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Die wirtschaftliche Entwicklung des Bergbaus in der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2015

Deutschland im Jahr 2015

A 1.1 Gesamtwirtschaftliche Entwicklung

Die deutsche Wirtschaft befand sich auf einem soliden Wachstumspfad. Trotz des eingetrübten außenwirtschaft-lichen Umfelds legte das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 1,7 % gegenüber dem Vorjahr zu. Die Wirtschaftsleistung entwickelte sich damit stärker als in den drei Vorjahren.

Allerdings schwächte sich die Aufwärtsbewegung der deut-schen Wirtschaft im zweiten Halbjahr des vergangenen Jahres vorübergehend leicht ab. Nach einem Zuwachs von je 0,4 % im ersten und zweiten Quartal, nahm das BIP im dritten und vierten Quartal 2015 angesichts eines verlang-samten Wachstums der globalen Wirtschaft um jeweils 0,3 % zu.

Getragen wurde die Konjunktur insbesondere von der Bin nen nachfrage. Die Konsumausgaben des Staates stiegen ge genüber dem Vorjahreswert um 2,5 %, die privaten Kon sum ausgaben expandierten um 2 %. Die guten Arbeits-markt- und Einkommensperspektiven sowie eine moderate Preisentwicklung beflügelten die Kauflaune, sodass die Einzel handelsumsätze (ohne Kfz-Handel) um 2,9 % stiegen.

Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte nahm dank Lohnzuwächsen auch im Zusammenhang mit der Einführung des Mindestlohns um 2,9 % zu. Im Jahresdurch-schnitt 2015 erhöhten sich die Verbraucherpreise kaum.

Die Jahresteuerungsrate betrug 0,3 %, während die Preise ohne Energie um 1,1 % stiegen. Ausschlaggebend hierfür waren die Energiepreise, die aufgrund stark gesunkener Rohölnotierungen kräftig um 7 % zurückgingen. Der Preis-verfall des Rohöls war zum Einen auf die Überversorgung auf den Weltmärkten zurückzuführen. Durch den Einsatz von Fracking steigerten die Vereinigten Staaten ihre Ölför-derung deutlich und lösten Saudi-Arabien als weltgrößten Ölproduzenten ab. Andererseits nahm auch die Nachfrage bedingt durch die Wachstumsverlangsamung in einigen Schwellenländern ab.

Zur wirtschaftlichen Belebung trugen sowohl das Produzie-rende Gewerbe (ohne Baugewerbe) als auch der Dienstleis-tungssektor insgesamt mit einem preisbereinigten Zuwachs von 2 % bzw. 1,4 % bei. Das Verarbeitende Gewerbe verzeich-nete einen Anstieg von 1,7 % wohingegen die Entwicklung im Baugewerbe stagnierte. Der Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe erreichte einen Zuwachs von 1,4 %, der insbesondere aus einem überdurchschnittlichen Anstieg der Bruttowertschöpfung im Kraftfahrzeughandel, aber auch einer positiven Entwicklung im Gastgewerbe

resul-tierte. In den anderen Dienstleistungsbereichen gab es unterschiedliche Entwicklungen. Höhere Anstiege gab es in den Bereichen Information und Kommunikation (3,3 %) sowie bei den Unternehmensdienstleistern (2,5 %). Der zusammengefasste Bereich öffentliche Dienstleister, Erzie-hung und Gesundheit steigerte die Wirtschaftsleistung um 1,5 %, im Bereich der Finanz- und Versicherungsdienstleis-ter kam es dagegen zu einem Rückgang (-1 %).

Die Bruttoanlageinvestitionen sind mit einem Plus von 2,2 % angesichts des fragilen globalen Umfelds erneut nur mode-rat gestiegen. Sie wurden dabei allerdings durch günstige Finanzierungsbedingungen in Form von historisch niedrigen Zinsen unterstützt. Die Unternehmen investierten insbeson-dere verstärkt in Ausrüstungen, die um 4,8 % zu nahmen.

Die Investitionen am Bau nahmen nur moderat um 0,3 % zu.

Trotz der gedämpften Weltkonjunktur und überraschend schwachen Welthandelszahlen erreichte der deutsche Handel im vergangenen Jahr ein neues Rekordniveau. Die deutschen Exporteure konnten Waren und Dienstleistungen im Wert von 1.420 Mrd. €, gemessen in jeweiligen Preisen, exportie-ren und ihre Ausfuhexportie-ren damit um 6,5 % ausweiten. Eine treibende Kraft war dabei der schwache Euro, der gegen-über dem Dollar um durchschnittlich 11,4 % abwertete. In der Tendenz waren die Ausfuhren allerdings seit Jahresmitte leicht abwärtsgerichtet. Die Exporte fielen im dritten und vierten Quartal um 0,3 % bzw. 1,2 % im Vergleich zum Vor-quartal und waren zum ersten Mal seit drei Jahren rück-läufig. Vor allem die Geschäfte mit den Schwellenländern liefen deutlich schlechter. Die abkühlende chinesische Volkswirtschaft nahm im Laufe des Jahres immer weniger Waren ab. Zudem machten sich die EU-Sanktionen gegen Russland bemerkbar. Insgesamt legten die Importe von Waren und Dienstleistungen mit einem Wert von 1.184 Mrd. € um 4,1 % zu. Der Leistungsbilanzüberschuss stieg auf 8,5 % des BIP, wobei die Zunahme nahezu vollständig auf Ölpreis- und Wechselkursentwicklungen zurückzufüh-ren ist. Insgesamt trug der Außenbeitrag rechnerisch mit 0,2 Prozentpunkten zum Wachstum des BIP bei.

Die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt setzte sich an -gesichts des soliden wirtschaftlichen Aufschwungs weiter fort. Die Zahl der im Inland erwerbstätigen Personen stieg erneut kräftig um 352.000 auf jahresdurchschnittlich 43,1 Mio. Personen und erreichte damit einen neuen historischen Höchststand seit der Wiedervereinigung. Die registrierte Arbeitslosigkeit ging um 103.000 auf 2,8 Mio. Personen zurück. Die Arbeitslosenquote sank um 0,3 Prozentpunkte auf 6,4 %. Die kräftige Zuwanderung durch Flüchtlinge wirkte sich – vermutlich aufgrund der Länge der Verfahren – erst langsam auf den Arbeitsmarkt aus.

Abschnitt A – Textbeiträge

DIE WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG DES BERGBAUS IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND IM JAHR 2015 7

Der Heizölbedarf sank bei den privaten Haushalten um 2,5 %, lagerbestandsbereinigt ist er aufgrund der kälteren Witterung allerdings um 14,6 % gestiegen. Der Absatz an Otto-Kraftstoffen war rückläufig (-4 %). Hier machte sich bisher der Trend zum Selbstzünder im PKW-Bereich bemerkbar. Der Verbrauch von Dieselkraftstoffen stieg konjunkturbedingt um 3,5 % gegenüber dem Vorjahreszeit-raum. Der Absatz von Flugkraftstoffen blieb auf dem Niveau des Vorjahres. Bei den Biokraftstoffen wurde ein Rückgang um 7,4 % gegenüber dem Vorjahr registriert. Ein Verbrauchsanstieg von 5,2 % auf insgesamt 2.812 PJ ist im Gasbereich zu verzeichnen, der durch den höheren Absatz im privaten Haushaltsbereich, im Sektor Gewerbe, Handel, Dienstleistungen (GHD) und im Industriesektor aufgrund der kälteren Witterung und der konjunkturellen Entwick-lung begründet ist. Der Steinkohlenverbrauch ist gegen-über der Vergleichsperiode um 2,3 % leicht gesunken. Der Einsatz in den Steinkohlenkraftwerken hat sich gegenüber dem Stand des Vorjahres um 5,5 % vermindert. Der Einsatz in der Stahlindustrie blieb gleich. Die Stromproduktion aus Kernenergie sank von 97,1 TWh auf 91,8 TWh um 5,5 %.

Beim Stromverbrauch ist seit 2008 ein tendenziell rückläu-figer Verbrauch festzustellen (-6,4 %). Im Jahr 2015 war ein leichter Anstieg von 592 auf 594 TWh zu verzeichnen. Was-serkraftanlagen haben bei der Stromerzeugung in 2015 mit 24,9 TWh das Vorjahresniveau um 2,1 % unterschritten.

Der Einsatz der Pumparbeit blieb auf Vorjahresniveau.

Windkraftanlagen überstiegen mit 79 TWh Stromerzeu-gung das Vorjahresniveau deutlich. Photovol taik anlagen konnten die Stromerzeugung auf 38,7 TWh (36,1 TWh) um 7 % erhöhen. Insgesamt trugen die erneuerbaren Energien zu 31,6 % (187,3 TWh) zum Brutto-Stromverbrauch bei. Der Beitrag aller erneuerbaren Energien am Primärenergiever-brauch erhöhte sich von 1.519 PJ auf 1.668 PJ. Ihr Anteil am PEV verbesserte sich von 11,5 auf 12,5 %.

Zur Jahreswende 2015/2016 überwiegen in der deutschen Wirtschaft nach wie vor die Auftriebskräfte, obwohl aus dem außenwirtschaftlichen Umfeld gemischte Signale kamen. Die niedrige Ölrechnung und der schwache Wech-selkurs des Euro geben weiterhin Impulse. Wachstumsver-langsamungen in einigen Schwellenländern wirken sich jedoch dämpfend aus. Geopolitische Konflikte bestehen fort, ebenso die Probleme in Griechenland. Die umfangrei-che Flüchtlingszuwanderung stellt eine Herausforderung dar. Die deutsche Binnenkonjunktur steht angesichts des robusten Arbeitsmarktes und einer verlässlichen Auswei-tung der privaten Konsumausgaben, steigender staatlicher Ausgaben und zunehmender Investitionen auf einem soli-den Fundament. Alles in allem ist die deutsche Wirtschaft gut in das Jahr 2016 gestartet. Vor diesem Hintergrund erwartet die Bundesregierung in ihrer Frühjahrsprojektion für das Jahr 2016 eine Fortsetzung des Wachstums des BIP von real 1,7 %.

A 1.2 Energieverbrauch

Der Primärenergieverbrauch (PEV) ist in Deutschland gegenüber dem Vorjahr um 0,9 % auf 13.293 PJ gestiegen.

Vor allem die kältere Witterung (Gradtagszahlen +8 %) war hierfür verantwortlich. Witterungsbereinigt ergäbe sich ein Verbrauch auf dem Niveau des Vorjahres.

Die Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Energiepro-duktivität (BIP pro Einheit PEV; gemessen in € BIP je GJ PEV) hat sich 2015 bei einem Wirtschaftswachstum von 1,7 % von 207,6 € auf 209,3 € je GJ PEV um knapp 0,8 % verbessert.

Energieträger Verbrauch* Petajoule Veränderungen gegenüber 2014 Anteile in %

2015 2014 Petajoule % 2015 2014

Mineralöl 4 472 4 493 -21 -0,5 33,6 34,1

Windkraft 317 206 110 53,4 2,4 1,6

Sonstige Erneuerbare Energien 1 282 1 242 41 3,3 9,6 9,4

Andere1 57 104 -47 45,2 0,4 0,8

Insgesamt

Darunter Erneuerbare Energien

13 293

Tabelle 1: Primärenergieverbrauch in der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2015

Quelle: AG Energiebilanzen e. V.

Stand: 07/2016

* 2015 vorläufig

1 einschließlich Austauschsaldo Strom Abweichungen in den Summen durch Rundungen

DIE WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG DES BERGBAUS IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND IM JAHR 2015 8

Insbesondere im Haushaltsbereich ist der Energieverbrauch zu einem großen Teil vom Heizbedarf und somit vom Wit-terungseinfluss abhängig.

Die Kennziffer „Energieverbrauch pro Kopf“ weist für Deutschland seit Beginn der 90er Jahre einen tendenziell rückläufigen Verlauf auf. Bei stabiler Energieverbrauchs-entwicklung und leicht ansteigender Bevölkerungszahl ist sie von 1990 bis 2014 um 14 % gesunken.

Im Vergleich liegt Deutschland mit 159 Gigajoule (GJ) pro Einwohner unter dem Mittelwert der OECD1-Länder von 291 GJ/Einwohner. Insbesondere für die nordamerikani-schen Staaten ergeben sich beträchtlich höhere Werte.

Bei einem Vergleich der Entwicklung dieser Kennziffer seit 1990 kann Deutschland eine Minderungsrate von 0,6 % pro Jahr (p. a.) aufweisen. Insbesondere in den asiatischen Ländern hat dagegen diese Kennziffer deutlich steigende Tendenz.

Bei der Interpretation dieser Ergebnisse ist zu beachten, dass die klimatischen Bedingungen sowie die industriellen Strukturen in den jeweiligen Ländern sehr unterschiedlich sind.

Die Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Energieinten-sität (Menge der Primärenergie in GJ, die zur Erwirtschaftung von 1.000 € Wirtschaftsleistung (BIP) eingesetzt werden muss) ist in Deutschland seit vielen Jahren rückläufig. Legt

man der Betrachtung effektive Verbrauchswerte zugrunde, ergibt sich für den Zeitraum 1990 bis 2015 eine Verbesserung dieses Energieverbrauchsindikators um 37 %, d. h. im Durch-schnitt um ca. 1,8 % pro Jahr. Bei Betrachtung der tempera-turbereinigten Daten zeigt sich eine Absenkung der gesamt-wirtschaftlichen Energieintensität um 38 % seit 1990 bzw.

um 1,9 % pro Jahr.

Die größten Effizienzverbesserungen wurden in der Periode 1990 bis 1995 erzielt (2,9 % p. a.). Im Zeitraum 1995 bis 2000 ging diese Kennziffer auf durchschnittlich 1,7 % p. a. zurück und erreichte von 2000 bis 2015 einen Wert von 1,5 % pro Jahr.

Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeu-gung ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Er lag 1996 noch bei 4,7 % und erreichte 2015 29 % (darunter Wasserkraft 2,9 %, Windenergie 12,3 %). Der Anteil der Braunkohle liegt bei 24 %, der Anteil der Steinkohle bei 18,3 %, der Anteil von Erdgas bei 9,4 % und der Anteil der Kernenergie hatte einen Anteil von 14,2 %.

Der Beitrag der erneuerbaren Energieträger zum PEV in Deutschland betrug 1.686 PJ. Dies entspricht einem Anteil von 12,5 %. Den größten Anteil haben daran die biogenen Brennstoffe (Brennholz, Abfälle etc.) mit 1.069 PJ; Wasser- und Windkraft sowie Photovoltaik erbrachten ca. 523 PJ.

Die Nutzung der Windenergie zur Stromerzeugung hat in den letzten Jahren kräftig zugenommen. Ende 2015 betrug

1 Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD, engl.: Organisation for Economic Cooperation and Development)

Steinkohle Braunkohle Erdöl Naturgas

0

Diagramm 1: Primärenergiegewinnung fossiler Energieträger in der Bundesrepublik Deutschland in den Jahren 2005 – 2015 (in Petajoule)

DIE WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG DES BERGBAUS IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND IM JAHR 2015 9

die installierte Leistung der Windenergieanlagen in Deutsch-land 44.470 MW (davon 3.284 MW auf See). Die Stromer-zeugung stieg von 57,4 auf 79,2 Mrd. kWh. Der Zubau von Windkraftanlagen hatte 2002 mit 2.328 MW seinen bis-herigen Höchststand. 2015 lag der Zubau bei 1.368 MW.

Im internationalen Vergleich rangiert Deutschland bei der installierten Leistung der Windenergieanlagen nach China (145.104 MW) und den USA (74.471 MW) an dritter Stelle.

Bei den Neubauten ist China mit über 30.500 MW vor den USA mit 8.598 MW und Deutschland (6.013 MW) führend (Angaben für 2015).

A 1.3 Die Lage in den einzelnen Bergbauzweigen2 A 1.3.1 Steinkohlenbergbau

Anpassungsprozess im deutschen Steinkohlenbergbau Der Anpassungsprozess im deutschen Steinkohlenbergbau und der damit verbundene Beschäftigungsabbau wurden auch im Jahr 2015 sozialverträglich weitergeführt.

Die RAG Deutsche Steinkohle AG hatte noch zwei Berg-werke an der Ruhr und eins in Ibbenbüren betrieben. Zum 18.12.2015 wurde an der Ruhr die Förderung auf dem Bergwerk Auguste Victoria eingestellt.

Die deutsche Steinkohlenförderung wurde seit dem Jahr 2000 von 33,3 Mio. t auf 6,2 Mio. t in 2015 zurückgeführt;

gleichzeitig erfolgte eine Reduzierung der Belegschaft von 58.100 auf 9.640 Beschäftigte (darunter 1.461 Mitarbeiter in struktureller Kurzarbeit und Qualifizierung).

Für den Zeitraum 2015 bis 2019 hat der Bergbau Zuwen-dungs bescheide erhalten. Die Beihilfen der öffentlichen Hand belaufen sich auf bis zu 6.015,4 Mio. €, davon entfallen bis zu 5.139,8 Mio. € auf den Bund und bis zu 875,6 Mio. € auf das Land Nordrhein-Westfalen. Die RAG AG wird einen jährlichen Eigenbeitrag in Höhe von 32,0 Mio. € leisten.

Am 07.02.2007 wurde eine kohlepolitische Verständigung zwischen dem Bund, den Revierländern NRW und Saarland, der RAG AG und der IG BCE erzielt. Die subventionierte Steinkohlenförderung in Deutschland wird demnach bis zum Ende des Jahres 2018 sozialverträglich beendet.

Der Auslaufprozess wird durch die zwischen dem Bund, den Revierländern und der RAG AG am 14.08.2007 abgeschlossene Rahmenvereinbarung „Sozialverträgliche Beendigung des subventionierten Steinkohlenbergbaus in Deutschland“

und durch ein Steinkohlefinanzierungsgesetz geregelt. Das Gesetz zur Finanzierung der Beendigung des subventio-nierten Steinkohlenbergbaus zum Jahr 2018 (Steinkohle-finanzierungsgesetz) ist am 28.12.2007 in Kraft getreten.

Das Gesetz legt die finanziellen Verpflichtungen des Bundes im Auslaufprozess fest. Auf der Grundlage des Steinkohle-finanzierungsgesetzes ist am 28.12.2008 auch der Bescheid über die Hilfen für die nach der dauerhaften Einstellung des subventionierten Steinkohlenbergbaus der RAG AG weiter bestehenden Verpflichtungen erteilt worden.

Mit dem Gesetz zur Änderung des Steinkohlefinanzierungs-gesetzes vom 11. Juli 2011 wurde die sog. Revisionsklausel (Überprüfung des Ausstiegsbeschlusses durch den Deutschen Bundestag im Jahr 2012) gestrichen, womit der Ausstieg unumkehrbar wurde.

Die Rahmenvereinbarung regelt die finanzielle Lastenver-teilung zwischen Bund, Revierländern und RAG AG. Bund und Revierländer werden danach die für den Zeitraum 2009 bis 2019 erforderlichen Finanzhilfen für Absatz, Still-legungen und Altlasten gewähren.

Für die Ewigkeitslasten (Grubenwasserhaltung, Dauerberg-schäden, Grundwasserreinigung) ist eine gesonderte Rege-lung getroffen worden, die die spezielle Verantwortung der Revierländer widerspiegelt. Die Finanzierung der Ewigkeits-lasten wird durch die am 10. Juli 2007 gegründete RAG- Stiftung über die Verwertung des Vermögens der Evonik Industries AG (ehemaliger Beteiligungsbereich der RAG AG) gewährleistet und durch die Revierländer abgesichert. Diese Absicherung erfolgt durch den am 14.08.2007 zwischen den beiden Revierländern und der RAG-Stiftung abgeschlossenen Erblastenvertrag. Der Bund beteiligt sich an der Gewähr-leistung mit einem Drittel.

Förderung

Im Jahr 2015 wurden 6,2 Mio. t verwertbare Steinkohle gefördert, entsprechend 6,4 Mio. t SKE.

2 Die Angaben über Förderung in den einzelnen Bergbauzweigen enthalten immer die verwertbare Förderung. Die Angaben in Klammern beziehen sich auf das Vorjahr.

DIE WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG DES BERGBAUS IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND IM JAHR 2015 10

Schichtleistung

Die Leistung je Mann und Schicht unter Tage erreichte 7.251 kg und ist gegenüber dem Vorjahr um 240 kg (-3,2 %) gesunken.

Kokserzeugung

Koks wird seit 2012 ausschließlich in Hüttenkokereien erzeugt. Die Hüttenkoksproduktion betrug im Berichtsjahr 8,8 Mio. t und ist gegenüber dem Vorjahr um 0,7 % gestiegen.

Reviere Förderung ( 1 000 t )

Veränderung ( % )

2015 2014

Ruhr 4 589 5 689 -19,3

Ibbenbüren 1 634 1 951 -16,2

Bundesrepublik Deutschland 6 223 7 640 -18,5

Belegschaft in 1.000

Förderung in Mio. t

Rohförderung verwertbare Förderung Belegschaft

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180

15 14

13 12

11 10

09 08

07 06

05

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45

Reviere Leistung (kg/MS u. T.)

Veränderung ( % )

2015 2014

Ruhr 7 045 7 525 -6,4

Ibbenbüren 7 899 7 396 6,8

Bundesrepublik Deutschland 7 251 7 491 -3,2

Bereich Kokserzeugung (1 000 t)

Veränderung ( % )

2015 2014

Hüttenkokereien3 8 800 8 740 0,7

Bundesrepublik Deutschland 8 800 8 740 0,7

3 Erzeugung 2015 vorläufig

Tabelle 2: Förderung im Steinkohlenbergbau

Tabelle 3: Schichtleistung unter Tage

Tabelle 4: Kokserzeugung

Diagramm 2: Förderung und Belegschaft im Steinkohlenbergbau

DIE WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG DES BERGBAUS IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND IM JAHR 2015 11

Bestände

Ende 2015 lagen bei den Zechen insgesamt rd. 2,9 Mio. t Steinkohlen auf Halde.

Beschäftigte

Die Zahl der Arbeiter und Angestellten (einschl. Mitarbeiter in struktureller Kurzarbeit und Qualifizierung) im Stein-kohlenbergbau verringerte sich um 2.464 auf 9.640.

Außerdem wurden 1.258 Unternehmerarbeiter im Stein-kohlenbergbau für Spezialarbeiten unter Tage eingesetzt.

Der Belegschaftsabbau erfolgte wie in der Vergangenheit über vorzeitige Pensionierungen (davon 2.231 Anpassungs-geldempfänger) im Rahmen des dafür vorgesehenen Alters-potentials. Da dieses Potential begrenzt ist, war es notwen-dig, alle Instrumente, die eine Abkehr jüngerer Mitarbeiter aus dem Bergbau unterstützen, auszubauen. Dies betrifft insbesondere Umschulung, Qualifizierung mit Weiterbe-schäftigung außerhalb des Bergbaus, Übernahme in andere Konzernbereiche und Unterstützung bei Existenzgründun-gen und UnternehmensnachfolgeregelunExistenzgründun-gen. Den Mitar-beitern wurden hierfür im Rahmen der Sozialpläne Über-gangshilfen und Abfindungen gewährt. Nur so war es möglich, den Personalabbau von rd. 2.500 Mitarbeitern sozialverträglich zu bewältigen.

Die Anzahl der Auszubildenden belief sich Ende 2015 auf 426.

Nachfrage und Absatz aus inländischem Aufkommen Insgesamt war der Absatz an Steinkohle mit 6,62 Mio. t um 1,5 Mio. t geringer als im vorangegangenen Jahr.

Die größten Abnehmer deutscher Steinkohle, die inlän-dischen Kraftwerke, bezogen 5,8 Mio. t; das waren 20 % weniger als im Vorjahr.

Die Bezüge der deutschen Stahlindustrie lagen mit 0,52 Mio. t auf dem Vorjahresniveau.

Auf dem inländischen Wärmemarkt wurden 0,2 Mio. t abgesetzt. Hier blieb der Absatz nahezu konstant. Der Export verringerte sich um 0,04 Mio. t auf 0,1 Mio. t.

Importe

Nach Angaben des Vereins der Kohlenimporteure e. V. be -liefen sich die Importe an Steinkohlen und Steinkohlen-produkten auf insgesamt 57,5 Mio. t, darunter 1,8 Mio. t Steinkohlenkoks. Das waren 2,3 % mehr als im Vorjahr. Die Importe wurden hauptsächlich aus Russland (16,7 Mio. t), den USA (10,9 Mio. t), Kolumbien (9,9 Mio. t), Australien (5,7 Mio. t), Polen (4,1 Mio. t) und Südafrika (3,4 Mio. t) bezogen.

Kohlepreise

Der Preis frei Grenze für Kraftwerkskohle aus Drittländern betrug im Durchschnitt des Jahres 2015 67,90 €/t SKE.

Damit lag er um 5,04 €/t SKE unter dem Durchschnitts-preis des Vorjahres.

Reviere Bestände ( 1 000 t )

Veränderung ( % )

2015 2014

Ruhr 2 617 2 641 -0,9

Saar 4 5 -20,0

Ibbenbüren 246 279 -11,8

Bundesrepublik Deutschland 2 867 2 925 -2,0

Reviere Beschäftigte

Veränderung ( % )

2015 2014

Ruhr 7 546 9 500 -20,6

Saar 192 311 -38,3

Ibbenbüren 1 902 2 293 -17,1

Bundesrepublik Deutschland 9 640 12 104 -20,4

4 Beschäftigtenzahlen ohne die Kraftwerke unter Bergaufsicht an der Saar und ohne Bahn- und Hafenbetriebe in NRW

Tabelle 5: Lagerbestände an Steinkohlen

Tabelle 6: Entwicklung der Beschäftigtenzahl4

DIE WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG DES BERGBAUS IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND IM JAHR 2015 12

A 1.3.2 Braunkohlenbergbau Förderung

Die Braunkohlenförderung lag mit 178,1 Mio. t auf dem Niveau des Vorjahres (178,2 Mio. t). Die Entwicklung war in den einzelnen Revieren unterschiedlich.

Im Rheinischen Revier wurden 95,2 Mio. t Braunkohle ge -fördert. Das waren 1,7 % mehr als im Vorjahr. Im Lausitzer Revier wurden 62,5 Mio. t Braunkohle gefördert. Die Förde-rung lag 1 % über dem Vorjahresniveau. Im Mitteldeutschen Revier betrug die Braunkohlenförderung 18,9 Mio. t. Diese lag 9,6 % unter dem Förderniveau des Vorjahres. Im Helm-stedter Revier wurden 1,5 Mio. t Braunkohle gefördert. Das war ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr um 18,7 %.

Im Jahr 2015 wurden insgesamt 159,3 Mio. t Rohbraun-kohle an die Kraftwerke der allgemeinen Versorgung (ein-schließlich öffentlicher Heizkraftwerke) zur inländischen Erzeugung von Strom und Wärme abgesetzt. Das sind rund 89 % der in Deutschland geförderten Braunkohle.

Produktion und Absatz von Braunkohlen veredlungs-produkten

Für die Herstellung von Veredlungsprodukten (Brikett, Brennstaub, Wirbelschichtkohle und Koks) wurden im Berichtszeitraum 16,9 Mio. t Rohbraunkohle eingesetzt.

Die Brikettproduktion lag bei 1,64 Mio. t und damit 4,1 % unter dem Vorjahresniveau. Die Produktion von Braunkoh-lenstaub verringerte sich um 0,4 % auf 4,398 Mio. t, die von Koks um 3 % auf 0,17 Mio. t. Bei Wirbelschichtkohle stieg die Produktion gegenüber 2014 um 10,5 % und belief sich auf 0,45 Mio. t.

Reviere Förderung ( 1 000 t )

Veränderung ( % )

2015 2014

Rheinland 95 214 93 598 1,7

Helmstedt 1 474 1 812 -18,7

Lausitz 62 452 61 814 1,0

Mitteldeutschland 18 924 20 931 -9,6

Bundesrepublik Deutschland 178 064 178 155 -0,1

Förderung Belegschaft

Belegschaft in 1.000

Förderung in Mio. t

160 165 170 175 180 185 190

15 14

13 12

11 10

09 08

07 06

05 14,0

14,5 15,0 15,5 16,0 16,5 17,0 17,5 18,0

Tabelle 7: Entwicklung der Braunkohlenförderung

Diagramm 3: Förderung und Belegschaft im Braunkohlenbergbau

DIE WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG DES BERGBAUS IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND IM JAHR 2015 13

Beschäftigte

Am 31.12.2015 waren 20.747 Arbeitnehmer5 in der Braun-kohlenindustrie beschäftigt, darunter 15.4316 Beschäftigte im Braunkohlenbergbau. Die Anzahl der Auszubildenden in der Braunkohlenindustrie betrug insgesamt 1.387. Die Aus-bildungsquote in der Braunkohlenindustrie betrug 6,7 %.

A 1.3.3 Entwicklung im Erdöl- und Erdgasbereich in 2015 Erdöl

Die deutsche Erdölproduktion lag im Jahr 2015 im Vergleich zum Vorjahr fast unverändert bei rd. 2,41 Mio. t. Der Produk-tionsrückgang betrug nur rd. 17.000 t oder 0,7 %. Hierzu trugen insbes. die Verlängerung der Nutzungsdauer beste-hender Felder und der Wiederaufschluss älterer Felder bei.

Auch die produktionsstärksten Erdölfelder Mittelplate/

Dieksand wiesen mit -14.000 t oder -1 % nur marginale Fördereinbußen auf.

Zum Jahresende waren im Erdöl- und Erdgasbereich 3.950 Mitarbeiter beschäftigt. Die Anzahl der Auszubildenden betrug 242.

Nach wie vor leistet Schleswig-Holstein mit Mittelplate/

Dieksand den größten Beitrag zur deutschen Erdölproduk-tion (55 %), gefolgt – wie im Vorjahr – von Niedersachsen (33,9 %) und Rheinland-Pfalz (8,4 %). Die deutsche Inlands-förderung trug mit 2,4 % zur heimischen Rohölversorgung bei. Rund 89 % dieses Erdöls stammten mit Niedersachsen und Schleswig-Holstein aus nur zwei Bundesländern.

In Deutschland waren im Berichtsjahr 50 Erdölfelder in Produktion. Die Zahl der Fördersonden fiel zum Jahresende auf 1.031 (1.066).

5 Darin enthalten sind 5.316 Mitarbeiter in Kraftwerken der allgemeinen Versorgung der Braunkohlenunternehmen.

6 Darin enthalten sind 17 Mitarbeiter der Bund-Länder-Geschäftsstelle für die Braunkohlesanierung in Berlin

Gebiet Förderung ( t )

Veränderung ( % )

2015 2014

Deutsche Nordsee 2 161 5 759 -62,48

Nördlich der Elbe 1 331 161 1 345 022 -1,03

Oder-Neiße – Elbe 13 040 13 584 -4,00

Elbe – Weser 117 835 119 781 -1,62

Weser – Ems 199 243 209 184 -4,75

Westlich der Ems 506 408 501 245 1,03

Oberrheintal 202 344 192 497 5,12

Alpenvorland 40 451 42 717 -5,31

Bundesrepublik Deutschland 2 412 643 2 429 789 -0,71

Land Förderung ( t )

Veränderung ( % )

2015 2014

Baden-Württemberg 582 0 100,00

Bayern 39 869 42 717 -6,67

Brandenburg 9 422 8 898 5,89

Hamburg 13 195 11 023 19,70

Mecklenburg-Vorpommern 3 618 4 686 -22,79

Niedersachsen 817 898 825 088 -0,87

Rheinland-Pfalz 202 344 192 497 5,12

Schleswig-Holstein 1 325 715 1 344 880 -1,43

Bundesrepublik Deutschland 2 412 643 2 429 789 -0,71

Tabelle 8: Entwicklung der Erdölförderung nach Gebieten

Tabelle 9: Entwicklung der Erdölförderung nach Ländern