGW normalisierten Werte (EDV/kg; ESV/kg) die kleinste noch vorhandene Abhängigkeit zu dem Körpergewicht aufwiesen (r2; KGW: < 0,08; BSA: > 0,39; AoD: > 0,62). Weiterhin wurde dann mittels linearer Regression und allometrischer Formel eine geeignete Potenz für das KGW errechnet, mit welcher sich die geringste mögliche Abhängigkeit der indexierten Daten zum Körpergewicht zeigt. Diese Exponenten b für EDVI2 und ESVI2 (EDV/kgᵇ;

ESV/kgᵇ), welche individuell für die gemessenen monoplanen und biplanen SMOD Volumina errechnet wurden, waren alle annähernd 1 (0,96 – 1,01). Folglich ist bei einer so heterogenen Untersuchungsgruppe die Normalisierung mittels KGW empfehlenswert (EDVI1, ESVI1), da die errechneten Exponenten von EDVI2 und ESVI2 dies ebenfalls bestätigen konnten.

Bei dem Vergleich der monoplanen, unter Nutzung des links-apikalen Vierkammerblickes, und der biplanen SMOD offenbarten sich mittels Least Significant Difference Tests (LSD) signifikant unterschiedliche Werte (EDVI2, p = 0,01; ESVI2, p = 0,03). Der Vergleich der links-apikalen biplanen und der monoplanen SMOD unter Nutzung des rechts-parasternalen Vierkammerblickes

Zusammenfassung

sowie der Vergleich zwischen den beiden links-apikalen monoplanen Ebenen offenbarten keine signifikanten Unterschiede. Der Vergleich zwischen dem links-apikalen und rechts-parasternalen Vierkammerblick zeigte nur signifikante Unterschiede für den ESVI2 (p = 0,02), nicht jedoch für den EDVI2. Außerdem wurden auffällige Unterschiede bei den enddiastolischen und endsystolischen Längenachsen-Messungen der Ventrikel zwischen den Methoden detektiert, was auf frequentierte Verkürzungen der links-apikalen Ventrikel-Darstellungen schließen ließ.

In der zweiten Studie wurden insgesamt 88 Hunde (Alter: 3,7–18,1 Jahre; Gewicht:

2,6–29,1 Kilogramm) mit verschiedenen Stadien der DMKE untersucht (B1: n = 50;

B2: n = 22; C: n = 16). Bei der Einteilung in die verschiedenen Stadien der DMKE (CHIEF B-C) nach dem Canine Heart failure International Expert Forum (CHIEF) waren zuvor publizierte Messgrößen wie der Index nach Cornell sowie das Verhältnis von linkem Atrium und Aorta (LA/Ao) maßgebend.

CHIEF B1 keine klinischen Symptome, keine Kompensationsanzeichen (LA/Ao <

1,6 und Index nach Cornell EDD < 1,85 (95% Wahrscheinlichkeitsintervall))

CHIEF B2 keine klinischen Symptome aber Kompensationsanzeichen (LA/Ao ≥ 1,6 und/oder Index nach Cornell EDD ≥ 1,85)

CHIEF C klinische Symptomatik und radiologisch nachgewiesenem Lungenödem Der McNemar’s Test offenbarte bei Vergleich monoplaner und biplaner EDVI1 keine signifikanten diagnostischen Unterschiede bei der Erfassung einer Volumenüberladung. Für Gruppenvergleiche wurde die einfache Varianzanalyse, für multiple paarweise Vergleiche wurde der LSD(least significant difference)-Test angewandt, welche für den EDVI1, im Gegensatz zu der gesunden Population, keine signifikanten Unterschiede zwischen der monoplanen und biplanen SMOD mehr detektieren konnte. Die Unterschiede des ESVI1 zwischen den Methoden waren sehr variabel. Mit jedem Anstieg des Stadiums der DMKE war ein signifikanter Anstieg des EDVI1 zu beobachten. Im Gegensatz dazu konnte ein Anstieg des ESVI1 erst zwischen den Stadien B2 und C detektiert werden. Dies war jedoch bei der monoplanen und biplanen SMOD einheitlich.

Zusammenfassung

Die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführte Studie konnte anhand der gesunden, gemischtrassigen Hundepopulation Volumenindices für die monoplane und biplane SMOD erstellen. Für die Normalisierung der Volumina eignet sich dabei das KGW in Kilogramm. Daher können bei Vorliegen einer DMKE und einer fraglichen ED LV-Volumenbelastung für die mittels KGW normalisierten Volumina folgende obere Cut-Off Werte der Indices herangezogen werden (95% Perzentil): für die biplane SMOD >

2,98, für die monoplane Methode mittels links-apikalem Vierkammerblick > 2,90, links-apikalem Zweikammerblick > 3,00 und mittels rechts-parasternalem Vierkammerblick > 2,72. Sowohl in Hinsicht auf die gesunde Studienpopulation, als auch bei erkrankten Hunden konnten Limitationen der monoplanen SMOD aufgezeigt werden. Jedoch erfasst der links-apikale Vierkammerblick eine LV EDV-Zunahme schon im Stadium B1, daher scheint diese Ebene für die Beurteilung von Hunden mit DKME empfehlenswert zu sein. Weiterhin zeigte die Verwendung der biplane SMOD, auch wenn diese Methode vermutlich weniger Einschränkungen bei der Darstellung des „realen“ Volumens aufweist, keinen diagnostischen Benefit. Das im rechts-parasternalen Vierkammerblick gemessene ED-Volumen ist, sowohl bei der gesunden, als auch bei der erkrankten Studienpopulation, identisch mit dem des links-apikalen Vierkammerblickes, jedoch zeigen die ES-Werte ausschließlich signifikante kleinere Werte des rechts-parasternalen Kammerblickes. Daher ist dessen alleinige Messung nicht empfehlenswert.

Summary