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Milder Winter ohne Schnee und ohne Eistage: Die Durchschnittstemperaturen im Januar und Februar lagen je 3 °C über dem langjährigen Mittel, der 5. wärmste Winter seit Messbeginn1865. Die Niederschlagsmengen waren rund 25 % tiefer als im Schnitt. Am Zürichsee verzeichneten wir keinen einzigen Eistag (Temp. <0 °C) und Schneefall bis in die Niederungen blieb ebenfalls aus.

Tab. 1: Witterungsverlauf 2014 in Wädenswil und Vergleich zu den langjährigen Mittelwerten

Die ersten Märztage sind noch kühl und nass, dann beginnt eine dreiwöchige Schönwetterperiode mit stetig steigenden Temperaturen und weit überdurchschnittlichen Sonnenscheinstunden. Vom 22. bis 26. März unternimmt der Winter nochmals einen letzten, vergeblichen Anlauf. Es kommt zu einem markanten Temperatursturz mit starkem Schneefall bis auf 1000 m ü. M.

In den Niederungen bleiben die Temperaturen jedoch im positiven Bereich und gegen Ende Monat wird es wieder frühlingshaft warm. Mit nur 38 mm Niederschlag ist der März sehr trocken ausgefallen. Die Sonnenscheindauer mit 210 Stunden ist rekordverdächtig hoch und wird in diesem Jahr nur noch vom Juniwert (286 h) übertroffen. In den frühen Lagen sind die Reben Ende März bereits in der Wolle (Stad. 05). Der Austrieb der Reben beginnt rund zwei Wochen früher als im langjährigen Schnitt.

Die Trockenheit dauert bis fast Ende April, dann fällt innerhalb von sechs Tagen 2/3 der ganzen Monatsmenge. Die Temperaturen liegen bis Mitte Monat über der Norm. Exakt auf Karfreitag (18.4.) erreicht uns eine Kaltfront, die Temperaturen sacken um 10 °C ab und es gibt sogar am Zürichsee etwas Schnee bis ganz hinunter. Ab Ostermontag steigen die Temperaturen aber rasch wieder auf Normalwerte an. Die Reben erreichen das 1-Blattstadium zwischen dem 17. und 22.4., ein Vorsprung von 10-14 Tagen. Vom 25. April bis 15. Mai regnet es an insgesamt 17 Tagen und es ist in dieser Phase viel zu kühl.

Heftige Niederschläge am 7. Mai führen zu einer ersten Primärinfektionsbedingung des Falschen Rebenmehltaus. Die Temperaturen während der kritischen Benetzungszeit sind jedoch unter 10 °C und die Reben haben zu diesem Zeitpunkt erst zwei Blätter entfaltet. Keine grosse Infektionsgefahr aber schwierig zu beurteilen. Ab Mitte Mai steigen die Temperaturen wieder deutlich an, bleiben aber vorab im moderaten Bereich. Es ist wüchsiges Wetter, bis Ende des Monats zählt man 8 bis 9 entfaltete Blätter pro Trieb.

Der Juni geht mit 19 °C Durchschnittstemperatur als wärmster Sommermonat des Jahres 2014 in die Geschichte ein. Auch die höchsten Maximawerte des ganzen Sommers werden mit 34 °C am 9. Juni gemessen. Ideale Bedingungen ab Pfingsten (8.6.) mit hochsommerlichen Temperaturen führen zu einem zügigen Blühverlauf. Innerhalb von einer Woche blühen gleichzeitig die frühen, mittleren und späten Sorten. Trotz kurzer Blüte mit sehr hohen Temperaturen ist die Befruchtung gut. Nur vereinzelt gibt

Stadium (BBCH) 2014

Riesling-Silvaner

Blau-burgunder Austrieb, 1. Blatt (11) 17.4. 22.4.

Beginn Blüte (61) 10.6. 10.6.

Volle Blüte (65) 12.6. 12.6.

Ende Blüte (69) 16.6. 16.6.

Traubenschluss (77) 14.7. 14.7.

Beginn Beerenreife (81) 4.8. 12.8.

Lesebeginn 29.9. 13.10.

von der vollen Blüte bis

zur Lese 109 Tage 123 Tage

es Verrieselungen. Die jungen Beerchen wachsen enorm schnell. Am 25. Juni ist die Schrotkorngrösse erreicht und am 5. Juli beginnt bei den kompakten Sorten der Traubenschluss.

Tab. 2: Rebenentwicklung 2014 in Wädenswil

Gefühlsmässig sind der Juli und August keine typischen Sommermonate. Der Juli ist nass, kühl und weit unterdurchschnittlich an Sonnenstunden. Heftige Gewitter führen in der Zentralschweiz (Emmental) und im St. Galler Rheintal zu schweren Überschwemmungen. In Wädenswil und Stäfa werden im Juli mehr als 200 mm Niederschlag und 19 Regentage registriert. An manchen Stationen sind es jedoch 300 bis über 400 mm.

Die Reben entwickeln sich jedoch prächtig, die Trauben legen schnell an Grösse zu und das Triebwachstum ist kaum zu bremsen. Mähen, Obenabnehmen, Auslauben und Pflanzenschutz, es muss fast alles gleichzeitig gemacht werden, eine grosse Herausforderung bei diesen vielen Regentagen.

Gegen Ende des Monats beginnen bei den frühen Sorten (Solaris, Riesling-Silvaner, Garanoir) die Beeren weich zu werden.

Die Kirschessigfliege befällt frühe blaue Sorten: Bei Muscat bleu am Keltereigebäude in Wädenswil findet man ab Mitte August massenhaft Kirschessigfliegen an den reifenden Beeren. Die Fallenfänge im Rebberg zeigen ebenfalls eine starke Zunahme der Population.

Der August brachte wettermässig keine Verbesserung, weiterhin lässt der Sommer auf sich warten. Der Vegetationsvorsprung ist nun dahin, die Reifeentwicklung entspricht etwa dem 10-jährigen Mittelwert. Besonders augenfällig ist das ausgeprägte Sonnenscheindefizit in weiten Teilen der Schweiz (Abb. 1). Am Zürichsee werden nur 146 Sonnenstunden registriert, das ist ein Minus von 30 % im Vergleich zur Norm. An insgesamt 21 Tagen wird Niederschlag registriert.

Der September startet trocken aber zu kühl und oft mit bedecktem Himmel. Nach vier bis fünf schönen Tagen gibt es vom 10.

bis 14.9. eine Phase mit Höhenkaltluft und Tagesdurchschnittstemperarturen von lediglich 12-14 °C. Der Sommer scheint definitiv vorbei zu sein, auch wenn es vom 15. bis 20. September wieder sehr angenehme Temperaturen gibt. Neben den Problemen mit der Kirschessigfliege und dem Essigfäulebefall zeigen sich am Zürichsee ab anfangs September deutliche Symptome der Stiellähme. Besonders betroffen sind auf unserem Betrieb Riesling-Silvaner und Blauburgunder.

Der Lesebeginn bei den frühen Sorten (19.9. Räuschling-Junganlage, 24.9. Regent, Muscaris, 29.9. Riesling-Silvaner) fällt dann wieder in eine Phase mit wechselhafter Witterung und einigen Regentagen. Die Fäulnis diktiert dieses Jahr den Lesetermin.

Gerade rechtzeitig für die Hauptlese kommt ab Ende September doch noch der Altweibersommer und dauert zum Glück bis zum 20. Oktober. Was man fast nicht mehr erhoffen durfte, wurde doch noch war. Der Föhn sorgte für sehr trockene und warme Tage. Die Oechslegrade nahmen beim Blauburgunder sprunghaft zu und erreichten in den guten Lagen noch sensationell hohe Werte. An der Sternenhalde wurde am 20. Oktober der letzte Posten Blauburgunder mit 100 °Oe gelesen. Ein wahrlich versöhnlicher Abschluss eines Rebjahrs, das vor allem wegen Kirschessigfliege, Essigfäule, Stiellähme und des enormen Leseaufwands in Erinnerung bleiben wird.

November und Dezember sind ebenfalls deutlich wärmer als der langjährige Durchschnitt, die Niederschläge jedoch einiges unter der Norm. In der Bilanz gehört das 2014 zu den wärmsten Jahren seit Messbeginn 1864, bei den Niederschlägen ist man jedoch am Zürichsee 100 mm unter dem langjährigen Wert. Der Winter kommt erst Ende Dezember und auch hier mit einem Extremereignis. Die Temperaturen sinken in der Nacht vom 28. auf den 29. Dezember im Nordosten der Schweiz in exponierten Lagen auf bis -20 °C. In Hallau werden am Morgen des 29. Dezember an der Meteo-Schweiz-Station -21.1 ° C gemessen. An der Agroscope-Wetterstation, etwas höher in den Reben gelegen, sind es -15 °C. Am Zürichsee und in der Bündner Herrschaft sind es dank leicht bedecktem Himmel nur -9 °C.

0 50 100 150 200 250 300 350

Jan Feb März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez.

2014 langjährig

Juli u. August = sonnenreichste Monate Juli 2014 - 22 %

August 2014 - 30 %

Abb. 1: Wädenswil 2014: Sonnenscheinstunden im Vergleich zum langjährigen Mittel

Auffallend sind die beiden Spitzenwerte im März und Juni. Hier liegen die Sonnenscheinstunden weit über der Norm. Im Juli und August verzeichneten wir hingegen ein Defizit von 22-30 %. Der ausgeprägte Mangel an Sonnenstunden, verbunden mit hohen Niederschlagsmengen wirkte sich auf negativ auf gewisse Stoffwechselvorgänge bei den Reben aus. Es ist anzunehmen, dass durch das hohe Wasserangebot im Boden permanent Stickstoff aufgenommen wurde, dieser jedoch wegen mangelnder Photosyntheseaktivität nicht umgesetzt werden konnte. Dieses Überangebot an Stickstoff führte beim empfindlichen Stielgerüst zu einer Schädigung des Gewebes und somit zu den typischen Nekrosen von Stiellähme.

Abb. 2: Stiellähme an Riesling-Silvaner