Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder (KMK), ( s. S.137)
Bericht der KMK vom 05./06.11. 1992 „Zur Situation der Gesundheitserziehung in der Schule“
• Empfehlungen des Europarates (1988) wirken auf die KMK als gesamteuropäische Orientierungsgrundlage und werden von ihr als Basis des KMK- Berichtes übernommen
Niedersächsisches Landesinstitut für Lehrerfortbildung, Lehrerweiterbildung und Unterrichtsforschung (NLI), (s.S. 137)
Lehrer- Fortbildungsschwerpunkt „Prävention und Gesundheitsförderung“ 1997
• Empfehlungen des Europarates (1988) bewirken als eine der Grundlagen des Berichts der KMK die dort vorgenommene Definition der Gesundheitserziehung als Bildungs- und Erziehungsauftrag und die
Übernahme des Auftrages in die Lehrerfortbildung
Senator für Bildung und Wissenschaft der Freien Hansestadt Bremen Bremer Europaratprojekt „Prävention in Obervieland“ 1985 – 1990 (s. S.138)
• Die Projektinitiative des Europarates Education for Health: Preventing dependence and addiction bewirkt die Teilnahme Bremens an dem europäischen Projekt mit einem stadtteilbezogenen Präventionsansatz. Damit wird in Bremen die Entwicklung zu einer stadtteilbezogenen, ganzheitlich orientierten Gesundheitserziehung und Gesundheitsförderung als Konzept der Suchtprävention eingeleitet
Wissenschaftliches Institut für Schulpraxis Bremen
Regelmäßige Lehrerfortbildungsangebote zur stadtteilorientierten Prävention (s. S.139)
• Nach Abschluss des Bremer Europartprojektes werden ab 1991 praktisch jährlich regelmäßig die Projektergebnisse als Lehrerfortbildungsveranstaltungen für Kollegien angeboten. Diese Dissemination der
Versuchsergebnisse trägt den konzeptionellen Suchtpräventionsansatz ganzheitlicher Gesundheitserziehung und Gesundheitsförderung breit in Bremer Schulen
Landesinstitut Schleswig – Holstein für Praxis und Theorie der Schule Zentrale Lehrerfortbildung 1990 (s. S.139)
• Vor Lehrerfortbildnern werden die Projektergebnisse des Bremer Europaratprojektes im Hinblick auf die Implementation der Gesundheitsfördernden Schule in Stadtteilen vorgestellt . Inhaltlich wird dabei als konzeptionelle Leitlinie auf den Ansatz der Gesundheitsfördernden Schule von
Young & Williams (1989) zurückgegriffen
3.4 IMPULSE DES EUROPEAN NETWORK OF HEALTH PROMOTING SCHOOLS
Gesundheitserziehung in Schulen und das Konzept Gesundheitsfördernde Schule gewinnen in Europa im Rahmen der Gesundheits- und Bildungspolitik in den 80er und Anfang der 90er Jahre erheblich an Bedeutung. Die Empfehlung des Europarates von 1988 ,Gesundheitserziehung in Schulen einschließlich der Aus- und Fortbildung der Lehrer auf diesem Gebiet’ (s. S.138), die Entschließung der EU- Bildungsminister von 1988 ‚Zur Gesundheitserziehung in Schulen’ (s. S.93) oder das EU- Programm ,Europa gegen den Krebs 1990 - 1994’ (s. S.105) dokumentieren diese Entwicklung beispielhaft. In diesem Zusammenhang werden international und national immer häufiger Maßnahmen zur Weiterentwicklung des Themenfeldes unterstützt. So erkennen die Europäische Kommission, die WHO (Regionalbüro für Europa) und auch der Europarat in zunehmendem Maße die Notwendigkeit eines integrierten Ansatzes zur Förderung der Gesundheit junger Menschen. Ein besonderes Ergebnis dieser Entwicklung ist der Aufbau eines Europäischen Netzwerkes Gesundheitsfördernder Schulen. Es wird gegründet, um in den Mitgliedsstaaten der EU, des Europarates und der Europa- Region der WHO Verbindungen zwischen Modellschulen zu schaffen, die zeigen sollen, wie Gesundheitsförderung in Schulen, insbesondere aber das Schulentwicklungskonzept Gesundheitsfördernde Schule, implementiert werden kann und wie sie sich auf Schulen auswirken. Die Projektschulen sollen ihre Erfahrungen an die Gesundheits- und Bildungsinstitutionen weiterleiten sowie Impulse für die Politik und die praktische Umsetzung auf nationaler und internationaler Ebene geben.
Das Netzwerk beginnt als WHO- Projekt 1991 zunächst in den drei osteuropäischen
Staaten Polen, Ungarn und (damals) CSFR. 1992 wird es von den drei
internationalen Organisationen offiziell als Gemeinschaftsprojekt gegründet und
europaweit ausgelegt. Damit ist es offen für weitere Mitglieder. Deutschland tritt dem
Netzwerk Ende 1993 (s. Anhang 19) über seinen BLK- Modellversuch Netzwerk
Gesundheitsfördernde Schulen bei. 1997 hat es bereits 37 Teilnehmerstaaten. Eine
herausragende politische Bedeutung erfährt das Netzwerk deshalb, weil es das erste
und über Jahre hinweg einzige gesundheits- und bildungspolitische
Gemeinschaftsprojekt der drei internationalen Organisationen ist. Aus der Vielzahl der
Impulse des Netzwerkes erlangen in Deutschland im Hinblick auf die Implementation des Konzeptes Gesundheitsfördernde Schule folgende Impulse grundsätzliche und nachhaltige Bedeutung:
● Das Konzept der Gesundheitsfördernden Schule
● Die Kriterien für die Aufnahme von Schulen in das Netzwerk
● Das Konzept des Networking
● Die (inhaltliche und politische) Attraktion eines internationalen Pilotprojektes
● Der Anspruch auf Evaluation, sowohl auf Evaluation (Feldforschung bzw. Beforschung) des Europäischen Netzwerkes als auch auf Implementation der Evaluation in die nationalen Netzwerken
3.4.1 KONZEPT GESUNDHEITSFÖRDERNDE SCHULE
Vorbemerkung:
Das Konzept der ,Gesundheitsfördernden Schule’ des Gemeinschaftsprojektes wird 1993 von seinen drei internationalen Trägern WHO, EG und Europarat vorgelegt. Inhaltlich geht sein Ansatz, was durch diese Untersuchung erstmals offen gelegt werden kann, im Wesentlichen und z.T. sogar wörtlich (ohne Quellenhinweis) auf Trefor Williams und Jan Young (1989) zurück, die die Philosophie einer
‚Gesundheitsfördernden Schule’ im Auftrag der Scottish Health Education Group und der WHO erarbeiteten (Young & Williams, 1989). Das internationale Gemeinschaftsprojekt adaptiert den Konzeptansatz von Trefor Williams und Jan Young und greift den politischen Meinungsbildungsprozess zur Gesundheitsförderung insbesondere im Zusammenhang mit der Ottawa- Charta von 1986 (s. S.38) auf. Es organisiert und unterstützt die modellhafte Implementation der Gesundheitsförderung in Schulen.
Sein Grundgedanke ist die Förderung der Gesundheit in der Bevölkerung mit Hilfe der Gesundheitsfördernden Schule.
Das Konzept
ist als Impuls für schulpolitische Entwicklungen in Deutschland bedeutsam. Es wird im Folgenden wörtlich aufgegriffen, seine Wirkung auf den für Schule relevanten Entscheidungsebenen beispielhaft belegt, analysiert und interpretiert. Als wesentliche Einflussebenen werden erreicht:
● Ministerielle Empfehlungen oder Erlasse
● (BLK-) Modellversuche und (EU-) Projekte
● Besondere Publikationen
Der internationale Impuls
Das Europäisches Netzwerk Gesundheitsfördernde Schulen fordert von seinen Mitgliedern die modellhafte Realisierung der Gesundheitsfördernden Schule. Dazu gibt es ihnen folgendes Konzept als verbindliche Leitlinie vor:
„Das Konzept der Gesundheitsfördernden Schule
1. Die Gesundheitsfördernde Schule strebt gesunde Lebensweisen für die gesamte Schulbevölkerung an, und zwar durch ein stützendes, der Förderung der Gesundheit dienliches Umfeld. Sie bietet Möglichkeiten, verlangt aber auch das engagierte Eintreten für eine sichere, die Gesundheit stärkende soziale und physische Umwelt.
...
3. Die WHO, die Kommission der Europäischen Gemeinschaften und der Europarat wollen gemeinsam ein europäisches Netz Gesundheitsfördernder Schulen unterstützen. Diese Schulen sollen:
- durch Gebäude, Spielflächen, Schulmahlzeiten, Sicherheitsmaßnahmen usw. ein gesundheitsförderndes Arbeits- und Lernumfeld schaffen:
- das gesundheitliche Verantwortungsbewusstsein des einzelnen, der Familie und der Gemeinschaft fördern;
- zu gesunden Lebensweisen anhalten und Schülern wie Lehrern realistische und attraktive Gesundheitsalternativen bieten;
- es allen Schülern ermöglichen, ihr physisches, psychisches und soziales Potential auszuschöpfen und ihre Selbstachtung fördern;
- für die Förderung von Gesundheit und Sicherheit der gesamten Schulgemeinschaft (Kinder und Erwachsene) klare Ziele vorschreiben [vgl. Young & Williams, 1989, S. 33 Nr . 3];
- gute Beziehungen zwischen Lehrern und Schülern und unter den Schülern selbst sowie eine gute Zusammenarbeit zwischen Schule, Elternhaus und Ortsgemeinde schaffen [vgl. Young & Williams, 1989, S. 33, Nr. 2 und 6];
- die Verfügbarkeit von Gemeinderessourcen zur Unterstützung der praktischen Gesundheitsförderung ausloten [vgl. Young & Williams, 1989, S. 33 Nr. 11];
- mit einer die Schüler aktiv einbeziehenden Didaktik ein kohärentes Curriculum für die Gesundheitserziehung planen [vgl. Young & Williams, 1989, S. 33 Nr. 7];
- den Schülern das Wissen und die Fähigkeiten mit auf den Weg geben , die sie brauchen , um vernünftige Entscheidungen über ihre persönliche Gesundheit und die Erhaltung und Verbesserung einer sicheren und gesunden physischen Umwelt treffen zu können [vgl. Young & Williams, 1989, S. 33 Nr. 1];
- die schulische Gesundheitspflege im breiten Sinne als Bildungsressource begreifen, die den Schülern dazu verhelfen kann, sich zu effektiven Nutzen der Gesundheitsversorgung zu entwickeln [vgl. Young & Williams, 1989, S. 33 Nr. 12]“
(WHO Regionalbüro für Europa, 1993, Kap. 1) .