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4 Wichtige Veränderungen bei den Kontextbedingungen

4 Wichtige Veränderungen bei den Kontextbedingungen

Die Situation von Jugendlichen und jungen Erwachsenen hängt nicht nur von ihren eigenen Aktivitäten ab, sondern ist massgeblich auch durch Veränderungen der Kontextbedingungen wie der konjunkturellen Entwicklung oder Wandlungen in der Nachfrage nach Arbeitskräften geprägt. Nachfolgend wird deshalb die Entwicklung der wichtigsten Kontextbedingungen kurz erläutert.

Wirtschaftliche Entwicklung

Die Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt in den letzten 10 Jahren waren geprägt durch eine Rezession (negatives Wachstum des Bruttoinlandprodukts) im Jahr 2009 in Folge der Finanzkrise. Abbildung 10 (vgl. nächste Seite) zeigt das Wachstum des realen Bruttoinlandprodukts (BIP) sowie das BIP pro Kopf. Es ist klar ersichtlich, dass nach 2009 eine konjunkturelle Erholung einsetzte, wobei das Wachstum des BIP pro Kopf verhalten ausfällt.

Verlagerung von Stellen und Beschäftigten in den dritten Sektor

Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt ist zudem geprägt von einer Verlagerung von Stellen und Beschäf-tigten in den dritten Sektor, den Dienstleistungssektor. Die Anzahl der offenen Stellen im dritten Sektor ist in der Tendenz zunehmend, während im zweiten Sektor (Industrie) deutlich weniger offene Stellen zu verzeichnen sind, mit insgesamt sinkender Tendenz. Die zunehmende Relevanz des dritten Sektors zeigt sich auch in der Entwicklung der Anzahl Beschäftigten.

Steigende Nachfrage nach Erwerbspersonen mit Tertiärabschluss

Die Anzahl Erwerbspersonen hat in der Schweiz zugenommen. Im Jahr 2016 zählte die Schweiz rund 15 Prozent mehr Erwerbspersonen als noch im Jahr 2006. Dabei war die Zunahme von Personen mit auslän-discher Nationalität höher (37%) als bei den Schweizer/innen (8%) (Quelle: SAKE, nicht abgebildet). Die Nachfrage nach Arbeitskräften in der Schweiz wird also zu einem beachtlichen Teil durch ausländisches Personal gedeckt. Sowohl insgesamt als auch getrennt für Schweizer/innen und Ausländer/innen zeigt sich, dass der Anteil an Erwerbspersonen mit Tertiärabschluss schon seit längerer Zeit, aber in verstärkten Ausmass ab 2002 zunimmt, während die Anteile an Personen mit Sek.-I oder Sek.-II-Abschluss abnehmen.

Abbildung 11 zeigt die Veränderung des Anteils der ausländischen Erwerbspersonen nach Bildungsstand seit 1996.10 Eindrücklich ist der «Knick» bei den Personen mit Tertiärabschluss im Jahr 2002, als die Perso-nenfreizügigkeit mit der EU eingeführt wurde (schwarze Linie). Hier zeigt sich klar, dass die Nachfrage nach Personen mit Tertiärausbildungen in der Schweiz mit inländischem Personal nicht gedeckt werden kann.

10 Für diese Abbildung wurde ein grösserer Beobachtungszeitraum gewählt, um Effekte der Einführung des Personenfreizügigkeits-abkommens zwischen der Schweiz und der EU im Jahr 2002 betrachten zu können.

4 Wichtige Veränderungen bei den Kontextbedingungen

Abbildung 10: Entwicklung des BIP-Wachstums und des BIP pro Kopf, 2006–2017, zu laufenden Preisen

Quelle: BFS – Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR). Darstellung BASS

Abbildung 11: Anteil Erwerbspersonen mit ausländischer Nationalität nach Bildungsstand, 1996–2017

Anm. Die Erhebungsmethode der SAKE wurde im Jahr 2010 geändert (vgl. Fussnote 15). Aufgrund dieses Strukturbruchs im Jahr 2010 sind die Linien zu den Auswertungen mit SAKE-Daten in den Abbildungen unterbrochen.

Quellen: BFS SAKE. Darstellung BASS 0%

10%

20%

30%

40%

50%

Sekundarstufe I Sekundarstufe II Tertiärstufe

60’000 65’000 70’000 75’000 80’000

-4%

-2%

0%

2%

4%

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 (prov.)

2017 (prov.)

BIP-Wachstum im Vergleich zum Vorjahr (real, linke Skala) BIP (in Mio. Franken)

4 Wichtige Veränderungen bei den Kontextbedingungen

Migrationshintergrund von Jugendlichen und jungen Erwachsenen

Ursachen für Veränderungen in der Situation auf dem Arbeitsmarkt von Jugendlichen und jungen Erwach-senen können nebst den oben erwähnten konjunkturellen Bedingungen und Änderungen bei der Ar-beitsnachfrage auch in einer Veränderung der Zusammensetzung von Jugendlichen und jungen Erwach-senen liegen. Der Migrationshintergrund ist diesbezüglich ein zentrales Merkmal. Mehrere Untersuchun-gen leUntersuchun-gen dar, dass insbesondere JuUntersuchun-gendliche und junge Erwachsene, die im Alter von 15 bis 24 Jahren in die Schweiz zuziehen, mit besonderen Herausforderungen beim Einstieg in eine nachobligatorische Aus-bildung und den Arbeitsmarkt konfrontiert sind (z.B. BFS 2018, Stutz et al. 2016). Solche sogenannt

«spätzugewanderten Personen» sind in den Statistiken den im Ausland geborenen Ausländer/innen zuge-ordnet.

Abbildung 12 und Abbildung 13 (nächste Seite) zeigen die Verteilung der 15- bis 19-Jährigen sowie der 20- bis 24-Jährigen nach Migrationshintergrund in den Jahren 2010 und 2016, und zwar für die Bevölke-rung insgesamt und für die Gruppe der NEET. Die Darstellungen beruhen auf den Daten der Strukturerhe-bung des BFS (seit 2010), welche die ständige Wohnbevölkerung umfassen, also alle schweizerischen Staatsangehörigen mit einem Hauptwohnsitz in der Schweiz sowie alle ausländischen Staatsangehörigen mit einer Anwesenheitsbewilligung für mindestens 12 Monate oder ab einem Aufenthalt von 12 Monaten in der Schweiz.

Von Interesse sind vor allem Veränderungen bei der Gruppe mit den potenziell grössten Schwierigkeiten bei den Übergängen an den Nahtstellen I und II, den im Ausland geborenen Ausländer/innen: Ihr Anteil hat sich unter den 15- bis 19-Jährigen im Beobachtungszeitraum vergrössert – und zwar sowohl insgesamt als auch in der Gruppe der NEET. Unter der Gruppe der 15- bis 19-Jährigen ist also eine Gruppe mit potenziell grösseren Schwierigkeiten an der Nahtstelle I gegen Ende des Beobachtungszeit-raums stärker vertreten. Absolut gesehen gibt es in der 15- bis 19-jährigen ständigen Wohnbevölkerung im Jahr 2016 rund 50‘000 im Ausland geborene Ausländer/innen (im 2010 rund 42‘000). In der Gruppe der 20- bis 24-Jährigen machen im Ausland geborene Ausländer/innen zwar einen grösseren Anteil aus, ihr Anteil hat sich aber im Beobachtungszeitraum verringert. Auch in dieser Altersgruppe sind im Ausland geborene Ausländer/innen unter den NEET überproportional vertreten. Absolut gesehen gibt es in der 20- bis 24-jährigen ständigen Wohnbevölkerung im Jahr 2016 rund 72‘000 im Ausland geborene Auslän-der/innen (im 2010 rund 76‘000).

Der Migrationshintergrund ist bei weitem nicht das einzige Merkmal, welches sich erschwerend auf die Bedingungen für die Integration ins Bildungssystem und in den Arbeitsmarkt auswirken kann. Zu be-rücksichtigen wären u.a. auch Entwicklungen bezüglich des allgemeinen Gesundheitszustands der Ju-gendlichen und jungen Erwachsenen. Auch allfällige Betreuungspflichten gegenüber eigenen Kin-dern können eine Rolle spielen.

4 Wichtige Veränderungen bei den Kontextbedingungen

Abbildung 12: Verteilung der Bevölkerung und der NEET nach Migrationshintergrund; 15- bis 19-Jährige

Quelle: BFS; Strukturerhebung 2010 und 2016. Berechnung und Darstellung BASS

Abbildung 13: Verteilung der Bevölkerung und der NEET nach Migrationshintergrund; 20- bis 24-Jährige

Quelle: BFS; Strukturerhebung 2010 und 2016. Berechnung und Darstellung BASS

78% 75%

64% 61%

4% 4%

5% 4%

9% 9%

13% 12%

9% 12%

18% 23%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

2010 2016 2010 2016

Anteil an der Bevölkerung Anteil an den Personen in NEET-Situationen

AusländerInnen, im Ausland geboren

AusländerInnen, in der Schweiz geboren

SchweizerInnen, im Ausland geboren

SchweizerInnen, in der Schweiz geboren

73% 74%

56% 61%

6% 5%

8% 6%

5% 6%

6% 8%

16% 15%

30% 26%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

2010 2016 2010 2016

Anteil an der Bevölkerung Anteil an den Personen in NEET-Situationen

AusländerInnen, im Ausland geboren

AusländerInnen, in der Schweiz geboren

SchweizerInnen, im Ausland geboren

SchweizerInnen, in der Schweiz geboren