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2 Zusammenfassungen

3.5 Weitere naturschutzfachliche Bedeutung des Gebiets

Der Gefährdungsgrad der Roten Listen Baden-Württembergs (RL) richtet sich bei den Farn- und Samenpflanzen nach BREUNIG &DEMUTH (1999), bei den Vögeln nach HÖLZINGER et al.

(2007), bei den Schmetterlingen nach EBERT et al. (2008), bei den Heuschrecken nach DETZEL (1998) und bei den Spinnen nach NÄHRIG &HARMS (2003).

Bei den Farn- und Samenpflanzen steht die Angabe vor dem Schrägstrich für die landesweite Einstufung, die nach dem Schrägstrich für die regionale Einstufung der Schwäbischen Alb.

3.5.1 Flora und Vegetation

Mit mindestens 528 (8018/1), 555 (8017/2), 653 (8017/3) und 683 (8017/4) nachgewiesenen Arten der Farn- und Samenpflanzen in den TK-Quadranten gehört die Region um das FFH-Gebiet zu den artenreicheren Baden-Württembergs (Auswertung der floristischen Kartierung Baden-Württemberg: SEBALD et al. 1992-1993 und 1996-1998). Bedingt durch die standörtliche Vielfalt in Bezug auf Geologie, Böden, Kleinklima und eine verhältnismäßig extensive Land- und Forstwirtschaft kommen innerhalb des FFH-Gebiets mindestens 50 gefährdete und stark gefährdete Pflanzenarten vor sowie mindestens 50 Arten der Vorwarnliste.

Eine Besonderheit unter den seltenen und gefährdeten Arten stellen die dealpinen Arten dar, die auch als Reliktarten gelten. Diese Arten gab es im Gebiet wahrscheinlich bereits in der frühen Nacheiszeit (Atlanticum) mit einem sehr warmen Klima. Sie haben in der Folgezeit die zunehmende Klimaabkühlung und Bewaldung an besonders trockenwarmen, lichten Standorten überdauert. Diese Arten haben ihre einzigen oder zumindest die meisten Vorkommen in Baden-Württemberg im Bereich der südwestlichen Schwäbischen Alb einschließlich Baaralb und Oberes Donautal. Zu diesen Arten gehören zum Beispiel Zwergbuchs (Polygala chamaebuxus), Heideröschen (Daphne cneorum), Scheiden-Kronwicke (Coronilla vaginalis), Immergrüne Segge (Carex sempervirens) und Felsen-Kreuzdorn (Rhamnus saxatilis).

Viele der seltenen und gefährdeten Arten sind typische Arten der Magerrasen, Wacholderheiden oder der Saumvegetation trockenwarmer Standorte. Beispiele außer den oben genannten Reliktarten sind Kugel-Teufelskralle (Phyteuma orbiculare), Kreuz-Enzian (Gentiana cruciata), Deutscher Enzian (Gentianella germanica), Echte Kugelblume (Globularia punctata), Knollige Kratzdistel (Cirsium tuberosum) und Mittleres Leinblatt

(Thesium linophyllon) sowie die Orchideen-Arten Rotbraune Stendelwurz (Epipactis atrorubens), Kleine Spinnen-Ragwurz (Ophrys araneola) oder Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera).

Eine besondere Vegetation stellt der Buntreitgras-Blaugras-Rasen dar, der zu den alpigenen Blaugras-Rasen gehört. Die wenigen Bestände im Gebiet kommen auf meist nord- bis nordwestexponierten Steilhängen südlich Gutmadingen vor. Typische Arten sind das Bunte Reitgras (Calamagrostis varia), das Narzissen-Windröschen (Anemone narcissiflora) und der Amethyst-Schwingel (Festuca amethystina).

Auch Bestände der Saumvegetation und Hochstaudenfluren mittlerer bis feuchter Standorte weisen einige bemerkenswerte Arten auf. Dazu gehören zum Beispiel die Distel-Sommerwurz (Orobanche reticulata) im Tiefental südöstlich der Eßlinger Mühle. oder der Neuberger Eisenhut (Aconitum napellus subsp. lusitanicum) im Pfaffental.

In Äckern und auf Ruderalstellen finden sich ebenfalls einige gefährdete Arten wie Sommer-Adonisröschen (Adonis aestivalis) oder Sophienkraut (Descurainia sophia). Im Vergleich zu den Magerrasen und Wacholderheiden sind diese Vegetationstypen im Gebiet relativ artenarm ausgebildet.

Bei den Wäldern nehmen die Kiefernwälder trockenwarmer Standorte eine besondere Rolle ein. In einigen besonders lichten Ausprägungen im Gebiet, die zum Teil dem Steppen-Kiefernwald entsprechen, kommen die bereits oben genannten Reliktarten vor, außerdem einige weitere seltene und ebenfalls gefährdete Arten, darunter Vertreter der Heidekrautgewächse wie Nickendes Wintergrün (Orthilia secunda), Grünliches Wintergrün (Pyrola chlorantha) und Einblütiges Wintergrün (Moneses uniflora) und Orchideen-Arten wie Kriechstendel (Goodyera repens), Frauenschuh (Cypripedium calceolus) und Schwertblättriges Waldvöglein (Cephalanthera longifolia).

Eine sehr große Fläche im Gebiet wird vom Waldgersten-Buchen-Wald eingenommen, der hier die natürliche Vegetation darstellt. Kennarten dieser Gesellschaft sind Waldgerste (Hordelymus europaeus) und Alpen-Heckenkirsche (Lonicera alpigena) außerdem Leberblümchen (Hepatica nobilis), Europäische Haselwurz (Asarum europaeum) und Kellerhals (Daphne mezereum). Die an Esche und Berg-Ahron reichen Schluchtwälder auf den Steilhängen des Donautals beherbergen die Finger-Zahnwurz (Cardamine pentaphyllos) als typische präalpine Art.

Eine Darstellung der Vegetation und Flora der trockenwarmen Standorte und der dealpinen Vegetation Südbadens, die auch das FFH-Gebiet mit einschließt, findet sich bei WITSCHEL

(1980).

3.5.2 Fauna

Ebenso artenreich wie die Flora des FFH-Gebiets ist die Fauna ausgebildet, insbesondere die Insektenwelt. Dies zeigt sich unter anderem in der Anzahl seltener und gefährdeter Arten.

Unter den im Gebiet vorkommenden Schmetterlingen wurden von DÖLER et al. (2007) vier nach der Roten Liste Baden-Württembergs stark gefährdete Arten gefunden, 20 gefährdete und 26 Arten der Vorwarnliste. Unter den von Heuschrecken wurden zwei Arten nachgewiesen, die in Baden-Württemberg stark gefährdet sind, vier gefährdete Arten und sieben Arten, die auf der Vorwarnliste stehen. Die wichtigsten Biotoptypen für die meisten seltenen und gefährdeten Schmetterlinge und Heuschrecken sind Magerwiesen, Magerrasen, Wacholderheiden und lichte Kiefernwälder.

Unter den anderen wirbellosen Tiergruppen wurde von DÖLER et al. (2007) am Hörnekapf nordwestlich Geisingen die Röhrenspinne Eresus sandaliatus nachgewiesen, eine in Baden-Württemberg stark gefährdeten und nur auf der schwäbischen Alb vorkommende Art. An mehreren Stellen zwischen Geisingen und Zimmern wurde in meist südexponierten Magerrasen der Libellen-Schmetterlingshaft (Libelloides coccajus) beobachtet.

Unter den im FFH-Gebiet in den letzten Jahren beobachteten Vogelarten gehört der in Baden-Württemberg vom Aussterben bedrohte Berglaubsänger (Phylloscopus bonelli) zu den großen Besonderheiten. Die Art wurde zuletzt 2006 in einem lichten Kiefernwald im Wildtal nachgewiesen (DÖLER et al. 2007). Weitere im Gebiet vorkommende seltene und gefährdete Arten sind Waldlaubsänger (Phylloscopus sibilatrix), Baumpieper (Anthus trivialis), Baumfalke (Falco subbuteo), Wespenbussard (Pernis apivorus) und die Feldlerche (Alauda arvensis).

3.5.3 Sonstige naturschutzfachliche Aspekte

Von besonderer naturkundlicher und landschaftsgeschichtlicher Bedeutung ist die Versickerungsstrecke der Donau (auch Versinkung genannt) zwischen Immendingen und Möhringen. Das Donauwasser versinkt hier in einem Karstwassersystem des Weißen Juras und tritt im rund zwölf Kilometer entfernten Aachtopf wieder aus, um dann als Radolfzeller Aach bei Radolfzell in den Bodensee zu münden. Damit fließt ein Teil des Donauwassers auch in den Rhein und überwindet damit die europäische Wasserscheide. Die Donau fällt auf dieser Strecke bis zu 200 Tage im Jahr fast völlig trocken.