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Die Aufnahme durch die Institution Schule in Deutschland

Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig – Holstein EU – Projekt “The Life Skills Approach to Primary Prevention of Cigarette Smoking in Schools in

Europe (¸Fit und stark fürs Leben‘)” 1995 - 1998

Lehrerhandbuch (Publikation durch Klett- Schulbuchverlag 1998) „Unterrichtsideen Fit und stark fürs Leben- Persönlichkeitsförderung zur Prävention von Aggression, Rauchen und Sucht

(1. und 2. Schuljahr)”.

Einführung in die Förderung der [WHO-] Life Skills: Selbstwahrnehmung und Einfühlungsvermögen, Umgang mit Stress und negativen Emotionen, Kommunikation, kritisches / kreatives Denken und

Problemlösen, ergänzt um die Dimension „Information und Wissen“

Landesinstitut Mecklenburg- Vorpommern für Schule und Ausbildung Lehrerfortbildungsveranstaltung „Fit fürs Leben- Persönlichkeitsförderung an Schulen“

(Zielgruppe: Grund- u. Hauptschulen) 1996

● Einführung der Lebenskompetenzen (Life Skills): Selbstwahrnehmung, Stressmanagement, Kommunikation und Problemlösen

Landesinstitut Schleswig- Holstein für Praxis und Theorie der Schule Lehrerfortbildungsveranstaltung „FIT FÜRS LEBEN“

(Zielgruppe: Lehrerinnen und Lehrer an Grundschulen Klasse 1 und 2) 1997

● Einführung der Lebenskompetenzen (Life Skills): Selbstwahrnehmung und Einfühlungsvermögen, Umgang mit Stress und negativen Emotionen, Kommunikation, kritisches/ kreatives Denken und

Problemlösen

Landesinstitut für Schule Bremen

Lehrerfortbildungsveranstaltung „Fit und stark fürs Leben- Persönlichkeitsförderung in der Orientierungsstufe“

(Zielgruppe: Lehrkräfte der Sekundarstufe I) 1999

● Einführung in die Förderung grundlegender persönlicher und sozialer Kompetenzen der Schüler nach dem Curriculum ,Fit und stark fürs Leben’

Kultusministerium Mecklenburg – Vorpommern

Kooperationsprojekt mit IFT- Nord und Mentor- Stiftung „ ,Eigenständig werden’ - ein

Unterrichtsprogramm zur Gesundheitsförderung und Suchtprävention in der Schule“ für Klassenstufe 1 – 4 Pilot-Projekt 1998 - 1999

● Einführung in die nachhaltige Förderung persönlicher und sozialer Kompetenzen von Schülerinnen und Schüler auf der Basis des Lebenskompetenzansatzes [Life Skills] der WHO

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3.1.5 ZUSAMMENFASSENDE INTERPRETATION: DER EINFLUSS DER WHO- IMPULSE AUF DIE IMPLEMENTATION DES KONZEPTES GESUNDHEITSFÖRDERNDE SCHULE

Abb. 17 veranschaulicht die wesentlichen WHO- Impulse und ihre Quellen.

Abbildung 17 : Die wesentlichen WHO- Impulse

Definition von Gesundheit:

“Health is a state of complete physical, mental and social well-being and not merely the absence of disease or infirmity.”

Quelle: Verfassung der WHO von 1946 (vgl. WHO, 2005 b).

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Formulierung von Einzelzielen der Gesundheitsförderung (1991) :

„Die Ziele 13-17 befassen sich mit der Frage, wie man handeln muss, um zu einer gesundheitsförderlichen Lebensweise zu gelangen ...

Ziel 16 Gesundes Leben: Bis zum Jahre 2000 sollte es in allen Mitgliedstaaten anhaltende Bestrebungen geben, mit denen man gesunde Lebensgewohnheiten aktiv fördert und unterstützt, indem man für ausgewogene Ernährung, sinnvolle körperliche Betätigung, gesundes Sexualverhalten und gute Stressbewältigung eintritt und andere Aspekte eines positiven Gesundheitsverhaltens betont ...

Ziel 17 Tabak, Alkohol und psychotrope Substanzen: Bis zum Jahre 2000 sollte der

gesundheitsschädigende Konsum Abhängigkeit bewirkender Stoffe wie Alkohol, Tabak und psychotroper Substanzen in allen Mitgliedstaaten erheblich zurückgegangen sein.“

Quelle: WHO- Programm Gesundheit für alle bis zum Jahr 2000 von 1977 in der für Europa ausgearbeiteten Fassung Ziele zur „Gesundheit für alle“. Die Gesundheitspolitik für Europa. Aktualisierte Zusammenfassung September 1991 (vgl. WHO Regionalbüro Europa, 1992).

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Definition von Gesundheitsförderung:

„ Health promotion is the process of enabling people to increase control over, and to improve, their health.”

Benennung von Handlungsstrategien (Methoden) zur Implementation von Gesundheitsförderung::

, - PREREQUISITES FOR HEALTH … - ENABLE’

Benennung von Handlungsebenen (Aktionsbereichen) der Gesundheitsförderung ,HEALTH PROMOTION ACTION MEANS

- BUILD HEALTHY PUBLIC POLICY…

- CREATE SUPPORTIVE ENVIRONMENTS…

- STRENGTHEN COMMUNITY ACTION…

- DEVELOP PERSONAL SKILLS…

- REORIENT HEALTH SERVICES…’

Einführung des “Setting”- Ansatzes

„Health is created and lived by people within the settings of their everday life; where they learn.

Work, play and love.”

Quelle: Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung von 1986 (vgl. World Health Organisation ,Health and Welfare Canada & Canadian Public Health Association , 1986).

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● Einführung des Trainings psychsozialer Kompetenz in Programme der Gesundheitsförderung

“Complementary life skills can be paired to reveal 5 main life skills ‘areas’, as shown below. For health promotion, teaching skills in each of these ateas provides a foundation in generic life skills for psychological competence.

Decision making- creative thinking- communication- self awarness- coping with- Problem solving critical thinking interpersonal empathy emotions Relationships stressors.”

Quelle: WHO-Programm zur psychischen Gesundheit (Life Skills Education) von 1994 (vgl. WHO, 1997).

Herausragende WHO- Impulse der Implementation des Konzeptes der Gesundheitsfördernde Schule in Deutschland sind die Definition von Gesundheit aus der Verfassung der WHO von 1946 und die in der Ottawa- Charta von 1986 niedergelegte Programmatik der Gesundheitsförderung, hier besonders die Definition von Gesundheitsförderung, die Konkretion der Handlungsebenen für Gesundheitsförderung und das Konzept des „Setting“- Ansatzes als Ort bzw. Rahmen der Entstehung von Gesundheit und Gesundheitsförderung. Zusammengefasst dargestellt bewirken sie folgende Entwicklung.

Die Aufnahme der WHO- Definition von Gesundheit durch die Schulpolitik und Schulverwaltung leitet in den 90er Jahren in Deutschland die Entwicklung der Gesundheitsförderung in Schulen ein und bestimmt in der Folge ihre Programmatik wesentlich. Die hier vorgenommene Analyse zeigt, dass die WHO- Definition in den sie aufnehmenden Bundesländern und Institutionen regelmäßig ihren Platz als Ausgangsbasis bzw. Begründung für die Weiterentwicklung der traditionellen Gesundheitserziehung in Schulen findet. Ziele, Inhalte und Methoden der Gesundheitserziehung waren bis etwa 1990 von dem medizinischen Erklärungsmodell von Gesundheit bestimmt. Das durch die WHO definierte ganzheitliche, auch sozial geprägte Verständnis von Gesundheit ermöglicht den Ländern nunmehr grundsätzlich ihre Weiterentwicklung zur Gesundheitsförderung in Schulen und später, noch weitgehender, die Entwicklung und Implementation des Schulentwicklungskonzeptes Gesundheitsfördernde Schule.

Auch die WHO- Definition von Gesundheitsförderung wird bildungspolitisch

vollinhaltlich von Deutschland aufgenommen. Dies führt zusammen mit der

Neudefinition von Gesundheit bundesweit zu einem neuen Präventionskonzept für

Schulen, das über diesen Zugang die risikoorientierte, pathogen geprägte

Gesundheitserziehung tatsächlich überwindet und sie durch die salutogene, am

Lebensweisenkonzept der WHO ausgerichtete, Gesundheitsförderung ersetzt. Besonders

KMK, BLK und BMBW machen sich das WHO- Verständnis von Gesundheitsförderung

zu eigen. Sie unterstützen die Implementation dieses Konzeptes maßgeblich inhaltlich

und finanziell (KMK- Beschluss bzw. BLK- Modellversuche), denn das Konzept ist

für sie nicht nur als neues Präventionskonzept interessant, sondern insbesondere auch

als pädagogisch innovatives Schulentwicklungskonzept. Von erheblicher Bedeutung

in diesem Konzept ist insofern auch für Schulen die in der WHO- Definition enthaltene Möglichkeit der grundsätzlichen Mitwirkung der Betroffenen und ihrer Selbstbestimmungsmöglichkeit über ihre Gesundheit, also die Partizipationsmöglichkeit.

Die Adaptation der von der Charta vorgeschlagenen Handlungsebenen auf die Institution Schule in Deutschland vollzieht sich vorzugsweise über die BLK – Modellversuche zur Gesundheitsförderung. Sie ist erfolgreich, unterstützt die Implementation des neuen Präventionskonzeptes Gesundheitsförderung und sichert Schulen den Weg zu dem Schulentwicklungskonzept Gesundheitsfördernde Schule. Durch direkte Aufnahme der Handlungseben in die verschiedenen Ebenen der Schule wird das Themenfeld Gesundheitsförderung in Schulen formal und inhaltlich eingeführt. So verankert sieht und versteht Schule die neue Aufgabe. Der von der Charta propagierte Setting- Ansatz als Ort der Wahl für die Entstehung von Gesundheit und damit auch für die Implementation von Gesundheitsförderung wird angenommen. Damit ist auch die Institution Schule als „Setting“ bestimmt und in gesundheitsförderlicher Verantwortung.

Weitere Impulse gehen von dem WHO- Programm Gesundheit für alle bis zum Jahr 2000 von 1977 und dem WHO- Programm zur psychischen Gesundheit (Life- Skills- Education) von 1994 aus. Die Einführung des Programms ‚Gesundheit für alle bis zum Jahr 2000’ in Deutschland fördert das weitere Verständnis für den politischen und konzeptionellen Gesamtrahmenrahmen der Entwicklung der

‚Gesundheitsfördernden Schule’, vor allem den ihres sozialen Gesellschaftsauftrages.

Das Programm der ‚Life- Skills- Education’ findet insbesondere Eingang in deutsche Schulen. Sein methodisch- didaktischer Ansatz ist attraktiv, weil sein Schwerpunkt auf der Vermittlung lebenspraktischer Fertigkeiten liegt und nicht auf Wissenserweiterung, wie z.B. bei der traditionellen Gesundheitserziehung. Damit liegt der Ansatz auf der Linie der salutogenetisch orientierten schulischen Gesundheitsförderung, die sich in Deutschland seit 1990 entwickelt.

3.2 IMPULSE DER EUROPÄISCHEN KOMMISSION

Die Europäische Union (EU) ist der Zusammenschluss demokratischer europäischer Länder, die Frieden und Wohlstand für Europa sichern wollen. Geschichtlich hat sie ihre Wurzeln in mehreren „Vorläufer – Institutionen“, die ab 1951 gegründet wurden, um nach dem Zweiten Weltkrieg die politische und wirtschaftliche Einigung Europas zu initiieren. Gegründet wurden 1951 die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS), 1957 die Europäische Atomgemeinschaft (EURATOM) und die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). 1967 wurden die Institutionen der drei Europäischen Gemeinschaften zusammengeführt; seitdem gibt es als gemeinsame Organe die Kommission, den Ministerrat und das Europäische Parlament.

Ursprünglich bestand die EU aus sechs Ländern (Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und den Niederlanden), im Untersuchungszeitraum zwischen 1989 und 1999 zunächst aus 12 Ländern, ab 1995 aus 15 Ländern. Politischer Arbeitsschwerpunkt war anfangs die gemeinsame Handelspolitik für Kohle und Stahl und die Agrarpolitik. Im Laufe der Zeit wurden weitere Politikbereiche hinzugefügt, z. B. die Bereiche Gesundheit und Bildung (vgl. Europäische Union, 2005).

Die Europäische Kommission ist in dem institutionellen System der EU Motor und ausführendes Organ („Europäische Regierung“). Im Untersuchungszeitraum 1989 - 1999 verantwortet sie insofern auch die Umsetzung der Beschlüsse der EU- Bildungsminister und der EU- Gesundheitsminister. Aus der Vielzahl dieser Beschlüsse und Programme erlangen im Hinblick auf die Implementation der Gesundheitsförderung in Schulen bzw. des Schulentwicklungsansatzes Gesundheitsfördernde Schule folgende Impulse grundsätzliche und die Entwicklung in Deutschland stimulierende Bedeutung:

• Die Entschließung des Rates und der im Rat vereinigten Bildungsminister von 1988 zur Gesundheitserziehung in Schulen

• Die EU – Aktionspläne Europa gegen den Krebs für den Zeitraum 1990 bis 2000

Im Folgenden werden die in Frage kommenden Impulse durch Zitate dargestellt und

analysiert. Ihr Eingang in die bildungspolitische Entwicklung wird beispielhaft belegt

und interpretiert.

3.2.1 ENTSCHLIEßUNG DES RATES UND DER IM RAT VEREINIGTEN

BILDUNGSMINISTER UND DARAUS RESULTIERENDE