M Tdσrea/dMT[barn]
1.5 AGeV, 40 oNi+Ni
5.1.1 Zeitabh¨ angigkeit der K + - und K − -Produktion
Wenn, wie im vorigen Abschnitt dargestellt, der “strangeness-exchange”-Prozess die Produktion der K− dominiert, hat dies auch Auswirkungen auf die Produktionszeit der K−, da in einem ersten Stoß zuerst ein Hyperon zusammen mit einem K+ pro-duziert werden muss, und dieses Hyperon anschließend mit einem Pion wechselwir-ken muss. Außerdem wird ein großer Teil der produzierten K− aufgrund der kleinen mittleren freien Wegl¨ange von λK− ≈ 0.8 fm der K− sehr schnell wieder absorbiert,
wohingegen die produziertenK+ aufgrund ihrer großen mittleren freien Wegl¨ange von λK+ ≈ 5 fm ohne große Wechselwirkung die Reaktionszone verlassen k¨onnen. Da die K− in der Reaktionszone sehr schnell absorbiert werden, k¨onnen die im Experiment nachgewiesenen K− nur aus einer sp¨ateren Phase der Reaktion stammen, wenn die Reaktionszone aufgrund von Expansion so verd¨unnt ist, dass die produzierten K− nicht mehr mit der ¨ubrigen Materie in der Reaktionszone wechselwirken. Falls also der
“Strangeness-exchange”-Prozess der dominierende Kanal f¨ur die K−-Produktion bei SIS-Energien ist, werden dieK− sp¨ater als die K+ produziert.
0 1 2
ρ / ρ
03
IQMD, C. Hartnack, Nantes Au+Au, 1.5AGeV, b=0fm
t [ fm/c ]
dN/dt
K+ K- x50
0 0.02 0.04
0 10 20 30
Abbildung 5.8:Zeitabh¨angigkeit der K+ und K−-Produktion im IQMD-Modell [Har03a] am Beispiel von zentralen Au+Au-Reaktionen. Im oberen Teil der Abbil-dung ist die in der Reaktionszone erreichte Dichte als Funktion der Zeit t dargestellt.
Der untere Teil der Abbildung zeigt die Produktionsrate der K+ und K−, die die Re-aktionszone verlassen haben, als Funktion ihrer Produktionszeit.
Diese ¨Uberlegungen werden auch durch Ergebnisse einer Simulationsrechnung mit dem Transportmodell IQMD [Har03a] best¨atigt. Abbildung 5.8 zeigt am Beispiel ei-ner Rechnung f¨ur zentrale Au+Au-Reaktionen die Zeitabh¨angigkeit der K+ und K− -Emission. Im unteren Teil der Abbildung ist die Produktionsrate f¨ur K+ und K−, die die Reaktionszone verlassen haben, als Funktion ihrer Produktionszeit gezeigt. Die K− wurden zur besseren Darstellung mit einem Faktor 50skaliert. Im oberen Teil der Abbildung ist zum Vergleich die in der Reaktionszone erreichte Dichte als Funktion der Zeit t dargestellt.
Hinweise auf die Kopplung der K−-Produktion an die K+-Produktion — 153 Die meisten K+ werden nach dieser Modellrechnung und in ¨Ubereinstimmung zu den oben gemachten Annahmen w¨ahrend der fr¨uhen und hochdichten Phase der Reaktion emittiert. Im Gegensatz dazu wird das Maximum der K−-Emission erst nach ca. 10-15 fm/c erreicht und ein großer Teil der K− werden erst dann emittiert, wenn die K+-Emission schon abgeschlossen ist.
Diese unterschiedlichen Produktionszeiten der K+ und K− sollten sich auch auf die im Experiment untersuchten Observablen auswirken. Eine Observable, an der man diese Unterschiede in der Produktionszeit sehen sollte, ist die polare Winkelverteilung der emittierten K+ und K−. Nach den obigen ¨Uberlegungen werden K+ sehr fr¨uh w¨ahrend der Reaktion erzeugt und nahezu ohne Wechselwirkung emittiert. Dies hat zur Folge, dass die emittierten K+ noch Informationen ¨uber die Vorzugsrichtung der an ihrer Produktion beteiligten Strahlteilchen nach außen tragen. Da dieK−in diesem Szenario nicht nur sp¨ater emittiert werden, sondern das in ihnen enthaltene s-Quark auch schon mehrfach ausgetauscht wurde, tragen dieseK−weniger Informationen ¨uber die urspr¨ungliche Vorzugsrichtung der Strahlteilchen nach außen, was zu einer weniger starken polaren Anisotropie f¨uhrt.
Dieser Unterschied in der polaren Winkelverteilung der K+ undK− wird auch im Ex-periment beobachtet. Wie in Abschnitt 4.4 untersucht, ist die St¨arke der Anisotropie, der Anisotropieparametera2 f¨ur inklusiveK+-Daten mita2 = 0.89±0.0 6 gr¨oßer als f¨ur inklusive K−-Daten mita2 = 0.63±0.09. Deutlicher wird dieser Trend in der zentra-lit¨atsabh¨angigen K+ und K−-Produktion. Wie man in Abbildung 5.9 sehen kann ist hier auch der Anisotropieparameter a2 f¨urK+ gr¨oßer als f¨urK−. In zentralen St¨oßen ist die polare Winkelverteilung der K− nahezu isotrop.
< A
part>
a
2Eproj=1.93AGeV K+ K
-0 0.5 1 1.5 2
0 20 40 60 80 100
Abbildung 5.9: Zentralit¨atsabh¨angiger Anisotropieparameter f¨ur K+ und K−. Neben den polaren Winkelverteilungen unterscheiden sich auch die Steigungsparame-ter von K+ und K− erheblich. Der Unterschied betr¨agt bei der Strahlenergie von 1.93 AGeV ca. 15 MeV. Dies gilt wiederum sowohl f¨ur die inklusiven Daten, als auch
f¨ur die zentralit¨atsabh¨angigen Daten. Neben der Strahlenergie von 1.93 AGeV wurde dieser Unterschied auch bei einer Strahlenergie von 1.5 AGeV, sowohl im Stoßsystem Ni+Ni, als auch bei Au+Au-Reaktionen [For03b] beobachtet. Auch hier wurde der Unterschied sowohl f¨ur inklusive Daten, als auch f¨ur die zentralit¨atsabh¨angigen Daten gefunden. Die Steigungsparameter f¨urK+ und K− als Funktion der mittleren Anzahl von Partizipanten ist in Abbildung 5.10gezeigt. Im linken Teil ist das Ergebnis bei einer Strahlenergie von 1.93 AGeV f¨ur Ni+Ni-Reaktionen gezeigt. Der rechte Teil der Abbildung zeigt den Vergleich der Steigungsparameter f¨ur K+ und K− als Funktion der mittleren Anzahl von Partizipanten zwischen Ni+Ni- und Au+Au-Reaktionen bei 1.5 AGeV.
0 50 100 150
0 50 100
T [ MeV ]
1.93AGeV
Ni, K
+Ni, K
-< A
part>
1.5AGeV,40
o± 4
oNi, K
+Ni, K
-Au, K
+Au, K
-0 100 200 300
Abbildung 5.10:Steigungsparameter f¨ur K+ und K− als Funktion der Zentralit¨at.
Links f¨ur Ni+Ni-Reaktionen bei Eproj = 1.93 AGeV. Rechts f¨ur Ni+Ni- und Au+Au-Reaktionen bei Eproj = 1.5 AGeV und Θlab = 40◦.
Dieses Ergebnis scheint wieder mit dem weiter oben beschriebenen Szenario der Zeitabh¨angigkeit der Emission zusammenzupassen. Die K+ werden in einer fr¨uhen Phase der Reaktion produziert, weswegen ihre Energieverteilung die große Energie-dichte in der Reaktionszone widerspiegelt und somit große Steigungsparameter auf-weist. DieK− werden sp¨ater produziert, wenn die Energiedichte in der Reaktionszone aufgrund der Expansion schon kleiner ist. Die Steigungsparameter der K− sind somit kleiner als die der K+.
Eine alternative Erkl¨arung f¨ur die verschiedenen Steigungsparameter vonK+ undK−
Radialer Fluss und Temperatur — 155 k¨onnten aber auch die in Abschnitt 1 beschriebenen Kaon-Nukleon-Potentiale sein.
Ein repulsives K+-Nukleon-Potential w¨urde die K+ beschleunigen, so dass sie einen gr¨oßeren Steigungsparameter bekommen w¨urden. Dahingegen w¨urde das attraktive K−-Nukleon-Potential dieK− abbremsen, was f¨ur diese zu einem kleineren Steigungs-parameter f¨uhren k¨onnte.