Die vielfältige Bedeutung des Waldes kann auf den ersten Blick kaum in ihrem vollen U mfan g erkannt werden ; vor allem ist es schwierig. die Wohlfahrtswirk unge n quantitativ z u erfassen. I n der Folge soll versucht werden. eine möglichst vollstän
dige. aber kn appe ü bersieht über die vielseitigen Einflüsse und Auswirku ngen des W aldes zu geben .
Es ist zu hoffen . daß bei den für die Raumplanung Verantwortlichen die Ü be r
zeugung zun ehmen wird, der W ald gehöre zu einer gesunden Landschaft und habe ganz besond e rs in einer technisie rten Welt seinen Platz und seine Existe nzberech
tigung. Von forstlicher Seite wird diese Auffassung uneigennützig gegenüber k urz
s ic htig materiell interessierten, mächtigen und te ilweise politisch einflußreichen Kreisen vertreten. Dem mehr rational denkenden I ngenieur und Planer sind die komplexen und nicht sogleich wahrnehmbaren Wechselbeziehungen zwischen W ald und U mwelt sehr oft ungenügend vertraut.
Wald und Volkswirtschaft
Rohstoffbedarf, Rohstoffversorgung
Eine umfassende Studie über die Zukun ftsperspektiven für die Produktion und den Verbrauch von Forst- und Holzerzeugnissen hat SARTORI US ( 1 969) verfaßt.
fm folgenden wird versucht, die Bedeutung des Waldes für die Rohstoffversorgung kurz darzustellen.
Wie gro/1 ist der künftige Holz.bedarf, und wie kann er gedeckt werden?
Der N utzholzverbrauch nimmt in der Schwe iz - m it Schwankungen - laufend zu ; gegenwärtig beträgt der jährliche Bedarf pro Einwohner ungefähr OJ-0,8 m:1 • Die Zunahme verläuft auffallen d ähnlich der Entwicklung des Wohnungsbaues.
Der M ehrbed arf ist aber n icht ausschließlich durch d ie Bautätigkeit bedingt, son
dern auch d urch eine M ehrproduktion von H albfabrikaten aus Holz (Platten, Papier). I n der Z uk unft ist m it einem N utzholzbedarf von 0.8- 1 ,0 m=1 pro Ein
wohner und J ahr zu rechnen.
Der Schwe izer W ald deckt heute ungefähr 70 9{- des N utzholzbedarfs ; abgesehen von einige n bei uns n icht wachsenden Holzarte n wird e r auch der geste igerten N ach
frage der Z ukunft gerecht werden. Gesamth aft betrachtet spielt der W ald für d ie Rohstoffversorgung unseres Landes nach wie vor eine bedeutende Rolle.
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-- Nutzholzverbrauch absolut - - - Anzahl n eu er stellter Woh nungen
1950 1960
Abbildung 6 Absoluter Nutzholzverbrauch und Anzahl neuerstellter Wohnungen in der Schweiz.
Grundlagen: Schweiz. Forststatistik und Statistisches Jahrbuch.
Nutzholz in kl. Popierholz Bre n n h o l z
1 9 4 0 1 950
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1 9 6 0
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1970
1 970
Abbildung 7 Verbrauch von Nutzholz und Brennholz in der Schweiz (m3 pro Einwohner).
Grundlagen: Schweiz. Forststatistik und Statistisches Jahrbuch.
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Nutzholz aus dem Schweizer Wald 20+---..;_--+---1---l-1 0
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1930 1 9 4 0 1950 1 9 60 ' 1970
Abbildung 8 Nutzholzanteil aus dem Schweizer Wald.
Grundlage: Schweiz. Forststatistik.
Der Brennholzkonsum ist seit Ende des Zweiten Weltkrieges laufend gesun ken ; er beträgt heute noch rund 0,2 m:1 pro Kopf und J ahr und wird noch weiter zurück
gehen. Es ist zu hoffen, d aß der Brennholzüberschuß durch weitere technologische Entwicklun gen in der industriellen Holzverarbeitung (Halbfabrikate) wie auch durch die w irtschaftliche Entwicklung (Export) in Zukunft zum großen Teil ander
weitig verwendet werden k ann.
Rohstoffreserve
Bei einem mittleren Holzvorrat von etwa 280 m:3 pro Hektare Wald (On, 1 972) k ann m it einem gesamten Vorrat von 260 bis 280 Millionen m:3 für das ganze Land gerechnet werden. Dieser << Vorrat» ist nicht beliebig nutzbar oder erntereif. Die dauernde, jährliche Nutzungsrnöglichkeit wird nach Erreichen optimaler Bestandes
verhältnisse auf 7 bis 8 Millionen m:1 geschätzt. Sie liegt heute zwischen 4 und 5 Millionen m3 • Wie während der beiden Weltkriege ist es auch in Zukunft möglich, k urzfristig einen größeren Holzbedarf zu decken. Auf jeden Fall muß d ie kriegs
wirtschaftliche Bedeutung des Waldes im Dispositiv unserer Versorgung berück
sichtigt werden. Der Holzbedarf in Friedenszeiten wie auch d ie kriegswirtschaftliche Vorsorge rechtfertigen die Erhaltung des Produktionspotentials.
Ein großer Teil unserer Holzvorräte liegt im Gebirge. Der Zuwachs und damit der Ertrag s i nd dort den ungünstigeren Standortverhältnissen entsprechend geringer.
Eine Umlegung von W aldfläche des Mittellandes in die Alpen würde d ie gesamte Ertragsfähigkeit erheblich verm indern. Technisch ist d ie Nutzung in steilen
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Abbildung 9 Vergleich des Erlöses von verkauftem Holz i m öffentlichen Wald mit einigen anderen Werten (Stand 1955 :=: 100).
Grundlagen: Schweiz. Forststatistik und Statistisches J ahrbuch.
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1930
Abbildung 10
1 940
G e sa m t e i n n a hm e n
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-1 9 50
G e s a mt aus g a ben
1960
Gesamteinnahmen und -ausgaben der öffentlichen Wälder der Schweiz.
Grundlage: Schweiz. Forststatistik.
1 9 70
Gebirgswäldern wohl möglich, aber die wirtschaftliche Nutzungsgrenze wird dort durch die hohen Erntekosten sehr rasch erreicht.
Ertragslage der Waldwirtschaft
Auf der E innahmeseite unserer Forstbetriebe stehen einzig der Erlös aus dem verkauften Holz und die Bundes- und Kantonsbeiträge; ein Ausweichen auf andere Produkte ist für den Forstbetrieb nicht möglich. Die Holzpreise sind seit 1955 wenig gestiegen. 1 967 mußten, bedingt durch die Windwurfkatastrophen, wesent.,.
liehe Preiseinbußen in Kauf genommen werden. Immerhin zeichnen sich neuer
dings Preisfestigungen ab. Die Ausgaben eines Forstbetriebes betreffen zu 60 bis 80 % Personalkosten. Reallohnverbesserungen und Teuerungsausgleich haben die Ausgaben sei t 1 955 fast verdoppelt. Das Verhältnis zwischen Einnahmen und Aus
gaben der Forstbetriebe fällt entsprechend ungünstig aus. Diese summarische Dar
stellung der Ertragslage bedarf insofern einer gewissen Korrektur, als in den letzten Jahren im Wald Investitionen für Waldpflege, Straßen, Mechanisierung, Vorrats
erhöhung und -verbesserung erfolgt sind, jedoch ein Teil dieser Investitionsaufwen
dungen als Ausgaben in der laufenden Rechnung verbucht und bilanzmäßig gar nicht ausgewiesen sind. Die Wertvermehrung des Waldes kommt bei der Darstel
lung der· Einnahmen und Ausgaben nicht zum Ausdruck. Zum Nachweis der tat
sächlichen Ertragslage stehen heute leider keine ausreichenden Grundlagen zur Verfügung.
3 Bd. 49, Heft 1, 1973 33
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