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Z IELE UND G RENZEN DIESER S TUDIE

Im Dokument 68 03 (Seite 14-18)

Diese Studie orientiert sich insofern an der „neuen Risikodiskussion“ als dass die Betrachtung eines Problems und seiner Lösungsmöglichkeiten im Zentrum der Betrachtung steht. Aus-gangspunkt für das jeweilige Fallbeispiel sind pflanzenbauliche (in einem Fall verarbeitungs-technische) Probleme, zu denen jeweils mit Hilfe der Gentechnik Lösungen gesucht werden

oder solche bereits zur Verfügung stehen. Ähnlich wie in der Studie „Zukunftsmodell Schweiz – Eine Landwirtschaft ohne Gentechnik?“ (KOECHLIN et al. 1999) werden auch in dieser Studie - z.T. schon vorhandene, z.T. noch zu entwickelnde – Lösungsansätze der konventionellen und ökologischen Landwirtschaft dargestellt. Ausgehend von der Standarmaßnahme in der konven-tionellen Landwirtschaft werden jeweils Alternativen dazu in der konvenkonven-tionellen Landwirtschaft, der Landwirtschaft mit Hilfe von GVP und dem Ökologischen Landbau aufgezeigt.

Darüber hinaus gibt es noch andere Produktionsverfahren, wie z.B. die integrierte Produktion, (IP) welche hauptsächlich durch den integrierten Pflanzenschutz charakterisiert ist. Das wesentlichste Prinzip des integrierten Pflanzenschutzes ist das Schadschwellenkonzept, wonach je nach Situation zu entscheiden ist, ob eine Pflanzenschutzmaßnahme notwendig ist oder nicht. Alle bereits entwickelten und zur Verfügung stehenden Methoden und Mittel (Pflanzenschutzmittel, Herbizide etc.) sind zumindest von der Konzeption her erlaubt. Die Entscheidung über deren Einsatz stellt hohe Anforderungen an die Betriebsleiter, die sich dabei gerne auf Warndienste stützen. Für die intergrierte Produktion bestehen allerdings weder systematische Ansätze noch internationalen Standards oder Produktionsrichtlinien, wie beispielsweise für den Ökologischen Landbau mit der EU-Verordnung (EWG) Nr. 2092/91. Das bedeutet, dass die IP in verschiedenen Ländern unterschiedlichen Charakter hat. So sind entsprechende Programme in Österreich beispielweise streng auf Kulturarten und nicht auf das landwirtschaftliche Produktionssystem als Ganzes ausgerichtet. Im Gegensatz dazu werden bei der IP in der Schweiz sehr wohl Faktoren wie die Fruchtfolge oder die Gestaltung der Agrarlandschaft (Hecken, Feldraine etc.) mitberücksichtigt. Man kann also davon ausgehen, dass die IP auch einen Beitrag zur Reduktion von Umweltbelastungen leisten kann, der je nach Charakter mehr oder weniger groß ausfällt (z.B. biologische Schädlingsbekämpfung). Im Gegensatz zum gentechnologischen Ansatz, der zwar von der Konzeption her ebenfalls kein systemischer ist, beeinflusst die integrierte Produktion aber Anbauverfahren im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft weit weniger als beispielsweise der Einsatz von transgenen herbizidtoleranten Pflanzen das Unkrautmanagement. Aufgrund ihrer heterogenen Ausprägung und der mangelnden Berücksichtigung des gesamten Agrarsystems wird hier jedoch nicht näher auf die integrierte Produktion eingegangen.

Außerdem stehen hier nicht die bestehenden Anbauverfahren selbst, sondern die Lösungsan-sätze, die sie für Probleme in der Landwirtschaft gefunden haben, im Mittelpunkt der Betrach-tung. Der Ökologische Landbau, der für sich genommen eine alternative Produktionsmethode darstellt, dient hier auch als Beispiel dafür, wie Innovation und damit Alternativen überhaupt entstehen und was Initiativen (aus ethischen o.ä. Gründen) letztlich entgegen wirtschaftlicher Logik bewirken können. So hat der Ökologische Landbau beispielsweise eine Änderung der wirtschaftlichen Rahmenbedingung bewirkt, indem er den Markt für seine Produkte überhaupt erst neu geschaffen hat. Obwohl die Förderungen für Biotechnologie und den Ökologischen Landbau bisher höchst ungleich verteilt waren, hat letzterer mit vielen innovativen Ideen die

konventionelle Landwirtschaft befruchtet und dazu beigetragen Umweltbelastungen zu reduzie-ren. So wurde beispielsweise das Konzept der flächenbezogenen Tierhaltung im österreichi-schen Programm für ländlicher Entwicklung (ÖPUL) übernommen. Im Zuge des Umbaus des Prämiensystems für Rinder wird auch in Deutschland mittelfristig angestrebt, nur Betriebe mit nicht mehr als 2 GVE/ha zu fördern (BMVEL 2001). Im ökologischen Landbau entwickelte Ver-fahren, wie z.B. Zwischenfruchtanbau oder Mulchsaat, werden auch in der konventionellen Landwirtschaft gefördert. Der Grundsatz des Ökologischen Landbaus, die Ursachen von Prob-lemen zu beheben anstatt Symptome zu bekämpfen, und sein Streben nach möglichst ge-schlossenen Kreisläufen (Systemdenken) führt zu anderen Lösungsstrategien und daher zu anderen Ergebnissen als konventionelle Lösungsansätze.

Für die einzelnen Fallbeispiele wird in der Studie analysiert, welche Lösungsansätze technisch umsetzbar sind bzw. wo noch Schwierigkeiten liegen. Dabei bestehen z.T. große Unterschiede zwischen den einzelnen Fallbeispielen, bedingt durch die ungleiche Entwicklung gentechni-scher Lösungsansätze. So exisitieren in manchen Fällen schon Praxiserfahrungen mit dem An-bau von GVP (z.B. herbizidtoleranter Raps in Kanada), während gentechnisch veränderte Weinreben beispielsweise erst in Freisetzungsversuchen getestet werden. Zusätzlich werden jeweils auch Unterschiede in der Umweltexposition (z.B. bezüglich des PSM-Einsatzes) der einzelnen landwirtschaftlichen Ansätze dargestellt. Allerdings werden die einzelnen Aspekte (z.B. umweltrelevante Effekte des PSM-Einsatzes) nicht in jedem Fallbeispiel dargestellt, weil einerseits die Aussagen bezüglich der globaler Wirkungen unabhängig von der Art der Kultur-pflanze Gültigkeit haben (siehe auch 8.2) und andererseits der Schwerpunkt bei den Fallbei-spielen auf die jeweils durch die gentechnische Modifikation veränderte Eigenschaft gelegt wird.

Eine vergleichende Bewertung unterschiedlicher Lösungsansätze bzw. Anbausysteme ist nicht Thema dieser Arbeit, weil dafür Umweltwirkungen und Expositionspfade für jeden Fall detailliert behandelt werden müßten. Es kann hier lediglich ein kurzer Einblick in diese Thematik gegeben werden, der auch die Schwierigkeiten bei der Erfassung komplexer Umweltwirkungen aufzeigt.

In einem eigenen Kapitel wird schließlich grundsätzlich auf methodische Möglichkeiten und Grenzen der Bewertung von Umweltwirkungen eingegangen. Im Rahmen dieser Studie erfolgt auch keine Bewertung bezüglich der Zielvorstellungen einer nachhaltigen Landwirtschaft. Hier-für stehen derzeit weder eine ausreichende Datengrundlage noch allgemein anerkannte Krite-rien und Indikatoren zur Verfügung. Der Ökologische Landbau mit dem systemischen Ansatz in seinen Prinzipien (z.B. möglichst geschlossene Nährstoffkreisläufe udgl.) kann jedoch als ex-emplarische Grundlage für ein nachhaltiges System betrachtet werden. Die Diskussion um die Frage des Zusammenspiels einer nachhaltigen Landwirtschaft zu anderen, damit in Bezug ste-henden Sektoren (z.B. Energie) steht allerdings ebenfalls erst am Anfang.

In dieser Studie werden jedoch sozio-ökonomische Zusammenhänge, die wesentlich mit-bestimmen, ob eine bestimmte Alternative in der Praxis umgesetzt wird oder nicht, diskutiert. In

einer „Machbarkeitsanalyse“ wird aufgezeigt, wie vielseitig und voneinander abhängig die Fak-toren (wirtschaftliche Gegebenheiten bis hin zu ethischen Überzeugungen) sind, die die Mög-lichkeiten der Umsetzung von Alternativen in der Praxis beeinflussen und die letztlich bestim-men, welche Methoden sich durchsetzen.

2 FALLBEISPIEL UNKRAUTBEKÄMPFUNG BEI RAPS

Tabelle 1: Biologische Grundlagen von Raps (Brassica napus) Taxonomie Familie: Brassicaceae (Kruziferen), Gattung: Brassica,

Art : Brassica napus L. var. napus geographische

Verbreitung, verwandte Arten, Anbaugebiete

Raps ging im Mittelalter als Hybride von Rübsen (B. rapa) und Gemüsekohl (B. oleracea) hervor. Rübsen stammt aus Europa und Asien, während Gemüse-kohl ursprünglich an Küstenregionen des Mittelmeeres und des Atlantiks behei-matet war. Raps ist in Mitteleuropa mit einigen Ackerwildkräutern kreuzbar: u.a.

Ruderalraps (B. napus), Rübsen (B. rapa), Hederich (Raphanus raphanistrum), Schmalblatt-Doppelrauke (Diplotaxis tenuifolia) und Ackersenf (Sinapis arvensis).

Ruderalraps kann in Mitteleuropa außerhalb des Ackers eigenständige Populationen aufbauen (PASCHER et al. 2000) und kommt verwildert auf Rude-ralflächen vor.

Blühbiologie Raps ist fakultativer Fremdbefruchter, wobei der Fremdbefruchtungsanteil bei ca.

25 % - 60 % (HOFFMANN et al. 1985) liegt. Je nach Sorte können deutliche Schwankungen auftreten. Die Befruchtung erfolgt durch den Wind und durch Insekten. Blütenpollen und Nektar werden von den Bienen gesammelt.

Pollenreich-weite

Insektenbefruchtung: 2-4 km, Windbefruchtung: bis zu 2,5 km bei männlich sterilen Sorten

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