Art der Studie: Anwendungsbeobachtung Studienteilnehmer: 135 Patienten mit Erkran
kungen des rheumatischen Formenkreises Geprüftes Präparat: Rheumaselect® (Homöo- pathikum)
Ergebnis: »Alle Kriterien besserten sich deut
lich, was sich in einer Einsparung der Begleit
medikation — NSAR und/oder Analgetika - wi
derspiegelte«.
Erkrankungen aus dem rheumatischen For
menkreis sind in der Praxis des Hausarztes von herausragender Bedeutung: »Rheuma« steht nicht nur an zweiter Stelle der Rangfolge aller Beratungen, diese Gruppe von Krankheiten ist auch Ursache von rund 13% der
Arheitsunfä-In 25 Arztpraxen in 15 Städten von Mecklen
burg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt wur
den ab Juli 1991 insgesamt 135 Patienten mit Erkrankungen aus dem rheumatischen For
menkreis maximal vier Monate lang mit dem homöopathischen Arzneimittel Rheumaselect^
behandelt. Zur Beurteilung der Wirksamkeit wurden Bewegungseinschränkung und Schmerz intensität mit Hilfe eines Scores er
mittelt. Abschließend wurden von den behan
delnden Ärzten Wirksamkeit und Verträglich
keit beurteilt.
Bei allen Kriterien ergab sich nach sechs und nach zwölf Wochen eine deutliche Verbesse
rung durch die Behandlung, was sich auch in einer Einsparung der Begleitmedikation — nichtsteroidale Antirheumatika und/oder Analgetika — widerspiegelte. Insgesamt wur
den mit dieser Anwendungsbeobachtung die Ergebnisse der ersten randomisierten kontrol
lierten Doppelblindstudie bestätigt.
higkeitsfälle und 20% der Arbeitsunfähigkeits
tage. Da die Ursachen der meisten rheumati
schen Erkrankungen noch unbekannt sind, ge
staltet sich die Behandlung oft schwierig, die meist langfristige Therapie erfordert eine dif
ferenzierte Nutzen-Risiko-Abwägung. Dieses Problem wird auch von den Patienten immer mehr erkannt. So ist es nicht verwunderlich, daß mehr als zwei Drittel der Patienten mit chronisch-rheumatischen Erkrankungen Er
fahrung mit »nicht-schulmedizinischen« The
rapieformen gesammelt haben. Eine zusätzli
che homöopathische Behandlung, deren Wirk
samkeit nachgewiesen ist, ist also nicht nur eine Bereicherung der Therapie rheumatischer Erkrankungen, sondern entspricht auch dem Wunsch vieler Patienten.
Ob dies auch für die Patienten in den neuen Bundesländern zutrifft, war bisher noch un
klar. Hahnemann, der Begründer der Homöo
pathie, hat zwar im Osten Deutschlands ge
wirkt, in den letzten Jahrzehnten besaß die Homöopathie dort jedoch nur eine minimale Bedeutung. Ziel der vorliegenden Anwen
dungsbeobachtung- unseres Wissens die erste nur in den neuen Bundesländern ausgeführte - war es zu prüfen, wie ein homöopathisches Komplexmittel, dessen Wirksamkeit bereits belegt ist (1), von eher kritischen Ärzten und Patienten bewertet wird.
Patienten
An dieser Anwendungsbeobachtung waren 25 niedergelassene Ärzte in 15 Orten Mecklen
burg-Vorpommerns und Sachsen-Anhalts be
teiligt, die ihre Patienten mit Rheumaselect®
behandelten. Als Patientenstammdaten wur
den aus den Aufzeichnungen der behandeln
den Mediziner erfragt: Name (abgekürzt in Z. Allg. Med. 1993; 69: 488-491. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1993
Rheumatische Erkrankungen Therapie-Studie i
Form von Initialen), Alter, Größe, Gewicht, Ge
schlecht, Diagnose, Schweregrad und bishe
rige Dauer der Erkrankung, bisherige Medika
tion, Begleiterkrankungen und Magenbe
schwerden. Das Alter der 135 Patienten vari
ierte von 23 bis 88 Jahren (im Durchschnitt 63,2 Jahre), die Körpergröße von 150 bis 184 Zentimetern (durchschnittlich 166,2 cm) und das Gewicht von 48 bis 116 Kilogramm (im Durchschnitt 71,5 kg). Die Mehrzahl der Pati
enten (71,6%) waren Frauen.
Vor Beginn der Anwendungsbeobachtung wurde der Schweregrad der rheumatischen Erkrankung wie folgt eingeschätzt: »leicht« in 13 Fällen, »mittel« in 88 Fällen und »schwer«
in 33 Fällen. Als bisherige Behandlungsdauer wurde angegeben: neunmal »unter einem Jahr«, 15mal »ein bis zwei Jahre«, 106mal
»über zwei Jahre« und fünfmal wurden keine Angaben gemacht.
Magenbeschwerden waren den behandelnden Ärzten vor Beginn der Untersuchung bei 41,7%
der Patienten bekannt. Begleiterkrankungen waren in 62,2% der Fälle zu verzeichnen, ins
besondere Erkrankungen des Herz-Kreislauf- Sy stems.
Die bisherige Therapie basierte zu über 95%
auf nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), wobei Diclofenac mit 66% der am meisten ge
nannte Arzneistoff war - meist in einer Dosis von dreimal täglich 50 mg. Das am zweithäu
figsten genannte Arzneimittel war Ibuprofen (15,5%). Bei rund der Hälfte der Patienten (49,6%) war eine Zusatzmedikation notwendig, häufig genannte Wirkstoffe waren hierbei Pro- phyphenazon und Azetylsalizylsäure.
Methodik
Bei 25 Ärzten in 15 Orten Mecklenburg-Vor- pommerns und Sachsen-Anhalts wurden ins
gesamt 135 Patienten mit Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis - entzündli
cher Rheumatismus, degenerativer Rheuma
tismus, Weichteilrheumatismus - mit dem ho
möopathischen Komplexmittel Rheumaselect®
behandelt. Die Krankheit sollte seit mindestens sechs Monaten bestehen und mit nichtsteroi
dalen Antirheumatika und/oder mit Analgetika behandelt worden sein. Die Dauer der Behand
lung mit dem Prüfpräparat richtete sich nach der medizinischen Notwendigkeit, die Stan
darddosierung betrug 3 X 20 Tropfen täglich, eine abweichende Dosierung war möglich.
Vor Beginn der Therapie und zu den zwei Un
tersuchungsterminen - nach sechs und nach zwölf Wochen - wurden die Daten in die Prüf
bögen eingetragen. Die Anwendungsbeobach
tung begann im Juli 1991 und wurde vier Mo
nate später abgeschlossen. Außer den Patien
tenstammdaten wurden weitere Parameter ab
gefragt - zu Beginn der Behandlung sowie sechs und zwölf Wochen danach. Von Bedeu
tung waren vor allem die Parameter Bewe
gungseinschränkung, Schmerzen in den Ab
stufungen »keine«, »leicht«, »mittel« und
»stark«, erreichte Reduktion der NSAR-Dosis, erreichte Reduktion der Analgetika-Dosis und Rückgang der — zumeist NSAR-induzierten - Magenbeschwerden. Besonderen Raum wurde den Ärzten für ein eigenes Gesamturteil über Wirksamkeit und Verträglichkeit gelassen.
Medikation
Das Prüfpräparat Rheumaselect® ist eine fixe Kombination homöopathischer Einzelmittel, für die positive Aufbereitungsmonographien des Bundesgesundheitsamtes vorliegen. In 100 ml sind enthalten: Rhus toxicodendron D4, Bryonia D4 20 ml, Nux vomica D4, Berberis D4, Ledum D4 20 ml. Diese Mittel gehören zu den anerkannten homöopathischen Mitteln bei Rheumatismus und Erkrankungen des Bewe
gungsapparates (4).
Ergebnisse
Die Auswertung der Prüfbögen ergab, daß eine Verbesserung der Bewegungseinschränkung während der zusätzlichen homöopathischen Therapie bei 63% aller Patienten beobachtet wurde. Dabei verbesserte sich der Score (keine Bewegungseinschränkung = 1; starke Bewe
gungseinschränkung = 4) von anfangs 1,96 auf 1,23.
Die Schmerzbelastung verbesserte sich wäh
rend der maximal viermonatigen Therapie bei 75,4% der Fälle - der Score (keine = 1 bis starke Schmerzen = 4) verbesserte sich von 2,09 auf 1,1 [Ahh. 1).
Eine Dosisreduktion konnte sowohl bei der NSAR- (in 73,2%) als auch bei der
Analgetika-106 Patienten von 135 wur
den bereits seit über 2 Jahren behandelt
Als bisherige Therapie wur
den zu 95%
NSAR einge
setzt
Bei fast 50%
der Patienten war eine Zu
satzmedikation notwendig
•Wv Rheumalliische ErfeyankyngepT]
Therapie-Studie
Die geprüften Parameter bes
serten sich alle durch die ho
möopathische Behandlung
Ca. 76% der Ärzte beurteil
ten die Thera
pie mit »gut«
und »sehr gut«
nach 12 Wochen zu Beginn nach 6 Wochen
Bewegung Schmerz
Abbildung 1: Änderungen in Bescbwerdescore während der Rheumaselect-Therapie
Medikation (in 75%) erreicht werden. Die Ma
genschmerzen verringerten sich bei 85,5% der zu dem jeweiligen Kriterium genannten Fälle {Abb. 1). Im Gesamturteil der Ärzte wurde so
wohl die Wirksamkeit als auch die Verträg
lichkeit von Rheumaselect® als überwiegend
»gut« und »sehr gut« beschrieben {Abb. 2 und Abb. 3). Als sinnvolle Dosis hat sich während der Therapie die empfohlene Standarddosie
rung von dreimal täglich 20 Tropfen bewährt.
Als weiteres Ergebnis der Anwendungsbeob
achtung ist festzuhalten, daß das Homöopathi- kum in fast zwei Drittel der Fälle auch nach Beendigung der Studie weiter verordnet wurde.
schlecht (3,0%)
mäßig (20,6%) ^ (28,3%)
gut (48,0%)
j^bildung 2: Wirksamkeit: Gesamturteil der behandelnden Ärzte
schlecht (1,5%)
gut (29,6%)
mäßig (1,5%)
i
sehr gut (67,5%)Abbildung 3: Verträglichkeit: Gesamturteil der behandeln
den Ärzte
Diskussion
Immer noch werden biologische Behandlungs
verfahren in der Rheumatherapie kontrovers diskutiert. Bekannt ist aber auch, daß bei den Patienten die Beliebtheit von Naturheilverfah
ren groß ist (2). Und obwohl kaum systemati
sche Untersuchungen zur Wirksamkeit von Phytotherapeutika und Homöopathika vorlie
gen (3), werden sie von vielen Ärzten und Pa
tienten akzeptiert.
Während für viele biologische Medikamente ein nur unbefriedigender Wirksamkeitsnach
weis vorliegt, ist der therapeutische Wert von Rheumaselect® in einer plazebokontrollierten randomisierten Doppelblindstudie nachgewie
sen worden (1). Die vorliegende Studie sollte dazu dienen, die Ergebnisse in einem Bundes
land zu prüfen, in dem die Homöopathie bis
lang einen nur sehr geringen Stellenwert besaß und wohl daher eine besonders kritische Beur
teilung zu erwarten war. Um so bemerkens
werter ist, daß die Wirksamkeit des homöopa
thischen Komplexmittels erneut bestätigt wurde: Rund 76% der Ärzte urteilten mit »gut«
oder »sehr gut«. Für die Effektivität der Be
handlung spricht auch, daß drei Viertel der Ärzte das Prüfpräparat auch nach Ende der Anwendungsbeobachtung weiter verordneten.
Da Rheumaselect® in der Regel in Kombination mit nichtsteroidalen Antirheumatika gegeben wird, kann durch den therapeutischen Effekt des Homöopathikums in etwa einem Drittel der Eälle - im Vergleich zur alleinigen NSAR-Gabe - eine Dosisreduktion der Entzündungshem
mer erreicht werden. Die Vorteile für den Pa
tienten sind offensichtlich:
• eine geringe Zahl von unerwünschten Wir
kungen und
• eine Senkung der Therapiekosten.
Die unerwünschten Wirkungen der in der The
rapie rheumatischer Erkrankungen gebräuch
lichen NSAR und Kortikosteroide sind bekannt.
Sie betreffen den Gastrointestinaltrakt, die Nie
ren, das Zentralnervensystem, den Respirati
onstrakt, den Uterus, die Thrombozytenaggre
gation und die fetale Zirkulation (5). Durch die Therapie mit dem Homöopathikum, so konnte in dieser Anwendungsstudie am Beispiel der gastrointestinalen Nebenwirkungen gezeigt werden, ist eine Reduktion der - wahrschein
lich in den meisten Eällen auf
NSAR-Gastro-Rkemnatische Erkrankungen Therapie-Studiel
duodenopathien zurückzuführenden - Magen
schmerzen möglich. Somit ergeben sich auch Einsparmöglichkeiten bei den häufig als »Ma
genschutztherapeutika« verordneten Antazida und Hg-Antagonisten.
Für die Behandlung älterer Menschen wäre der NSAR-Einspareffekt durch eine sehr gut ver
trägliche zusätzliche Medikation mit dem Komplexmittel Rheumaselect® von besonderer Bedeutung. Denn im Alter steigt das Risiko, NSAR-bedingte Ulzera zu entwickeln, deutlich an (6).
Fazit: Die Kombination der üblichen antirheu
matischen Therapie mit Rheumaselect® bietet dem niedergelassenen Arzt die Möglichkeit, bei Patienten mit Erkrankungen aus dem rheuma
tischen Formenkreis NSAR und Analgetika ein
zusparen und so Nebenwirkungen und Behand
lungskosten zu reduzieren.
Literatur
1. Wiesenauer, M., und Gaus, W.: Wirksamkeitsnach
weis eines Homöopathikums bei chronischer Polyar
thritis — Eine randomisierte Doppelblindstudie bei nie
dergelassenen Ärzten. Akt. Rheumatol. 1991; 16: 1-9.
2. Aliensbacher Berichte Nr. 17, 1989.
3. Gaus, W., et al.: Ausgewählte wissenschaftliche Schriften zum Thema: Naturheilverfahren in der Rheu
matologie. Akt. Rheumatol. 1989; 14: 147-184.
4. Boericke, W.: Handbuch der homöopathischen Ma
teria medica. Karl F. Haug Verlag, Heidelberg 1992.
5. Fricke, R.: Antirheumatika und Urikosurika. In: H. P.
Kuemmerle, N. Goossens: Klinik und Therapie der Ne
benwirkungen, 3. Aufl. 1148-1156. Thieme Verlag, Stuttgart 1984.
6. Griffin, M. R., et al.: Ann. Intern. Med. 1991; 114:
257-263.
Anschrift der Verfasser:
Dr. med. Martin Horning Arminiusstr. 9
W-4939 Steinheim Obermedizinalrat Dr. med. A. Hille FA für Allgemeinmedizin Vor dem Mühlentor 3 0-2830 Boizenburg
Auch Therpeu- tika, die den Magen schüt
zen, können eingespart werden
Diethard Gemsa, Joachim R.
Kalden, Klaus Resch.
Begr. von Karl-Otto Vorlaender
Immunologie
Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1991. 671 Seiten, 12 Farbtafeln, 195 Abb., 205 Tab., gebunden, 280,- DM.
Inhalt
Grundlagen - Klinik - Praxis
Allgemeine Grundlagen der Immunologie
• Immunsystem
• Immunreaktionen
• Genetik
• Entzündungs- und Ab
wehrmechanismen
• Onkologie
• Allergie
• Diagnostische Methoden
• Pharmakologie
Immunologische Krankheits
bilder u. a. in der:
• Hämatologie/Onkologie
• Infektologie
• Gynäkologie
• Rheumatologie
• Endokrinologie/Diabetolo
gie
• Neurologie
• Ophthalmologie Sonderbereiche:
• Transplantation
• AIDS
• Alter
Kommentar
Das erstmals 1976 begrün
dete erfolgreiche Standard
werk von K.-O. Vorlaender, Berlin, bekam drei neue Her
ausgeber und 35 namhafte Autoren, darunter zwei ame
rikanische Wissenschaftler.
Der Inhalt wurde völlig neu gestaltet und aktualisiert. Da
gegen blieben neben dem Titel das strukturelle Kon
zept erhalten: Theoretische Grundlagen (Teil I, ca. 260 Seiten) und klinisch-prakti
sche Anwendung (Teil II, ca.
360 Seiten) in Einem! Es ist zu spüren, daß die Herausge
ber darauf geachtet haben, Immunologie als eine unver
zichtbare interdisziplinäre Wissenschaft darzustellen.
Das betrifft schon lange nicht mehr die Infektabwehr allein, sondern viele Basis-, Steuer- und Integrationsfunktionen des menschlichen Zell- und damit Organsystems.
Den Herausgebern ist eben
falls zugute zu halten, daß die wünschenswerte Praxisrele
vanz generell eingehalten und die Texte verständlich bleiben konnten. Die Druck
legung von seiten des Verla
ges mit zahlreichen über
sichtlichen Tabellen, den ro
safarbenen Unterlegungen sowie den erwähnenswert kunstvollen Zeichnungen von Barbara Gay, ist als sehr an
genehm zu bezeichnen.
Sponsoren haben darüber hinaus sehr schöne Farbta
feln in einem Sonderteil er
möglicht.
War es oft so, daß sich man
che Kollegin und mancher Kollege (der Rezensent will sich hier nicht ausschließen) nicht so recht an die schein
bar abstrakte Immunologie heranwagte, so besteht mit diesem Buch die exzellente Möglichkeit, sich ihrer Faszi
nation zu stellen.
W. Hardinghaus
Die diabetische Polyneuropa
thie trifft jeden 2. Diabetiker!
Fälschlicher
weise wird die Polyneuropa
thie oft zu den
»Spätschäden«
des Diabetes gezählt